So ganz war man sich nach dem Schlusspfiff nicht einig. Sollte man sich nun über das 2:2 beim FC Carl Zeiss Jena freuen oder überwiegt doch die Enttäuschung? „Wenn uns vor dem Spiel einer gesagt hätte, dass wir hier unentschieden spielen, dann wären wir sicher zufrieden gewesen. Doch so wie das Spiel im Nachhinein gelaufen ist, ärgern wir uns“, zeigte sich Mannschaftskapitän Sandro Stallbaum enttäuscht. Auch sein Trainer Thomas Wolter musste lange überlegen „ob das Glas nun halbvoll oder halbleer ist. Ich habe mich für das halbvolle Glas entschieden. Ich bin sehr zufrieden mit der gezeigten Leistung unserer sehr jungen Mannschaft. Vor allem, wenn man bedenkt, wer alles nicht dabei war.“
Starkes Debüt von Wiedwald – Geburtstagskind Testroet
Einer, der durch die Ausfälle in das Team gerutscht ist, stand im Ernst-Abbe-Sportfeld im Bremer Tor – Keeper Felix Wiedwald, der sein Debüt in der 3. Liga feierte. „Er hat eine überragende Leistung gezeigt“, lobte Thomas Wolter seinen Schlussmann. Kapitän Sandro Stallbaum war von dem guten Einstand des 19-Jährigen nicht überrascht: „Das war doch zu erwarten. Felix hat einen sehr unaufgeregten Eindruck gemacht und gut mitgespielt.“
Nicht unerwartet kam auch für Pascal Testroet, dass er sich in Jena in die Torschützenliste eintrug: „Bisher habe ich an meinem Geburtstag immer getroffen. Schön, dass es heute auch geklappt hat“, freute sich das 19-jährige Geburtstagskind über seine zwei Tore, die Werder dennoch nicht den Sieg gebracht haben.
Konzentriert hatten die Grün-Weißen angefangen. Bremen stand gegen die engagiert anfangenden Hausherren in der Defensive sicher, konnte wie Jena jedoch lange Zeit keine Akzente nach vorne setzen. „Taktisch haben wir gut gespielt“, so auch Thomas Wolter, dessen Team mit zunehmender Spielzeit immer häufiger vereinzelte Nadelstiche setzte. Den ersten nach einer halben Stunde. Der auffällige Addy Menga zog aus 17 Metern einfach mal ab, Torwart Nulle zeigte sich jedoch sicher (30.). Dem stand sein Gegenüber in nichts nach. Nur eine Minute später lenkte Felix Wiedald einen scharfen Schuss von Truckenbrod aus 22 Metern noch über die Latte (31.) Nun ging es Schlag auf Schlag: Addy Menga brachte den Ball auf die linke Seite zu Pascal Testroet, der den Ball mit dem Kopf mitnahm, in den 16er eindrang und aus spitzem linken Winkel für die Bremer Führung sorgte (32.).
Offener Schlagabtausch bis zum Schluss
Vor 6.062 Zuschauern im Ernst-Abbe-Sportfeld entwickelte sich bei sommerlichen Temperaturen nun eine spannende Begegnung, in der Jena auf den Ausgleich drängte und ihn auch erzielte. Nach einer Freistoßvariante tauchte Orlando Smeekes völlig frei vor Torwart Wiedwald auf und traf direkt zum 1:1 (52.). Beide Mannschaften lieferten sich nun einen offenen Schlagabtausch. Nur wenig später versuchte es der eingewechselte Salvatore Amirante aus der Ferne, sein Schuss wurde jedoch noch zur Ecke abgefälscht (54.), auch Rene Eckardt konnte den Ball aus 14 Metern nicht im Bremer Tor unterbringen (56.) und Kapitän Stallbaum rettete gegen Amirante vor der Linie (76.).
Die besseren Möglichkeiten lagen jedoch auf Seiten der Grün-Weißen. Ein Schlenzer von Nicolas Feldhahn verfehlte nur haarscharf das FCC-Tor (55.), beim Schuss von Onur Ayik musste Torwart Nulle sein ganzes Können aufbringen (73.) und Niklas Andersen scheiterte nach sehenswerter Kombination mit Pascal Testroet ebenfalls am Jena-Schlussmann (78.). Der Thüringer Keeper hatte jedoch zugleich auch seinen Anteil an der erneuten Führung der Bremer. Pascal Testroet traf nach einem Oehrl-Zuspiel aus acht Metern den Ball nicht richtig, Nulle zeigte sich vom Schuss überrascht und der Ball rutschte ihm unter dem Körper durch (80.).
Lange konnte sich Werder jedoch nicht über das zweite Tor freuen. Denn im direkten Gegenzug brachte der bis dahin gut spielende Bernd Gerdes den schnellen Orlando Smeekes im Bremer Strafraum zu Fall und Salvatore Amirante verwandelte den anschließenden Elfmeter zum 2:2-Endstand (82.). „Sicher ärgert man sich, wenn man zehn Minuten vor Schluss erneut in Führung geht und dann gleich den Ausgleich hinnehmen muss. Bernd mache ich da aber keinen Vorwurf, er hat das die gesamte Spielzeit vorher gegen Smeekes klasse gemacht“, so Trainer Thomas Wolter. Mit ein wenig Wehmut blickt Mannschaftskapitän Sandro Stallbaum dennoch auf die beiden Gegentore zurück: „Wir investieren so viel um in Führung zu gehen, dann dürfen uns solche Gegentore einfach nicht passieren“, sprach der 28-Jährige die gesamte Mannschaft an, die durch das Unentschieden zumindest für einen Tag die Abstiegsränge verließen.
Norman Ibenthal
