„Elemente, die bei Werder ihren Anfang gefunden haben“

Ex-Werderaner Johannes Eggestein im Gegnerinterview

Johannes Eggestein im Heimtrikot des FC St. Pauli
Johannes Eggestein geht seit Sommer 2022 für den FC St. Pauli auf Torejagd (Foto: nordphoto).
Profis
Donnerstag, 12.12.2024 / 17:30 Uhr

Das Interview führte Colin Hüge

Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Der SV Werder trifft am Samstag, 14.12.2024, um 18.30 Uhr (live auf Sky und im Live-Ticker auf WERDER.DE) nicht nur auf den FC St. Pauli sondern auch mit Johannes Eggestein auf einen Spieler, der bei den Grün-Weißen zum Profi heranreifte. Er durchlief sämtliche Juniorenteams des WERDER Leistungszentrums und absolvierte insgesamt 46 Bundesligaspiele für die Profis. Im Interview spricht er über das Abenteuer Bundesliga mit dem Kiezclub, alte Weggefährten und was ihn bei Werder nachhaltig geprägt hat.

WERDER.DE: Moin, Jojo! Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Am 12. Spieltag durftet ihr als Aufsteiger euren ersten Heimsieg bejubeln. Beim 3:1-Sieg gegen Kiel warst du der Matchwinner und hast dein erstes Bundesliga-Tor für St. Pauli erzielt und zwei Assists beigesteuert. Fühlt man sich da endgültig angekommen in der Bundesliga?

Johannes Eggestein: Moin! Wir haben uns ein Stück weit in die Liga gearbeitet und hatten zu Beginn noch Ergebnisprobleme. Ich würde nicht sagen, dass es spielerisch nicht gepasst hat, sondern die Ergebnisse einfach noch nicht da waren. Inzwischen haben wir uns das Selbstvertrauen erarbeitet, sowohl auswärts als auch zuhause. Ich persönliche mache mir keine großen Gedanken, ob ich mich jetzt in der Bundesliga etabliert habe. Natürlich ist es eine Leistung und Anerkennung, mit St. Pauli in der Bundesliga zu spielen. Ich definiere mich aber nicht darüber. Für mich geht’s darum, welchen Beitrag ich für die Mannschaft leisten kann und wie wohl ich mich im Team fühle. Deshalb habe ich die Zeit mit St. Pauli in der 2. Bundesliga auch sehr genossen.

WERDER.DE: Stichwort 2. Bundesliga: Ihr seid als Meister in die neue Saison gegangen, allerdings mit einem neuen Cheftrainer an der Seitenlinie. Wie groß war die Umstellung vom Spielstil von Fabian Hürzeler auf den von Alexander Blessin?

Johannes Eggestein: Zunächst muss man ganz generell sagen, dass der Sprung von der 2. Bundesliga in die Bundesliga für uns als Mannschaft eine Umstellung war.Natürlich war der spielerische Ansatz auch etwas anders, aber man muss hervorheben, dass die Liga eine andere ist. Das ist eine andere Herausforderung, die individuelle Qualität einzelner Spieler ist noch höher, es wird ein anderer Fußball gespielt. Wir haben nicht mehr so viele Ballbesitzphasen wie noch in der 2. Bundesliga, haben uns unter Alexander Blessin aber im Defensiv-Verhalten nochmal verbessert. Da ziehen alle voll mit.

WERDER.DE: Tatsächlich habt ihr als Aufsteiger gegen die Top-Teams wie Bayern (0:1), Leverkusen (1:2), Leipzig (0:0) oder Dortmund (1:2) verhältnismäßig wenig Gegentreffer zugelassen. Hat das deine Rolle als Angreifer nochmal neu definiert?

Johannes Eggestein: Natürlichhabe ich deutlich mehr Defensivarbeit zu leisten, die ich aber auch gerne mache. Das gilt aber nicht nur für mich, sondern auch für viele andere. Dadurch finden zwar etwas weniger Offensivaktionen statt und für mich persönlich fallen dann auch einige Ballaktionen weg, aber jeder weiß um den Wert dieser defensiven Kompaktheit. Diese zeichnet uns mittlerweile sogar aus.

