"Zehn Jahre Werder – das hat für mich eine große Bedeutung"

Maximilian Eggestein im Interview des Monats - Teil II

Maximilian Eggestein vom SV Werder im Auswärtstrikot.
Maximilian Eggestein zeichnet mitunter seine Laufleistung aus (Foto: nordphoto).
Interview
Freitag, 05.02.2021 / 12:22 Uhr

Das Interview führte Martin Lange

Die Trennung von Bruder Johannes, der derzeit an den Linzer ASK ausgeliehen ist, fiel ihm schwer, verriet Maximilian Eggestein im ersten Teil des großen WERDER.DE-Interviews. Im zweiten Teil spricht er über Erinnerungen an seine Kindheit, den schmerzhaften Abschied von einer möglichen Karriere als Torwart und darüber, wie er sich in Jojos Verhandlungen mit dem LASK schlich.

WERDER.DE: Maxi, konnten Johannes und du trotz der Kürze der Zeit, in der eine Entscheidung fallen musste, darüber sprechen, ob ein Wechsel nach Österreich das Richtige ist?

MAXIMILIAN EGGESTEIN: (überlegt und schmunzelt) „Jojos Gespräch mit den Verantwortlichen in Linz hat online stattgefunden. Und was sie nicht wussten: Ich saß im Hintergrund, war also dabei und habe alles mitbekommen. Insgesamt konnte er sich tatsächlich nicht sehr lange Zeit lassen mit der Entscheidung. Am nächsten Tag ging es schon los. Wir haben uns aber trotzdem noch ein bisschen darüber unterhalten. Im Trainingslager im Sommer hatten wir mit Werder gegen Linz gespielt. Das hat Jojo bei der Einschätzung, was ihn dort erwartet, geholfen. Es war nichts völlig Unbekanntes.“

WERDER.DE: Stichwort „Unbekanntes“: Welche Erinnerungen hast du an deine Anfangszeit bei Werder 2011?

MAXIMILIAN EGGESTEIN: „Es gibt einen Moment, den ich nie vergessen werde: Wir haben kurz nach meinem Wechsel mit Werders U15 beim TSV Havelse gespielt, meinem alten Club. Als wir mit dem Bus wieder weggefahren sind, habe ich aus dem Fenster geguckt, und dort standen meine Mutter und meine Oma Arm in Arm mit Tränen in den Augen. Da habe ich gedacht: Was hast du nur gemacht? Welch einen großen Schmerz hast du deiner Familie zugefügt?“

Die ersten Tage bei Werder

WERDER.DE: Dennoch: Deine Familie hat den Weg unterstützt?

MAXIMILIAN EGGESTEIN: „Na klar, mein Opa und mein Vater haben immer gesagt: ‚Das ist das Richtige‘. Sie hatten großes Vertrauen in mich. Und das haben sie mir auch gezeigt. Meine Mutter und meine Oma haben dagegen eher ihre Sorgen geäußert und sich darüber Gedanken gemacht, ob es wirklich der richtige Schritt ist. Letztlich haben aber alle schnell gemerkt, dass es funktioniert und ich gut klarkomme.“

WERDER.DE: Wie waren die ersten Tage in Bremen?

MAXIMILIAN EGGESTEIN: „An meinem allerersten Tag hier waren wir bei einem Konzert von Culcha Candela am Café Sand nach der Badeinsel-Regatta. Daran erinnere ich mich gut. Und natürlich an die ersten Eindrücke, wie es ist, auf einmal mit 20 Jungs unter einem Dach zu leben (lacht). Ansonsten hat sich mein Alltag einfach komplett verändert. Ich bin sehr schnell viel selbstständiger geworden. Zum Glück ist es mir recht leichtgefallen, was ich vorher nicht unbedingt gedacht hätte.“

WERDER.DE: Dennoch eine mutige Entscheidung damals?

MAXIMILIAN EGGESTEIN: „Auf jeden Fall! Ich dachte zwar, dass ich wusste, worauf ich mich einlasse. Aber rückblickend muss man sagen: Ich wusste es nicht. Und es denken ja immer viele: Der Junge ist jetzt im Leistungszentrum bei einem Bundesligisten, dann wird er auch Profi werden. Aber wir wissen alle, dass das nicht automatisch der Fall ist und viele den Sprung nicht schaffen.“

Wenn man als 14-Jähriger ins Internat kommt, dann schaut man auf die Älteren.
Maximilian Eggestein

WERDER.DE: Niclas Füllkrug ist knapp vier Jahre älter als du und hat auch einige Zeit im Werder-Internat gelebt. Wie war euer Kontakt?

MAXIMILIAN EGGESTEIN: „Unsere gemeinsame Zeit war nicht so lang. Aber klar: Wenn man als 14-Jähriger ins Internat kommt, dann schaut man auf die Älteren, zu denen damals auch Niclas gehörte. An ihnen habe ich mich orientiert, gerade auch in schwierigen Situationen. Denn ehrlich gesagt: Wenn man vor dem Wechsel mit den Verantwortlichen im Leistungszentrum spricht, dann ist es normal, dass es hauptsächlich darum geht, wie gut hier alles ist. Dass es auch mal Heimweh geben kann, ist da eher selten Thema. Da hilft es, wenn man sieht, wie die Älteren damit umgehen, oder mit ihnen darüber spricht, wie es ihnen am Anfang ging.“

WERDER.DE: Wenn es mit dem Profifußball nicht geklappt hätte, wärst du Pilot geworden, oder?

