„Die Zeit hat mich zu dem gemacht, der ich bin“

Michael Zetterer im Neujahrsinterview

Michael Zetterer im Interview in Trainingsklamotten.
Zetterer bestritt bislang 58 Pflichtspiele für die Werder-Profis (Foto: WERDER.DE).
Interview
Mittwoch, 01.01.2025 / 12:00 Uhr

Das Interview führte Moritz Studer

Ein ganzes Jahr als Werders Nummer 1. Darauf hat Michael Zetterer lange hingearbeitet. Die Geduld hat sich ausgezahlt: Der 29-Jährige stand in jeder einzelnen Pflichtspielminute des Jahres 2024 zwischen den Pfosten. Mit seiner Interpretation der Torhüterposition nimmt der gebürtige Münchner eine Schlüsselrolle im grün-weißen Spiel ein. Im Neujahrsinterview auf WERDER.DE blickt Zetterer nicht nur auf ein ereignisreiches Jahr zurück, sondern auch auf die kommende Zeit voraus.

Moin Zetti, weißt du, warum der nächste 27. Januar für dich ein besonderes Datum ist?

Michael Zetterer: (Überlegt kurz) Wahrscheinlich bin ich dann seit zehn Jahren hier in Bremen, oder?

WERDER.DE: Korrekt. Hast du den Schritt in dieser langen Zeit jemals bereut?

Michael Zetterer: Nein (lacht). Ein klares nein. Zwischenzeitlich sah es nicht so aus, dass der Traum, mit dem ich hergekommen bin, in Erfüllung geht. Es hat sich ja aber alles so gewandelt und entwickelt, dass es damals genau der richtige Schritt war. Die Zeit, die seitdem vergangen ist, hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin.

WERDER.DE: Mit zwei Leihstationen hat es sechseinhalb Jahre bis zu deinem ersten Spiel für die Lizenzmannschaft gedauert, die feste Nummer 1 bist du seit vergangenem Jahr. Wie viel Geduld hat es in dieser Zeit gebraucht?

Michael Zetterer: In der heutigen Zeit ist es sehr untypisch, dass überhaupt jemand so lange in einem Verein ist. Andererseits bin ich als junger Torwart auch nicht davon ausgegangen, in den ersten Jahren zu spielen. Der Plan war, zum Profikader zu gehören und mit der U23 aufzusteigen und in der 3. Liga Spielpraxis zu sammeln. Das lief auch lange gut, bis Verletzungen dazu kamen. Ich bin aber mit dem Glauben durch diese Zeit gegangen, mein Ziel hier zu erreichen.

WERDER.DE: Als einziger Werderaner hast du keine einzige Pflichtspielminute im Fußball-Jahr 2024 verpasst. An welches Spiel denkst du zum Jahreswechsel am liebsten zurück?

Michael Zetterer: Auf das ganze Kalenderjahr geblickt auf jeden Fall das Spiel in München. Es ist ja kein Geheimnis, dass das meine Heimat ist und viele Freunde und meine Familie im Stadion waren. Nach über 15 Jahren mit Werder dort zu gewinnen und als Torwart zu Null zu spielen, war schon besonders. Es war eines der Highlight-Spiele meiner gesamten Karriere. In der aktuellen Saison war emotional und vom Spielverlauf der Sieg gegen Hoffenheim total verrückt, auch das Spiel auf St. Pauli mit der Atmosphäre, die beide Fanlager geschaffen haben, war sehr besonders.

WERDER.DE: Nach einem kurzen Tief im vergangenen Frühling, schwebt ihr seit Ende April auf einer kleinen Erfolgswelle. Was hat euch seitdem so stark gemacht?

Michael Zetterer: Vielleicht sogar genau diese Phase davor. Weil wir trotzdem den Glauben an unser Teamgefüge nicht verloren haben. Wenn wir die Spiele gegen Gladbach und Bayern weglassen, sind wir auf der Entwicklungsskala auf einem guten Weg. Wir haben gemeinsam mit dem Trainerteam schon seit längerer Zeit gezeigt, dass in der Mannschaft was steckt, was wirklich einzigartig ist. Ich möchte auch die Arbeit mit Yasin (Anm. d. Red.: Seiwasser, Mental- und Atemcoach) hervorheben, weil es nicht normal ist, dass eine Gruppe mit verschiedenen Interessen und Kulturen seiner Arbeit so viel Gewichtung gibt.

