Normalerweise stellt sich jeden Sommer für einen Schachspieler die gleiche Frage: Welches Turnier gewinne ich dieses Mal? Oder zumindest welches spiele ich? Doch nach langer Corona Durststrecke sind wir bei der Beantwortung dieser Fragen ein wenig aus der Übung. Daher entschieden sich die Davids für Nostalgie und Altbewährtes. Nach über fünf Jahren ging es mit guten Freunden im Schlepptau wieder nach Tschechien. Dort fand das 32ste Czech Open mit einem sehr starken Teilnehmerfeld statt. Zum Turniersieg hat es leider nicht ganz gereicht. In dem hart umkämpften Turnier war für uns beide mehr drin; am Ende belegten wir Platz 91 und 102.
David Kardoeus erzielte 4/9 Punkten, spielte aufgrund eines starken Gegnerschnitts alles in allem trotzdem ein starkes Turnier und machte 13 Elo plus. Das Turnier begann blendend mit einem Remis in Runde 1 gegen Idol und Großmeister Baadur Jobava (ELO 2603) aus Georgien. In der Folge bekam David gute Gegner und auch wenn einzelne Ergebnisse nicht optimal ausfielen, so konnte er mit seinem Schach und seinem Kampfgeist zufrieden sein. Einzig und allein die letzte Runde gegen den besten Freund Julian Kramer lief völlig daneben und sorgt für einen Schönheitsfehler in der Auswertung.
David Wachinger erspielte ebenfalls 4 Punkte. Dabei waren seine Gegner allerdings Elo-schwächer und entsprechend machte er ein deutliches Elo-Minus. Zu oft konnte er seine aussichtsreichen Stellungen gegen schwächere Gegner nicht verwerten. Mit Weiß scorte er mit 3,5/5 trotzdem gut. Eine Mischung aus Eröffnungs-Amnesie und verschenkten halben Punkten führte dagegen zu einem desaströsen Ergebnis mit Schwarz: 0,5/4. Insbesondere zwei unnötige Niederlagen im Najdorf taten weh. Dennoch fällt das Fazit positiv aus. Auch starken Gegnern, wie GM Akesson, konnte David W. schachlich lange die Stirn bieten. Die fehlende Spielpraxis machte sich bemerkbar und letztlich fehlten „nur“ Kleinigkeiten. Die Analyse macht also Mut und hat auch viele schachliche Highlights zutage gefördert, von denen wir unten ein paar (vegane) Nuggets teilen möchten.
Mitgereist waren außerdem (der für seinen 6. a3 Najdorf berühmte) IM Julian Kramer vom Hamburger SK, der hochambitionierte FM Andreas Ciolek vom Münchner SC 1836 e.V. und der sehr blitzstarke Jale Mieck vom SK Doppelbauer Kiel. Im Open spielten die drei tolles Schach und blieben trotzdem alle mit ein bisschen Pech hinter ihrem riesigen Potential zurück. Zusammen spielten wir fünf auch erfolgreich beim Teamblitzturnier mit. Im Kampf um den Pokal verzockten wir uns à la Guardiola im entscheidenden Moment mit Aufstellung und Rotation und belegten immerhin noch den starken 3. Platz.