Mein "romantischer" Ehemann machte mich zum Werderfan

Grün-Weiße Familie: Cindy Schwörer van Laarhoven und ihr Mann in Istanbul
Profis
Freitag, 24.09.2010 / 15:32 Uhr

Tja, mein schönstes Werder-Erlebnis ist gleichzeitig mein erstes persönliches Werder-Erlebnis gewesen und noch gar nicht so lange her. Dass mein Mann seit seiner Kindheit ...

Als eine von zahlreichen Werder-Fans nahm Cindy Schwörer van Laarhoven an der Aktion "Mein Werder-Moment" teil, zu der die Grün-Weißen anlässlich der Feierlichkeiten zum 111. Werder-Geburtstag Anfang des Jahres aufgerufen hatten. Gesucht waren ganz persönliche, lustige, traurige, spektakuläre, aber vor allem authentische Anekdoten aus der grün-weißen Fan-Welt. Die Jury der Aktion wählte ihre Geschichte für den 2. Preis aus. Als Gewinn gab es Tickets für das Nordderby der letzten Saison. Nun wird ihre Geschichte an dieser Stelle veröffentlicht. Viel Spaß beim Lesen!

 

Tja, mein schönstes Werder-Erlebnis ist gleichzeitig mein erstes persönliches Werder-Erlebnis gewesen und noch gar nicht so lange her. Dass mein Mann seit seiner Kindheit ein leidenschaftlicher Werderfan ist, wusste ich selbstverständlich. Oft genug ging er zu Spielen, und auch mein Sohn war mit seinen damals sieben Jahren schon ein echter Profi-Fan. Regelmäßig wurde ich morgens mit Werderliedern geweckt und mein Sohn erzählte mir alle wichtigen Details über seine Werder-Mannschaft.

 

2009 waren mein Mann und ich schon zehn Jahre zusammen, davon fast vier Jahre verheiratet und immer noch glücklich. Also war ich schon tagelang dabei, für den 20. Mai (unseren Hochzeitstag) einen romantischen Abend zu planen: Schön mit Candlelight Dinner, Babysitter für Danny und einem schönen Hotel für die romantische Nacht. Die Planung lief fantastisch... Bis eines Abends mein Liebster in das Schlafzimmer kam, wo ich bereits im Halbschlaf versunken war.

 

Stolz verkündete er: "Ich habe es gemacht!" Auf meine verschlafene Reaktion, "schön für dich mein Schatz", folgte ein: "Cindy, möchtest du denn nicht wissen, was ich gemacht habe?" "Hmmm…Wenn es für dich so wichtig ist, sag es, dann kann ich wieder weiter schlafen." Normann verkündete: "Ich habe drei Karten bestellt für das UEFA-Cup-Finale von Werder." Immer noch im Halbschlaf meinte ich: "Ach toll, da wird sich Danny aber freuen und dein Kumpel geht auch wieder mal mit ins Stadion." Daraufhin kam die Antwort, die mich mit einem Schlag hell wach machte: "Nein, mein Schatz, das Finale ist ja an unserem Hochzeitstag. Also dachte ich mir, es ist doch schön, wenn wir drei dann nach Istanbul fliegen und uns gemeinsam das Spiel anschauen."

 

Ich war total geschockt: "WAS!!! Ich bei einem Fußball-Spiel!!! Von einer deutschen Mannschaft!!!" Und das auch noch in Istanbul an meinem Hochzeitstag. Da blieb mir die Spucke weg, ich war sprachlos - und das passiert mir nicht oft.

 

Aber da es sich erst einmal nur um eine Bestellung handelte und ich von anderen Bestellungen für Karten wusste, das man oft nicht ausgelost wird weil es zu wenig Karten für die vielen Fans gibt, hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch die Hoffnung, dass wir nicht ausgelost werden. Aber auch diese Hoffnung war schnell verflogen, als Normann mich zwei Tage später stolz anrief um zu verkünden, dass wir zu den glücklichen Leuten gehören, die Karten bekommen hätten.

 

Das komische war, dass jeder Mann, dem ich von dem Vorhaben meines Mannes erzählte, ihn für einen absoluten Romantiker hielt, jede Frau mich aber nur voller Mitleid angeschaut hat.

 

Also blieb mir nichts anderes übrig, als ein Flugzeug und Hotel zu buchen, ein passendes Outfit fürs Stadion für mich zu kaufen (schließlich wollte ich optisch nicht so aus der Reihe tanzen) und freie Tage für das schulpflichtige Kind (inklusive einer glaubwürdigen Geschichte) zu beantragen - und dann ging es am Hochzeitstag mit zwei aufgedrehten Werderfans im Gepäck auf nach Istanbul.

 

Am Anfang war mir das alles noch ziemlich ungeheuer, auf der Fähre steckte mich aber schon langsam die gute Stimmung an und spätestens im Stadion war ich komplett infiziert. Was habe ich geschrien, gesungen, mitgefiebert und gehofft! Wieso war ich bloß nie früher mitgegangen, um diese bombastische Mannschaft anzufeuern?

 

Leider war das Ergebnis, wie wir alle wissen, nicht der erhoffte Sieg, der dieser Partystimmung die Krone aufgesetzt hätte. Trotzdem war die Atmosphäre weiterhin positiv und freundlich. Die Werderfans waren sogar noch besser gelaunt als die von der Siegermannschaft aus Donezk - auch das beeindruckte mich so sehr, dass an dieser Nacht aus einem holländischen Fußball-Muffel ein neuer Werder-Fan entstand, der seine Stimme und sein Herz von diesem Tag an der Werder-Mannschaft geben würde.

 

Absolut vom Werderfieber befallen, habe ich tagelang alle möglichen Informationen über Werder gelesen, weil ein Fan, der seine Mannschaft nicht kennt, kein echter Fan ist. Ich verstand die jahrelange Begeisterung meines Mannes immer mehr.

 

Ich war nach dieser Stimmung derartig süchtig, dass ich alles daran setzte, um Finalkarten für Berlin zu ergattern. Und natürlich wollte ich damit dieses Mal meinen Mann überraschen… Damit war zwar unser Sommerurlaub für 2009 endgültig gestrichen, aber für so ein Ereignis muss man nun einmal Opfer bringen. Ein Opfer, das sich sowas von gelohnt hat, weil auch dort die gleiche wahnsinnige Stimmung wie in Istanbul war!

 

Seitdem bestellen wir für jedes Spiel, für das wir Karten ergattern können, Tickets. Und träume ich heimlich davon, irgendwann nach Bremen ziehen zu können, damit wir nicht mehr so wahnsinnig weit weg wohnen und ich diese Mannschaft regelmäßiger live sehen und erleben kann.

 

Liebe Grüße aus Mainz,

 

euer holländischer Werderfan

 

Cindy Schwörer van Laarhoven

 

PS: Ich hoffe, Ihr könnt mein Dolländisch-Heutsch lesen!

 

Anmerkung der Redaktion: Natürlich konnten wir das "Dolländisch-Heutsch" lesen und haben uns sehr über die lustige Geschichte gefreut. Und es könnten noch viele grün-weiße Familienerlebnisse folgen: Im Frühjahr wurde nämlich der kleine Quint geboren und sogleich für seine Werder-Zukunft eingekleidet.

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