Nach 4 Tagen und 7 Runden intensivem Schach stehen mit den beiden Werderaner Nikolas Wachinger (A-Turnier) und Alexander Lattreuter (B-Turnier) die Sieger des Bremer Silvester Open 2024 fest.
Nach 4 Tagen und 7 Runden intensivem Schach stehen mit den beiden Werderaner Nikolas Wachinger (A-Turnier) und Alexander Lattreuter (B-Turnier) die Sieger des Bremer Silvester Open 2024 fest.
Zwischen Weihnachten und Neujahr fand auch zum Abschluss des Jahres 2024 wieder das Bremer Silvester Open (BSO) statt. Insgesamt 96 Teilnehmer nahmen am Schachturnier teil, welches nach Spielstärken in ein A- und ein B-Open aufteilt.
Das A-Open ist für alle offen, die eine Elo 1800+ haben. Für das B-Open können sich Spieler anmelden, die eine Wertungszahl von unter 1900 haben. Einige können sich also aussuchen, in welchem Open sie mitspielen wollen.
Das Turnier begann am Freitag, den 27.12 um 10.00 Uhr mit einer kurzen Ansprache von Turnierleiter David Kardoeus und Dr. Oliver Höpfner, der als Abteilungsleiter der Schachabteilung des SV Werder Bremen ein paar Worte an die Spieler richtete.
Als zur ersten Runde angepiffen wurde, war die Galopprennbahn noch in tiefen Nebel getaucht. Der Spielsaal bietet mit einer riesigen Fensterfront ein fantastischen Blick auf das Panorama der alten Galopprennbahn, die mittlerweile nur noch für Spaziergänge und Golfabschläge genutzt wird.
Für die Organisatoren gibt es nach Beginn des Turniers eine kleine Pause vom Stress der vorangegangenen Tage. Bereits vor Weihnachten wurde der Spielsaal aufgebaut und verkabelt. Am zweiten Weihnachtsfeiertag gab es dann noch ein paar letzte Tests, ob die Live-Übertragung der DGT-Bretter ins Internet funktioniert. Am Tag des Turnierstarts gibt es zwar keine Registrierung vor Ort, aber kurzfristige An- und Abmeldungen (zum Beispiel durch Krankheit) würfeln die Teilnehmerliste immer nochmal durcheinander.
Das Turnier war nun also in vollem Gange und jeweils die ersten acht Bretter des A- und B-Open wurden live ins Internet übertragen; zu sehen auf Lichess. Zusätzlich wurden die Live-Bretter auch auf zwei Leinwänden im Turniersaal gezeigt, sodass die Mitstreiter hautnah miterleben konnten, was an den Spitzenbrettern vor sich ging. Das erste Duell der Giganten gab es in Runde 3, als IM Nikolas Wachinger auf IM Jari Reuker traf. Wachinger erspielte sich einen positionellen Vorteil, den er in Aktivität und mit knapper werdender Zeit in einen vollen Punkt umwandeln konnte.
Im B-Open gab es gleich an drei Top-Brettern Überraschungen: Sowohl an Brett 1 als auch an Brett 3 gab es einen Favoritensturz. Der Pakistaner Jehangeer Menghawar konnte den Erstgesetzten Christian Maeder niederringen, nachdem er schon mit dem Rücken zur Wand gestanden hatte.
Eine weitere kleine Überraschung brachte Brett 6 hervor, wo sich Haiyang Yao und Alexander Lattreuter im vereinsinternen Duell mit einem Remis trennten.
Das Turnier lief in den kommenden Tagen, zur Freude der Organisatoren, reibungslos ab. Es gab jedoch einen medizinischen Zwischenfall, bei dem sogar ein Krankenwagen gerufen wurde. Zum Glück konnte das Turnier fortgesetzt werden und es sind auch alle wieder wohlauf.
IM Nikolas Wachinger hatte in der fünften Runde eine Punkteteilung gegen den Setzranglistenersten IM Julian Kramer erzwungen und war alleiniger Tabellenführer. Es kam in der vorletzten Runde zum Duell zweier Werderaner, bei der Wachinger mit 27...De6 einen vergifteten Läufer für FM Olaf Steffens serviert:
Mit wenig Zeit auf der Uhr ließ sich der Routinier in die Irre führen und lief in das schwarze Mattnetz. Da sich die Verfolger parallel in einer spektakulären und ereignisreichen Partie unentschieden trennten, hatte Wachinger schon vor der letzten Runde einen ganzen Vorsprung.
