"Wie damals in Gladbach": Missionar Matthäus bei Maccabi

Bei seinem Amtsantritt bereiteten die Fans in Netanya Lothar Matthäus einen begeisternden Empfang.
Profis
Freitag, 25.07.2008 / 18:54 Uhr

Auf Händen trugen sie ihn vom Platz, den Weltfußballer, Weltsportler, DFB-Ehrenspielführer und Trainer ihres Lieblingsklubs Maccabi Netanya Lothar Matthäus. Er hatte im Moment der Fan-Huldigungen den israelischen Spitzenklub noch zu keinem Sieg oder gar einem Titel geführt. Nein, Lothar Matthäus war gerade erst angekommen und hatte die Seinen ganze 30 Minuten beim Trainingsauftakt am 04. Juli 2008 angeleitet, als 250 euphorisierte Anhänger ihn und seine Spieler auf ihren Schultern über das Feld trugen, begleitet von schallenden „Lothar, Lothar“-Rufen. „So eine Begrüßung habe ich noch nicht erlebt“, gestand Matthäus im Anschluss, „Israel ist ein tolles Land, die Menschen sind sehr fröhlich und positiv eingestellt.“

 

Werder vor der Brust, UEFA-Cup-Quali im Hinterkopf

 

Mittlerweile ist das Team zur weiteren Saisonvorbereitung dem heimatlichen Trubel kurz entflohen. Denn es gibt viel zu tun und die zweite Runde der UEFA-Cup-Qualifikation steht an. Aber zuerst testet man am Samstag, 26.07.2008, um 18.30

Uhr, noch gegen Werder Bremen. Vor zwölf Tagen bereits bezogen die Schwarz-Gelben ihr Trainingslager in Schruns. „Der Eigentümer des Clubs hat etwas Geld auf der hohen Kante, nur so ist das Trainingslager möglich“, verrät Matthäus. 28 Spieler, darunter zehn Nachwuchs-Akteure aus der eigenen Akademie, sind mit nach Österreich gereist. Ein erstes Bild von seiner Truppe konnte sich der Ex-Werder-Hospitant und Jung-Fußball-Lehrer schon verschaffen. „Wir haben nicht die Qualität, nicht das Geld. Aber es macht Spaß, die Spieler suchen ihre Chance und arbeiten hart.“

 

In den bisherigen Schruns-Testpartien bewährten sich die Israelis mit einem 0:0 gegen den SC Freiburg oder dem 3:2-Erfolg gegen Winterthur, mussten aber auch Niederlagen wie erst am Freitag, 25.07.2008, mit 1:3 gegen den FC St. Pauli einstecken.

 

Der Rastlose und die Weltenbummler

 

Sechs Trainer-Stationen in fünf Ländern binnen sieben Jahren hat Matthäus hinter sich. Der Kontakt nach Israel kam über Freunde in Budapest zustande. Doch der Rastlose ist nicht der einzige Weltenbummler bei Maccabi. Sebastián Rozental Igual trug 27 Mal das chilenische Nationaltrikot. 2007 verschlug es ihn nach neun verschiedenen Vereinen auf drei Kontinenten, darunter Grashoppers Zürich und die Glasgow Rangers, nach Israel, dessen Staatsbürgerschaft er mittlerweile annahm. Oder Costa Ricas Rekordnationalspieler Luis Marin, der mit seinen mehr als 120 Länderspielen sogar fast in die Sphären seines neuen Trainers vorstößt. Matthäus hat 150 Länderspiele für den DFB auf dem Buckel.

 

Das bekannteste Gesicht im Kader aber ist Neuzugang und Ex-Bundesliga-Stürmer Francis Kioyo. Greuther Fürth, 1.FC Köln, 1860 München, Rot-Weiß Essen und

Energie Cottbus hießen seine deutschen Profi-Stationen. Die Werder-Fans werden sich wohl schmerzlich an den 04. November 2006 erinnern, als Energie auch dank eines fulminanten Weitschusstores von eben jenem Kioyo ein 1:1 aus dem Weser-Stadion entführte.

 

„Die Infrastruktur ist Bezirksliga“

 

Maccabi Netanyas Eigentümer heißt Daniel Jammer, ein in Frankfurt/Main geborener Geschäftsmann mit jüdischen Wurzeln. Vor drei Jahren zog er nach Israel und erwarb Maccabi Netanya 2006 für eine Million Dollar. Matthäus mutmaßt, dass es „in ein, zwei Jahren Voraussetzungen für Profifußball geben wird.“ Ein langer Weg für den Missionar, der das sportliche Niveau und das Umfeld des Klubs mit dem eines Drittligavereins in Deutschland vergleicht. Immerhin, denn „die Infrastruktur ist Bezirksliga, das Drumherum ist bescheiden und ein bisschen wie damals in Gladbach als ich anfing und wir am Morgen nicht wussten, wo wir trainieren werden.“

 

Dennoch tut sich etwas beim Klub in der 173.000 Einwohner-Stadt am Mittelmeer, die geforderte Professionalisierung kommt langsam in Gang, Netanya holt auf. „Maccabi Haifa, Hapoel und Maccabi Tel Aviv, das sind eigentlich die großen Klubs. Die haben vor einigen Jahren noch Champions League gespielt, dann gab es große finanzielle Schwierigkeiten. Nun fängt man viel kleiner wieder an. Aber da tut sich was. Beitar Jerusalem hat in den letzten beiden Jahren die Liga beherrscht. Für alle anderen geht es darum, diese Lücke zu schließen“, weiß der 47-Jährige.

 

von Maximilian Hendel

 

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