Alle Fußball-Fans fiebern dem "Endspiel" zwischen Deutschland und Österreich am Montagabend entgegen. Am Wochenende stellte sich Werders Vize-Kapitän Torsten Frings der Öffentlichkeit ...
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Alle Fußball-Fans fiebern dem "Endspiel" zwischen Deutschland und Österreich am Montagabend entgegen. Am Wochenende stellte sich Werders Vize-Kapitän Torsten Frings der Öffentlichkeit und beantwortete die wichtigsten Fragen vor dem Turnier. WERDER.DE hat alles notiert.
Torsten, deutsche und österreichische Fußball-Fans fiebern dem Montagabend entgegen. Es ist ein ganz besonderes Spiel. Gastgeber gegen Erzrivale, David gegen Goliath. Bekommt ihr davon im Teamhotel in der Schweiz eigentlich etwas mit?
Nicht so viel. Ich denke, wir haben ein super Quartier und es ist schon ein Vorteil, dass du ein bisschen Ruhe hast. Wir lesen hier keine Zeitung, konzentrieren uns voll auf das Spiel. Aber natürlich freuen auch wir uns auf den Montagabend. In diesem Spiel können wir den Gastgeber rausschmeißen und uns viel Selbstvertrauen holen. Du kannst dich für den weiteren Verlauf rüsten, denn es wird nicht die letzte sehr große Drucksituation in dieser Endrunde sein. Das ist eine positive Anspannung. Wir freuen uns, dass wir den Fehler aus dem Kroatienspiel sofort wieder wettmachen können.
Das Kroatienspiel war eines eurer schlechtesten. Hat das nicht viel Selbstvertrauen gekostet?
Klar ist die Stimmung in der Mannschaft etwas angespannter aufgrund der Situation, die wir durch die schlechte Partie gegen Kroatien selbst zu verantworten haben. Aber gleichzeitig bleiben wir zuversichtlich und wissen, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben, die gegen Österreich gewinnen wird, wenn sie alles umsetzt, was sie stark macht.
Bei den Übertragungen der Spiele fiel auf, dass du mehr als sonst mit Trainern und Mitspielern reden musstest. Würdest du diese Beobachtung bestätigen?
Auf dem Platz wird ja permanent gesprochen. Das sind aber keine Diskussionen, sondern man versucht sich immer abzusprechen, zu helfen, Dinge besser zu machen. Das Ziel ist immer, dass wir insgesamt als Team funktionieren. So dass wir zentralen Spieler nicht nur Lücken füllen, sondern auch unsere Stärken einbringen können. Dann kann sich der "Balle" (Michael Ballack) ein bisschen mehr nach vorn orientieren und wir stehen dann auch hinten in der Defensive besser. Gegen Kroatien hat einfach vieles nicht gestimmt und so mussten auch wir unnötige Wege gehen. Aber wir haben das abgehakt, der Trainer hat mit vielen Spielern gesprochen, wir haben untereinander viel gesprochen. Jetzt denken wir nur noch an das Österreich-Spiel, konzentrieren uns auf unsere Stärken und werden dann auch eine bessere Leistung bringen.
Werdet ihr mit einem ganz neuen System überraschen, nachdem es gegen die Kroaten nicht so lief?
Ich sehe keinen Grund nach einem schlechten Spiel etwas am System zu ändern. Wir spielen seit knapp vier Jahren mit diesem System, haben sehr viele Spiele gewonnen, auch ein paar verloren, aber jetzt eine Grundsatzdiskussion über das System zu beginnen, halte ich für falsch. Der Bundestrainer wird eine Mannschaft auf den Platz stellen, die heiß ist, die gewinnen will und das ist alles, auf was es ankommt.
Apropos Bundestrainer: Jogi Löw stand wie die Mannschaft sehr in der Kritik. Das ging sehr schnell nachdem er zuletzt sehr gelobt worden war. Was würde passieren, wenn das Unvorstellbare doch passiert und Deutschland rausfliegt?
Ich gehe davon aus, dass es am Montag nicht schief geht. Aber dass überhaupt so eine Diskussion geführt wird, finde ich ein bisschen lächerlich. Nach den letzten beiden Jahren steht nach einem schlechten Spiel gegen Kroatien plötzlich alles zur Diskussion, was bisher richtig gut war. Ich bin 100prozentig überzeugt, dass wir ins Viertelfinale einziehen und dann wird sich diese Frage nach dem Bundestrainer gar nicht stellen.
Vor vier Jahren bei der EURO 2004 hing auch alles am letzten Gruppenspiel. Das habt ihr dann 1:2 verloren und musstet nach Hause fahren. Was macht dich so sicher, dass euch dieses Schicksal nicht wieder trifft?
Man kann die Situation nicht vergleichen. Wir sind jetzt als Mannschaft sehr viel stärker als 2004. Wir haben uns als Team seitdem sehr gut entwickelt. Wir haben ein sehr gutes WM-Turnier gespielt, was uns einen positiven Schub gegeben hat. Damals sind wir zu Recht rausgeflogen. Das lag nicht an dem letzten Spiel gegen Tschechien, sondern einfach am kompletten Auftritt unserer Mannschaft bei diesem Turnier. Wir waren einfach nicht gut genug. Wir haben jetzt qualitativ eine ganz andere Mannschaft.
Dennoch ist der Druck enorm.
Ja, wir haben es uns selbst eingebrockt, dass wir so ein großes Endspiel haben. Aber wir haben auch oft bewiesen, dass wir damit sehr gut umgehen können. Für eine Mannschaft ist es eine große Herausforderung, in so einer Situation eine richtig gute Partie zu zeigen und zu signalisieren, dass in der Mannschaft alles stimmt. Man kann sich jetzt ein ganzes Stück nach vorn bringen, wenn man so einen Punkt übersteht. Man kann daraus lernen und für den gesamten Turnierverlauf kann das sehr wichtig werden.
Völlig unklar ist noch, ob bei den Österreichern überhaupt einer der Werder-Jungs auf dem Platz steht. Sebastian Prödl ist leider gelb-gesperrt und Martin Harnik ist zuletzt von Trainer Hickersberger für seine forschen Sprüche und ausgelassenen Chancen gerügt worden. Das wäre schon schade, wenn es gar keinen grün-weißen Kontakt in diesem tollen Spiel geben würde?
Mich interessiert ehrlich gesagt nicht, wer am Montag bei denen spielt. Es ist mir völlig wurscht, wer da gesperrt ist und wer nicht. Wir konzentrieren uns auf unsere Mannschaft. So ein schlechtes Spiel wie gegen Kroatien kommt nicht noch mal vor.
Auf wen würde Thomas Schaaf tippen? Hat er sich während der EURO schon bei dir gemeldet?
Nein, er hat mir vor dem Turnier eine SMS geschickt und seitdem hatten wir keinen Kontakt mehr. Ich glaube er ist gerade in Australien im Urlaub und dort hat er kein Netz.
notiert von Michael Rudolph