In der letzten Runde konnte Wachinger mit den weißen Steinen befreit aufspielen. In einer spanischen Partie wurden zügig die e-Bauern vom Brett genommen und es kam zu einer wenig dynamischen Stellung. Mit dem Damentausch kam das Remisgebot; Mats Beeck sah keinen Grund dies auszuschlagen und besiegelte mit dem Handschlag den Turniersieg von Nikolas Wachinger.
Damit blieb der Werderaner ungeschlagen und konnte ein paar Wertungspunkte zu seiner Elozahl hinzuaddieren.
Im B-Open hatte Alexander Lattreuter nach seinem anfänglichen Wackler wieder Boden gut gemacht und mit drei aufeinander folgenden Siegen zur Spitzengruppe aufgeschlossen. Es blieb bis zum Schluss spannend und auch nach Runde 7 hatte sich kein eindeutiger Sieger herauskristallisiert. Gleich vier Spieler hatten 5,5/7 Punkten erreicht und im direkten Vergleich hatten sich alle mit einem Unentschieden voneinander getrennt.
Da wir den Turniersieger und die Preisgeldvergabe nicht nach der Buchholz festlegen, musste laut Ausschreibung ein Tie-Break gespielt werden - und zwar mit allen vier punktgleichen Spielern.
Dies wurde mit zwei Halbfinals ausgetragen, aus deren Sieger sich das Finale bildete. Die Partien wurden abermals auf der Leinwand übertragen und so sammelten sich doch einige Zuschauer im Turniersaal an, die den letzten Tanz live verfolgen wollten.
Es hätte nicht spannender laufen können: Im ersten Halbfinale setzte sich Peter Supplieth gegen Christian Ewers durch. Im zweiten Halbfinale schien Sebastian Beeck Oberwasser zu haben, aber Alexander Lattreuter parierte das drohende Ausscheiden im Springerendspiel und es kam zur Zugwiederholung.
Es musste eine "Armageddon-Partie" her. Bei diesem Format bekommt der Weiß-Spieler 5 Minuten und der Schwarz-Spieler 4 Minuten auf der Uhr, mit einem Remis zieht allerdings Schwarz ins Finale ein. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Trotz des hohen Drucks blieb der Werderaner nervenstark, konnte sogar mit den schwarzen Steinen gewinnen und zog ins Finale ein.
Erneut wurden die Farben gelost und Alexander Lattreuter durfte die letzte Partie des Tages mit Weiß spielen. Mit einem druckvollen Angriff am Königsflügel krönte er sich selber zum Turniersieger des B-Open und belohnte sein Durchhaltevermögen mit einem stattlichen Preisgeld.
Nach vier spannenden Schachtagen endet das Bremer Silvester Open 2024. Bereits zum dritten Mal konnte IM Nikolas Wachinger das Turnier und den Pokal gewinnen. Das B-Open bot bis zum Schluss enorm viel Spannung und brachte mit dem Tie-Break einen Nervenkitzel für alle Anwesenden.
Das BSO hat mit dem Atlantic Hotel an der Galopprennbahn einen fantastischen Austragungsort gefunden. Der Saal ist groß und geräumig genug für mehr als 100 Teilnehmer. Die riesige Fensterfront bietet eine Aussicht, die zu einem richtigen Merkmal des Turniers werden könnte.
Wir freuen uns, euch am Ende des Jahres zum Bremer Silvester Open 2025 begrüßen zu dürfen.
Ein besonderer Dank geht an IA Dirk Rütemann, unseren Schiedsrichter, der uns seit dem ersten Turnier nicht nur mit dem Regelwerk, sondern auch in der Organisation kräftig unterstützt.
Ein weiterer Dank gebührt Jens Kardoeus, der unzählige Aufgaben wie zum Beispiel die ganze Live-Übertragung übernimmt und ohne den das Turnier garnicht stattfinden könnte.
Vielen Dank auch an alle Helfer, die sowohl vor als auch nach dem Turnier beim Auf- und Abbau geholfen haben; durch euch ging alles zügig und planmäßig.