Der Wettkampf verlief kampfbetont, nur eine Partie war vor der Zeitkontrolle beendet. Christian hatte Remis angeboten, was sein Gegner ablehnte, nur um kurz darauf eine Figur einzustellen, was die Bremer Führung bedeutete. Martin neuerte bei seinem Einstand für Werder bereits im ersten Zug mit 1.e4 und fuhr recht gut damit. Er erreichte in einem c3-Sizilianer ein vorteilhaftes Endspiel, gewann einen Bauern, doch bei ungleichfarbigen Läufern reichte dieser nicht zum Sieg. Am Ende blieb nur ein Randbauer und der falsche Läufer übrig.
An den restlichen Brettern spielten sich teils abenteuerliche Szenen ab. Der Berichterstatter war mit Schwarz gut aus der Eröffnung gekommen, verlor danach jedoch den Faden, so dass sich seine Stellung zusehends verschlechterte. Angesichts der gegnerischen Zeitknappheit ließ ich mich auf zweifelhafte Verwicklungen ein, was böse hätte enden können, doch mein Gegner fand den Gewinn nicht, und nach der Zeitkontrolle hatte sich das Blatt gewendet. Die weißen Figuren waren verstreut und das Endspiel, in das er einlenkte, klar verloren. Noch bunter ging es bei Collin zu, der früh auf Gewinn stand, dann aber mehrfach daneben griff und seines gesamten Vorteils verlustig ging. Nach der Zeitkontrolle kämpfte er mit Dame gegen zwei Türme bei ungleichfarbigen Läufern und einem Minusbauern anscheinend ums Remis, jedoch schaffte es sein Gegner, den Läufer einzubüßen, wonach Collin sich den Sieg nicht mehr nehmen ließ.
Jonathan erhielt starken Angriff, der ihm die Qualität für einen Bauern einbrachte, was gewinnträchtig aussah. Dann jedoch ließ er die Blockade der Stellung zu, wonach er seinen Materialvorteil nicht mehr verwerten konnte. Gerlef stand früh unter Druck, erst wegen eines Entwicklungsrückstands, der sich in Bauernschwächen verwandelte. In der Zeitnotphase ließ sein Gegner einen Bauern stehen, doch statt ihn zu nehmen, stellte Gerlef selbst einen Bauern ein, der ebenfalls nicht genommen wurde. Am Ende gab es ein leistungsgerechtes Remis, womit der Bremer Mannschaftssieg feststand.
David spielte ein ausgeglichenes Endspiel mit Türmen und ungleichfarbigen Läufern konsequent auf Verlust. Erst verlor er unnötig einen Bauern, dann vermied er den rettenden Turmtausch und schließlich wickelte er in ein verlorenes Turmendspiel ab. Besser machte es Matthias, der im Turmendspiel einen Mehrbauern hatte. Zwar hätte dieser nicht zum Sieg reichen sollen, doch verpasste sein Gegner einige Remiswege und musste schließlich die Segel streichen. Endstand 5,5:2,5 für Werder, ein insgesamt verdienter, wenn auch zu hoch ausgefallener Sieg.
Am Sonntag trafen wir auf den SK Zehlendorf, eine stark besetzte und für Werder traditionell unangenehme Mannschaft. Zuerst war diesmal der Berichterstatter fertig, der in leicht besserer Stellung dem Remisangebot des großmeisterlichen Gegners nach drei Stunden Spielzeit nicht widerstehen konnte. Daraufhin wurde ich Zeuge, wie sich an den übrigen Brettern eine Katastrophe nach der anderen anbahnte.
Collin hatte im Sizilianer den gegnerischen Bauernsturm am Königsflügel mit h7-h5 gebremst, kam dann jedoch auf die seltsame Idee, trotzdem kurz zu rochieren. Die Öffnung der g-Linie mit g2-g4 ließ nicht lange auf sich warten, und nach 30 Zügen hatte es Collins König in dieser Linie erwischt.
Christian ging die Partieanlage daneben, er gab früh das Zentrum auf und fand keine passende Figurenaufstellung. In Zeitnot büßte er bei einem Schlagabtausch eine Figur ein, was ihm weitere Leiden ersparte. David tauschte auf f6 seinen Läufer gegen einen Springer sowie die Damen, um einen Doppelbauern zu erzwingen. Leider konnte er kein Spiel gegen diesen entwickeln, während sich das schwarze Läuferpaar immer besser in Szene setzte. David verlor einen Bauern am Damenflügel, seinen Springer, der sich im gegnerischen Lager verirrte, und die Partie.
Jonathans Stellung schien mir verdächtig, da der Gegner einen starken Freibauern auf b6 besaß. Aber Jonathan hatte die Stellung im Griff, er ließ den Bauern zur Dame gehen, um Dauerschach zu geben. Gerlefs Gegner spielte einen eigenartigen erweiterten Stonewall mit 1...d5, 3...b5 und 5...f5, was anscheinend ziemlich gut war. Jedenfalls gelang es Gerlef nicht, einen Hebel anzusetzen, und er musste sich in einem ausgeglichenen Endspiel ins Remis fügen.
Martin musste einen Bauern geben, um einen gegnerischen Königsangriff zu stoppen, konnte dadurch jedoch eine weißfeldrige Blockade errichten, die sein Gegner nicht durchbrechen konnte – Remis. Matthias bewies mit der Wahl der modernen Benoni-Verteidigung und der Ablehnung eines frühen Remisangebots Mut, der leider nicht belohnt wurde. Im Mittelspiel verlor Matthias die Qualität, die sein Gegner zurückgab, um sich verbundene Freibauern in der Mitte zu verschaffen. Trotz ungleichfarbiger Läufer waren diese nicht aufzuhalten, womit die auch in dieser Höhe verdiente 2:6-Niederlage perfekt war.