Dennis ist 31 Jahre alt und wohnt im Bremer Viertel. Er ist ledig aber liiert und spielt selbst aktiv beim TSV Lunestedt in der Tischtennis Regionalliga-Nord. Seine ersten sportlichen Erfolge feierte der gebürtige Thedinghauser beim TSV Blender. Er wechselte von dort zu TSV Eintracht Hittfeld, kehrte für kurze Zeit wieder nach Blender zurück und schloss sich dann dem TSV Lunestedt an. Dennis hat zurzeit einen TTR Wert von 2046 und belegt damit in der aktuellen deutschen Rangliste Platz 456.
Persönlich kenne ich Dennis bereits seit vielen Jahren, da wir in der Vergangenheit als Gegenspieler aufeinandergetroffen sind. Ein Blick in das Archiv zeigt, dass wir am 02.03.2008 ein Duell gegeneinander hatten. Der SV Werder Bremen II spielte damals in der Verbandsliga-Nord gegen TSV Eintracht Hittfeld. Dennis gewann das Spiel mit 3:1 – er war 2008 ein 18 Jahre alter aufstrebender Nachwuchsspieler und ich hatte mit 43 Jahren bereits seit einigen Jahren die Spielberechtigung Senioren AK40.
Ich nahm Dennis damals als aufstrebenden, talentierten und sportlich sehr fairen Gegenspieler wahr. Einigermaßen überrascht war ich allerdings als ich einige Zeit später erfuhr, dass Dennis eine Ausbildung zum Polizisten begonnen hatte. Mein Bauchgefühl sagte mir damals, dass das ein Beruf ist, der nicht unbedingt zu Dennis passt.
Das Bauchgefühl hat nicht getrogen – Dennis hat Ende Juni 2020 seine Laufbahn als Polizeibeamter beendet und beschreitet seitdem neue berufliche Wege. Er hat seine Leidenschaft zu seinem neuen Beruf gemacht – und seine Leidenschaft ist es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und Texte zu schreiben. Die Beweggründe für seine berufliche Neuorientierung hat Dennis im August 2020 in seinem sehr lesenswerten Artikel „Zum Öffnen nach oben streichen“ erläutert. Veröffentlicht hat Dennis den Artikel auf seinem Blog "Returnbrett". Wir haben den Artikel unten auf dieser Seite verlinkt.
Ins Gespräch kommt Dennis mit Menschen im Rahmen einer Podcastserie, die er in seinem eigenen Podkiosk veröffentlicht. Das Motto des Podkiosk ist „Geredet wird immer“ und Dennis startete im März 2020 den Podcast. Hinter seinem imaginären Verkaufstresen begrüßt er jeden zweiten Sonntag interessante Persönlichkeiten und redet mit ihnen über deren Leidenschaften, Sichtweisen und Macken. Die bisher bekanntesten Gesprächspartner waren der Komiker Bernhard Hoëcker und der Eurosport Kommentator Matthias Stach. Wer Interesse an der Podcastserie von Dennis hat – wir haben zwei Links unten auf unserer Seite beigefügt.
Aus dem Gespräch mit Matthias Stach ergab sich für Dennis die Möglichkeit, für Eurosport den Tischtennis World Cup der Damen live zu kommentieren. Für diese Kommentierung erhielt Dennis ein positives Feedback und er erhofft sich Chancen auf zukünftige Einsätze in diesem Bereich.
Im November 2020 hat er außerdem in der Bremer Kreativagentur artundweise eine einjährige Traineeausbildung in der Redaktion begonnen.
Wir haben mit Dennis Heinemann über seine Tätigkeit als Kommentator der Heimspiele des SV Werder Bremen gesprochen.
Werder: Wie kam das Engagement für Werder zustande?
Dennis: Der Kontakt kam über meinen besten Kumpel Konstantin Kindt zustande, der bis zur letzten Saison als Co-Trainer für die Werderaner aktiv war. Zunächst wurde er gefragt, ob er sich das Kommentieren zutrauen würde, aber da war er sich nicht ganz so sicher. Er hat mich als Kommentator vorgeschlagen und Werder hat dem Vorschlag zugestimmt.
Werder: Seit wann bist Du als Kommentator für die Werderaner aktiv?
Dennis: Das erste Spiel, das ich kommentieren durfte, war im Jahr 2018 das sogenannte Highlight-Spiel des SV Werder Bremen gegen TTF Liebherr Ochsenhausen. Die TTBL hatte damals jedem Verein ein Highlight-Spiel vorgegeben und damals verlangt, dass dieses Highlight Spiel von einem Kommentator live kommentiert werden musste. Das Spiel wurde seinerzeit beim TSV Belm ausgetragen.
Werder: Hattest Du vorher bereits Erfahrungen mit der Kommentierung von Tischtennis-Spielen?
Dennis: Nein – ich hatte vorher keine Erfahrungen und war aus diesem Grund entsprechend ein wenig nervös. Aber es hat dann alles gut funktioniert.
Werder: Wie ging es dann weiter?
Dennis: Die Resonanz auf die kommentierten Highlight-Spiele der TTBL war insgesamt sehr positiv, sodass die TTBL beschloss, dass alle Spiele ab Beginn der Saison 2019/2020 live kommentiert werden mussten. Seitdem bin ich für die Werderaner aktiv und es macht mir sehr viel Spaß.
Werder: Wie bereitest Du Dich auf ein Heimspiel vor?
Dennis: In der Regel benötige ich ca. 1 Stunde Vorbereitungszeit pro Spiel. Ich schaue mir vorher die Bilanzen der Spieler an, lese mir die Vorberichte auf den Internetseiten der Gastvereine durch und versuche im Vorfeld interessante Informationen rund um das anstehende Spiel für die Zuschauer zu sammeln.
