Stephan Buchal gewinnt Silber bei der Deutschen Seniorenmeisterschaft

Stephan Buchal (2.), Jürgen Juhnke (1.), Vladimir Podat (3.) und der DSB-Seniorenreferent Wolfgang Block / Fotos: Hartmut Metz
Schach
Samstag, 07.09.2024 / 15:40 Uhr

Stephan Buchal

Wie im letzten Jahr so fand auch 2024 die deutsche Senioreneinzelmeisterschaft im lauschigen Bad Wildungen statt. In der Klasse 50+ waren 68 „Jungsenioren“ am Start, bei den älteren Semestern 65+ waren es immerhin 191. Als einziger Werderaner im Feld konnte Stephan Buchal einen sehr guten 2. Platz belegen.

In dem starken Teilnehmerfeld 65+ war ich mit ELO 2215 an Position 7 gesetzt, aber von der Nr.1 IM Evgeni Chevelevitch (2334) bis zur Nr. 53 FM Ralf-Axel Simon (2003) lagen die Teilnehmer unglaublich dicht beisammen. Mit den bekannten Meistern Joachim Brüggemann (Nr. 2) und Klaus Klundt (Nr. 3) waren zwei weitere Internationale Meister am Werk sowie 15 Fide-Meister.

IM Evgeni Chevelevitch (Hamburger SK)

IM Joachim Brüggemann (Erfurter SK)

IM Klaus Klundt (SC Heusenstamm)

Die Ausgeglichenheit der Spitzengruppe bot also reichlich Gelegenheit für Überraschungen. Und so kam es bereits in der 1. Runde (obere Hälfte gegen untere Hälfte der Setzliste) zu einigen Favoritenstürzen. Auch ich hatte mit den weißen Steinen große Mühe, in über 4 Stunden meine „Pflichtaufgabe“ gegen Hans Gerl zu erledigen und eine lange Zeit völlig ausgeglichene Partie doch noch im Endspiel zu gewinnen.

Noch viel länger dauerte es in der 2. Runde, bis ich gegen den starken Jurij Vasiljev ein vorteilhaftes Endspiel nach 5 Stunden und 65 Zügen gewonnen hatte. Immerhin ein gelungener Start und ich war richtig warmgespielt.

In der 3. Runde bekam ich es mit Mira Kierzek zu tun – mehrfache deutsche Seniorenmeisterin (auch in diesem Jahr!) und Nationalspielerin. Außerdem bin ich mit Mira und Matthias Kierzek gut befreundet, also eine eher unangenehme Aufgabe! Ich hatte die weißen Steine, bekam aus der Eröffnung heraus Initiative, aber sie verteidigte sich zäh. Die Zeit wurde knapp, aber nach 22 Zügen hatte ich dann doch eine Gewinnstellung auf dem Brett: von meinen verbliebenen 10 Minuten verbrauchte ich deren 8, um die richtige Fortsetzung zu finden (Weiß am Zug) … (die Auflösung der kleinen Rätsel befindet sich in der Partiensammlung unten).

Die 3. Runde lieferte mit dem Remis von Chevelevitch und der Niederlage von Jürgen Juhnke wieder zwei große Überraschungen.

Vor der 4. Runde gab es nur noch 9 Spieler mit 100% - und ich bekam mit dem Eppinger Hans Dekan, langjähriger Mannschaftsführer des SC Eppingen in der Bundesliga, einen ganz prominenten Gegner. Die Partie lief gut für mich und schon im 15. Zug konnte ich als Schwarzer mit einer kleinen Kombination großen Vorteil erringen … nämlich wie?

Leider ging es aber nicht so gut weiter – die Verwertung des großen Vorteils bereitete große Probleme, Hans Dekan wehrte sich gut, und kurz vor der Zeitkontrolle beendete ein grober Fehler von mir alle Hoffnung: Weiß hat Dauerschach! Der erste halbe Punkt war weg.

Aber auch andere Favoriten waren nicht sooo erfolgreich: Klaus Klundt remisierte gegen Holger Namyslo, Bernd Rosen verlor sogar und auch der große Favorit Chevelevitch musste sich gegen Gerhard Schmidt geschlagen geben – lange Zeit stand er klar auf Gewinn, überschritt im 38. Zug die Zeit und fiel dadurch mit 2,5 aus 4 weit zurück.

