Inside Milanello: Cappuccino mit Maldini, Inzaghi & Co.

Gemütliche Atmosphäre: Senderos an der Kaffeebar im Trainingszentrum Milanello
Profis
Mittwoch, 25.02.2009 / 17:03 Uhr

Die lombardische Sonne flutete durch die Fenster des Trainingszentrums Milanello nicht weit vom kleinen Ort Carnago im Nordwesten Mailands. Filippo Inzaghi begüßt den Barista in dem kleinen Empfangssalon ...

Die lombardische Sonne flutete durch die Fenster des Trainingszentrums Milanello nicht weit vom kleinen Ort Carnago im Nordwesten Mailands. Phillipo Inzaghi begüßt den Barista in dem kleinen Empfangssalon des AC-Hauptquartiers, schiebt ihn sanft zur Seite und bereitet sich seinen Espresso selbst zu. Während er aus der kleinen Tasse trinkt, plaudert er locker mit einer Hand voll italienischer Journalisten. Als er in Richtung seines Zimmers in der oberen Etage verschwindet, kommt Philipe Senderos zur Theke. Espresso wie Inzaghi. Der Barista nickt wenig überrascht. Auch der ehemalige Arsenal-Profi bleibt ein paar Minuten. Gerade fährt Maldini vor und läuft ein paar Meter weiter über den Flur. Zwei Reinigungskräfte fragen nach einem Foto. Kein Problem. Training ist erst in 45 Minuten. Bloß keine Hektik.

 

So streng bewacht das Hauptquartier der Rossoneri ist, desto gemütlicher geht es hinter den hohen grünen Zäunen zu. Das hätte vor zwei Stunden noch niemand der deutschen Medienvertreter geglaubt. Der Bus in dem sie vorgefahren wurden, musste sofort wieder den großen Parkplatz mit den Autos der Spieler verlassen und vor dem hohen grünen Zaun warten. Direkt am Zwinger der beiden Wachhunde, die das Gelände vor unliebsamen Eindringlingen alarmieren sollen. Ein mäßig freundlicher Sicherheitsbeamter in strenger Uniform komplimentiert die Reisegruppe deutscher Journalisten wieder hinaus und stellt klar: Die Pressekonferenz ist für 13.45 Uhr angesetzt, erst zehn Minuten vorher ist der Einlass erlaubt. Die Reiseleiterin der Deutschen muss für 12 Personen beim Pförtner unterschreiben. Nicht auszumalen, was ihr geschieht, wenn sie bei der Pressekonferenz, die hier stattfindet, die falschen Fragen stellen, denken sich einige.

 

Doch drinnen überrascht die nette Atmosphäre jeden. Im eigenen Heim sind die Rossoneri gute Gastgeber. Trainer Carlo Ancelotti nimmt sich 45 Minuten Zeit, um alle Fragen wirklich ausgiebig zu beantworten, macht hier und da mal einen kleinen Scherz. Cappuccino und Espresso gibt es auch für die Medienvertreter, auf Wunsch auch frisch belegte Schinken-Ciabatta. Auf ein paar Fragen zu den täglichen Abläufen in Milanello lädt ein Sprecher zu einer kleinen Führung ein: Salon, Billardzimmer und das Herz des AC Mailand. Das Kaminzimmer: Die Presserunden vor wichtigen Spielen mit Silvio Berlusconi am offenen Feuer sind noch heute legendär. Auch in der Gegenwart ist das Kaminzimmer der Ort für alle wichtigen Vier-Augen-Gespräche zwischen Medienvertretern und Profis des AC Mailand. Von hier aus kann man über die Veranda auf den Hauptplatz des Trainingsgeländes blicken. Es ist der repräsentativste neben fünf weiteren Spielfeldern.

 

Auf der Geraden gegenüber diesem Fußballplatz erstreckt sich der lange Trakt mit Umkleidekabinen und Kraftraum, dahinter ein Schwimmbad. Erste und zweite Mannschaft arbeiten hier. Fast immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit. So ist es in ganz Europa, berichtet der Mitarbeiter. Außer in Deutschland, sollte er ergänzen. Nicht einmal die Journalisten bekommen mit, was sich bei den Trainingseinheiten abspielt. Höchstens einmal in der Woche dürfen sie die Arbeit mit der Mannschaft auf dem Platz beobachten. 85 Prozent aller Übungseinheiten sind ohne jeden Zuschauer, berichtet der AC-Mitarbeiter.

 

100 Meter hinter dem linken Tor steht der Gebäudekomplex mit Büros für die Verwaltung und das Nachwuchsleistungszentrum. Alles passt harmonisch in die Landschaft. Genauso harmonisch wie die Stimmung in dem Klub, der schon alles bis auf den UEFA-Cup erreicht hat, aber für den es in diesem Jahr nicht so gut läuft. Hektisch wird man deswegen nicht, zumindest lässt sich das keiner anmerken. Nach der ungewöhnlich langen Pressekonferenz lässt sich selbst Carlo Ancelotti noch mal an der Kaffee-Bar bei „Pippo“ Inzaghi sehen. Einen Espresso trinkt er nicht. Er geht etwas früher zum Training.

 

aus Mailand berichtet Michael Rudolph

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