„Ich empfinde die Türkei auch als mein Heimatland“

Eren Dinkci im Interview Teil zwei mit WERDER.DE

Eren Dinkci will in der zweiten Liga angreifen (Foto: nordphoto).
Interview
Mittwoch, 20.10.2021 / 11:22 Uhr

Das Interview führte Martin Lange

Zu seiner Geburtsstadt Bremen hat Werder-Profi Eren Dinkci eine enge Verbindung. Im zweiten Teil des großen WERDER.DE-Interviews (zu Teil I) verrät er, dass er sich auch der Türkei, dem Heimatland seiner Eltern, sehr verbunden fühlt, und erklärt, warum es nicht so einfach ist, sich für eine Nationalmannschaft zu entscheiden.

WERDER.DE: Eren, wie hast du den Abstieg in die 2. Bundesliga erlebt?

Eren Dinkci: „Dieser Abstieg hat mich sehr getroffen. Ich kannte Werder vorher nur in der ersten Liga. Da gehören wir auch hin. Als der Abstieg feststand, war es wirklich ein schlimmer Tag. Die Fans am Stadion haben uns ausgepfiffen, zum Teil beleidigt. Es war, als sei mein Herz gebrochen. Dann bin ich nach Hause gekommen, habe Nachbarn getroffen, die Werder-Fans sind. Sie haben zwar gesagt: ‚Mach dir nichts draus. Kopf hoch!‘ Aber man hat gemerkt, wie extrem traurig sie sind. Leider können wir den Abstieg nicht mehr rückgängig machen. Aber dafür arbeiten, dass wir bald wieder in der ersten Liga spielen.“

Dinkci: "Beweisen und zeigen, was man kann."

WERDER.DE: Wie hast du dieses Erlebnis verarbeitet?

Eren Dinkci: „Als die Vorbereitung für diese Saison begonnen hat, habe ich mich damit abgefunden, dass es jetzt eben ein neuer Weg für Werder ist. Und auch eine Chance für mich zu spielen. Ab da war mir klar, dass wir alles versuchen wollen, um wieder aufzusteigen.“

WERDER.DE: Statt Florian Kohfeldt, der dir zum Bundesliga-Debüt verholfen hatte, hat seit Beginn der Vorbereitung Markus Anfang als Cheftrainer die Verantwortung. Was bedeutete das für dich?

Eren Dinkci: „Immer wenn ein neuer Trainer kommt, will man sich von Anfang an beweisen und zeigen, was man kann. Ich habe es als Chance für mich gesehen und mir gesagt: Gib Gas, fall ein bisschen auf (lacht). Ich kann mich gut an unser erstes längeres Gespräch in der Kabine erinnern. Er hat gesagt: ‚Ich habe das Gefühl, dass du dich außen auch ganz wohlfühlst‘. Ich habe geantwortet: ‚Ja, es ist zwar etwas Neues für mich, aber ich finde es cool, und es macht mir Spaß‘. Er hat mir erklärt, dass er möchte, dass ich mit meiner Schnelligkeit die Gegner überspiele, Flanken schlage, Tore vorbereite. Auch jetzt ermutigt er mich vor jedem Spiel, dass ich mir etwas zutrauen soll. Ich bin dankbar, dass er mir vertraut und auf mich setzt.“

Ein Riesenunterschied

WERDER.DE: Warst du überrascht, dass Markus Anfang dich als Außenstürmer und nicht als Mittelstürmer sieht?

Eren Dinkci: „Wenn man sich meine Laufdaten anschaut, die Schnelligkeit, dann spricht das sicher eher für einen Außenstürmer, als für einen Mittelstürmer. Ich habe früher auch schon fast überall gespielt, aber nie auf Außen. In der U17-Regionalliga beim SC Borgfeld war ich sogar ein halbes Jahr lang linker Verteidiger. Der Trainer hat damals zu mir gesagt: ‚Eren, es tut mir leid, aber du musst dort spielen, wir haben sonst niemanden‘. Klar habe ich das gemacht und nebenbei als Linksverteidiger sieben Tore geschossen in einer halben Saison (lacht). Danach durfte ich dann wieder offensiver spielen. Es war ein Vertrauensbeweis des Trainers. Er wusste, dass er mich überall hinstellen konnte.“

WERDER.DE: Du hast in den vergangenen Jahren getroffen „wie am Fließband“. Was macht das Tore schießen in der 2. Bundesliga für dich derzeit noch schwierig?

