Hans Wild Gedächtnisturnier 2024 – Dabei sein ist …. ?

Hans Wild, 1931 – 2015 (Foto: Werder.de)
Schach
Montag, 23.09.2024 / 16:26 Uhr

Olaf Steffens

Allen SchachfreundInnen, die aus völllig unverständlichen Gründen nicht für die Olympiade in Budapest nominiert waren, bot sich im September in Bremen eine spannende Turnieralternative.

Denn tatsächlich, nach fünf langen Jahren richtete der SV Werder zum ersten Mal wieder das Hans-Wild-Turnier aus, ein Rundenturnier mit einer kurzen, aber sehenswerten Tradition. Mit der Veranstaltung erinnert der SV Werder gerne und mit stetem Gedenken an seinen langjährigen und prägenden Vorsitzenden Hans Wild, der im Jahr 2015 verstorben ist.

Und wer war nicht schon alles dabei! Internationale Schachgrößen wie GM Jan Werle, GM Visturs Meijers, IM Spartak Grigorian und! GM Vitaly Kuninstatteten unserer bremischen Hansestadt für diesen Wettbewerb einen Besuch ab – und gewannen teils auch das Turnier (obwohl das ja nie so ganz einfach ist)!

Indes, unter den teilnehmenden Nicht-Olympioniken des Jahres 2024 sah man bedauerlicherweise nur wenige bis gar keine FIDE-zertifizierten Titelträger, und ebenso keine schachspielenden Frauen. Weder inter- noch nationale Schachprominenz suchte oder gar fand diesmal den Weg in unser Vereinsheim, das war sehr schade. Es mag daran liegen, dass wir für Titelträger diesmal die Übernachtungen nicht frei mit angeboten haben.

Dieser Umstand allerdings öffnete die Tür für die etwas lokaleren Größen, die somit in der sechsköpfigen Meistergruppe um ein ansehnliches Preisgeld von 700,-€ spielten. Auch in den anderen fünf nach Spielstärke geordneten Sechsergruppen konnte man mit je drei Geldpreisen seine Urlaubskasse aufstocken.

Allein, wer von uns spielt Schach schon für das schnöde Geld? Spielen wir nicht alle, weil es uns Spaß macht und mitunter ELO-Punkte bringt? Ein Geldpreis ist nichtsdestotrotz eine erfreuliche Anerkennung für all die Mühen und strapazierten Nerven.

Zu unserer Freude beehrte auch Beate Wild, Tochter des Namensgebers, die Teilnehmer des Turniers mit ihrem Besuch und rief dabei ihren Vater und seine vielen Facetten in Erinnerung. Sie erzählte von vielen bei Autoreisen (Hans am Steuer, ohne Schachbrett) und auf Picknickdecken gespielten Schachpartien – die aber stets ihr Vater gewann. Viele Jahre voller Enthusiasmus für das Königliche Spiel!

Und so starteten an einem Freitagabend sechsunddreißig Schachfachkräfte unter anderem aus BerlinDüsseldorf, dem schönen HannoverHamburg und natürlich Bremen in einen dreitägigen intensiven Wettbewerb.

Liebhaber von Doppelrunden kamen hier voll auf ihre Kosten, Liebhaber kreativer Ideen konnten verwegene Züge ersinnen, und alle Liebhaber von Kaffee frönten ihrer Leidenschaft am ausgiebigen Turnierbüffet (Danke an unseren Chief Oliver für die hervorragende Betreuung. Und für den Präsidentenkaffee, in bio!)

In fünf Runden kann (trotz Kaffee) viel passieren, denn gerade im Spiel mit ungefähr gleichstarken Gruppengegnern gibt es keine leichten Tänze.

Wie also ging es aus? Wir machen einfach mal einen Rundgang!

Gruppe F

In der F-Gruppe kam Edwin Wachtel vom SK Bremen-Nord knapp nach Wertung vor Haktan Emir Biricik sowie David Feichtner vom SV Werder über die Ziellinie. Beide erkämpften sich 3,5 von 5 Punkten, eine beachtliche Ausbeute!

Als relativer Veteran fungierte in der F Achim Lotzwick (SF Düsseldorf 75), der gegen seine fünf Gegner, einer jünger als der andere, nie genau wissen konnte, was da auf ihn zukommt. Als Einzigem gelang Achim ein Sieg gegen Turniersieger Edwin!

