„Wenn du jung bist, denkst du nicht an Druck“

Was macht eigentlich…Marko Marin?

Marko Marin neben Max Kruse beim Abschiedsspiel von Claudio Pizarro.
Marko Marin bewies bei Pizarros-Abschiedsspiel sein Ballgefühl (Foto: WERDER.DE).
Profis
Samstag, 31.12.2022 / 12:00 Uhr

Das Interview führte Moritz Studer

Als aktiver Spieler hat Marko Marin über die Fußballplätze dieser Welt gewirbelt. Schon in jungen Jahren füllte Marin die Notizblöcke der Talentspäher, die sich um seine Gunsten mühten. Heute steht der 33-Jährige selbst auf der Tribüne und beobachtet Fußballer, die für eine Verpflichtung interessant. Denn nach seiner aktiven Karriere begann Marin im Sommer, neben seinem Sportmanagement-Studium in Nürnberg, als Leiter der Scouting-Abteilung und Kaderplaner seines „Herzenvereins“ Roter Stern Belgrad zu arbeiten. Im WERDER.DE-Interview spricht der ehemalige Flügelflitzer über seinen Karriereweg, Titel und das Scouting.

Moin Marko, du warst im September für das Abschiedsspiel von Claudio Pizarro im wohninvest Weserstadion. Warst du kurz wehmütig, im Sommer deine aktive Karriere beendet zu haben?

Marko Marin: „Klar, es macht immer noch Spaß Fußball zu spielen – gerade in einem vollen Stadion für Claudio. Das war schon sensationell. Ich habe die Entscheidung ja aber bewusst getroffen und weiß, warum ich mich dafür entschieden habe.“

Hast Du das wohninvest Weserstadion nach all den Jahren noch wiedererkannt?

Marko Marin: „So sehr hat es sich ja nicht verändert und es steht auch immer noch da, wo es vorher stand (lacht.). Es war richtig schön, wieder dort gewesen zu sein und im Stadion aufzulaufen.“

Im Hinblick auf die Zahlen hast du in Bremen die erfolgreichste Zeit Deiner Karriere erlebt. Woran erinnerst du dich besonders gerne zurück?

Marko Marin: „Da gab es einige schöne Momente. Die internationalen Spiele, auch wenn sie nicht immer erfolgreich waren wie gegen Valencia. Das war aber ein schönes, wildes Spiel. Andererseits auch das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Augsburg. Nur eine Erinnerung rauszunehmen, ist schwierig.“

Du warst in deiner Laufbahn früh mit einer besonderen Erwartungshaltung konfrontiert: Silberne und Goldene Fritz-Walter-Medaille, Profidebüt mit 18, Länderspieldebüt mit 19.

Marko Marin: „Jeder Spieler hat in seiner Karriere Druck, das gehört zum Fußball dazu. Gut, in meinem Beispiel war das schon ein bisschen mehr. Im Großen und Ganzen ist aber alles gut gelaufen und ich war bei fast jedem Verein erfolgreich. Wenn du jung bist, denkst du auch noch nicht so an den Druck. Das nimmt erst zu, umso älter man wird.“

Wenn ich aber etwas hervorhebe, dann die Meisterschaft mit Roter Stern Belgrad – denn das war schon als kleiner Junge mein Herzensverein.
Marko Marin

Die Englischen Medien haben dich damals „German Messi“ getauft.

Marko Marin: „Das habe ich tatsächlich schon lange nicht mehr gehört. Nach der Weltmeisterschaft kann ich damit aber auch ganz gut leben. Er hat seine einzigartige Karriere mit dem WM-Pokal gekrönt.“

Nicht nur Messi, sondern auch du hast in deiner Karriere einige Titel gewinnen können. Auf welchen bist du besonders stolz?

Marko Marin: „Es wäre nicht fair, zwei Europa-League-Titel zu vernachlässigen. Wenn ich aber etwas hervorhebe, dann die Meisterschaft mit Roter Stern Belgrad – denn das war schon als kleiner Junge mein Herzensverein. Dazu gehört aber auch die Champions League Qualifikation mit Roter Stern, die war genauso viel wert wie ein Titel.“

Während Deiner Karriere hast du in zehn Ländern gespielt und entsprechend viel gesehen. Was hat am meisten Eindruck hinterlassen?

