Mit dem hervorragenden 3. Platz in der letzten Bundesligasaison waren wir vorberechtigt erneut am European Club Cup teilzunehmen und konnten hier am Ende die beste deutsche Mannschaft werden.
Mit dem hervorragenden 3. Platz in der letzten Bundesligasaison waren wir vorberechtigt erneut am European Club Cup teilzunehmen und konnten hier am Ende die beste deutsche Mannschaft werden.
Gespickt von gleich mehreren Top 10 Spielerinnen und Spielern, sowie Schachlegenden wie Ivanchuk und Gelfand, war das Teilnehmerfeld auch dieses Jahr phänomenal besetzt. Unsere Mannschaft, an Nummer 19 gesetzt, trat gegen 84 Mannschaften aus ganz Europa an, darunter mit dem FC St. Pauli und dem SV Mülheim Nord zwei weitere Bundesligisten.
Gespielt haben wir in der Formation Lucas van Foreest, Nikolas Wachinger, Collin Colbow, Spartak Grigorian, Jari Reuer, Loek van der Hagen und Lara Schulze - bis auf Spartak sind alle im aktuellen Jahrhundert geboren, womit wir vermutlich das jüngste Team im gesamten Turnier stellten.
Nach einem souveränen Auftaktsieg gegen Koninklijke Wetterse Vrijpion, bei dem wir auf unseren Großmeister Lucas verzichteten, ging ab der 2. Runde eine kleine Grippewelle in unserem Team herum. Zunächst setzte Jari aus und wir spielten gegen die Isländer Breidablik Chess Club nur 3:3. Dabei spielte Lara eine brillante Partie, die Lara auch in ihrem Blogeintrag zum Turnier kommentiert hat. Link: Mit Werder beim European Club Cub
In Runde drei ging es gegen die israelische Mannschaft Rishon Le Zion B und dieses Mal war Collin an der Reihe krankheitsbedingt auszusetzen. Hier gelang uns ein kleiner Zittersieg, der auf dem Papier mit 4:2 deutlich ausfiel. Extrem spannend war die Partie von Nikolas, der mit nur wenigen Sekunden auf der Uhr für den Rest der Partie den einzigen Gewinnzug 69…Da7! fand. Doch auch danach war es nicht einfach umzusetzen. Im 99. Zug gab der Gegner schließlich auf, wobei die Partie noch Potenzial für 50 weitere Züge hatte.
In Runde 4 trafen wir auf unseren Vereinskollegen Laurent Fressinet und seinen französischen Verein C'Chartres Echecs, die von Brett 1-6 mit GMs spielten. Früh waren die ersten beiden Bretter entschieden. Lucas remisierte gegen die Schachlegende Ivanchuk, während Nikolas gegen das aus Korsika stammende Wunderkind Maurizzi eine Taktik übersah. Collin spielte gegen Laurent eine ambitionierte Partie, doch die Königsschwächen wurden bestraft. Ebenfalls ambitioniert spiele Loek und überspielte seinen Gegner im frühen Mittelspiel. Im späten Mittelspiel, trotz Qualität mehr, war die Stellung nicht mehr so leicht zu spielen und durch die Niederlage war der Kampf entschieden.
Nichtsdestotrotz kämpften Lara und Jari tapfer weiter. Jari verteidigte gegen den stärksten Belgier Dardha eine schwierige Stellung. Ebenso schwierig war die Stellung bei Lara. In Zeitnot fand Lara mehrere wichtige und clevere Entscheidungen, sodass der Gegner nach der Zeitnot nur noch wenige Versuche unternahm – Entstand 1,5:4,5.
Nach unserer ersten Niederlage blieb die Stimmung im Team weiterhin sehr gut. Wie jeden Abend traf sich das Team, um zu blitzen und zu analysieren, aber auch Uno und insbesondere „Erkennst du den Song“ wurde gespielt.
In Runde 5 spielten wir wie im Vorjahr gegen Paterna Chess Club aus Spanien und konnten erneut die Begegnung knapp zu unseren Gunsten entscheiden. Nikolas spielte für den Gegner zu kreativ sowie aggressiv, sodass dieser nach 23 Zügen überfordert aufgab. Die Partien von Collin, Jari und Lara gingen gerechtfertigt zur ähnlichen Zeit remis aus. Loek griff seinen Gegner im ruhigen Italiener mutig am Königsflügel an und wurde bestraft, wobei bei präzisem Spiel seine Stellung besser war. Beim Stand von 2,5:2,5 kam es auf Lucas an, der ein kaum zu gewinnendes Endspiel in großmeisterlicher Manier für unsere Mannschaft entschied. Entstand 3,5:2,5.
In Runde 6 gab es eine Begegnung auf Augenhöhe. Die schwedische Mannschaft SK Rockaden, mit einem Eloschnitt von 2419,5 an den Brettern und wir, mit einem Schnitt von 2418, wollten uns mit einem Sieg noch einmal belohnen, um in der letzten Runde eine der Topmannschaften zu erhalten. In allen Partien waren wir gut aus der Eröffnung rausgekommen und konnten in allen drei Weißpartien eine bessere Stellung mit guten Aussichten für Siege kreieren. Auch die Schwarzpartien sahen angenehmer für uns aus. Nach dem frühen Remis an Brett 1 erhöhten wir vor der Zeitkontrolle schon zum 3:1 für uns. Nikolas besiegte wie im Vorjahr einen starken schwedischen Großmeister mit seinem gefährlichen Spanier und auch Spartak befand sich in einer Art Spanisch und konnte in der katalanischen Eröffnung gefährlich werden. Auch Jari, Collin und Lara hatten aussichtsreiche Chancen auf einen Sieg, sodass wir verdient 4:2 gewannen und sogar höher hätten gewinnen können.
Somit hatten wir das erhoffte und schwierige Los in der letzten Runde gegen die ungarische Topmannschaft Tuxera Aquaprofit Nagykanizsai Sakk Klub, die einen Schnitt von 2610 Elo aufwies. Mit einem Sieg wäre ein sensationeller Platz 7 möglich gewesen.
Im frühen Mittelspiel sah der Wettkampf relativ ausgeglichen aus: Lucas, Collin und Jari hatten druckvolle Stellungen, während auf Lara, Spartak und Nikolas Druck ausgeübt wurde. Lara und Spartak gerieten zunehmend in die Verlustzone, doch Lara kämpfte sich zunächst zurück in die Partie, während Spartak aufgeben musste. Collin nahm eine Zugwiederholung an und auch Nikolas kombinierte in eine Zugwiederholung, sodass es 1:2 gegen uns stand. Währenddessen kreierte Jari große Gewinnchancen, während die Stellungen von Lara und Lucas sich verschlechterten. Leider mussten beide aufgeben, sodass wir den Wettkampf schon verloren hatten. Jari versuchte noch 106. Züge lang alles, doch es wurde leider nur remis. Somit mussten wir uns 1,5:4,5 geschlagen geben.
Resultierend erreichten wir den 21. Platz und verbesserten uns um 10 Plätze gegenüber dem Vorjahr. Obendrein waren wir die beste deutsche Mannschaft und genossen durch unsere herausragende Teamatmosphäre eine schöne Zeit vor Ort.