Kevin Schindler im Interview: „Zurückstecken können“

Kevin Schindler hat gut Lachen. Dem gebürtigen Delmenhorster gelangen bereits vier Tore für Hansa in der Vorbereitung.
U23
Dienstag, 29.07.2008 / 23:17 Uhr

Werders Eigengewächs Kevin Schindler ist seit Juli 2008 für eine Spielzeit an den FC Hansa Rostock verliehen. Am Mittwoch, 30.07.2008, 19 Uhr, gastieren Schindlers Ehemalige bei den Aktuellen zum Testspiel in der DKB-Arena. Für WERDER.de nahm sich das 20-jährige Angreifertalent vor dem kurzen Wiedersehen mit den alten Weggefährten noch ein Interview lang Zeit. Ein Gespräch über 'frische' Luft, Anfrage-Stalker aus Rostock und - wie sollte es anders sein - ein Tor gegen den Stammverein.

 

 

Kevin, nach neun Jahren Werder weilst Du nun seit knapp einem Monat in Rostock. Wie bekommt Dir die frische Brise an der Ostsee?

 

Es ist schon ungewohnt, mal woanders zu spielen, in gewisser Weise 'frische' Luft zu schnuppern und so richtig von zu Hause weg zu sein. Für mich persönlich ist es schon ein gewaltiger Schritt gewesen. Zwischen Bremen und Delmenhorst liegen ja nur Katzensprünge. Aber dadurch, dass ich diesen Schritt gehen wollte und die Zeit sowieso begrenzt ist, war das jetzt nicht so schwer.

 

Wie macht sich die Stadt als derzeitige Ersatz-Heimat?

 

Gut, alles ist ein bisschen kleiner als in Bremen. Aber es gibt hier sehr schöne Ecken, gerade in Verbindung mit der Ostsee und der Warnow. Da kann man sich überhaupt nicht beklagen. Eine kleine Wohnung habe ich auch schon gefunden, die werde ich bald beziehen.

 

Eingewöhnungsschwierigkeiten sucht man bei Dir vergebens. Vier Tore in fünf Testspielen, darunter Treffer gegen die Bundesligisten aus Bielefeld (2:0) und Hoffenheim (2:2), sprechen für sich.

 

Mit so einem Start konnte ich natürlich nicht rechnen. Ich wurde von der Mannschaft auch richtig gut aufgenommen, kannte vorher schon zwei, drei Mitspieler, die mir die Eingewöhnung noch leichter gemacht haben als sie eh schon war. Und Stürmer werden nun mal an Toren gemessen und derzeit läuft es richtig gut für mich. Noch haben wir zwei Testspiele gegen Werder und Naestved BK aus Dänemark vor der Brust. Dann stehen die ersten Pflichtspiele mit DFB-Pokal und Zweitliga-Auftakt vor der Tür und wir schauen mal, was geht und wie weit ich bin.

 

 

Du wurdest im März 2007 von Thomas Schaaf gegen Celta Vigo regelrecht in den UEFA-Cup „hineingeworfen“, bist ziemlich schnell sehr hoch geflogen. Konntest Du diese Situation, die damals in der Form nicht unbedingt zu erwarten war, überhaupt richtig verarbeiten?

 

Die ersten Momente, Tage, ja Wochen habe ich schon gebraucht, um das alles realisieren zu können, richtig einzuordnen. Das war echt schön. Als junger Spieler schwebst du dabei wie auf einer Wolke, denn es ist genau der Weg gewesen, den ich einschlagen wollte. Dieser Traum hatte sich erfüllt. Aber dann muss ich mich auch davon frei machen, um nicht den Anschluss zu verpassen. Denn das ist erst der Anfang gewesen, ich möchte weiterkommen.

 

Hattest Du zeitweise den Anschluss verpasst?

 

Natürlich bin ich mit mir selber und meinen Leistungen nicht so zufrieden gewesen. Aber ich darf auch nicht überdrehen und zu schnell zu viel von mir erwarten und verkrampfen.

 

Wie kommt ein junger Spieler mit unausweichlichen Leistungstälern, Rückschlägen und Nicht-Berücksichtungen im Profi-Kader zurecht?

 

Das gehört dazu. Klar, als junger Spieler muss ich auch zurückstecken können, wenn es mal nicht so läuft. Wichtig ist, Schritt für Schritt seinen Weg zu gehen.

 

Oft wird der Spruch bemüht: „Einen Schritt zurückgehen, um dann wieder zwei nach vorne zu kommen.“ Widerspiegelt das Deine Ausleihe zum FC Hansa?

 

Ich wollte diesen Schritt für mich persönlich machen und vor allem weiter auf hohem Niveau spielen können. Und es ist ein guter Schritt, der mich voranbringen wird. In erster Linie geht es darum, Spielpraxis zu sammeln, dazuzulernen, Selbstvertrauen zu tanken und mal auf einer anderen Seite Erfahrungen mitzunehmen, sodass ich nach meiner Rückkehr auf mehr Einsätze bei Werder komme.

 

Hansa-Trainer Frank Pagelsdorf verfolgt den Leitspruch, den FCH zu einem, wenn nicht sogar zu dem besten Ausbildungsverein in Deutschland zu machen. War das ausschlaggebend in Deiner Entscheidung pro Hansa?

 

Das war zumindest ein Grund, sich für Rostock zu entscheiden. Ich habe natürlich auch gesehen, dass einige junge Spieler da sind, die hier ihre Chance auf hohem Niveau bekommen. Aber in erster Linie hat sich Hansa über einen langen Zeitraum sehr stark um mich bemüht, permanent angefragt: ‚Ja, was wäre denn mal für ein Jahr?’, und so weiter. Das hat mich schon sehr beeindruckt. Rechnet man alles zusammen, musste ich nicht mehr lange darüber nachdenken. Sie geben mir das Vertrauen, das merke ich.

 

Hinter Hansa liegt ein bitterer Gang ins Unterhaus, und vor Deiner neuen Mannschaft und Dir eine lange Zweitliga-Saison.

 

In der es mein Ziel ist, wie ich bereits gesagt habe, persönlich weiterzukommen, zu reifen. Natürlich: Mit der Mannschaft aufzusteigen und am Erfolg aktiv teilzuhaben, mit Toren zu helfen, wäre umso schöner…

 

Am Mittwoch gibt es ein schnelleres Wiedersehen als gedacht mit vielen bekannten Gesichtern. Auch wenn es Werder ist, den Ball würdest Du nicht auf der Bremer Torlinie stoppen?

 

(schmunzelt) Also solche Wetten laufen nicht. Nein, im Ernst: Ein bisschen kribbelt’s schon, selbst wenn es nur ein Testspiel ist. Es wird eine sehr interessante Begegnung, für uns eine Standortbestimmung, die wir natürlich gewinnen wollen. Sicher freue ich mich auch, einige Werderaner wiederzusehen. Vielleicht gelingt mir noch ein Tor, das wäre auch ganz schön. (lächelt verschmitzt)

 

 

Das Interview führte Maximilian Hendel

 

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