MAXIMILIAN EGGESTEIN: (lacht) „Das habe ich mal in einem Interview gesagt… Ich kann mich tatsächlich gut daran erinnern, wie ich als Kind, so mit neun oder zehn Jahren, staunend ins Cockpit geguckt habe, wenn wir in den Urlaub geflogen sind, und dachte: Puh, das ist schon klasse. Da irgendwann mal zu sitzen, das wär’s. Nach dem Sommerurlaub wollte ich dann immer zwei Monate lang Pilot werden, danach habe ich mich wieder auf den Fußball konzentriert. Meine Eltern haben immer gesagt: ‚Wer Pilot werden will, muss gut Zähne putzen‘ (lacht).“

Der Wunsch, „zu den Besten zu gehören“

WERDER.DE: Gibt es den Traum vom Selberfliegen noch?

MAXIMILIAN EGGESTEIN: „Seit meinem Wechsel zu Werder stand immer der Traum vom Profifußball im Vordergrund. Mir war klar: Wenn ich das alles in Kauf nehme, dann will ich später auch etwas davon haben.“

WERDER.DE: Einer deiner Jugendtrainer wurde mal mit den Worten zitiert: ‚Maxi war unser Käpt’n und ein echter Leader‘...

MAXIMILIAN EGGESTEIN: „Ich hatte als Kind und in der Jugend immer den Wunsch, zu den Besten zu gehören. Das war mir wichtig. Und schon damals hat das nur funktioniert, wenn man auf dem Spielfeld seine Leistung gebracht hat. Nicht wenn man nur erzählt hat: ‚Ich bin der Beste‘.“

WERDER.DE: Du hast mal gesagt, dass du als Kind deinem Vater nacheifern wolltest, der unter anderem ein Jahr lang mit dem TSV Havelse in der 2. Bundesliga gespielt hat. Woran erinnerst du dich?

MAXIMILIAN EGGESTEIN: „Zum Beispiel daran, wie er mit uns im Garten gekickt hat. Und beim TSV Havelse fanden immer mal Benefizspiele statt, bei denen er dabei war und wir ihn spielen sehen konnten. Außerdem gab es natürlich viele Bilder von seiner aktiven Zeit. Und wir haben in dem Verein gespielt, in dem er auch gespielt hatte. Beim TSV Havelse haben alle immer nur von Kalle erzählt (lacht). Man hat gemerkt, wie er die Leute im Verein begeistert hat. Und das wollte ich auch schaffen.“

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WERDER.DE: Was hat dir dein Vater mitgegeben?

MAXIMILIAN EGGESTEIN: „Mein Bruder und ich sind unserem Vater sehr dankbar dafür, dass er nie am Spielfeldrand gestanden und Anweisungen gegeben hat. Natürlich gab es mal einen Tipp, aber größtenteils hat er uns im Fußball einfach unser Ding machen lassen und sich sehr zurückgehalten. Da gibt es bekanntlich viele ganz andere Eltern, die bei ihren Kindern an der Seite stehen und denken, sie seien Pep Guardiola. Unser Vater war Vorbild, hat aber nie gemeint, dass er aus seinen Söhnen unbedingt Fußball-Profis machen muss. Ihm war die Schule sehr wichtig. Wobei ich glaube, dass er da unsere Mutter unterstützen wollte (lacht). Unser Vater war immer wirklich mehr Vater als Fußballtrainer.“

WERDER.DE: Du hast in der Jugend auch im Tor gestanden. Warum wurde aus dir dennoch kein Torwart?

MAXIMILIAN EGGESTEIN: „Ich habe tatsächlich eine Saison lang immer abwechselnd ein Spiel im Feld und eins im Tor gespielt. Dann hat mein Trainer gesagt: ‚Maxi, eigentlich ist es zu schade, dich ins Tor zu stellen‘. Und es hatte auch noch einen anderen Grund, dass ich danach nur noch im Feld gespielt habe: Robert Enke war mein Vorbild, als ich ein Jahr lang Torwart war. Dann kam der Schock, dass er sich das Leben genommen hatte. Und ich kann mich erinnern, dass ich nicht mehr ins Tor wollte, als mein Vorbild plötzlich nicht mehr da war.“

WERDER.DE: Genießt du deine Verbundenheit zu Werder? Oder macht sie es schwieriger, irgendwann vielleicht doch noch mal einen anderen Weg einzuschlagen?

MAXIMILIAN EGGESTEIN: „Ich genieße die Verbundenheit sehr. Nicht nur die Verbundenheit zu Werder, sondern auch zu Bremen. Ich kenne hier sehr viele Leute außerhalb des Fußballs. Sicher mehr als die Spieler, die erst ein paar Jahre hier sind. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Verbundenheit eine Entscheidung schwieriger machen könnte. Vielleicht möchte ich irgendwann noch einmal etwas Anderes kennenlernen, gar nicht nur auf den Fußball bezogen. Oder den nächsten Schritt gehen. Insgesamt sind das keine Gedanken, die ich mir im Moment mache. Klar ist: Dass ich im Sommer seit zehn Jahren bei Werder bin, hat für mich eine große Bedeutung.“

Hier geht es zum ersten Teil des großen WERDER.DE-Interviews mit Maximilian Eggestein, in dem der Mittelfeldspieler über sein Alter, junge Spieler und die Trennung von Bruder Johannes spricht.

 

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