Werder ärgert den Meister und macht Boden gut

Schach
Freitag, 06.12.2024 / 08:21 Uhr

Jari Reuker / Bilder: Gennadij Fish

Nachdem für unsere erste Mannschaft beim Saisonstart in Dresden nur ein Punkt herausgesprungen war, galt es am zweiten Bundesligawochenende in Neuwied, Punkte gut zu machen, um nicht frühzeitig auf die Abstiegsränge abzurutschen. Insbesondere am Samstag gegen den Gastgeber, den SC Heimbach-Weis-Neuwied, rechneten wir uns Chancen aus.

Aufgrund der leicht angespannten Tabellensituation boten wir sieben gestandene Großmeister auf (sowie mich für den Bericht), und gingen somit als Favorit in den Kampf. Dieser entwickelte sich zunächst gemächlich, vor allem an den Brettern 4 bis 8 gab es allenfalls leichte Vorteile, welche sich alsbald verflüchtigten und zu Remisen führten. An Brett drei hingegen setzte Zahar seinen Gegner von Anfang an in einer Spanisch-Nebenvariante unter Druck, die dieser nicht gut kannte, und zwang den schwarzen König früh nach f8. Wohl schon halb aus Verzweiflung bediente sich Schwarz mit der Dame auf b2, was ihm letztendlich zum Verhängnis wurde:

Schwarz griff hier mit 22...Da2? fehl. Zahar nutzte die Gelegenheit, der Dame mittels 23.De1! den Rückzugsweg abzuschneiden. Er beabsichtigt nun Ta1, c3 und Te2 oder auch Td1, Dc3 und Ta1 mit Damenfang. Es folgte noch
23...g6
24.Td1 Db2 
25.Da5! Te8
26.Txe8+ Lxe8
27.c3 b4
28.Dxb4 Da2
29.c4
und Aufgabe.

Am Spitzenbrett zeigte sich Velimir glänzend vorbereitet gegen Philidor und ließ seinem Gegner keine Chance. Bereits im 26.Zug durfte er sogar Matt setzen, und so den Kampf zu unseren Gunsten entscheiden.

Alexander lief an Brett zwei mit seinem Grünfeldinder in eine lange Vorbereitung und fand sich in einem Endspiel mit einem Minusbauern wieder, welches jedoch haltbar schien. Doch in einem Moment der Unachtsamkeit erlaubte sein Gegner einen simplen taktischen Schlag, der eine Figur gewann, und musste aus dem Nichts aufgeben!

Damit ging der Kampf also 5,5-2,5 zu unseren Gunsten aus. Am Sonntag wartete nun das erste richtige Schwergewicht der Liga auf uns: Der SC Viernheim, Meister der Vorsaison und uns mit einem Eloschnitt von 2640 auf dem Papier klar überlegen. Doch Elo allein schießt noch keine Tore, und der Meister tat sich von Anfang an schwer gegen uns. Während wir an den vorderen Brettern leicht unter Druck standen, erreichten wir an den hinteren Brettern aussichtsreiche Stellungen.

Bobby gewann gegen den starken GM Korobov eine Qualität, und mit der korrekten Fortsetzung hätte Schwarz sich sehr schwer getan, ausreichend Kompensation nachzuweisen. Nach einer Ungenauigkeit bekam er jedoch genug Spiel und Bobby musste sich mit Remis zufrieden geben. Auch Vlastimil einigte sich mit GM Georg Meier bald in einem angenehmen Endspiel auf Remis.

Ganz anders sah die Lage jedoch bei Lucas aus!

Sein Kontrahent, GM Amin Bassem, schien aus der Eröffnung heraus eine leichte Initiative zu haben, doch Lucas spielte wie gewohnt schnell und selbstsicher. Er bot ein Bauernopfer für Initiative an, welches Weiß, vermutlich auch den Druck der Uhr spürend, zu Unrecht ablehnte. Das bremste das schwarze Spiel jedoch keineswegs, und in kniffliger Lage mit wenig Zeit sah er sich genötigt, Material zu opfern. Das funktionierte allerdings vorne und hinten nicht, und Lucas bekam eine überwältigende Initiative, welche er problemlos zum Sieg führte. Dieser überraschende Schwarzsieg brachte uns die Führung.

Zbynek am sechsten Brett sah, dass unsere Lage nicht schlecht schien, und einigte sich in komplizierter Stellung auf Remis. An Brett acht hatte ich meinen Gegner, GM Konstantin Tarlev, in der Eröffnung überrascht und eine vielversprechende Stellung erreicht. Ich wählte jedoch nicht die stärkste Fortsetzung und musste mich mit einer leichten Initiative im Endspiel begnügen. Diese hatte mein Gegner aber unterschätzt, und in Zeitnot fand er keine zufriedenstellende Verteidigung und gab einen Bauern für Gegenspiel. Objektiv hätte dieses Gegenspiel wohl zum Remis reichen müssen, doch ich fand gute Züge, um ihn weiterhin unter Druck zu setzen. Bis zur Zeitkontrolle erlaubte er sich weitere Ungenauigkeiten, und ich konnte meinen Mehrbauern zum Sieg verwerten. Damit lagen wir nun schon mit zwei Siegen vorne!

Leider sah die Lage an den vorderen Brettern zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so gut aus. Alexander hatte zunächst das Läuferpaar in einem unscheinbaren Endspiel bekommen, doch Schwarz (GM Aravindh) hatte im Gegenzug eine unangenehme Initiative und überspielte ihn nach und nach, bis Alexander sich schließlich geschlagen geben musste. Velimir hatte in der Eröffnung gegen GM Sarana einen Bauern gegeben und war eigentlich durchaus zufrieden mit seiner Stellung. Objektiv stand er jedoch die ganze Partie über leicht unter Druck, und letztlich gelang es Sarana, seinen Mehrbauern geltend zu machen und den Kampf zu egalisieren.

Somit war es an Zahar, das Ergebnis über die Ziellinie zu bringen. Gegen GM David Anton hatte er die ganze Partie über die leicht schlechtere Struktur, und musste in ein Turmendspiel mit vier gegen fünf Bauern abwickeln. Diese sind zwar in aller Regel objektiv Remis, bieten aber deutlich bessere praktische Chancen als entsprechende Endspiele mit weniger Bauern. In der Tat hätte Weiß deutlich besser Druck machen können, doch er entschied sich für die falsche Struktur und erlaubte Zahar, eine optimale Verteidigungsstellung einzunehmen. Von da an ließ er wie erwartet nichts mehr anbrennen und rettete uns so ein sehr ordentliches 4-4.

Mit diesem ertragreichen Wochenende klettern wir in der Tabelle auf Platz fünf, auch wenn das zu diesem frühen Zeitpunkt natürlich noch nicht sonderlich aussagekräftig ist.

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