Bundesligateam übertrifft Saisonziele - Platz 3 und Europapokal!

Schachbundesliga

Unser Team wartet auf das bayrische Essen, bespricht die Partien und die Strategie gegen Deizisau.
Schach
Freitag, 03.05.2024 / 11:29 Uhr

Spartak Grigorian

Eine Top 5 Platzierung und den Europapokalplatz sicher, wollten wir unseren 3.Platz verteidigen. Gegen den deutschen Meister Viernheim und den direkten Konkurrenten um Platz 3, Deizisau, eine denkbar schwere Aufgabe ... Die 1. Mannschaft entscheidet mit der letzten Partie der Saison den Kampf um Platz 3!

In einer angenehmen Location in der Nähe vom Maschsee hatte Hannover Lister-Turm eine kleine zentrale Endrunde auf die Beine gestellt mit acht statt vier Mannschaften vor Ort. Treu unserer Philosophie entschieden wir uns, unsere stärksten Werder-Junioren mit den erfahrenen Routiniers zu kombinieren. Unser Team an diesem Wochenende bestand aus den Youngstars Velimir, Nikolas (Runde 15), Jari, Spartak (Runde 14) sowie unserem neuen Internationalen Meister im Verein Collin. Ihnen zur Seite standen unsere Werder Urgesteine Luke, Zbynek, Vlastimil und Zahar, die zusammen mehr Bundesligaerfahrung bei Werder haben als unsere Youngstars an Lebensjahren zählen.

Am Samstag stand unser Gegner SC Viernheim kurz davor, Geschichte zu schreiben. Ein Unentschieden gegen uns würde Viernheim ausreichen, um sich eine Runde vor Schluss zum Deutschen Meister zu krönen.

Die Begegnung begann damit, dass Vlastimil und Zbynek nach knapp zwei Stunden gegen stärkere Gegner remisierten. Auch alle anderen Partien entwickelten sich zu Beginn ruhig, bis auf meine Partie. Ich spielte ein interessantes Bauernopfer gegen den stärksten Spieler Afrikas Dr. Amin Bassem. Zu meiner Überraschung war das Bauernopfer, welches mir aus einer Partie von Aronian bekannt war, ausgerechnet gegen Mamedyarov, das zweite Brett von Viernheim.

Im Diagramm hatte Amin gerade 10.Da4 Ld7 und 11.Sg5! gespielt, die Drohung bxc5 ignoriert und auch die Springer-Abzüge gegen die Dame.

Nach extremen Komplikationen konnte ich Bauern zurückerobern und objektiv ausgleichen, doch mit knapper Bedenkzeit konnte ich meinen rückständigen a-Bauern nicht halten und mein Gegner besiegte mich strategisch.

Ebenfalls vor der Zeitkontrolle musste auch Luke seinen a-Bauern und die Partie aufgeben gegen den ehemaligen Werderaner Mamedyarov, der zum 1:3 für Viernheim erhöhte. In der gesamten Partie war Luke unter großem Druck. Kurz darauf remisierten Jari und Collin. Beide spielten solide und konnten ihre leicht unangenehmen Stellungen nach der Eröffnung souverän zum Remis verteidigen.

Beim Stand von 4:2 kämpften Velimir und Zahar gegen die Weltklassespieler Duda und Maghsoodloo noch um ein 4:4 für uns. Beide erreichten ein Turmendspiel mit Gewinnchancen und die Spannung war im Turniersaal greifbar. Für die Viernheimer war die emotionale Belastung besonders hoch, da ein Remis aus den beiden Partien die vorzeitige Deutsche Meisterschaft bedeuten würde. Zu Viernheims verdienten Erfolg, aber zu unserem Bedauern erzielten Velimir und Zahar beide nur ein Remis, obwohl sie den Sieg gegen die beiden Top 20 Spieler der Welt verdient hätten. Viernheim sicherte sich somit einen 5:3 Sieg gegen uns. Mit dem Sieg gegen uns krönte sich Viernheim vorzeitig zum absolut verdienten Deutschen Meister. Zu erwähnen ist, dass Viernheim in allen 15 Begegnungen verdient siegte!

Nach dieser Niederlage tauschen wir die Plätze mit Deizisau, sodass wir auf Platz 4 und unser Gegner von der letzten Runde Deizisau auf Platz 3 thronte.

Aus der Jugendabteilung in die Schachbundesliga…

  • (links) Collin überlegt, welche Variante er spielen soll
  • (Mitte) Nikolas berechnet das Remisangebot von GM Graf
  • (rechts) Jari mit dem katalanischen Angriff gegen den Katalanisch-Experten GM Meier

Auch am Sonntag gegen Deizisau waren wir auf dem Papier klarer Außenseiter und hatten an allen acht Brettern weniger Elo. Nach sieben gerechtfertigten Remisen und wenig Dramatik ruhte alles auf Vlastimils Schultern.

Gegen den einstigen Top-50-Spieler der Welt, GM Dautov, verlief die Partie zunächst auch undramatisch. Dautov hatte einen angenehmen Vorteil und eine typische Stellung, in der er auf zwei Ergebnisse spielen konnte, während Vlastimil über Stunden litt. Doch aus einer schwierigen Mittelspielstellung heraus kämpfte sich Vlastimil in ein Endspiel mit guten Chancen auf ein Remis.

Vlastis Zähigkeit bewirkte mehrere Ungenauigkeiten des Gegners in der Vorteilsverwertung, sodass plötzlich der Gegner um ein Remis kämpfen musste, nachdem er seine Türme vom Brett genommen hatte. Der psychologischen Herausforderung tun wir uns Schachspieler immer schwer, sich während der Partie in einer solchen Umkehrung der Situation wiederzufinden, und die Herausforderung überforderte auch Dautov. Vlastimil spazierte mit seinem König zu den gegnerischen Bauern und siegte.

Das Diagramm zeigt die Schlussstellung - die ganze Partie ist weiter unten mit den Kommentaren von David Lobzhanidze.

Mit diesem triumphalen Sieg zogen wir mit der letzten Partie der Saison wieder an Deizisau vorbei und beendeten die Saison mit einem herausragenden 3. Platz!

Es war ein dramatischer Höhepunkt einer aufregenden Bundesligasaison. Die Rückschläge wie im Dezember beim Heimspiel, als drei unserer Stammspieler nicht in Bremen ankamen wegen des Schneechaos in München konnten uns nicht davon abhalten, unsere Ziele zu erreichen und sogar zu übertreffen, weil der Kampf- und Teamgeist bei uns im Team weiterhin auch als Spieler und Teammanager immer zu sehen ist.

Die Mannschaft bedankt sich beim gesamten Verein für die Unterstützung sowie für die großartige Betreuung von Teamkapitän GM Gennadiy Fish und Cheftrainer IM David Lobzhanidze!

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