Vier Werderaner in Kopenhagen

Schach
Sonntag, 11.08.2024 / 15:08 Uhr

Collin Colbow

Es war ein kleiner Zufall, dass sich gleich vier Werderaner auf der Startrangliste des als
„ØBRO CXU International 2024“ ausgeschriebenen Einladungsturniers wiederfanden. Wir
begaben uns nämlich ursprünglich alle alleine auf die Suche, nach attraktiven
Sommerturnieren. Und da uns allen das in Kopenhagen zum dritten Mal stattfindende GM
Turnier am meisten zusagte, kam es dazu, dass Stephan Buchal, Olaf Steffens, Max
Weidenhöfer und euer rasender Reporter sich auf den Weg in die dänische Hauptstadt
machten

Untergebracht waren wir an unterschiedlichen Orten aber ich kann schon mal
vorwegnehmen, dass wir in unserer Werder-Truppe dennoch einiges gemeinsam
unternahmen. Es führte uns schließlich täglich im ØBRO Chess Club zueinander und
glücklicherweise in keiner der 9 Runden gegeneinander.
Das Teilnehmerfeld war mit insgesamt 54 Spielern, von denen fast alle 2100+ Elo hatten
gut bestückt. Es nahmen 6 Großmeister, eine Weibliche Großmeisterin, 2 Internationale
Meister und zahlreiche weitere Titelträger teil.

Ein Überblick über unsere Startpositionen:
...
5. Collin Colbow 2413
...
29. Stephan Buchal 2211
...
33. Olaf Steffens 2192
...
35. Max Weidenhöfer 2186

Zu Turnierstart waren wir vier direkt an den vorderen 7 Brettern vertreten! Ich gewann die
1. Runde mit einem nur 19 Züge langen und durchaus sehenswerten Sieg.
In der Diagrammstellung folgte nach 10...g4?

Die Schlagabwicklung 11.dxe5 gxf3 12.exf6 fxg2 13.fxg7 gxf1D+ 14.Kxf1 Lxh3+ 15.Ke1
Tg8 und nun die Pointe der Variante 16.Lxf7+!! - Warum das funktioniert? Schaut euch
gerne weiter unten die Partieanalyse an.

Olaf und Max erwischten leider gegen nominell stärkere Gegner keinen guten Turnierstart.

Auch Stephan verlor die 1. Runde, kämpfte aber sehr lange gegen den späteren
Turniersieger GM Deep Sengupta sogar um den Sieg, bis sich das Blatt dann spät in der
Partie doch noch wendete. Guckt hierzu Stephans sehr interessante Partieanalyse an!

Am nächsten Tag stand dann direkt eine Doppelrunde an. Die Ansetzung der Partiezeiten
auf 12 und 18 Uhr, war bei uns höchst umstritten. Da haben wir Schachspieler wohl je
nach Schlafrhythmus und Tagesablauf unsere eigenen Präferenzen.
Die 2. Runde stellte für uns von den Ergebnissen her praktisch das Gegenteil der 1.
Runde dar – Schweizer System halt. Ich kam in einer komplizierten Partie nicht über ein
Remis hinweg. Stephan und Olaf gewannen beide ziemlich souverän.
Max glänzte mit feiner finaler Berechnung:

Max Weidenhöfer

Vielleicht witterte Max Gegner hier nochmal Hoffnung, als er die taktische Idee 30.Txd3
sah?! Es folgte 30...exd3 31.Lxc6 Txa2 32.Txa2 Lxa2 33.Lxe8 und Weiß hat tatsächlich
eine Figur gewonnen – Es geht aber weiter: 33...d2 34.Lh4 b3 und Weiß kann die
Freibauern nicht beide an der Umwandlung hindern.

Die Nachmittagsrunde oder vielleicht eher „Abendrunde“ zehrte dann schon an den
Kräften. Max kam aus der Eröffnung schnell in ein eher unbequemes Endspiel, in dem
Max Gegner seinen Vorteil immer weiter, bis zum Gewinn ausbauen konnte. Olaf
remisierte nach einer wilden Königsjagd, weshalb andere Ergebnisse lange Zeit eher
erwartbar waren. Stephan gewann schnell einen Bauern und konnte diesen dann
schließlich auch in den vollen Punkt ummünzen. Auch ich hatte lange Zeit großen Vorteil,
gab diesen aber irgendwann aus der Hand. In der Diagrammstellung dachte ich kurz, dass
ich meine Gegnerin ausgetrickst hätte und das Bauernendspiel gewonnen sei, aber sie
fand die einzige Rettung ins Remis:

Collin Colbow (Foto: Jesper Simonsen)

55...Ke5! 56.Kxd3 Kf6 57.Ke4 Kg5 58.Kf3 Kh4 59.Kxf4 Patt

Die 4. Runde verlief für Max und mich ganz und gar nicht gut. Wir verloren und waren an
diesem Tag beide sehr unzufrieden mit unserem Schach. Stephan kämpfte sich aus
schwieriger Stellung eigentlich wieder gut zurück in die Partie. Aus dem Nichts war aber
der Springer auf e5 gefangen und Stephan zur Aufgabe gezwungen. Das sieht man auch
nicht alle Tage!

Der Zwischenstand nach 3 Turniertagen und 4 Runden sah wie folgt aus:
Olaf 2,5 Stephan und Collin je 2 Max 1

Olaf Steffens (Foto: Jesper Simonsen)

Der ØBRO Chess Club hat ein wirklich
angenehmes Ambiente, das zu gemeinsamen
Analysen oder Blitz-Sessions nach den Partien
einlud. So hatten wir alle, auch wenn es
zeitweise mal nicht so gut lief, immer
mindestens noch viel Spaß dabei, uns
gemeinsam um nem Schachbrett herum zu
versammeln. Auch der Bildschirm mit den
Livebrettern im Eingangsraum war ein nettes
Extra.

