Die Rahmenbedingungen für ein tolles Tischtennis-Spiel waren gegeben. Die Klaus-Dieter-Fischer-Halle war trotz des Maifeiertages und des sehr schönen Wetters sehr gut besucht, die Zuschauer waren mit Klatschpappen ausgestattet und es stand das Hinspiel des ETTU-Cup Finales zwischen dem SV Werder Bremen und Weinviertel Niederösterreich auf dem Programm.
Das erste Spiel sollte gleich der Höhepunkt des Tages werden. Das Duell zwischen Bastian Steger und Stefan Fegerl bot alles was den Tischtennis-Sport so attraktiv macht. Tolle Ballwechsel, hohes spielerisches Niveau, Spannung und Dramatik bis zum letzten Punkt. Steger hatte den ersten Satz mit 11:6 für sich entschieden, doch Fegerl gewann den zweiten Satz postwendend mit 11:9. Auch im dritten Satz kam Steger nicht so gut mit den Aufschlägen von Fegerl zurecht, sodass es ihm nicht gelang, den notwendigen Druck aufzubauen. Folgerichtig ging auch Durchgang drei an Fegerl. Im vierten Satz startete Steger sehr aggressiv und legte gleich eine 4:0 Führung vor. Er konnte das hohe spielerische Niveau bis zum Ende des Satzes halten und entschied den vierten Satz mit 11:7 für sich.
Im fünften Satz war es dann Fegerl, der einen starken Start verbuchen konnte. Steger nahm bei 1:5 Timeout, doch Fegerl spielte weiterhin sehr aggressiv und hatte Steger bis zum 10:4 voll im Griff. Doch die Zuschauer unterstützten Steger auch in dieser aussichtslosen Lage bedingungslos und die Aufholjagd begann. Und es geschah, was die wenigsten Experten in der Halle noch erwartet hatten. Steger glich zum 10:10 aus – der Jubel in der Werderhalle war geradezu frenetisch und als Steger seinen vierten Matchball zum 14:12 verwandelte glich die Halle einem Tollhaus. Steger reckte seine Faust jubelnd in die Höhe. Das Spiel war eine eindrucksvolle Werbung für den Tischtennis-Sport.
Das zweite Spiel des Tages hieß Hunor Szöcs gegen Hou Yingchao. Szöcs spielte gegen den favorisierten Chinesen sehr konzentriert und variabel und es gelang ihm sowohl in Satz eins als auch in Satz zwei sich jeweils bis zum Stand von 7:4 einen Vorsprung zu erspielen. Doch dann fokussierte sich Yingchao auf seine Stärken und machte sowohl in der Abwehr als auch im Angriff kaum noch Fehler. Beeindruckend die mit viel Sidespin gespielte Vorhand und die starke Rückhand-Abwehr.
Im dritten Satz konnte der Chinese dann nicht die nötige Konzentration aufbringen, sodass Szöcs mit seinem sehr guten Spiel auf 1:2 verkürzen konnte. Doch die Hoffnung auf einen Sieg von Szöcs schwanden im vierten Satz recht schnell. Yingchao zog mit 4:2 und 7:2 davon und ließ beim 11:4 nichts mehr anbrennen. Sobald er die notwendige Konzentration aufbringen konnte, war er sowohl mit der Vorhand als auch mit der Rückhand nahezu fehlerfrei – eine glänzende Vorstellung des Chinesen, aber auch eine beeindruckende Leistung von Hunor Szöcs.
