XXL Turnierfahrt nach Bad Zwischenahn

Schach
Donnerstag, 08.02.2024 / 19:24 Uhr

Collin Colbow

Sechstägiger GDL Streik schallte es drei Tage vor Beginn unserer Jugendfahrt zum 25. NordWest-Cup durch die Medien. Unsere Reise mit der NW Bahn sollte davon eigentlich nicht betroffen sein, aber wann ist darauf schon mal Verlass. Morgens am 25.01 und gleichzeitig ersten Turniertag, fuhr ich mein Auto in die Stadt des Meeres ohne Wellen, um die Einkäufe für 17 Personen nicht schleppen zu müssen. Auf der pünktlichen Rückfahrt mit der NW Bahn zum Bremer HBF stellte ich dann fest, dass alle direkten Verbindungen selbiger nach Bad Zwischenahn ausfielen. Ein Stressfaktor, den man vor allem mit einer Runde am Nachmittag nun wirklich nicht braucht.

Trotz 1,5 stündiger Verspätung kamen wir noch 1,5 Stunden vor Partienbeginn an. Es war also noch genug Zeit in unserer Pension, in der wir drei Vierer- und ein Fünferappartement gebucht hatten einzuchecken. Um 16:30 Uhr war Anpfiff in der voll gefüllten Wandelhalle des Kurparks direkt am Meer. Während im A- B- C-Open gegrübelt wurde, hielt unser Cheftrainer David sich im Nebenraum für Partieanalysen bereit. Patrick (mitgereister Papa) und ich kümmerten uns in der Zwischenzeit um die Einkäufe fürs Abendessen und Mittagessen des nächsten Tages. Frühstück konnten wir von den Inhabern der Pension frisch zubereitet genießen, was es morgens vor den Runden deutlich entspannter machte. Denn 7 Partien und 3 Doppelrunden haben es in sich!

In der ersten Runde gab es gleich einen sehr erfreulichen Erfolg zu feiern! Unser jüngster Teilnehmer Fabian, der im C-Open erst sein zweites Langzeitturnier spielte gewann zum Auftakt direkt gegen eine erfahrene Spielerin. Ich analysierte die Partie mit ihm und war schwer beeindruckt von Fabians Rechenfähigkeit in solch jungem Alter. Verdientermaßen wurde Fabian am Morgen vor der 2. Runde von der Turnierleitung mit einem Preis für seinen Favoritensturz ausgezeichnet!

Auch nach Beginn der 2. Runde, nutzten Patrick und ich die Zeit erst mal um Einkaufen zu fahren. Mit voll gefülltem Kofferraum waren wir nicht einmal eine Stunde später wieder zurück, als Jari zu unserer Überraschung schon gewonnen hatte. Für die vorderen Bretter des A-Open ziemlich unüblich… Als er mir die Partie dann aber zeigte, erklärte das einiges!

Jaris letzter Zug 8.Lg5 ist eigentlich noch wohl bekannte Catalanisch Theorie. Sein Gegner glaubte wahrscheinlich sich an den nächsten Zug zu erinnern und spielte ihn a Tempo. Doch nach dem logisch wirkenden Partiezug 8...Lb7?? folgte eine böse Überraschung! 9.Lxf6! Lxf6 10.Sg5!! +- nach Lxg5 11.Lxb7 Sd7 12.Lxa8 Dxa8 13.Dxc4 ging die Partie nur noch ein paar Züge und Schwarz gab auf.

Nach einer von Chefkoch Collin zubereiteten Pasta Mahlzeit zur Stärkung, durfte am Nachmittag auch die körperliche Anstrengung nicht fehlen. Und wenn die Fußballtore fehlen, werden die Kinder fast so erfinderisch, wie an den Schachbrettern, sodass 4 Bäume, die in einem kuriosem Winkel zueinander standen als Pfosten hinhalten mussten.

Auch in der dritten Runde spielten sich die Jungs mit ihren Siegen ins Blickfeld der Turnierleitung. Henry im B- und Paul im CTurnier, gewannen beide gegen 300 DWZ Punkte stärkere Gegner. Auch sie durften sich vor der nächsten Runde jeweils einen Preis aussuchen, was einen der Schiedsrichter veranlasste, mich zu fragen, ob wir noch einen extra Transporter für die ganzen Preise bräuchten.

n der vierten Runde gelang Finn Helms im A-Open mit einem Remis, gegen den erfahrenen Großmeister Lev Gutman ein toller Erfolg! Auch Haiyang spielte stark auf und gewann sogar gegen einen 400 DWZ Punkte stärken Gegner. 2,5/4 als in der unteren Teilnehmerhälfte gesetzter, war ein sehr beachtliches Zwischenergebnis! Besonders gut lief die fünfte Runde für unsere Teilnehmer im A-Open. Finn gewann souverän und auch Max überspielte seinen rund 250 Punkte stärkeren Gegner. Jari hielt eine hoffnungslos scheinende Stellung mit zwei Minusbauern Remis und Lara holte mit Schwarz einen halben Punkt gegen den starken IM Aljoscha Feuerstack.

Es wurde fleißig beim Abwasch geholfen 

Gemeinsames Spielen und Analysieren darf natürlich nicht fehlen

Zwei Runden noch zu spielen und die Zwischenstände waren vielversprechend: In der C-Gruppe lag Joshua mit 4,5 Punkten in Führung und auch Ture war mit 4/5 vorne mit dabei. In der B-Gruppe hatten Alexander L. und Tim mit 3/5 noch alle Chancen auf Ratingpreise, genauso wie Lara, Max und Finn im A—Turnier.

Joshua gewann die 6. Runde gegen die bis dato punktgleiche Führende und setzte sich damit einen halben Punkt zum Verfolgerfeld ab. Auch Ture gewann und war somit Teil der 5-Punkte-Truppe hinter Joshua. Auch Alexander L. und Tim siegten erneut, sodass sie es für die letzte Runde in der eigenen Hand hatten, Ratingpreise zu gewinnen. Unglücklicherweise wurden Joshua und Ture für das Finale an Brett 1 gegeneinander gepaart. Joshua würde aufgrund der besseren Feinwertung wahrscheinlich ein Remis für den Turniersieg reichen, während Ture einen Sieg brauchte, um sicher aufs Treppchen zu kommen. Joshua kam gut aus der Eröffnung, opferte einen Bauer für große Kompensation, die zwangsläufig Materialgewinn bedeutet hätte. Er nutzte den Vorteil auf dem Brett für ein taktisch kluges Remis Angebot, das Ture praktisch annehmen musste. Mit weißer Weste und 6/7 Punkten, gewann Joshua mit einer tollen Leistung das C-Open! Ture belegte den 4. und geteilten 3. Platz.

Lara, Finn, Alexander L. und Tim gewannen alle ihre Partien – und somit auch alle einen Preis. Max reichte sogar ein Remis.

Preisbilanz: 1. Platz, 4. Platz, ein Frauenpreis und 4 Ratingpreise!

Fazit unseres Cheftrainers David:
„Das Turnier in Bad Zwischenahn war insgesamt sehr erfolgreich für unsere Spieler. Mehrere haben sehr gute Leistungen gebracht und, was sehr erfreulich ist, gute Spielqualität gezeigt. Alle haben sehr wertvolle Erfahrungen gesammelt. Die Kinder haben viel Spaß gehabt, das Klima war super und sie haben sich auch gegenseitig unterstützt. Es war möglich, vor Ort viele Partien zu analysieren, was das beste Training überhaupt ist."

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