In der 5. Runde gingen die Überraschungen weiter: Joachim Brüggemann musste sich mit dem mittlerweile 91-jährigen Willy Rosen auseinandersetzen, geriet in eine Verluststellung, kam wieder zum Ausgleich und ließ sich dann in Zeitnot doch noch mattsetzen. Klaus Klundt provozierte eine riskante Abwicklung im frühen Mittelspiel und wurde von Hans Dekan sauber überspielt. Damit hatten die drei top-gesetzten Internationalen Meister schon einige Ausrutscher zu verzeichnen. Mir selber gelang ein flotter Sieg gegen Burkhard Zühlke. Damit waren nach der 5. Runde noch 6 Spieler mit 4,5 Punkten an der Spitze - mit der besten Wertung des Sextetts übernahm ich also die Tabellenführung und gab sie bis zum Beginn der 9. Runde nicht mehr ab.

In Runde 6 ist mir mein „Pirc“ gegen Rolf Zimmermann gründlich missraten, glücklicherweise kam er aber mit dem Stellungstyp nicht gut zurecht, nach einigen Ungenauigkeiten konnte ich die Initiative übernehmen und schon im 22. Zug als Schwarzer den entscheidenden Ausheber ansetzen ... (?)

Da die anderen beiden Spitzenpaarungen Remis endeten, übernahm ich alleine die Tabellenführung – einen halben Punkt Vorsprung und die bis dahin beste Wertung - die ersten Meisterschaftsträume kamen auf: noch 2 Punkte aus den verbliebenen 3 Partien sollten zum Turniersieg reichen?!

In der 7. Runde spielte ich gegen meinen alten Bekannten Jürgen Juhnke vom Lister Turm Hannover, der sich von seiner Niederlage in Runde 3 bestens erholt hatte. Ich hatte großen Respekt vor ihm, wollte kein allzu großes Risiko eingehen und die Partie auf „zwei Ergebnisse“ anlegen. Sein Remisangebot im 9. Zug lehnte ich (noch) ab, ließ dann aber die Chance auf ein interessantes positionelles Qualitätsopfer aus. Nach längerem Nachdenken sah ich davon ab und wir schlossen in ausgeglichener Stellung Frieden.

Da Vladimir Podat seine Partie in der 7. Runde gegen Hans Dekan gewinnen konnte, hatte ich in der Spitzengruppe wieder Gesellschaft bekommen. Er bekam gegen mich die weißen Steine, war gegen den üblichen „Pirc“ sehr gut vorbereitet und setzte mich stark unter Druck. Meinem frühen Remisangebot nach 16 Zügen konnte er allerdings nicht wiederstehen – die Stellung war immer noch etwas besser für Weiß, aber durchaus zweischneidig.

Meine Ausgangsposition vor der letzten Runde war immer noch prächtig: Wir waren zwar mittlerweile wieder zu sechst, aber ich bekam in der Schlussrunde die weißen Steine gegen den vermeintlich schwächsten Gegner und hatte die deutlich beste Wertung. Ein Sieg und ich war sicher Erster.

Tatsächlich entwickelten sich an allen drei Spitzenbrettern äußerst spannende, aber auch fehlerhafte Partien. Ich stand gegen Rainer Kaeding schon nach 10 Zügen auf Gewinn, hatte aber meine Nerven nicht im Griff, machte grobe Fehler, verrechnete mich mehrmals und willigte dann völlig entnervt in eine Zugwiederholung ein.

Auch Bernd Rosen (66 Jahre - der Sohn von Willy!) hatte gegen Vladimir Podat eine sehr aussichtsreiche Stellung, die er durch einen Flüchtigkeitsfehler zum Remis vergab.

Also musste die Entscheidung um den Titel in der Begegnung zwischen Jürgen Juhnke und Hajo Vatter fallen. Das interessante Mittelspiel mit entgegengesetzten Rochaden blieb lange Zeit in der Remisbreite bis Jürgen Juhnke mit einem äußerst riskanten Angriffsversuch alle Brücken hinter sich abbrach. Es ging hin und her, mal hatte der eine großen Vorteil, mal der andere. In der Diagrammstellung kann Weiß mit 37. Db5 und der Drohung Td8 gewinnen, aber er wählte das effektvolle 37. Df7 (??). Sieht sehr hübsch aus, aber jetzt hätte Vatter mit 37… Dc5 und der Drohung Da3+ selber gewinnen können! Aber in Zeitnot nahm er die Df7 weg und wusste nach 38.gxf7 nicht mehr wohin mit dem Turm auf e8.

Jürgen Juhnkes Risikobereitschaft hat sich ausgezahlt – mein Glückwunsch geht nach Hannover!

So ist das Turnier für mich mit einem wirklich guten Ergebnis zu Ende gegangen und trotzdem mit einem „weinenden Auge“ - so kurz vor dem Turniersieg.

Die nächste Deutsche Senioreneinzelmeisterschaft ist schon terminiert und findet im Juni 2025 in Bad Neuenahr-Ahrweiler statt.

Meine gesammelten Werke, kurz kommentiert:

 

Alle "Live-Partien" der DSEM (Gruppe 65+)

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