Tag 7: Die Favoriten setzen sich an die Spitze

Jubiläumsturnier 2024

Jakob Pajeken und Aditya Mittal am Spitzenbrett
Jakob Pajeken gegen Aditya Mittal
Schach
Samstag, 09.03.2024 / 11:47 Uhr

Thomas Büttner

Die siebte Runde des Werder-Jubiläumsturniers sah wieder eine Reihe von hart umkämpften Partien – mit dem Trend, dass sich in den meisten Partien die Favoriten durchsetzten.

Die geringste Kampfeslust herrschte an Brett 3. Hier hatten Voitech Plat und Szymon Gumularz kaum die Eröffnung verlassen, als sie sich schon auf eine Zugwiederholung einließen und die bisher kürzeste Partie des Turniers spielten.

Das Remis zwischen Collin Colbow und Jana Schneider dauerte nur zwei Züge, aber gleich anderthalb Stunden länger. Der Italiener verflachte aus der Eröffnung heraus, keine Seite leistete sich relevante Ungenauigkeiten, so dass die Punkteteilung die logische Folge war. Die erste Partie von Jana, die nicht mit einer Entscheidung endete!

Nur wenig länger dauerte die Partie zwischen Pawel Teclaf und Daniel Kopylov. Trotz des frühen Damentauschs gelang es dem polnischen GM, einen gefährlichen Königsangriff zu initiieren. Nach wechselseitigen Qualitätsopfern gelang der Einschlag des Läufers auf h7, und nach dem hübschen 28. e6 war der Schwarze König nur noch unter Materialverlust zu retten. Die Partie des Tages?

Auch die Partie zwischen Rainer Knaak und Gerlef Meins endete bald in der Punkteteilung. Hier kam es nach einem angenommenen Damengambit zu einem kurzen taktischen Schlagabtausch, der schnell in einer Zugwiederholung endete.

Am Spitzenbrett hatte es Aditya Mittal mit Jakob Leon Pajeken zu tun. Die beiden verließen für Najdorf-Verhältnisse ziemlich schnell die Theorie, und am Ende der Verwicklungen mit b4 und g5 griff Jakob mit Sc6? fehl, statt mit Sxe4! annähernd das Gleichgewicht zu halten. Von da an ging es schnell abwärts, und der Kieler musste bald die Waffen strecken. 6 aus 7 und bisher eine Eloperformance nahe der 2800 für Aditya!

Christian Glöckler musste gegen Bobby Sky Cheng die erste Niederlage des Turniers einstecken. Nachdem Christian die Eröffnung noch ausgeglichen gestalten konnte, griff er mit 18. cxd5 fehl, und Bobby nutzte die entstehenden Schwächen gnadenlos aus. In großer Zeitnot fand Christian die nötigen Ressourcen nicht und musste nach 35 Zügen die Waffen strecken.

Heiß zur Sache ging es in der Partie von Roeland Pruissers gegen Viktoria Radeva. Nach ausgeglichener Eröffnung konnte der Niederländer den Königsflügel aufreißen und mit einem wahren Opferfeuerwerk (28. Se4, 30. Le4!, 31. Txe4) den schwarzen Monarchen überwältigen. Eine tolle Partie, mit dem kleine Wehmutstropfen, dass 28. Le4! ein noch direkterer Weg zum Matt gewesen wäre. Die Partie des Tages!

Adrian Söderström und Mitra Heyjazipour fanden sich im Taimanov-Sizilianer wieder, wo sie recht bald die ausgetretenen Pfade verließen. Nachdem der Schwede die etwas fragwürdige Entscheidung fällte, in den offenen Damenflügel zu rochieren, konnte die Französin erst einen, dann einen zweiten Bauern gewinnen. Adrians Versuche, einen Angriff aufzubauen, konterte sie souverän, und konnte so einen verdienten Punkt einfahren.

Die wohl wildeste Partie des Tages spielten Jari Reuker und Alexander Krastev. In der Fianchetto-Variante im Ben-Oni konnte Jari die Vorbereitung für sich gewinnen, und schnell einen großen Zeitvorteil aufbauen. Dazu gewann er bald eine Qualität, aber in einer hochkomplexen Stellung. In den folgenden Verwicklungen konnten Alexander die Stellung immer wieder konsolidieren, so dass beide sich schließlich auf Remis einigten. Die Position hätte aber durchaus noch den Damentausch und den Versuch, die Mehrqualität zu verwerten, hergegeben. In jedem Fall aber ein wahrer Aufreger.

Ein überraschendes Ende fand die Partie von Sascha Wiegmann gegen Pauline Guichard. Lange versuchte die Französin, ihre leichten Vorteile zu verwerten, doch dann stellte sie den Bauern e5 ein, und wenige Züge später war die Stellung nicht mehr zu retten.

Ähnlich bitter verlief auch die Partie für Nikolas Wachinger gegen Zahar Efimenko. Weiß kam mit leichtem Vorteil aus der Spanischen Eröffnung, und konnte einen gefährlichen Freibauern bis b6 bringen. Statt mit 31. Ta1 entscheidenden Vorteil zu erlangen, gab Nikolas Zahar die Gelegenheit, den Bauern mit einem Qualitätsopfer zu neutralisieren. Das resultierende Endspiel war lange ausgeglichen, aber der Ukrainer zeigte, warum er GM ist. Er nutzte jedoch kleine Ungenauigkeit, um schließlich nach über 70 Zügen den vollen Punkt einzufahren.

Nach 7 Runden bietet sich damit ein klares Bild: Aditya Mittal hat weiter einen Punkt Vorsprung, und das Verfolgerfeld besteht vollständig aus mit-2500ern. Die ersten sechs Plätze werden von sechs der sieben Spieler mit einer Elo über 2500 besetzt. Trotzdem sind noch ganze 5 Spieler und Spielerinnen auf Kurs IM-Norm! Es bleibt also spannend.

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