Eren Dinkci: „Zunächst ist es als Außenstürmer nicht so einfach, Chancen zu bekommen, wie als Mittelstürmer. Und es ist ein Riesenunterschied zwischen Regionalliga und 2. Bundesliga oder zwischen U19 und Profis. Klar wäre es schön, wenn ich schnellstmöglich treffe. Ein Stürmer braucht Tore, um sich freier zu fühlen. Ich mache mir darüber allerdings nicht so viele Gedanken."

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WERDER.DE: Woran arbeitest du derzeit, um noch besser zu werden?

Eren Dinkci: „Die größte Herausforderung ist für mich noch, im richtigen Moment die richtige Entscheidung zu treffen. In der 2. Bundesliga hat man dafür einfach wesentlich weniger Zeit, weil das Spiel viel schneller ist als beispielsweise in der Regionalliga. Und wenn ich weiter Außenstürmer spielen sollte, dann will ich mich auch in Eins-gegen-eins-Situationen verbessern. Ich bleibe noch oft hängen, spiele den Ball, obwohl ich ins Eins-gegen-eins gehen sollte und umgekehrt. Ganz wichtig ist auch der erste Kontakt. Wenn der gut ist, kann man sich etwas Zeit verschaffen, um anschließend die richtige Entscheidung zu treffen.“

WERDER.DE: Warum gleicht eure Saison bisher einer Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen?

Eren Dinkci: „Die 2. Bundesliga ist sehr ausgeglichen, jeder kann jeden schlagen. Und gerade zu Saisonbeginn gilt: Wenn man zwei Mal verliert, steht man unten drin. Wenn man zwei Mal gewinnt, ist man oben mit dabei. Wir haben eine brutal junge Mannschaft. Und Spielern wie Romano, Manu, Niklas oder ich, die im Moment von Anfang an spielen und teilweise über 90 Minuten ranmüssen, fehlt einfach noch etwas Erfahrung, um wirklich konstant auf gutem Niveau zu spielen. Ich hoffe, dass sich das schnell ändern wird. Daran arbeiten wir.“

Abitur und Profifußball

WERDER.DE: Du hast 2019 dein Abitur gemacht. Wie sehr mussten deine Eltern darauf achten, dass es bei dir nicht nur im Fußball, sondern auch in der Schule gut läuft?

Eren Dinkci: „Bis zur 11. Klasse habe ich mich aus eigenem Antrieb angestrengt für die Schule. Danach habe ich immer mal gezweifelt, ob ich wirklich mein Abi machen oder die Schule eventuell mit dem Fachabitur beenden soll. Aber mein Vater hat mir immer klargemacht: Du machst auf jeden Fall dein Abi, sonst spielst du nicht mehr Fußball. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Denn wenn er nicht so hartnäckig gewesen wäre, hätte ich es nicht gemacht. Heute bin ich sehr glücklich, dass ich mein Abi in der Tasche habe. Ich darf meinen Traum im Profifußball leben, aber wenn das nicht klappt, habe ich einen Plan B und könnte zum Beispiel studieren.“

WERDER.DE: Welche Beziehung hast du zur Türkei, dem Heimatland deiner Eltern?

Eren Dinkci: „Ich empfinde die Türkei auch als mein Heimatland. Mein Vater ist zwar in Deutschland geboren, aber in der Türkei aufgewachsen. Meine gesamte Verwandtschaft mütterlicherseits lebt in der Türkei. Wir sind dort immer wieder zu Besuch, daher habe ich eine Verbindung zum Land.“

WERDER.DE: Das heißt, dass du es dir noch offenhältst, ob du dich letztlich für die Türkei oder für Deutschland entscheidest?

Eren Dinkci: „Ich bin in Deutschland geboren, und Bremen ist meine Heimat. Aber ich bin auch der Türkei emotional sehr verbunden. Daher ist das nicht ganz so einfach. Wenn Länderspiele sind, dann schauen wir zu Hause eher das Spiel der Türkei als die Partie von Deutschland. Da fiebere ich dann schon mit.“

Mein Traum ist es, mal in der Champions League zu spielen.
Eren Dinkci

WERDER.DE: Was kannst du mit Werder in dieser Saison erreichen?

Eren Dinkci: „Ich hoffe, dass wir aufsteigen. Ich finde, dass wir die Qualität haben, um jeden Gegner in der Liga zu schlagen. Wir haben schon gezeigt, dass wir guten Fußball spielen können. Aber wir müssen es einfach konstant abrufen.“

Welche Träume hast du für deine persönliche Karriere?

Eren Dinkci: „Mein Traum ist es, mal in der Champions League zu spielen, für ein Top-Team in Europa. Aber im Moment mache ich mir keine Gedanken darüber, was in der Zukunft sein wird und bei welchem Verein ich irgendwann spielen möchte.“

 

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