Der Kampf um den Klassenerhalt bleibt spannend, Werder 2 muss gegen die direkten Konkurrenten punkten. In dieser Hinsicht war das Wochenende in Düsseldorf äußerst wichtig, denn wir waren punktgleich mit dem Aachener SV vor der 6. Runde.
Der Kampf um den Klassenerhalt bleibt spannend, Werder 2 muss gegen die direkten Konkurrenten punkten. In dieser Hinsicht war das Wochenende in Düsseldorf äußerst wichtig, denn wir waren punktgleich mit dem Aachener SV vor der 6. Runde.
Zuerst gab es am Samstag eine Begegnung gegen den Gastgeber, Düsseldorfer SK. Ich würde es einfach direkt so formulieren: mit dieser Aufstellung könnte der Düsseldorfer SK in der 1. Bundesliga um die Medaillen kämpfen. Das werden sie in der nächsten Saison höchstwahrscheinlich tun. Wir wollten es trotzdem dem Gegner möglichst schwer machen und waren sehr kämpferisch eingestellt. Man spielt ja nicht jeden Tag mit der 2. Mannschaft gegen so einen Gegner! Dazu kam noch, dass Fabiano Caruana und Ding Liren als Zuschauer vor Ort waren, bei der 2. Bundesliga! Es war also einiges los in Düsseldorf an dem Wochenende.
Mich persönlich verbindet eine ganz andere, sehr alte Erinnerung mit Düsseldorf. Im Jahr 1981 gewann die damals sehr starke Fußballmannschaft Dynamo Tbilisi das Finale gegen FC Carl Zeiss Jena beim Europapokal in Düsseldorf, im Rheinstadion. Das ganze Land hat damals gefeiert, jeder georgische Fußballfan liebt diese Stadt, auch ohne sie je gesehen zu haben. Ich möchte diese schöne Stadt unbedingt mal richtig besichtigen, allerdings existiert das Rheinstadion leider nicht mehr, es wurde ja im Jahr 2002 abgerissen…
Zurück zum Schach, die gegnerische Aufstellung war ungefähr so, wie wir es erwartet haben. Ich wollte meinen Gegner GM Jorden van Foreest überraschen und habe eine Variante vorbereitet, die ich bisher für meine Schüler viel analysiert, aber selber noch nie angewendet habe. Die Variante kam aufs Brett. Er war tatsächlich überrascht und sagte mir nach der Partie, dass er kurz überlegt hätte, den Hauptvarianten schon ganz am Anfang auszuweichen. Aber am Ende hat er sich dann für die prinzipielle Variante entschieden. Auf meine Überraschung folgte leider eine Gegen-Überraschung von ihm. Er hat mit 15.0-0 ein sehr seltenes Abspiel gewählt und dazu noch die Mega-Neuerung 17.Se2! ausgepackt.
Tja, ein 2700-er halt. Die Stellung ist für Schwarz in Ordnung, aber man muss 17…g6! 18.e6 Tg8! spielen, was ziemlich unheimlich aussieht. Wenn man nicht weiß, dass es richtig ist, kann man so eigentlich nicht spielen. Ich habe eine andere Entscheidung getroffen. Meine Stellung geriet leider massiv unter Druck und sie war bald nicht mehr zu retten.
Collin war an Brett 1 gegen Gukesh sehr gut vorbereitet. Es kam Sizilianisch Paulsen mit Übergang in das Scheveninger System. Er wählte den Plan mit De1-g3, was ich persönlich sehr gut finde. Er hat einen Bauer gewonnen und stand kurzzeitig auch klar besser. Leider konnte Schwarz doch alle seine Figuren aktivieren und einen sehr starken Gegenangriff starten.
GM Leinier Dominguez ist ein Experte für den Englischen Angriff im Sizilianisch. Er hat gegen Spartak mit Weiß eine sehr interessante Idee angewendet, nämlich 14.Tg1 nebst Df2, womit er g4 vorbereitet und gleichzeitig das Gegenspiel auf dem Damenflügel etwas eindämmen kann. Spartak hat dem Gegner ein sehr interessantes Figurenopfer angeboten, was korrekterweise abgelehnt wurde. Am Ende ist es ein Bauernopfer geworden. Weiß stand objektiv die ganze Zeit besser, obwohl die Stellung mit den entgegengesetzten Rochaden und ungleichfarbigen Läufern extrem kompliziert war.
Hier scheint es so, als bliebe dem Anziehenden nichts anderes übrig als Dauerschach zu geben. Es gibt doch eine versteckte Idee, die Weiß zum Gewinn führt: 32.De8 Kg7 33.h6+! Dxh6 34.Tcf1! Tc1 35.Txc1 Dh2 36.Txg6! fg 37. Tc7 Kh6 38.Df8 Kg5 39.Tc2 und Weiß gewinnt. Übrigens wurde die Partie am Ende falsch eingegeben. Am 37. Zug kam Tc7 und nicht De7, wie es in der Datenbank steht.
Gerlef am Brett 3 stand die meiste Zeit klar besser gegen Arjun Erigaisi. Er hat in Katalanisch mit Weiß den Bauer c4 geopfert, dafür besaß er ein starkes Bauernzentrum, das Läuferpaar und Angriffsmöglichkeiten auf dem Königsflügel – insgesamt mehr als genug Kompensation. Nachdem Gerlef den Bauern zurückgewonnen und die Damen getauscht hatte, sah es eigentlich ganz gut aus für Weiß. Allerdings blieb die Stellung unübersichtlich und Erigaisi ist es gelungen, mit einem taktischen Trick den Spieß umzudrehen.
