Am Samstag wartete zunächst der Gastgeber aus Kiel. Der SK Doppelbauer Turm stand in der Tabelle nicht weit hinter uns und bot eine Reihe junger Talente auf. Tatsächlich traten sie mit der wohl jüngsten Bundesligamannschaft aller Zeiten an.
An den vorderen drei Brettern neutralisierten sich die Großmeister in stark geführten Partien. An Brett 4 hatte Lucas van Foreest keine Probleme in der Eröffnung und überspielte seinen Gegner anschließend energisch, was uns in Führung brachte. Während Vlastimil an Brett 6 nicht über ein Remis hinauskam, führte am Brett davor sein Landsmann Zbynek Hracek eine überzeugende Partie zum Sieg. An Brett 8 fand Collin Colbow bei seinem Saisondebüt eine unerwartete Taktik, die zum Damengewinn führte. Sein materielles Übergewicht verwertete er anschließend problemlos zum nächsten vollen Punkt. Die längste Partie spielte wie so oft ich am siebten Brett. Mein leichter Eröffnungsvorteil hielt sich bis ins Endspiel, wo mein Gegner seine Probleme nicht lösen konnte und sich letztlich geschlagen geben musste. Am Ende stand uns also ein ungefährdeter 6:2-Sieg zu Buche.
Am Sonntag mussten wir dann gegen den HSK ran. In dieser Begegnung ging es noch richtig um etwas: Die Hamburger waren dem ersten Abstiegsplatz, den Schachfreunden Berlin, nur in Brettpunkten voraus. Sie gingen daher in dem Wissen in die Begegnung, dass die Berliner sie mit einem besseren Ergebnis zum Absteiger machen würden. Auch für uns war die Partie nicht unbedeutend: Sowohl der HSK als auch die Schachfreunde sind auch in der zweiten Bundesliga vertreten, und ihr Abstieg hätte jeweils den Zwangsabstieg der zweiten Mannschaft zur Folge, welcher unter Umständen den Abstieg unserer Zweiten verhindern könnte! Sollten jedoch beide Teams gewinnen, so würde womöglich keines von beiden absteigen – dieses Szenario wollten wir natürlich mit einem Sieg verhindern.
An den Brettern 4 und 5 wurden sich sehr früh die Punkte geteilt, und auch an den Brettern 1, 3 und 8 konnte sich keine Seite einen nennenswerten Vorteil erarbeiten. Am sechsten Brett spielte Vlastimil Babula eine dominante Partie gegen Thies Heinemann und brachte uns so in Führung. Ich selbst hatte in der Eröffnung ein vielversprechendes Qualitätsopfer ersonnen und meinen Gegner, den früheren Bundestrainer Dorian Rogozenco, damit stark unter Druck gesetzt. Er verteidigte jedoch zäh und nach einer Ungenauigkeit meinerseits war ich bereit, angesichts der günstigen Mannschaftssituation die Stellung zu wiederholen. Da Rasmus Svanes Stellung am zweiten Brett gegen Alexander Areshchenko jedoch keinerlei Gewinnaussichten bot, ging auch diese Partie alsbald Remis aus und mein Gegner versuchte weiterzuspielen. Das gab seine Stellung jedoch nicht her und kurz darauf war sein König bereits im Mattnetz. So endete der Kampf 5:3 zu unseren Gunsten.
Dank Schützenhilfe aus Mülheim hält sich der HSK trotzdem gerade so in der Liga. Unsere Mannschaft erstürmte mit dieser Siegesserie noch einen bärenstarken fünften Platz, nur hinter den vier üblichen Topteams der Liga. Vor sechs Spieltagen, als wir gefährlich nah an den Abstiegsrängen logierten, hätte mit diesem Abschneiden wohl kaum einer gerechnet!