Marko Marin: „Das ist nicht so einfach zu sagen: Deutschland und Serbien nehme ich mal raus, weil beide Länder für mich Heimat sind. Das Jahr in Sevilla war schon besonders. Wir haben in der KO-Runde der Euro League gegen den Stadtrivalen Betis gespielt und später den Wettbewerb gewonnen. Das war schon ganz schön da.

Als Du zwei Jahre alt warst, sind deine serbischstämmigen Eltern nach Deutschland gekommen. Welche Beziehung hast Du zu Serbien?

Marko Marin: „Serbien ist nach Deutschland meine zweite Heimat. Meine Frau und meine Kinder sprechen serbisch. Ich habe später bei Roter Stern Belgrad gespielt und hatte das Glück, dass ich nach meiner Karriere von ihnen ein Angebot bekommen habe.“

Du arbeitest dort als Chefscout und Kaderplaner von Roter Stern Belgrad. Wann hast du gemerkt, dass du ein Gefühl für Potentiale hast?

Marko Marin: „Ich habe schon während meiner aktiven Zeit mein Sportmanagement-Studium angefangen und gemerkt, dass es in diese Richtung gehen soll. Scouting ist ein Teil davon, die Transfers der zweite. Ich denke auch, das liegt mir ganz gut und ich kann Roter Stern dabei helfen, gemeinsam eine erfolgreiche Zeit zu haben.“

Ich würde niemals einen Spieler nur über das Video verpflichten.
Marko Marin

Dein Scouting-Talent hast du schon zur aktiven Zeit unter Beweis gestellt: Du hast Frank Baumann mal als Leader der damaligen Mannschaft bezeichnet, weswegen der Posten als Sportchef perfekt zu ihm passt.

Marko Marin: „Als ich nach Bremen gekommen bin, hatte Frank bereits aufgehört. Sein Einfluss auf die Kabine war aber noch spürbar. Es war schon abzusehen, dass ihm der Sportchef-Posten liegt. Ich bin glücklich, dass es bei Werder wieder gut läuft und hoffe, dass es auch so weitergeht.“

Als wir das erste Mal für dieses Interview gesprochen haben, warst du gerade in Marokko. Worauf achtest du primär, wenn du einen Spieler beobachtest?

Marko Marin: „Das kommt auf die Phase an. In der ersten Phase des Scoutings geht es erstmal nur um die Qualität des Spielers. Danach guckt man sich den Spieler möglichst öfter an, um ihn auch in verschiedenen Situationen zu bewerten. Wie verhält sich der Spieler innerhalb der Mannschaft? Wie verhält er sich, wenn es mal nicht so läuft? Am Ende kann nicht immer alles passen, dann muss man alles zusammenzählen, abwägen und im Zweifel auch mal ein gewisses Risiko eingehen.“

In den letzten Jahren hat auch Video-Scouting stark zugenommen.

Marko Marin: „Video-Scouting gehört dazu, weil man es einfach nicht schafft alles zu sehen. Unter der Woche gucken unsere Scouts viele Videos, am Wochenende sind sie aber alle unterwegs in die Stadien. Ich würde niemals einen Spieler nur über das Video verpflichten. Im Stadion bekommst du einfach ein ganz anderes Bild als am Fernseher.“

Du hast eine internationale Karriere gespielt und viel Erfahrung gesammelt. Was würdest du einem jungen Spieler für seine Laufbahn raten?

Marko Marin: „Das ist ganz unterschiedlich und hängt vom Charakter des Spielers ab. Das Wichtigste ist, dass man immer Spaß am Spiel hat und sich nicht zu stark unter Druck setzen lässt. Mittlerweile ist es durch Social Media und die Presse nicht einfach, mit Kritik klarzukommen. Der Fokus sollte auf dem Fußball liegen, dafür sollte man am besten eine gute Familie und Freunde um sich haben.“

Lieber Marko, vielen Dank für das Gespräch!

 

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