WERDER.DE: Nach Simon Zoller bist du im St. Pauli Kader der Spieler, mit den meisten Bundesliga-Einsätzen durch deine Werder-Vergangenheit. Haben dich im Vorfeld einige Mitspieler um Rat gefragt, wie das Niveau der Bundesliga ist?

Johannes Eggestein: Der eine oder andere wusste, dass ich schon mal in der Bundesliga bei Werder gespielt habe, und man hat sich dann ein wenig ausgetauscht. Da kamen dann auch die Fragen, wie das war und gegen wen man gespielt hat. Auch, dass ich mit meinem Bruder (Anm. d. R. Maximilian Eggestein) bei Werder zusammengespielt habe, war dann nochmal eine kleine Geschichte. Damals gab es im Team viel kreative Qualität, wenn ich an ehemalige Mitspieler wie Max Kruse oder Claudia Pizarro denke. Inzwischen haben Attribute wie Schnelligkeit und Körperlichkeit an Bedeutung gewonnen.

"Möchte mich als Person auch entwickeln"

WERDER.DE: Was hast du aus deinen ersten Profi-Jahren bei Werder besonders mitgenommen?

Johannes Eggestein: Für mich persönlich war es vor allem die physische Komponente zusammen mit dem Athletikteam. Weil ich bei Werder unter anderem darauf einen zusätzlichen Schwerpunkt gelegt habe, der mir im weiteren Verlauf meiner Karriere unheimlich viel gebracht hat. Aber auch andere Trainingselemente haben bei Werder ihren Anfang gefunden, die ich für meinen persönlichen Weg als Profispieler mitgenommen habe.

WERDER.DE: Neben dem Physischen spielen bei dir persönlich auch psychische Elemente eine gewisse Rolle. Du studierst nämlich Psychologie. Inwieweit hilft dir das Studium auch als Profifußballer, vor allem dann, wenn es mal sportlich nicht so läuft?

Johannes Eggestein: Als ich zu St. Pauli gewechselt bin, habe ich das Studium begonnen. Das ist etwas, was ich für mich mache, weil ich mich als Person auch entwickeln möchte. Mir war es wichtig, mich auch mit Themen außerhalb des Fußballs zu beschäftigen, die ich dann möglicherweise in den Sport mitnehmen kann. Ich glaube schon, dass man dann auch als Sportler leistungsfähiger sein kann. In Phasen, wo es mal nicht so läuft, ist es gut, wenn man auch andere Themen im Leben hat.

WERDER.DE: Zurück zum Sportlichen: Wie hast du deinen Ex-Verein generell über die Jahre verfolgt und wie siehst du die Grün-Weißen in dieser Spielzeit als Ligakonkurrent?

Johannes Eggestein: Ich muss sagen, dass ich generell nicht so viel Fußball verfolge. Wenn dann Freiburg, weil mein Bruder da spielt. Ich würde aber schon sagen, dass zu Werder eine emotionale Verbindung besteht, einfach weil ich dort groß geworden bin. Der Verein hat sich wieder in der Bundesliga etabliert und mit Ole Werner einen Trainer, bei dem über die Jahre eine Handschrift erkennbar ist. Uns ist die Auswärtsstärke von Werder auch bewusst. Wir haben aber auch genug Selbstvertrauen, die drei Punkte am Millerntor behalten zu wollen.

WERDER.DE: Dir sind persönliche Elemente in einem Team aber auch in einem Verein wichtig. Inwieweit ähneln sich da Werder und St. Pauli vielleicht auch?

Johannes Eggestein: Ich finde schon, dass es Parallelen gibt. Vor allem in der Haltung beider Vereine, egal ob es um Werte oder Botschaften geht. Für mich ist es schön, bei so einem Verein wie Werder Bremen groß geworden zu sein und dann im weiteren Verlauf der Karriere wieder bei einem Verein zu spielen, der eine klare Haltung hat, die mit meiner übereinstimmt. Das passt neben dem Sportlichen sehr gut.

WERDER.DE: Vielen Dank für das Gespräch, Jojo!

 

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