Werder: Führst Du vor den Spielen in der Halle Gespräche mit Spielern, Trainern oder den Betreuern?
Dennis: Das kommt eher selten vor, aber gelegentlich ist das auch schon passiert. Den einen oder anderen O-Ton bringen zu können, ist natürlich gut.
Werder: Worauf achtest Du, wenn Du die Spiele kommentierst?
Dennis: Zunächst versuche ich den Zuschauern das zu vermitteln was ich am Tisch oder auch sonst in der Halle wahrnehme. Am Tisch sind es Dinge wie Aufschläge, Rückschläge, auffällige Stärken oder Schwächen der Spieler – ich versuche möglichst aufmerksam und konzentriert die Details aufzunehmen und die Zuschauer an meinen Beobachtungen teilhaben zu lassen. Ich achte aber auch darauf, den Zuschauern mal etwas Ruhe zu gönnen – nicht jeder Ball muss kommentiert werden.
Werder: Und was fällt Dir beispielsweise sonst auf?
Dennis: Durch die Einstellung der Kamera können die Zuschauer in der Regel nur den Tisch sehen - was außerhalb dieser Kameraeinstellung passiert entgeht den Zuschauern. Im letzten Heimspiel gegen ASV Grünwettersbach war z.B. sehr auffällig, dass alle Mitspieler den gerade aktiven Spieler am Tisch gecoacht haben. Das habe ich den Zuschauern mitgeteilt und dass es das in dieser Form bei Werder nicht gibt. Trainer Cristian Tamas ist derjenige, der die Spieler coacht und sonst redet keiner mit.
Werder: Wie verhinderst Du, dass Du Dich in Deinen Kommentaren wiederholst?
Dennis: Das ist natürlich nicht leicht, aber ich achte bewusst darauf, dass ich nicht zum zehnten Mal erzähle, dass Mattias Falck auf der Vorhandseite mit kurzen Noppen spielt. Ich habe die Spieler von Werder nun bereits mehrfach spielen sehen und versuche auf von mir beobachtete Entwicklungen einzugehen.
Werder: Wie beeinflusst die Tatsache, dass die Spiele aufgrund von Corona ohne Zuschauer gespielt werden müssen, Deine Kommentierung?
Dennis: Das hat einen erheblichen Einfluss auf meine Arbeit. Es fehlen die Emotionen der Zuschauer in der Halle – es macht einfach wesentlich mehr Spaß, wenn die Halle voll ist.
Werder: Wie ist das bisherige Feedback der Zuschauer auf Deine Kommentierungen?
Dennis: Es gab bisher sehr viele positive Rückmeldungen z.B. im TT News Forum und auch in anderen Medien.
Werder: Wie ist die Beteiligung der Zuschauer während der Liveübertragungen? Es gibt ja die Möglichkeit, direkt Kontakt mit Dir aufzunehmen.
Dennis: Die Beteiligung hängt sehr stark davon ab wieviel Spiele parallel laufen. Wenn wenig Spiele in anderen Hallen laufen ist natürlich bei mir mehr los.
Werder: Gab es auch schon Kritik an Deinen Kommentaren?
Dennis: Ja die gab es. Das Spiel gegen TTF Liebherr Ochsenhausen habe ich in dieser Saison gemeinsam mit Lennart Wehking übertragen. Hier gab es von Fans aus Ochsenhausen den Vorwurf, dass wir zu sehr mit der Werderbrille kommentieren würden.
Werder: War der Vorwurf aus Deiner Sicht berechtigt?
Dennis: Wahrscheinlich schon - aber wir haben das in der Übertragung gleich geradegerückt. Man kann nicht zu 100% vermeiden, dass man in manchen Momenten den Werderfan herauslässt (Dennis lacht). Insgesamt versuche ich jedoch, mich zurückzunehmen und nicht zu emotional zu werden. Außerdem steht für mich das sportliche Fairplay und die Objektivität absolut im Vordergrund.
Werder: Eine Frage an Dich als aktiven Tischtennis-Spieler. Man hört von vielen Spielern, dass das Spiel aufgrund vieler Änderungen unattraktiver geworden ist. Wie siehst Du das?
Dennis: Das nehme ich persönlich im Amateursport nicht so wahr. Es gibt immer noch attraktive und spannende Begegnungen – ich sehe insgesamt die Entwicklungen nicht so negativ. Vielleicht sind die negativen Auswirkungen im Profibereich etwas gravierender.
Werder: Wie hat sich Dein Blick auf das Spiel durch Deine Kommentatoren-Rolle geändert?
Dennis: Auf alle Fälle habe ich durch das Kommentieren noch einmal einen anderen Blick auf unsere Sportart bekommen. Ich achte intensiver auf Details und Feinheiten während der Spiele – das muss ich natürlich, um den Zuschauern etwas bieten zu können. Ich merke bei mir persönlich aber, dass der Stellenwert der eigenen Tischtennis-Aktivitäten in den letzten Jahren abgenommen hat. Mit meiner Kommentatoren-Rolle hat das nichts zu tun, aber ich nehme wahr, dass ich mit 31 Jahren meine persönliche Leistungsgrenze erreicht habe und der Stellenwert des Sports etwas mehr in den Hintergrund gerückt ist.
Werder: Dennis – vielen Dank für das sehr nette Gespräch. Wir wünschen Dir auf Deinem neu eingeschlagenen beruflichen Weg viel Erfolg und hoffen, dass Du uns als Kommentator für die Werderaner noch lange erhalten bleiben wirst.
Dennis: Ich bedanke mich ebenfalls für das Gespräch.
Text und Interview von Stefan Dörr-Kling