Meine Reise zur Frauen-Europameisterschaft im Schnellschach und Blitz nach Monaco bot mir sowohl aufregende schachliche Erlebnisse als auch interessante Einblicke in das Land der Reichen.
Meine Reise zur Frauen-Europameisterschaft im Schnellschach und Blitz nach Monaco bot mir sowohl aufregende schachliche Erlebnisse als auch interessante Einblicke in das Land der Reichen.
Zuerst berichte ich euch von meinem Turnierverlauf und wie ich gegen zwei ehemalige Weltmeisterinnen punkten konnte. Von Nobelboutiquen, Edelkarossen und Luxusyachten erzähle ich euch weiter unten in diesem Blogeintrag.
Ein riesengroßes Dankeschön geht an dieser Stelle an meinen Verein SV Werder Bremen, der mir durch seine finanzielle Unterstützung die Teilnahme an dieser internationalen Meisterschaft ermöglicht hat!
Die Europameisterschaft begann mit dem eintägigen Blitzturnier über 13 Runden. Meine Ziele und mein Fokus lagen eher auf der Schnellschach-Meisterschaft, aber natürlich gab ich auch im Blitzen mein Bestes. Im Endeffekt war ich durchaus zufrieden mit meinem Blitz-Ergebnis: 7 Punkte aus 13 Runden und damit eine Endplatzierung in der oberen Hälfte der Tabelle, die meinem Setzplatz entspricht.
Da bekanntlich Schnellschach meine Lieblingsdisziplin ist, freute ich mich besonders auf die 11 Runden über zwei Tage verteilt. Ich startete sehr gut in das Turnier: Zwei Siege gegen Emilie Alfano aus Frankreich und Camille De Seroux aus der Schweiz brachten mich in der dritten Runde ans dritte Brett gegen die bulgarische Ex-Weltmeisterin GM Antoaneta Stefanova. Es war eine spannende Partie, in der ich sogar zwei Mal die Chance auf Vorteil hatte. Letztendlich ließ ich diese beiden Momente allerdings verstreichen und wickelte in ein remises Turmendspiel ab, das dann in der Punkteteilung endete. Runde 4 und 5 liefen weniger zu meiner Zufriedenheit: In Runde 4 vergab ich eine Gewinnstellung gegen die Engländerin Harriet Hunt noch zum Remis und in Runde 5 verlor ich gegen Kamila Hryshchenko ziemlich deutlich. Durch die letzten beiden etwas ärgerlichen Partien endete Tag 1 mit „nur“ 3 Punkten aus 5 Partien.
Am zweiten Tag startete ich mit einem Sieg gegen die Spanierin Laura Collado Barbas, verlor aber anschließend gegen die Bulgarinnen Nurgyul Salimova und Beloslava Krasteva. Gegen letztere endete die Partie plötzlich nach einem fatalen einzüzigen Turmeinsteller in guter Stellung meinerseits.
In den letzten drei Runden legte ich dann allerdings einen wunderbaren Endspurt mit 100 Prozent hin.
In Runde 9 und 10 gelangen mir zwei klare Siege gegen Juliette Cornileau und Cyrielle Monpeurt aus Frankreich. Es entstand folgendes Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern: Der einzige Remisweg für Weiß ist hier das Bauernopfer b5! Danach kann Weiß seinen wichtigen a3-Bauern mit Ld2-b4 decken und eine Blockadestellung aufbauen. In der Partie folgte Ke3?, ich spielte b5 selbst, um diesen weißen Zug herauszunehmen und sammelte anschließend mit Kc2-b2 den a3-Bauern ein. Danach ist mein a-Freibauer nicht mehr aufzuhalten.
