„Schach wird drinnen gespielt. Was draußen passiert ist, hatte aber am vergangenen Wochenende enorme Auswirkungen auf das, was drinnen geschah.“ (Dorow, O. (2023, 05. Dezember). Weser Kurier, S. 21)
Wie üblich reisen unsere Spieler einen Tag vor der Partie an. Unsere Spieler aus dem südlichen und östlichen Teil von Europa nehmen dabei die Route über München. Bis München waren Kirill Shevchenko, Vlastimil Babula und Zbynek Hracek auch, doch draußen versank die Stadt schon während ihrer Ankunft im Schneechaos. Vlasti und Zbynek, die am Freitag um 13 Uhr am Flughafen angekommen waren, hatten zunächst Pech, dass ihr Flug um 15 Uhr abgesagt wurde, in dem auch der Solinger Spitzenspieler GM Harikrishna auf der Passagierliste stand. Anders als der Solinger bekamen unsere Spieler noch Plätze für den Flug um 18 Uhr. Schon beim Einsteigen hatten sie ein ungutes Gefühl und ihr Gefühl sollte Recht behalten. Wenige Minuten nach dem Boarding wurde der Flug abgesagt und nach weiteren Stunden im Flugzeug wurde irgendwann die Treppe ans Flugzeug gefahren, um auszusteigen. In der Zwischenzeit saß Harikrishna bereits im Flixbus in Richtung Frankfurt Flughafen, um dort den Flug nach Bremen zu nehmen.
Zbynek und Vlasti waren um Mitternacht schon so erschöpft, dass Sie keine Kraft für die weitere Reise nach Bremen hatten, zumal nicht bekannt war, wann überhaupt wieder der Verkehr funktionieren würde. Sie warteten noch wenige Stunden auf Kirill, der um 22.30 Uhr in München gelandet war, bekamen ihn aber nicht mehr zu Gesicht. Für unsere tschechischen Spieler konnten wir selbst nach mehreren Stunden keine Unterkunft organisieren, da alle Unterkünfte in München ausgebucht waren. Onlinebuchungen waren sowieso nicht möglich und telefonisch erhielt ich überall freundliche Absagen.
Kirill musste nach seiner Ankunft drei Stunden im Flugzeug warten und ich konnte erst gegen 2 Uhr mit ihm Kontakt aufnehmen. Hier versuchten wir ihn auch nach Frankfurt Flughafen zu bekommen, jedoch stellten sich die verschiedenen Reiserouten als zwecklos heraus. Kirill übernachtete wie viele weitere tausende Passagiere an dem Wochenende am Flughafen und konnte dann über Stuttgart nach Hause fliegen.
Parallel zu den gesamten Geschehnissen in München mussten wir, verzweifelt von den Ereignissen dort, nichtsdestotrotz innerhalb von weniger als 24 Stunden händeringend drei Bretter ersetzen. Ständig auch in Rücksprache mit Kapitän Gennadiy Fish konnten wir zunächst einmal mich selbst einwechseln, dann sagte Lara noch drei Stunden vor Beginn zu und war 5 Minuten vor Partiebeginn in Bremen. In der Nacht funkte ich auch noch Lucas van Foreest an, den ich Samstag morgens um 3 Uhr in einer Bar in London kontaktierte. Gemeinsam mit Hans Niemann in London am Party machen bzw. ihn auf das London Chess Classic vorbereiten, sagte Lucas um 03:30 Uhr zu und wir buchten seinen Flug, der 1 Stunde vor Partiebeginn ankommen sollte. Leider verspäte sich sein Flug um drei Stunden, sodass wir am Samstag gegen Solingen eine Partie kampflos abgeben mussten. Damit steigen wir nun auch in das sportliche Geschehen ein:
Samstag: SV Werder Bremen – SG Solingen