Doppelrunde am Samstag – Tag der Vorentscheidungen!

Schachbundesliga

Schach-Endrunde22
Samstag, 09.07.2022 / 21:04 Uhr

Stephan Buchal

Am heutigen Samstag gab es den absoluten Härtetest für die 16 Bundesligavereine bei der Endrunde 2022 im Wohninvest Weserstadion: Zwei Partien an einem Tag, bis zu 12 Stunden Schwerstarbeit am Brett und dabei die spannendsten Entscheidungen um Meisterschaft, Abstieg und Europokal! Das Feld hat sich sortiert – das ultimative Finale am Sonntag um 10 Uhr kann kommen!

Die Ausgangssituation:

Während die vier Großen – Baden-Baden, Viernheim, Solingen und Deizisau – noch alle gegeneinander um die Meisterschaft spielen müssen und am Ende des Feldes vier Absteiger aus den fünf Mannschaften Dresden, Düsseldorf, Augsburg, Tegel und Aachen gesucht werden, liegt das gesicherte Mittelfeld von sieben Mannschaften nur 3 Punkte voneinander getrennt. Erstmals in dieser Saison ist Werder auf dem ersehnten fünften Tabellenplatz angekommen, gewissermaßen „Best of the Rest“, mit guten Chancen, sich als Fünfter noch für den Europapokal zu qualifizieren.

Runde 13:

Die Grün-Weißen bekommen es morgens um 10 Uhr mit ihrem Reisepartner, dem SV Mülheim Nord, zu tun. Die Mülheimer haben durch einen energischen Zwischenspurt in den letzten Runden nur noch 2 Punkte Rückstand auf den SV Werder. Ein Kampf auf Augenhöhe steht bevor.

In den ersten 2 Stunden sieht es so aus, als würden die weißen Steine zumindest eine bequeme Partie ermöglichen, alle unsere Weißbretter haben ihren Anzugsvorteil mehr oder weniger bestätigt, aber auch die Mülheimer stehen nicht schlecht. Vielleicht mit zwei Ausnahmen: Am 6. Brett (Feygin-Reuker) ist schon nach 9.g4!? eine merkwürdige, schwer einzuschätzende Stellung auf dem Brett – allerdings gibt Jaris Läuferpaar Anlass zur Hoffnung.

Und auch Zbynek Hracek steht mit den schwarzen Steinen nach einem langen Theorieduell ganz bequem und übernimmt langsam die Initiative. Nachdem Romain Edouard mit den schwarzen Steinen eine etwas schlechtere Stellung sicher in den Remishafen gesteuert hat und Vlastimil Babula klaren Vorteil bekommt sieht es für die Grün-Weißen richtig gut aus! Wenn nur die Zeitnotphase nicht wäre – Zbynek Hracek, Nikolas Wachinger und auch Collin Colbow haben allesamt gute Stellungen, aber verdammt wenig Zeit. Allerdings hat Zbynek seinen Gegner fest im Griff und erlaubt Null Gegenspiel! Fünf Züge lang pendelt er mit seinem König zwischen g7, f8 und f7 hin und her und hebt sich die Entscheidung für einen ruhigeren Moment auf (siehe Diagramm nach dem 41. Zug von Weiß - die Zeitnot ist geschafft).

Nikolas und Collin beweisen einmal mehr die starken Nerven der Jugend und spielen mutig auf Gewinn. Währenddessen hat Vlastimil seinen Vorteil sicher verwandelt und uns in Führung gebracht. Lucas van Foreest und sein holländischer Landsmann Liam Vrolijk haben ihre Punkteteilung ausgekämpft.

Nachdem der 40. Zug geschafft war, ist die Entscheidung zu unseren Gunsten gefallen: Collin muss sich mit einer Punkteteilung zufrieden geben, Zbynek findet einen sauberen Gewinnweg und auch Nikolas hat seinen Vorteil entscheidend vergrößern können. Auch Kirill und Jari versuchen noch lange ihren leichten Vorteil zu verwerten, scheitern aber an der aufmerksamen Verteidigung ihrer Gegner.

Am Ende steht ein deutliches 5,5:2,5 gegen starke Mülheimer – der 5. Platz ist gefestigt, aber noch keineswegs sicher ….

Die Spitzenbegegnungen Baden-Baden gegen Deizisau und Viernheim gegen Solingen werden von den Favoriten jeweils ungeschlagen mit 5:3 gewonnen. Am späten Nachmittag ab 17 Uhr kommt es zum Showdown zwischen den beiden Teams mit blütenweißer Weste: Baden-Baden gegen Viernheim.

Zum Schluss der Runde noch das Ende der Partie zwischen dem glücklosen Gawain Jones und Niklas Huschenbeth. Am Ende einer langen Abwicklung hatte Gawain Jones die kleine Pointe 33.Le3-d2 in petto - mit Doppelangriff gegen Dame und Turm. Das sieht gewonnen aus, oder?

Leider hatte er eine Kleinigkeit übersehen: Mit dem wunderbaren 33... Tc3-c1 drehte Huschenbeth den Spieß um und gewann!

(34.Txc1 Sxe5 35.Lb4 Sd5 36.Dc5 Sf3+ 37.Kg2 Se1+ 38.Kf1 Sd3 und gewinnt ...)

Letzte Meldung - Runde 14:

Schade, schade - die Schachfreunde Berlin erweisen sich als Stolperstein für unser Team! In einem wilden Kampf gab es drei sichere Remisen von Luke McShane, Zahar Efimenko und Nikolas Wachinger sowie zwei Gewinnpartien von Laurent Fressinet und Jari Reuker. Aber leider sind auch drei Niederlagen von Roeland Pruijssers, Spartak Grigorian und Lara Schulze zu beklagen.

Dadurch fallen die Grün-Weißen auf den 7. Platz zurück und müssen morgen nicht nur König Tegel bezwingen sondern gleichzeitig auf Schützenhilfe von Mülheim (gegen Berlin) und von den Münchner Bayern (gegen Kiel) hoffen!

Und irgendwann nach 22 Uhr ist auch die Vorentscheidung um die deutsche Meisterschaft gefallen:

Baden-Baden gewinnt mit 5:3 gegen Viernheim und übernimmt damit die Tabellenführung! Lange Zeit sah es nach 8 Remispartien aus, aber dann haben Richard Rapport und Francisco Vallejo-Pons doch noch den Sieg der Serienmeister sichergestellt und Vierheim bezwungen ... same procedure as every year? Aber Morgen geht es noch gegen Solingen - die sind auch bärenstark und haben sich durch einen Sieg gegen Deizisau schon die Bronzemedaille gesichert.

 

 

Die Partien zum Nachspielen

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