Dann blieb nur noch die elfte und letzte Runde. Gespannt warteten alle auf die letzte Auslosung. Als diese dann ausgehängt wurde, sah ich, dass ich gewissermaßen den "Hauptgewinn" gezogen hatte. Ich durfte gegen die Schachlegende GM Nona Gaprindashvili aus Georgien spielen. Was für eine Ehre! Sie war Weltmeisterin von 1962 bis 1978 und erreichte 1978 als erste Frau überhaupt den GM-Titel. Sie ist schon 82 Jahre alt, aber immer noch sehr aktiv u.a. bei den Seniorenweltmeisterschaften. Ich finde es beeindruckend, dass sie bei dieser Europameisterschaft teilgenommen hat, wo die meisten ihrer Gegnerinnen gerade einmal ein Viertel so alt sind wie sie. Vor der Partie erzählte sie mir, dass sie sich erstmal auf den Zeitmodus 15+10 einstellen musste, da sie diesen Modus erst zum zweiten Mal in ihrem Leben spielt.
Sie spielte eine Variante der modernen Verteidigung gegen mich und ich entschied mich mit möglichst aktiven, aber nichts forcierenden Zügen dagegen zu halten. Stück für Stück verbesserte ich meine Stellung bis die Partie schließlich abrupt mit einem Sieg für mich durch ein taktisches Übersehen meiner Gegnerin endete: Hier gewinnt e6 auf der Stelle, weil der Läufer danach nicht mehr den wichtigen g6-Bauern decken kann. Was für ein toller Abschluss für diese Europameisterschaft!
Letztendlich kam ich damit auf 7 Punkte aus 11 Runden. Dies bedeutet Platz 24 von 116 Teilnehmerinnen, was auch etwa meinem Setzplatz entspricht und ein leichtes Elo-Plus. Ich bin sehr zufrieden: Ich habe gegen zwei Ex-Weltmeisterinnen gepunktet und die Europameisterschaft mit einem 3/3-Endspurt abgeschlossen.
Übrigens: Diese Europameisterschaft fand zwar in 2024 statt, war aber diejenige für 2023. Scheinbar hatte die ECU keinen Ausrichter bzw. keinen Termin mehr in 2023 gefunden.
Monaco ist ein außergewöhnliches, beeindruckendes Land. Das Land ist nur 2 Quadratkilometer groß, hat 40.000 Einwohner und ist damit der bevölkerungsdichteste Staat der Welt. Schon vorher habe ich gehört und gelesen, dass Monaco ein Hotspot der Reichen ist, da dort keinerlei Einkommen-, Grund- und Erbschaftssteuer erhoben wird.
Aber merkt man dies auch im Stadtbild? Die Antwort ist ein klares Ja! Gerade im Stadtteil Monte Carlo, wo auch das Turnier stattfand, sind ausschließlich Edelmarken zu finden: Läden von Louis Vuitton, Prada, Chanel, Valentino, Gucci usw. reihen sich aneinander. Auf den Straßen sieht man ständig Ferraris, Bentleys, Range Rovers, Maseratis und weitere Nobelkarossen umherfahren. Im Hafen liegen zahlreiche Luxusyachten von beeindruckender Größe. Viele Immobilienläden haben Anzeigen im Schaufenster hängen: Für eine Wohnung mit Meerblick darf man gerne mal 20 Millionen Euro auf den Tisch legen. Wahnsinn! Überall in Monaco wird es sichtbar: Hier leben reiche Leute!
Als nicht gespielt wurde, hatte ich Gelegenheit für etwas Sightseeing in Monaco. Ich habe das berühmte Casino Monte-Carlo besichtigt, welches außerhalb des normalen Spielbetriebs für Touristen, die nicht spielen wollen wie ich, geöffnet hatte. In den prunkvollen Räumlichkeiten des Casinos mit den zahlreichen Spieltischen und -automaten kommt man vor lauter goldener Verzierungen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Weiterhin habe ich den Fürstenpalast und die monegassische Altstadt erkundet und den Ausblick auf den Hafen genossen. Zum abendlichen Essengehen haben wir ein paar Restaurants mit normalen Preisen gefunden, bei denen wir bei milden 13 Grad draußen in Hafennähe die Abende genießen konnten.
Es war eine fantastische Reise mit unvergesslichen Eindrücken, sowohl am Schachbrett als auch abseits davon.
Bis bald,
eure Lara