WERDER.DE: Inwiefern könnte das DFL-Projekt ‚Stadionallianzen‘, das vom Senator für Inneres und Sport, Ulrich Mäurer, auch in Bremen forciert wird, die Sicherheitslage rund um Heimspiele im Weserstadion weiter verbessern?
Tarek Brauer: „Ziel der Stadionallianzen ist es ja, mehrere Fußballstandorte in einem Bundesland miteinander zu vernetzen, gemeinsam Abläufe kritisch zu hinterfragen und daraus Strategien und Synergien zu entwickeln. Es stellt sich schon die Frage, ob dieser Mehrwert am Standort Bremen mit nur einem Verein in den ersten drei Ligen, nur einer Genehmigungsbehörde, nur einer Polizeibehörde erreicht werden kann. Aber wir sind natürlich offen für jedes Austausch- und Diskussionsformat. Das Ziel muss sein, die Effizienz zu erhöhen, Ressourcen und damit Kosten auf allen Seiten zu reduzieren, ohne dass die Sicherheit leidet. “
WERDER.DE: Wie sieht der spieltagsbezogene Austausch zwischen allen, für die Sicherheit verantwortlichen Stellen, aus?
Tarek Brauer: „Rund um die Spieltage gibt es diverse Abstimmungsrunden. Einige Tage vor jedem Bundesligaspiel der Männer und der Frauen, anlassbezogen auch bei U23-Spielen, gibt es die Organisations- und Sicherheitsbesprechungen mit Bundes- und Landespolizei, Feuerwehr, Sanitätsdienst, der Bremer Weser-Stadion GmbH, Fan-Projekt, Fanbeauftragten, Veranstaltungs- und Sicherheitsleitung sowie allen weiteren relevanten Fachbereichen des SV Werder, wie beispielsweise Kommunikation. Hier werden unter anderem die Sicherheitseinschätzungen vorgenommen.“
WERDER.DE: Und am Spieltag selbst?
Tarek Brauer: „45 Minuten vor Spielbeginn gibt es das sogenannte Kurvengespräch, in dem Bilanz der Anreise gezogen wird und die Abreise durchgesprochen wird. Diese Runde besteht aus Polizei, Feuerwehr, den Fanbeauftragten beider Mannschaften, Vertreter*innen der Fan-Projekte beider Mannschaften sowie der Veranstaltungs- und Sicherheitsleitung. 30 Minuten nach Spielende findet das Debriefing statt. Dieses intensive Invest von Zeit und Arbeit in stringente Prozesse, regelmäßigen Austausch und die Zusammenarbeit ermöglicht es uns, sehr schnell zu handeln und ist sicherlich ein Grund für die vergleichsweise niedrige Zahl an Gewalttaten.“
WERDER.DE: Wie sie ja auch in den ZIS Jahresberichten dargestellt werden...
Tarek Brauer: „Exakt. Wir müssen uns vor Augen führen, dass statistisch pro Heimspiel am Osterdeich ein bis zwei Personen verletzt werden – bei 42.000 Zuschauer*innen. Ich bitte, das nicht falsch zu verstehen. Ich verabscheue Gewalt in jeder Form und jeder einzelne Fall ist einer zu viel! Aber wir müssen auch konstatieren, dass diese Zahlen im Promillebereich liegen. Der Vergleich zu anderen Großveranstaltungen wie dem Oktoberfest wurde ja schon zur Genüge angestellt…“
WERDER.DE: Welche Hoffnungen hast du an das Spitzengespräch am Freitag?
Tarek Brauer: „Inhaltlich möchte ich nicht vorgreifen. Ich wünsche mir aber, dass es den Parteien gelingt, eine konstruktive und differenzierte Debatte auf Sachebene zu führen. Wir investieren seit Jahren in unsere Sicherheitsinfrastruktur und die Willkommenskultur im Weserstadion. Wir werden dies selbstverständlich auch weiter tun und gemeinsam mit DFL, den anderen Klubs, Fans, Sicherheitsbehörden und Politik diskutieren und eruieren, wie wir das Stadionerlebnis noch sicherer machen können. Uns ist aber auch wichtig, dass die Arbeit der Vereine im Sicherheitsmanagement und auch der Fanarbeit, zu der Anne ja vieles gesagt hat (zum Interview mit Anne-Kathrin Laufmann), gesehen wird. Populismus und Skandalisierung hilft uns nicht weiter.“