Braungebrannt, gut gelaunt und sehr entspannt – so begegnet Clemens Fritz den Vorbereitungs-Mühen, denen er sich als einer der letzten Werder-Profis seit fünf Tagen zu stellen hat. "Sehr, sehr gut erholt" sei er, . . .
Braungebrannt, gut gelaunt und sehr entspannt – so begegnet Clemens Fritz den Vorbereitungs-Mühen, denen er sich als einer der letzten Werder-Profis seit fünf Tagen zu stellen hat. "Sehr, sehr gut erholt" sei er, . . .
Braungebrannt, gut gelaunt und sehr entspannt – so begegnet Clemens Fritz den Vorbereitungs-Mühen, denen er sich als einer der letzten Werder-Profis seit fünf Tagen zu stellen hat. "Sehr, sehr gut erholt" sei er, direkt nach der EM-Feier in Berlin entfloh Fritz dem Fußball-Zirkus und nahm Kurs auf die Balearen-Insel Formentera, später auch auf die Heimat Erfurt. Dort stöpselte er die Welt aus und verfolgte nur ein Ziel "Einfach mal meine Ruhe haben und mal nicht über Fußball nachdenken."
Am Montag meldete er sich schließlich mit dem Laktat-Test zurück, gemeinsam mit Torsten Frings und Per Mertesacker. Der Rückstand auf die Kollegen, die Anfang Juli begannen, ist spürbar: "Es ist normal, dass wir jetzt ein bisschen mehr tun müssen." Wie dieses Mehr aussieht, konnte er am Donnerstag gleich am aktuellen Tagesprogramm beschreiben:
"Laufen am Morgen, wenn andere liegen bleiben – ich verfluche das zwar, aber es hilft ja nix. Und am Nachmittag dann eine Fitness-Einheit, während die meisten am Abend das Testspiel haben." Wie Torsten Frings und sechs weitere Spieler gehörte Fritz gegen Aris Saloniki nicht zum Kader, sondern schindete sich am Nachmittag in einem Parcours von Fitness-Coach Benjamin Kugel.
Die zweispältige EM-Bilanz
Die Sonderschichten sind ein Preis, den er gern zahlt für das Erlebnis, mit der deutschen Auswahl bis ins EM-Finale von Wien vorgestoßen zu sein. Fritz startete aufsehenerregend ins Turnier, wurde dann aber Opfer der Systemumstellung Jogi Löws. "Natürlich hatte ich gehofft, in den K.O.-Partien, gerade im Finale, mehr zu spielen. Aber der Trainer hat mir das plausibel erklärt", sagt Fritz, der klarstellt: "Es hätte mich auch schlimmer treffen können."
Stichwort "schlimm" – die Verletzung seines Kumpels Per Mertesacker bedauert Fritz selbstverständlich, sagt aber auch: "Besser jetzt als in vier Wochen, wenn es richtig losgeht. Ich mache mir keine Sorgen. Per ist nach solchen Verletzungen immer schnell zurück gekommen." Nun muss er sich auf einen neuen Nebenmann einstellen. Der könnte zum Beispiel Sebastian Prödl heißen. "Sollte er einspringen, ist uns nicht bange", so Fritz. "Er ist nicht mehr grün hinter den Ohren, hat mit den
Länderspielen schon eine Menge Erfahrung für sein Alter." Um lachend hinterher zu schieben: "Nur bei den gelben Karten, da müssen wir ein bisschen auf ihn aufpassen." Prödl verpasste ja das Gruppenfinale gegen Deutschland wegen einer Gelbsperre.
Resümee und Ausblick
Fritz ist zuversichtlich, dass der kommende Mertesacker-Ersatz ihn an seiner rechten Seite hat. "Hinten rechts fühle ich mich wohler als im Mittelfeld", sagt er. "Da habe ich Routine und das Spiel vor mir statt den Ball mit dem Tor im Rücken und einem Gegenspieler im Kreuz annehmen zu müssen." Als Rechtsverteidiger wechselte er 2006 nach Bremen und stieß bald in die Nationalmannschaft vor. Es war eines der Ziele, die er sich gestellt hatte. "Champions League spielen und Titel holen", waren die anderen. "Was ich mir damals vorgestellt hatte, ist eingetroffen", resümiert Fritz nun. Nur der Titel fehlt noch, den Ligapokal 2006 lässt er nicht gelten. Dennoch fühle er sich wohl an der Weser, bald wird er sich mit Werder "ganz entspannt" über eine Vertragsverlängerung unterhalten.
Was den fehlenden Titel angeht: "Wir wollen in der kommenden Saison endlich mal Meister werden", sagt er kämpferisch. "Mittlerweile ist in Bremen das Erreichen der Champions League ja Minimalziel." Damit kann er sich identifizieren. Auch wenn es wieder ein harter Kampf wird: "Die Bayern sind der Favorit, aber es war ja ein ziemliches Gedränge in den letzten Jahren dort oben. Schalke muss man auf der Rechnung haben, den HSV, Leverkusen, Wolfsburg hat viel investiert…" Weitere Verstärkungen könnten bei diesen Kontrahenten nicht schaden, findet er. "Wir haben mit Ivan Klasnic und Tim Borowski gestandene Spieler verloren. Wenn noch jemand kommt, würde uns das als Mannschaft schon gut tun. Wenn das Gesamtpaket passt, begrüßen wir jeden gern."
aus Schruns berichtet Enrico Bach