Nach dem 1:1-Ausgleich und der fünfzehnminütigen Pause kam es zum Duell zwischen Constantin Cioti gegen Daniel Habesohn. Zu Beginn des Spiels tasteten sich die beiden Kontrahenten ab und es war ein Spiel auf Augenhöhe. Cioti konnte sich in der Verlängerung mit 13:11 durchsetzen, wobei Habesohn den letzten Punkt durch einen Fehlaufschlag abgab. Der zweite Satz verlief ähnlich ausgeglichen, doch Cioti konnte die vorübergehende Zweipunktführung bei 6:4 und 8:6 leider nicht ins Ziel bringen. Er unterlag in der Verlängerung mit 10:12 – das war bitter. Spielentscheidend war dann sicherlich der dritte Satz. In diesem Satz gelang es Habesohn immer besser mit seiner unglaublich aggressiven Rückhand ins Spiel zu kommen und er entschied diesen Satz mit 11:9 für sich. Und diese Rückhandbälle schlugen im vierten Satz immer wieder unerbittlich bei Cioti ein. Nach 0:3 und Timeout von Cioti gelang ihm so gut wie nichts mehr bzw. Habesohn traf nun fast alles. Das 11:2 im vierten Satz bedeutete dann die 2:1 Führung für die Gäste aus Österreich.
Nun lag die ganze Last der Verantwortung wieder einmal auf den Schultern von Bastian Steger. Nur bei einem Sieg gegen Hou Yingchao war der dringend nötige Heimsieg noch erreichbar. Und Steger startete furios in das Spiel. Mit sehr variablem Spiel erarbeiteter er sich eine 8:4, 9:7 und 10:8 Führung. Doch Yingchao drehte den ersten Satz trotz erbitterter Gegenwehr von Steger noch und gewann leider mit 12:10.
Steger erwischte dann im zweiten Satz einen optimalen Start. Das Spiel war jetzt ein Duell auf höchstem Niveau mit teilweise unglaublichen Vorhand-Duellen der beiden Spieler. Die Rotation der Bälle war extrem und die fachkundigen Zuschauer in der Halle kamen dabei voll auf ihre Kosten. Der Satzgewinn zum 1:1 Ausgleich war das Resultat eines erstklassigen Spiels von Steger. Und diese spielerisch hochklassige Leistung konnte Steger auch im dritten Satz fortsetzen. Wieder erlebten die Zuschauer sehr filigranen Tischtennis-Sport und Steger spielte jetzt vor allen Dingen mit seiner Rückhand sehr druckvolle und präzise Bälle – die 2:1 Satzführung war der Lohn für die imponierende Leistung.
Doch dann zeigte Yingchao im vierten und fünften Satz seine ganze Klasse. Er ließ Steger sowohl im vierten als auch im fünften Satz kaum noch ins Spiel kommen und entschied die beiden Sätze mit 11:3 und 11:2 sehr deutlich für sich. Die Leistung des Chinesen war sehr beeindruckend und der Sieg gegen einen ebenfalls auf hohem Niveau agierenden Bastian Steger zeigt das außergewöhnliche Potenzial dieses Spielers.
Teamchef Sascha Greber: „Wir hatten in allen Spielen unsere Chance zu gewinnen. Leider haben wir diese nicht nutzen können. Trotz der 1:3 Niederlage haben wir heute stark gespielt, aber auch gegen den erwartet starken Gegner aus Niederösterreich verloren. Unsere Anerkennung geht an unsere Gäste von Weinviertel Niederösterreich, die heute eine starke Mannschaftsleistung abgeliefert haben. Unsere Spieler werden jetzt eine Woche Urlaub machen und wir werden uns dann 3 Wochen auf das Rückspiel am 27. Mai 2016 vorbereiten. Wir wollen dann das Unmögliche möglich machen und trotz unserer heutigen Heimniederlage den ETTU-Cup nach Bremen holen.“
Die Einzelergebnisse SV Werder Bremen - Weinviertel Niederösterreich 1:3
Bastian STEGER - Stefan FEGERL 3:2 (11:6, 9:11, 9:11, 11:7, 14:12)
Hunor SZÖCS - HOU Yingchao 1:3 (8:11, 7:11, 11:5, 4:11)
Constantin CIOTI - Daniel HABESOHN 1:3 (13:11, 10:12, 9:11, 2:11)
Bastian STEGER - HOU Yingchao 2:3 (10:12, 11:4, 11:6, 3:11, 2:11)
von Stefan Dörr-Kling