"Ich bin sehr stolz, mit Werder Geschichte geschrieben zu haben"

Was macht eigentlich…Krisztián Lisztes?

Interview
Dienstag, 22.11.2022 / 10:30 Uhr

Das Interview führte Moritz Studer

Für den jungen Krisztián Lisztes war es ein großer Schritt, seine Heimat Mitte der Neunziger zu verlassen und nach Deutschland zu gehen. Nach seinem Start beim VfB Stuttgart schrieb Lisztes bei Werder mit dem Double-Gewinn 2004 grün-weiße Vereinsgeschichte. Der 46-jährige Ungar ist bis heute im Fußball-Geschäft tätig. Im Interview mit WERDER.DE blickt Lisztes auf seine großartige Karriere zurück und verrät, wie der deutsche Fußball seinen Weg bis heute beeinflusst.

WERDER.DE: Hallo Krisztián, Dein Markenzeichen war früher der Lockenkopf. Ist er das bis heute geblieben?

Lisztes: Nein, die Haare sind leider ein bisschen kürzer geworden (lacht.). Damit bin ich auch sehr zufrieden. Aber es stimmt: Die längeren Locken waren so etwas wie mein Markenzeichen.

WERDER.DE: Natürlich hast Du auch mit Deinem Talent am Ball auf Dich aufmerksam gemacht. Schon mit 18 Jahren, als Du mit Ferencváros auf dem Junior Cup in Sindelfingen aufgefallen bist.

Lisztes: Ja, das war damals mein erstes Turnier in Deutschland. Ich bin dort bester Torschütze und bester Spieler geworden. Ralf Rangnick, der damals Jugendleiter beim VfB Stuttgart war, hat mich angesprochen. Ich bin nicht direkt, dann aber mit 20 dorthin gewechselt. Das war eine harte Zeit, weil die Bundesliga schon etwas anderes als die ungarische Liga ist. Aber ich wollte mich unbedingt durchsetzen.

WERDER.DE: Das ist Dir spätestens bei Werder mehr als geglückt.

Lisztes: Dennoch war auch die Zeit in Stuttgart für mich sehr wichtig, weil ich dort gereift bin. In Bremen habe ich mich dann durchgesetzt. Ich hatte dort meine beste Zeit als Spieler.

Bis zu meiner Verletzung lief alles perfekt.
Krisztián Lisztes

WERDER.DE: Du hast insgesamt 206 Bundesliga-Spiele bestritten. Mit Werder hast Du das Double 2004 gewonnen. An welches Spiel denkst Du am liebsten zurück?

Lisztes: Das sind mehrere. Ich habe 20 Tore geschossen, das ist immer etwas Besonderes. Das Tor gegen Leverkusen aus 35 Metern, die damals Champions League Finale gespielt haben, war aber besonders schön. Natürlich war aber auch die ganze Saison 2003/04 klasse. Dort lief bis zu meiner Verletzung alles perfekt.

WERDER.DE: Du hast Dir kurz vor dem Saisonende das Kreuzband gerissen und einen Knorpelschaden zugezogen.

Lisztes: Das war für mich sehr schmerzhaft. Ich konnte gegen den HSV und beim „Finale“ bei Bayern nicht mitspielen, obwohl ich vorher alle Spiele von Anfang an dabei war. Ich hatte meinen Vertrag noch nicht verlängert. Es gab die Überlegung nach Spanien zu wechseln oder mit Werder Champions League zu spielen. Der Zeitpunkt war natürlich sehr schlecht. Nichtsdestotrotz war die Saison sensationell. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich mir bei so einem Traditionsverein einen Namen gemacht und mit Werder Geschichte geschrieben habe.

Ich bin sehr glücklich, dass ich mich beruflich weiterhin mit Fußball beschäftigen darf.
Krisztián Lisztes

WERDER.DE: Deine Karriere war damit aber noch lange nicht am Ende. Du hast nach weiteren Stationen in Mönchengladbach und Rostock in Deiner Heimat die Schuhe mit 38 Jahren an den Nagel gehangen.

Lisztes: Ich habe damals in der 2. Liga eine Patenmannschaft von Ferencváros als Trainer übernommen und damit meine Karriere beendet. Wir haben am Ende auch die Klasse gehalten. Später habe ich meinen Fußball-Lehrer-Schein gemacht und bin sehr glücklich, dass ich mich beruflich weiterhin mit Fußball beschäftigen darf.

WERDER.DE: Nach Deinem Trainerjob warst Du als Jugendleiter bei Ferencváros tätig.

Lisztes: Das stimmt nicht ganz. Ich war dort nicht Jugendleiter, sondern die rechte Hand von Theo Schneider. Wir haben dort ein paar Jahre sehr gut zusammengearbeitet und tun das auch jetzt wieder.Wir betreuen den UDSE, einen deutsch-ungarischen Sportverein, der eine Kooperation mit Borussia Dortmund hat. Wir spielen zum Beispiel gegen die Jugendmannschaften oder fliegen demnächst auch mit unseren sechs Top-Talenten dorthin, die dort mittrainieren werden.

Ich würde mich sehr für ihn freuen, wenn mein Sohn diesen Weg gehen würde.
Krisztián Lisztes

WERDER.DE: Also gibt es wieder eine Verbindung nach Deutschland.

Lisztes: Ja, die deutsche Schiene ist bei mir geblieben. Ich freue mich immer sehr, wenn ich alte Mitspieler oder Trainer treffe. Ich habe hier sehr viel gelernt und es macht mir sehr viel Spaß, meine Erfahrungen an die Kinder bei uns im Verein weitergeben zu können. Mein 17-jähriger Sohn ist ebenfalls sehr talentiert, er trainiert schon bei der ersten Mannschaft von Ferencváros mit. Sie wollen ihn einbauen und ich hoffe, das klappt.

WERDER.DE: Würdest Du denn auch Deinem Sohn empfehlen, irgendwann den Weg in die Bundesliga zu gehen?

Lisztes: Ja, gar keine Frage. Ich würde mich sehr für ihn freuen, wenn er diesen Weg gehen würde. Die Bundesliga ist immer noch eine Top-Liga. Das wäre für ihn die nächste Stufe. Erstmal muss er aber seinen Weg gehen und bei Ferencváros Fuß fassen. Wenn ich ihm dabei helfen kann, dann mache ich das natürlich.

Lieber Krisztián, vielen Dank für das Gespräch.

 

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