Tag 4: Aditya Mittal übernimmt die Führung

Jubiläumsturnier 2024

Schach
Mittwoch, 06.03.2024 / 08:54 Uhr

Thomas Büttner

Am 4. Tag des Jubiläumsturniers kam es zum Duell der beiden Spitzenreiter, dem 17-jährigen indischen Großmeister Aditya Mittal und dem 26-jährigen australischen GM Bobby Cheng - beide sind in dieser Saison auch neu und sehr erfolgreich in Werders Bundesligateam!

Wie schon in den letzten Tagen kamen auch in der vierten Runde einige Überraschungen auf die Bretter. So verbrauchte Sascha Wiegmann gegen Pawel Teclafs Nebenvariante im Kan-Sizilianer schon früh viel Zeit, während Pawel zügig spielte und offensichtlich mit der Stellung vertraut war. Erst als er schon klaren Vorteil hatte, begann er, bei jedem Zug nachzudenken und Saschas Ungenauigkeiten gnadenlos auszunutzen. Mit Minusqualität und hoffnungsloser Stellung gab Sascha dann auch schon nach 24 Zügen auf.

Ganz anders sah es an Brett 2 zwischen Szymon Gumularz und Jungstar Christian Glöckler aus. In einer komplexen Stellung mit gegensätzlichen Rochaden waren beide Königsangriffe schnell unterwegs, doch in der dynamisch ausgeglichenen Stellung einigten die beiden sich auf ein Remis.

Ähnlich schnell einigten sich Michael Kopylov und Rainer Knaak, die über Zugumstellung in Katalonien gelandet waren, auf Remis. Auch hier war die Stellung kompliziert, nicht ausgekämpft, aber annähernd ausgeglichen.

 

Die Partie des Tages spielte sicherlich Nikolas Wachinger gegen Vojtech Plat. Der tschechische Großmeister hatte die Nimzowitsch-Variante im Sizilianer ausgepackt, doch abgesehen von einem höheren Zeitverbrauch ließ sich der Bremer von dieser Überraschung (es gibt keine Partie von Plat mit dieser Variante in der Datenbank) nicht schrecken. Er drohte, den Königsflügel aufzureißen, und sein Kontrahent wählte statt des direkten b4 das zu langsame Sa5, um das typische Gegenspiel aufzuziehen. Den ersten - am Brett kaum zu rechnenden - Matchball 28. Lb6+! ließ Nikolas noch liegen, doch schon im nächsten Zug entschädigte er mit dem wundervollen Turmopfer 29. Txd7+!, das Matt in 6 Zügen erzwingt. Nikolas‘ Performance würde, wenn er sie bis zum Ende des Turniers durchhält, für seine zweite GM-Norm reichen!

Einen sauberen Sieg konnte auch Jakob Leon Pajeken gegen Adrian Söderström einfahren. Mit kleinem Vorteil aus der Eröffnung gekommen, konnte der Kieler in ein Schwerfigurenendspiel mit der Möglichkeit, einen oder sogar zwei Freibauern zu bilden, abwickeln. Spätestens, als der Bauer das Feld c7 erreichte, war klar, dass Schwarz nicht mehr lange überleben würde. Damit ist Jakob nach seinem etwas missglücktem Start ins Rollen gekommen und hat zwei Siege in Folge eingefahren. Der Schwede in Diensten des FC Bayern München hingegen hat immer noch alle Möglichkeiten, eine IM-Norm einzuspielen.

Ein Schwerfigurenendspiel kam auch zwischen Alexander Krastev und Collin Colbow aufs Brett. Die Partie wurde jedoch von beiden sehr präzise gespielt und verließ die Remisbreite zu keinem Zeitpunkt. So einigten die beiden sich folgerichtig auf Remis.

In der Zwischenzeit fiel auch die Entscheidung an Brett 1, und damit, ob Bobby Cheng oder Aditya Mittal die alleinige Führung an sich reißen könnte. Der junge Inder konnte schnell ausgleichen, und machte sich dann daran, sich Vorteile zu erkämpfen. Als er schließlich einen Springer in der gegnerischen Königsstellung etablieren konnte, war der Weg zu Materialgewinn und damit zum Sieg nicht mehr weit.

Eine böse Überraschung erlebte Roeland Pruissers gegen Jari Reuker. Sein Springeropfer 18. Sxb7 wäre spielbar gewesen – wenn da nicht der Zwischenzug 18. … e3! gewesen wäre, den der Niederländer nach eigener Aussage nicht gesehen hatte. So war die Figur weg, und damit wenig später auch die Partie.

Die Partien zwischen Gerlef Meins und Martin Breutigam, sowie Viktoria Radeva und Pauline Guichard brachten jeweils ein Endspiel mit ungleichen Läufern und einem Mehrbauern für Schwarz (Martin) bzw. Weiß (Viktoria) mit sich, doch die jeweiligen Gegner verteidigten sich sauber und brachten die Partien sicher in den Remishafen. Damit hat auch Pauline nach drei Niederlagen zum Auftakt endlich gepunktet.

Dramatischer waren die beiden verbleibenden Partien. Zahar Efimenko konnte gegen Jana Schneider einen vielversprechenden Königsangriff starten. Die deutsche Nationalspielerin konnte die Stellung jedoch einigermaßen zusammenhalten, und sich in ein Endspiel mit Minusbauer retten. Lange sah es aus, als könne Jana die Stellung halten, aber als sie sich entschloss, den a-Bauern mit dem König abzuholen, kam seine Majestät nicht mehr schnell genug an den Königsflügel zurück, und die Remischancen lösten sich in Luft auf. Damit ist Jana die einzige, die im ganzen Turnier nur entschiedene Partien hatte. Alle anderen hatten mindestens ein Remis dabei.

Zu guter Letzt bleibt noch die Partie Mitra Hejazipour gegen Daniel Kopylov. Die Französin brachte gegen Daniels Königsinder das seltene 3. h4!? aufs Brett, was aber den Kieler – wenn man seinem Zeitverbrauch Glauben schenken kann – nicht aus dem Konzept brachte. Dennoch kam Mitra mit Vorteil aus der Eröffnung. Sie gewann eine Qualität gegen einen Bauern, doch der h-Bauer war schnell, und einige Verwicklungen später war das Gleichgewicht wieder hergestellt, und die Partie endete im Remis.

Christian Glöckler ist auf Kurs IM-Norm

Das Turnier steuert nun auf seine Halbzeit zu, und Aditya Mittal hat eindruckvoll gezeigt, dass er derjenige ist, den man schlagen muss, wenn man das Jubiläumsturnier gewinnen will. Er führt mit 3,5/4 einen halben Punkt vor Nikolas Wachinger und Zahar Efimenko. Im Kampf um IM- und GM-Normen haben sicherlich Nikolas und Christian Glöckler die besten Karten, aber die verbleibenden fünf Runden bieten sicher auch einigen anderen die Chance, noch genug Punkte zu sammeln.

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