Am nächsten Tag stand dann wieder eine Doppelrunde auf dem Programm. Von den Vormittagspartien gibt es nichts so besonderes zu berichten. Werder holte 2 Punkte. In der Nachmittagsrunde war schon mehr los! Olaf hatte mal wieder äußerst außergewöhnliche erste Züge gespielt und entkorkte dann 4...g5!? Olafs Kommentar: „Gerne spiele ich hier ... h6 mit der Idee g5 und einem gewaltigen Angriff - vielleicht ein bisschen. Irgendwann merkte ich, dass g7-g5 ja auch in einem Zug geht, ohne Vorbereitung durch h6. Man soll ja immer auf seine Tempi achten.“
Weiß nahm nach 2 Minuten Bedenken tatsächlich auf g5! Es folgte 5...Da5+ nebst Dxg5 und zack: Figur mehr. Ich spielte am Nachbarbrett und als ich zurück in den Turniersaal kam und auf Olafs Brett schaute, konnte ich nicht glauben was passiert war. Auch Stephan kam kurze Zeit später zum Kiebitzen vorbei. Er glaubte, Olaf habe eine schlechte Stellung und machte sehr große Augen, als er später erfuhr, dass Olaf zu diesem Zeitpunkt bereits eine Figur mehr hatte. Zum weiteren Partieverlauf, schaut euch Olafs Parteianalyse an!

Stephan spielte währenddessen eine weitere saubere Gewinnpartie und holte damit aus den vier Doppelrunden insgesamt 3,5 Punkte! Eine sehr positive Überraschung, denn eigentlich ist Stephan kein großer Fan von mehr als einer Langzeitpartie am Tag. Aus diesem Grund wollte er seinem Gegner in der 6. Runde eigentlich nach dem 30. Zug (Sofia Regel) Remis bieten. Die Stellung war aber einfach zu gut, daher entschied er sich doch lieber den vollen Punkt anzusteuern, was in abgezücktem Stil gelang.

55.Td8 und Aufgabe.

Stephan Buchal (Foto: Jesper Simonsen)

Die 7. und 8. Runde liefen dann leider nicht so gut. Stephan, Olaf und Max mussten jeweils
zwei Niederlagen hinnehmen. Mir gelang es immerhin, die 7. Runde zu gewinnen und
danach gegen GM Rozentalis Remis zu halten.
Sehr schön war dafür unser gemeinsames Abendessen im Burgerrestaurant! Wenn auch
nicht ganz günstig, waren wir alle sehr begeistert von dem Essen in Dänemark.

Kraft tanken für den Endspurt!

Vor der letzten Runde unternahmen wir noch einmal einen Ausflug. Man muss ja
schließlich auch etwas von Kopenhagen zu sehen bekommen, wenn man schon mal da
ist. Wir fanden erneut einen tollen kulinarischen Ort, den Reffen Street Food Market...
sehr empfehlenswert!
Während unseres Ausfluges kamen auch etwas speziellere Themen auf:
Bei Max lief es ja leider wirklich unglücklich. Ich kann aber versichern, dass er alles
versuchte, das Ruder herumzureißen. Vom Stiftwechsel nach einer Niederlage bis hin zum
ausbleibenden Gesicht waschen während der Partie war alles dabei. Hauptsache etwas
ändern! Ich schätze Schachspieler sind für Aberglaube einfach besonders empfänglich ;)
Max muss mir nochmal erzählen, was er dann vor den letzten Runde änderte, denn ihm
gelang ein erfolgreicher Turnierabschluss! Nichts anbrennen lassen, nach geglückter
Vorbereitung gegen den beschleunigten Drachen. Auch Olaf und Stephan konnten einen
finalen Sieg einfahren und ich remisierte gegen GM Hector. Happy End!

Unsere Endplatzierungen:
5. Collin Colbow 6/9
29. Stephan Buchal 4,5/9
32. Olaf Steffens 4/9
52. Max Weidenhöfer 2/9

Die Schlussworte überlasse ich meinen Kameraden. Es war ein schöne Zeit mit euch in
Kopenhagen!

Olaf:“ Meine Stiftung Turniertest:
Kopenhagen - mit einem visionären Verkehrskonzept und mit nur wenigen
Autos. Eine Stadt der Zukunft!
Oebro Skak - ein wunderbares Turnier, stark, nicht zu groß, familiär.
Man wuchs zusammen mit den anderen 50 SpielerInnen. Und Kaffee gab es
auch!
Gastronomie - vor der Runde noch schnell einen Smash Burger essen, was
kann da noch schiefgehen?
Sprache - mmmmmmmmh, man versteht beim Dänischen vielleicht nicht alles,
was gesagt wird. Mange tak? Undskyld!
Werderaner - Vier Grün-Weiße in Skandinavien! Wir sahen uns zu den
Runden und ab und zu dazwischen. Sehr charmant. Es gibt Kraft und macht
Spaß, mit Max und seinem Vater Thomas, mit Collin und Stephan vertraute
Menschen in den Reihen zu treffen!"

Stephan: “Olafs "Turniertest" kann ich mich voll und ganz anschließen! Ansonsten
habe ich die Radtouren in Kopenhagen genossen und war sehr zufrieden, gegen die
ganzen jungen Gegner (Durchschnittsalter 24 Jahre) keine ELO verloren zu
haben ;)“

Max: “Genauso wie Stephan habe ich das Turnier auch sehr genossen, nur das mit der
Elo kann ich von mir nicht ganz behaupteten... Ein weiser Mann hat mir mal gesagt, dass
uns alles, was uns nicht umbringt, stärker macht!“

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