„Privat haben wir uns gar nicht wie Profis gefühlt“

Ex-Werder-Profi Bernd Hobsch im Interview

Bernd Hobsch ballt im grünen Trikot die Faust.
Im Meisterschaftsfinale 1993 traf Hobsch in Stuttgart doppelt (Foto: Imago).
Profis
Freitag, 29.12.2023 / 10:00 Uhr

Das Interview führte Moritz Studer

Wenn Bernd Hobsch über den SV Werder Bremen spricht, dann schwärmt er noch heute von der schönsten Zeit seiner Karriere. Mit seinen Toren u.a. zur Deutschen Meisterschaft 1993 beim VfB Stuttgart trug der ehemalige Stürmer einen großen Anteil zu grün-weißer Vereinsgeschichte bei. Heute betreibt der 55-Jährige mit Herzblut eine Fußballschule und drückt als stolzer Vater seinem Sohn Patrick in der 3. Liga die Daumen. Im WERDER.DE-Interview taucht Hobsch nochmal in die erfolgreichste Zeit seiner Karriere ein.

WERDER.DE: Moin Bernd, in unserem WERDER-Podcast hast du 2019 gesagt, dass du als Jugendlicher gar nicht den Traum hattest, Fußballprofi zu werden. Bist du trotzdem froh, dass es später dann doch so kam?

Bernd Hobsch: Ja, na klar. Ich habe vorher nie daran geglaubt, dann aber mein Hobby zum Beruf gemacht. Von meinem sechsten bis zum 17. Lebensjahr habe ich nur für einen Verein (Anm. d. Red.: TSG MAB Schkeuditz) gespielt. Die Anfänge meiner Karriere habe ich zu DDR-Zeiten gemacht, nach der Wende ging es dann ganz schnell. Die Chance Profifußballer zu werden, würde wohl niemand ablehnen.

WERDER.DE: Otto Rehhagel hat dich 1993 an die Weser gelotst. Ist es dir schwergefallen aus deiner Heimat in Leipzig in den Westen zu gehen?

Bernd Hobsch: Ich bin gemeinsam mit zehn Kindern aufgewachsen und war dadurch sehr heimatverbunden. Ich war damals schon verheiratet und Vater, weswegen es für mich sehr wichtig war, mit der Familie zu gehen – alleine wäre es schwieriger geworden. Aus sportlicher Sicht war es aber der logische Schritt, weil ich in der 2. Liga meine Leistung gebracht habe. Otto Rehhagel war dafür ausschlaggebend, dass ich mich für Bremen entschieden habe.

Die Ostfußballer waren besser ausgebildet, die Westfußballer waren selbstbewusster.
Bernd Hobsch

WERDER.DE: Du bist damals in der Bundesliga und an einem Ort angekommen, der wenige Jahre zuvor noch durch eine Mauer für dich abgeschnitten war. Was hat den Fußball im Westen und den im Osten voneinander unterschieden?

Bernd Hobsch: Die Ostfußballer waren durch die Sportschule besser ausgebildet. Für mich gilt das jetzt nicht unbedingt, weil ich meine Kindheit noch erlebt habe und keine Sportschule besucht habe. Im Westen waren die Spieler dafür wiederum selbstbewusster. Mirko Votava hat mal gesagt, dass ich damals erst nach einem halben Jahr aufgetaut bin. Wenn du dich erstmal wohl fühlst, dann kommt dieses Selbstvertrauen aber von alleine auf – und das war in Bremen ganz einfach.

WERDER.DE: Wir sprechen immer wieder mit ehemaligen Spielern, die von ihrer Zeit bei Werder schwärmen. Was macht diesen Verein für viele so besonders?

Bernd Hobsch: Es war damals einfach wie eine Familie. Du konntest mit den Mitarbeitern einen Kaffee trinken, weil alle irgendwie dazu gehört haben. Wir haben uns dadurch privat gar nicht wie Profis gefühlt. Dazu kommt, dass wir als Mannschaft sehr viel außerhalb des Platzes unternommen haben. Wenn ich heute nach Bremen komme, kommt es mir gar nicht so vor, dass das teilweise schon über 30 Jahre her ist. Das war eine sehr besondere Zeit, die ich danach nur noch bei 1860 München so erlebt habe. Heutzutage gibt es das so aber glaube ich nicht mehr.

WERDER.DE: Dazu kamen zu deiner Zeit bei Werder auch große Erfolge. Bei der Meisterschaft 1993, dem DFB-Pokalsieg 1994 und dem Wunder von der Weser gegen Anderlecht warst du der Mann für die wichtigen Tore.

Bernd Hobsch: Ich weiß nicht, ob das so ist (lacht.). Natürlich habe ich als Stürmer immer versucht meine Tore zu machen. Ich war damals in keiner guten Form und nicht zu hundert Prozent fit, aber Otto Rehhagel hat mir den Mut zugesprochen und ich bin in einen Riesenlauf gekommen. Wenn ein Trainer zu dir steht, dann gibst du ihm das auch irgendwann zurück.

WERDER.DE: Dein jüngerer Sohn Patrick ist in deine Fußstapfen getreten und schnürt aktuell die Fußballschuhe für die SpVgg Unterhaching. Und du sitzt stolz auf der Tribüne?

Bernd Hobsch: Total. Ich fiebere mit und bin nervöser als bei meinen eigenen Spielen früher. Meine Ex-Frau hat mir mal gesagt, dass ich jetzt weiß, wie es ihr früher immer ging. Wenn ich Zeit habe, fahre ich zu jedem Heimspiel – zuletzt war ich auch in Dresden dabei, wo sie unglücklich verloren haben. Ich freue mich sehr für die Mannschaft und vor allem für Patrick, dass sie in der 3. Liga eine gute Rolle spielen, die ihnen vorher so nicht zugetraut wurde. Genauso stolz bin ich aber auch auf meinen älteren Sohn David, der seinen eigenen Weg ohne Fußball geht.

WERDER.DE: Du selbst bist dem Sport bis heute treu geblieben. Wie viel deiner eigenen Erfahrung fließt in deine Arbeit in der Bernd-Hobsch-Fußballschule ein?

Bernd Hobsch: An einem Tag laden wir immer die Eltern zum gemeinsamen Training ein. Ich kenne es von meinen eigenen Kindern, die immer nur auf Tore spielen wollten. Wichtig ist aber zum Beispiel auch, den schwachen Fuß zu schulen. Grundsätzlich ist die Fußballschule aber nicht leistungsbezogen, sondern Spaß und Freude steht im Vordergrund.

WERDER.DE: Wir wünschen dir, dass dieser Spaß am Spiel dir noch viele Jahre bleibt. Vielen Dank für das spannende Gespräch!

 

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