Für einen Torwart ist die mentale Stärke extrem wichtig.

WERDER.DE: Dir wird immer wieder attestiert, dass du mit deiner Stärke am Ball ein Schlüsselspieler für Werder bist. Für das offensive Torwartspiel darfst du zu keinem Zeitpunkt zweifeln.

Michael Zetterer: Für einen Torwart ist die mentale Stärke extrem wichtig. Ein Pass, der bei einem Stürmer nicht ins Gewicht fällt, ist für uns meistens großes Risiko. Wenn mal ein Fehler passiert, musst du damit umgehen können. Ein paar Sekunden danach muss das für dich abgehakt sein. Das gilt auf der anderen Seite aber auch für die positiven Dinge, denn der nächste Abschluss kommt bestimmt.

WERDER.DE: Für deine Leistung gegen St. Pauli hast du viel Lob – auch von Lothar Matthäus bekommen. Wie gehst du mit Kritik unterschiedlichster Natur um?  

Michael Zetterer: Das spielt auch in die mentale Herausforderung mit rein. Natürlich tut Zuspruch immer gut – gerade, wenn es von einem der verdientesten Fußballprofis Deutschlands kommt. Trotzdem kannst du dir davon nichts kaufen und sobald du den Fuß zu Beginn der Trainingswoche auf den Platz setzt, geht es bei null los – so gehe ich mit Kritik positiv wie negativ um. Wenn es Verbesserungspotential gibt, analysieren wir das natürlich und da habe ich auch ein sehr ehrliches Verhältnis zu Kiki (Anm. d. Red.: Christian Vander), mit dem ich mich sehr offen austausche.

WERDER.DE: Was hat dir für dein Spiel mehr bedeutet: Der Pre-Assist vor dem zweiten Tor von Marvin Ducksch auf St. Pauli oder dass ihr ohne Gegentor geblieben seid?

Michael Zetterer: Für uns als Mannschaft ist es am wichtigsten, dass wir zu Null spielen. Da können wir auch noch zulegen und diese Phasen wie zuletzt verlängern oder öfter haben. Wir haben eine sehr offensive Spielweise mit hochstehenden Außenverteidigern und Mittelfeldspielern, sodass wir oft in Eins gegen Eins-Situationen kommen – trotzdem haben wir die Qualität, dass wir es sehr ordentlich spielen können.

Noch ist niemand durch Interviews berufen worden.

WERDER.DE: Nach dem Rücktritt von Manuel Neuer und der schweren Verletzung von Marc-André ter Stegen, beides sehr gute Fußballer, ist der Platz im DFB-Tor seit über einem Jahrzehnt wieder vakant. Auch dein Name ist in der Verbindung einer möglichen Nominierung zuletzt gefallen.

Michael Zetterer: Das ehrt mich total, ich gehe da aber mit viel Demut heran. Ich bin stolz, dass ich mir erarbeitet habe, dass in diesen Gesprächen mein Name fällt. Das hätte ich mir vor einem Jahr nicht träumen lassen. Noch ist aber niemand durch Interviews berufen worden, denn wichtig ist, was auf dem Platz passiert. Ich konzentriere mich auf das, was ich beeinflussen kann und wenn das für eine Nominierung reicht, sage ich nicht nein.

WERDER.DE: Als Mannschaft habt ihr eine sehr gute Grundlage für das Jahr 2025 gelegt. Was ist für Werder in der zweiten Saisonhälfte möglich?

Michael Zetterer: Die Art und Weise, mit der wir vor Weihnachten aufgetreten sind, sollten wir mit ins neue Jahr nehmen. Dann haben wir gegen jede Mannschaft die Chance, Punkte zu holen. Unser Ziel ist es, besser abzuschneiden als letzte Saison. Bislang haben wir das gut geschafft und ich bin guter Dinge, dass wir das auch nach 2025 transportieren.

WERDER.DE: Vielen Dank für das Gespräch und ein frohes neues Jahr, Zetti!

 

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