Mit einem abschließenden 4-4 gegen Union Oldenburg konnte unsere Dritte nicht nur unser Saisonziel "Klassenerhalt" sicherstellen, sondern landete in der Endabrechnung mit 9-9 Mannschafts- und 36,5-35,5 Brettpunkten im gesicherten Mittelfeld.
Mit einem abschließenden 4-4 gegen Union Oldenburg konnte unsere Dritte nicht nur unser Saisonziel "Klassenerhalt" sicherstellen, sondern landete in der Endabrechnung mit 9-9 Mannschafts- und 36,5-35,5 Brettpunkten im gesicherten Mittelfeld.
In der Schlussrunde ging es für beide punktgleichen Mannschaften nur noch um einen geglückten Saisonabschluss – dem Sieger dieser Begegnung winkte sogar noch der 3. Platz in der Tabelle. Allerdings waren die Kämpfer offenbar schon etwas müde, denn beide Teams brachten nur 7 Spieler ans Brett. Auf unserer Seite war es Olaf Steffens an Brett 6, der nun schon zum zweiten Mal in dieser Saison einen kampflosen Punkt einheimsen konnte – worüber er natürlich alles andere als glücklich war. Aber auch die Oldenburger konnten einen kampflosen Punkt verzeichnen, denn unser 7. Brett war leider nicht erschienen. 1:1 nach der 30-minütigen Wartefrist.
Aber dann brachte uns Michael Hohlbein mit Weiß gegen Heiko Warns in Führung, mit Macht! Seine Eröffnung hatte er – wie immer – glänzend präpariert und sein Gegner lief geradewegs in ein vorbereitetes Figurenopfer:
Nach dem 7. Zug von Schwarz (b5-b4) brachte er den angegriffenen Springer keineswegs in Sicherheit, sondern opferte ihn für einen mächtigen Angriff. Nach 8.f5xe6 b4xc3 und 9.e6xf7+ wurde der schwarze König an die frische Luft gezerrt und geriet dort schnell in Bedrängnis...
Nach Michaels 17. Zug e5-e6 gibt es für Schwarz keine Rettung mehr – die Drohung Df3-f7+ ist nicht mehr vernünftig abzuwehren. Nach dem erzwungenen 17… Ld6 18.Df7+ Dxf7 19.exf7 Kf8 20.Se6+ Ke7 21.f8D Txf8 21.Sxf8 hatte Michael eine Qualität mehr und gewann sicher.
Werder führte 2-1, aber danach kam erstmal nicht viel: Euer Berichterstatter hatte an Brett 4 zwar die weißen Steine, aber konnte gegen seinen bestens vorbereiteten Gegner Max Meessen buchstäblich nichts herausholen. Nachdem er auch noch eine winzige Chance verpasst hatte, der Stellung „Leben“ einzuhauchen, musste er bald darauf ins Remis einwilligen. Ähnlich erging es Fabian Brinkmann am 2. Brett gegen Berthold Wittje – Remis! Und damit 3-2 für Werder.
Danach kamen die Oldenburger groß raus: In der Zeitnotphase sah es in den drei verbliebenen Partien zwischendurch nach drei glatten Niederlagen aus.
Reiner Franke überraschte seinen Gegner Marc Schuette mit der Skandinavischen Eröffnung – ein durchaus geglücktes Experiment, denn er erhielt eine gesunde, ausgeglichene Stellung bei deutlich besserer Bedenkzeit. In Bedrängnis geraten brach der Oldenburger einen gefährlichen Angriff vom Zaun, auf den ersten Blick durchaus unsolide, aber bei den folgenden Verwicklungen und beiderseitiger Zeitnot fand Reiner nicht die korrekte Verteidigung und Schuette konnte einen schönen Angriffssieg verbuchen: 3-3.
Nicht besser erging es Matthias Bach gegen Dirk Bredemeier. Durch eine Fehleinschätzung im Mittelspiel – auf der Suche nach Komplikationen! - geriet er in eine schwierige Stellung, die er schließlich nicht halten konnte. Führung für Oldenburg!
Den positiven Schlusspunkt dieser Saison setzte David Kardoeus. Er hatte wieder einmal eine sehr zweischneidige Partieanlage gewählt und war am Spitzenbrett mit den schwarzen Steinen gegen Sebastian Müer unter Druck geraten – ein Bauer weniger und eine lockere Stellung, aber durchaus nicht chancenlos …
Mit dem schlauen 18... Dg7-g6 bot er einen Übergang ins Endspiel an, wobei sich wenigstens seine Struktur verbessert hätte. Müer lehnte dankend ab und zog die Dame passiv nach h3 zurück statt mit 19.Sh4! die Dame auf f5 und die bessere Struktur zu befestigen.
Wenige Züge später war David in seinem Element. Trotz horrender Zeitnot übernahm er die Initiative und packte hier 24...Td8-d5!! aus mit der teuflischen Drohung Sd3-f4. Müer brachte seine Dame auf e6 aus der Schusslinie, aber auch dort wurde sie von Davids Türmen verfolgt: 25.De6 Te8 26.Db6 Tb5 27.Dxf6 Tf8 28.Dg7 Tg5! 29.Dd7 ...
Mit 29...Dh5xh4! machte David dann endgültig den Deckel drauf und ließ sich nach 30.Txd3 Dxh2! den Sieg nicht mehr nehmen.
Eine schöne Gewinnpartie zum Schluss der Saison, auch für David ein versöhnliches Ende einer schweren Saison mit vielen starken Gegnern, mehrfach am Spitzenbrett unserer Dritten.
Beide Partien gibt's unten zum Nachspielen
Schlussbetrachtung:
Es war schon eine ungewöhnliche Saison. Der Start in 2021 verlief problemlos, die Runden 1-4 fanden planmäßig statt und Werder 3 startete durchaus respektabel: Einem knappen Sieg gegen Hameln folgte die erwartete Niederlage beim großen Favoriten "Lister Turm" in Hannover. Danach kam eine etwas unerwartete Heimniederlage gegen die "Schachfreunde" Hannover und noch vor Weihnachten konnten wir die Schlappe mit einem knappen und etwas glücklichen Sieg gegen Nordhorn-Blanke wieder wettmachen. Wir waren im Soll.
Im Januar und Februar fielen die geplanten Runden 5 und 6 "Omikron" zum Opfer und gleich danach begann der schreckliche russische Angriffskrieg gegen die Ukraine - eine Katastrophe, die auch viele ukrainische Schachspieler, Freunde, Bekannte und auch Familienangehörige von Werders Schachabteilung unmittelbar heimsuchte. Die Solidarität mit der Ukraine wurde so viel wichtiger als die Punkte am Brett.
Wir brachten die Saison mit einigen Ausfällen und Schwierigkeiten bei der Mannschaftsaufstellung ordentlich zu Ende und konnten unseren guten Platz im Mittelfeld verteidigen. In den anderen Klassen wird noch gekämpft, vor allem steht die große Bundesliga-Endrunde im Weserstadion vom 7.-10. Juli an. Wenn alles gut läuft, ist Werders Schachabteilung auch in der nächsten Saison mit den Mannschaften 1-4 in den vier höchsten Spielklassen mit jeweils einer Mannschaft vertreten - und das wäre ein großartiger Erfolg!