Gruppe E

Ture Jablonski (SV Werder) in carlsenhaft weltmeisterlicher Form – mit fünf Punkten wühlte er sich durch seine Gruppe und ließ den anderen keine Chance. Chapeau!

Stefan Menke (TuS Varrel) und Joachim Glaschak (Schach-Drachen Isernhagen) teilen sich die ehrenvollen Plätze 2 und 3.

Gruppe D

ortuna Logabirum adiuvat – in der D-Gruppe gewinnt der aus dem Ostfriesischen angereiste Sebastian Wernke-Schmiesing mit deutlichen 1,5 Punkten Vorsprung vor dem Rest des Feldes. Das muss man erst einmal schaffen. Wir gratulieren!

Mathis Ristedt (MTV Riede) und Harald Weinitschke (Bremer SG) holen sich knapp – äußerst knapp sogar – nach fein besserer Wertung die folgenden beiden Plätze.

Gruppe C

Ein statistisch fast normalverteiltes Gruppenergebnis stellte in diesem Jahr die C-Gruppe zur Verfügung: ganz oben ein souveräner Thomas Glaß (neu beim SV Werder!) mit 4,5 Punkten, vor Henry Engelhaupt (4) und Alexander „The London“ Lattreuter (3 Punkte) – auch sie beide vom SV Werder.

Die Plätze dahinter lotsten 1,5 und zweimal einen Punkt nach Hause – alles vertreten also in der C, so breit gestreut wie in keiner der anderen Teilgruppen. Was können wir daraus lernen? Vielleicht nichts. Muss aber auch nicht.

Gruppe B

In der Gruppe B war wie erwartet einer wieder stärker als der andere, und es ging ausgesprochen hin und her in den Partien – vielleicht war die B die kämpferischste Gruppe in de house? (Der Verdacht liegt zumindest nahe, wenn Gerald Jung mit an Bord ist. Und Carlos Schat! Und Thomas Büttner!)

Trotz allen Ringens – den allerbesten Überblick behielt der von allem kombinatorischen Treiben unbeeindruckte Max Storm vom SV Osnabrück.

Er hielt Manfred Lenhardt (SC Weiße Dame Berlin) und Nazar Tarasenko (Kaponier Vechta) auf Abstand und ließ auch gegen oben erwähnten Gerald Jung nichts anbrennen – man schaue die Partie mit Max’ Kommentaren!

Partie Gerald Jung – Max Storm (Runde 4)

Gruppe A

Und was war los in der Meistergruppe? Und was bedeutet es für das Turnier, dass sogar ich dort mitspielte?

Mit einem Paukenschlag begann bereits die Auftaktrunde – Rolf Hundack (Bremer SG) setzte mit seinem Sieg gegen den nominellen Favoriten David Höffer (Hannoverscher SK Lister Turm) sogleich ein massives Ausrufezeichen.

Auch gegen Nikita Nechitaylo (Schach-Drachen Isernhagen) kam David Höffer nicht über ein Unentschieden hinaus. Mit einem Aufbausieg gegen FM Steffens und zwei teils vogelwilden Punkten am Sonntag ackerte sich David jedoch noch hinauf auf den verdienten zweiten Platz.

Platz Eins erspielte sich dagegen Nikita mit einer energiereichen Performance und manch beeindruckender Kalkulations-Akrobatik – so wird man Turniersieger!

Auf Platz drei kam Rolf Hundack mit der besten Feinwertung über die Ziellinie.

Und wir haben Glück – Nikita kommentiert für uns seinen drahtseil-balancierenden Sieg gegen Tom Peters (SK Union Oldenburg) aus Runde fünf!

Hans-Wild-Turnier 2024 – so war das. Danke an alle, die da waren als Spieler, als Helfer und Organisatoren (Oliver Höpfner, Stephan Buchal, Admin und Rechte Hand Udo Hasenberg, Schiri Dirk Rütemann)!

Seid also nicht traurig, dass Ihr nicht bei der Olympiade spielen konntet – sonst hätten wir uns nicht in Bremen treffen können!

Bleibt uns gewogen, und wenn alles gut geht, sehen wir uns wieder im nächsten Jahr!

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