In Svens Partie gegen Andrei Esipenko kam Spanisch mit c3, d3. Die Stellung war die meiste Zeit ausgeglichen. Am 25. Zug hat Andrei mit Schwarz die Qualität für zwei Bauern geopfert. Sven hat darauf sehr gut reagiert, selber Druck gemacht und stand kurz danach sogar besser. Am Ende wurde es Remis durch Zugwiederholung.
Auch Christian stand am Brett 6 gegen Viktor Bologan sehr gut. Er hat mit Schwarz problemlos ausgeglichen. Hätte er seinen Läufer auf dem Damenflügel befestigt, wäre seine Stellung gar nicht zu knacken gewesen. Leider hat er diese Option verpasst und am Ende sind die gegnerischen Figuren auf dem Damenflügel eingedrungen.
Martin hatte mit Weiß nach der Eröffnung das Läuferpaar in einer offenen, symmetrischen Stellung. Die schwarzen Figuren standen aber auch gut, die Stellung war ausgeglichen. Also gab es ein Kurzremis nach 20 Zügen.
Hannes hat gegen GM Felix Levin mit Schwarz Damenindische Aufbau gewählt. Er hatte Raumnachteil, aber eine sehr solide Stellung. Nach und nach hat er die Stellung verbessert und nach 20 Zügen stand er schon etwas besser. Am Ende Remis nach 27 Zügen, wobei Weiß eher Glück hatte, dass Hannes Remis angenommen hat.
Fazit: unsere bärenstarken Gegner hatten ernsthafte Probleme in mehreren Partien. Sie haben es am Ende doch geschafft, gegen uns hoch zu gewinnen. Große Klasse, perfekte Chancenverwertung und gutes Zeitmanagement waren wahrscheinlich die entscheidenden Faktoren. Mit mehr Selbstvertrauen und besseren Zeiteinteilung hätten wir deutlich mehr Brettpunkte erspielen können.
Am Sonntag, gegen den direkten Konkurrenten Aachener SV, ging das dann um die Wurst, wie man das so schön auf Deutsch sagt.
Christian war als erster fertig. Er hatte nach der Eröffnungsphase sehr aktive Figuren, aber der gegnerische Freibauer könnte im Endspiel gefährlich werden. Remis.
Ziemlich bald folgte zweite Unentschieden. Spartak hat in der Eröffnung einen Bauer geopfert, mit Kompensation. Die Endstellung war ziemlich ausgeglichen, Remis nach 21 Zügen.
Auch meine Partie war nicht lang, diesmal mit positivem Ergebnis. Unsere Gegner haben die Aufstellung geändert. Ich hatte mich gegen einen anderen vorbereitet, zum Glück nicht zu lange.
Da ich nicht wusste, welche Paulsen Variante mein Gegner, der sehr erfahrene und sympathische niederländische IM Oscar Lemmers, spielen wollte, habe ich nach 2…e6 3.b3 gezogen. Heutzutage gibt es zahlreiche giftige Nebenvarianten in fast allen Eröffnungen. Diese ist eindeutig eine davon. Übrigens hat unser Mannschaftskollege, GM Jan Werle im Jahr 2020 eine interessante Chessbase DVD zum Thema gemacht. Ich konnte sehr schnell viel Druck machen, weil mein Gegner am Anfang ungenau gespielt hat.
Nach dem thematischen 9.Sd5! gewinnt Weiß zwar direkt kein Material, bindet aber die gegnerischen Figuren und es ist sehr schwer für Schwarz, sich zu befreien. Darauf folgte ein sehr starker Angriff und eine hübsche kleine Kombination. Ich habe die Partie kommentiert, siehe unten.
Collin und Gerlef gerieten mit Schwarz unter Druck und konnten, trotz hartnäckigem Widerstand, die Partien nicht retten. Hannes stand nach der Eröffnung etwas schlechter, wegen des gegnerischen Läuferpaars. Er hat sich kompakt hingestellt, im passenden Moment den a-Bauern getauscht und die Stellung problemlos gehalten. Noch ein Remis. Damit lagen wir mit einem Punkt zurück, dafür hatten wir zwei bessere Endspiele mit Schwarz. Spannung pur!
Sven hat noch vor dem 30. Zug die Zugwiederholung abgelehnt, da wir insgesamt nicht gut gestanden haben. Er hat dann im Endspiel mit dem Läufer gegen Springer viel Druck gemacht und seine Bemühungen würden belohnt! Nachdem er der König zentralisiert und einen Freibauern gebildet hat, stand dem Sieg nichts mehr im Weg.
Martin hat den Gegner in der Eröffnung überrascht und dann im Mittelspiel überspielt, wobei das Turmendspiel mit dem Mehrbauern objektiv Remis sein sollte. Er hat technisch sehr gut agiert und ebenfalls einen vollen Punkt geholt!
Damit stand das Endergebnis fest: 4,5-3,5
Ein sehr wichtiger, hart erspielter Mannschaftssieg! Der Kampf geht weiter, nach dem Spiel ist vor dem Spiel, das gilt wohl nicht nur für Fußball.
Die kommentierte Partie von David und alle Partien vom Wochenende: