Spartak holte dabei seine zweite IM-Norm und ist auf dem besten Weg internationaler Meister zu werden. Ein Bericht von David Kardoeus und Spartak Grigorian
Spartak holte dabei seine zweite IM-Norm und ist auf dem besten Weg internationaler Meister zu werden. Ein Bericht von David Kardoeus und Spartak Grigorian
Mitte August machte sich eine kleine Reisegruppe auf den Weg, um im fernen Innsbruck ein Schachturnier zu spielen. Mit von der Partie waren die Werderaner Spartak Grigorian, David Kardoeus, sowie die beiden Werderfans Tom Peters und Julian Kramer. Der grün-weiße Pkw kam mitten in der Nacht in Bewegung und steuerte auf der A7 den Inn an. Zwischendurch wurde an dem einen oder anderen Rastplatz gehalten. Am Forggensee in Füssen wurde eine kleine Badepause eingelegt und bei der Abkühlung konnten wir aus dem Wasser das Schloss Neuschwanstein erspähen. Dies wurde mit einem kleinen Umweg ebenfalls ersucht, doch machte uns der massige Tourismus einen Strich durch die Rechnung, sodass wir das Schloss nur aus der Ferne betrachteten. Gegen 15 Uhr erreichten wir dann die Studentenstadt Innsbruck und bezogen bei fantastischem Wetter kurzer Hand das gebuchte Apartment. Danach ging es zur Anmeldung; aufgrund der Covid-19 Pandemie gab es für jeden Teilnehmer ein Visier, was auf dem Kopf getragen werden sollte.
Am Samstag, den 22. August starteten wir also in das Turnier. Am Brett musste das Visier nicht getragen werden, ein Mund-Nasen-Schutz reichte aus. Die Maske war weniger nervig als von uns angenommen und wir konnten in der ersten Runde allesamt einen vollen Punkt einfahren – Tom Peters leider kampflos, da sein israelischer Gegner (womöglich aufgrund von Reisebeschränkungen) nicht am Brett erschien.
Auch in den folgenden Runden sah es für das Quartett gut aus. David konnte in Runde 2 gegen IM Mark Kvetny gewinnen, Julian Kramer gewann in den ersten drei Runden alles was es zu gewinnen gab und Spartak gewann zwei Partien und remisierte eine. Lediglich Tom hatte einen kleinen Hänger – durch den vermeindlichen Sieg in der ersten Runde bekam er in der Folge starke Gegner zugelost und musste sich – wenn auch unglücklich - zweimal geschlagen geben.
In Runde vier bis sechs lief es für Spartak weiterhin fantastisch. Zunächst gab es einen schnellen Weißsieg, da der Gegner Spartaks Eröffnung spielte und unsere armenische Sturmspitze das bessere Stellungsspiel beweisen konnte. In Runde fünf kam dann einer der Turnierfavoriten, der dänische GM Jesper Sondergaard Thybo (Elo 2577) ans Brett. Dieser wollte Spartaks unabsichtliche Neuerung direkt wiederlegen, argierte aber ein wenig zu gierig und fand sich in einem schlechteren Endspiel wieder. Dies brachte unser Routinier mehr als solide nach Hause und durfte sich mit 4.5 Punkten aus 5 Runden alleiniger Spitzenreiter nennen.
David hingegen wurde vom italienischen GM Alberto David regelrecht zerstört und auch in Runde vier gab der Bremer einen Punkt ab, nachdem die Eröffnung vielversprechend verlaufen war, in Zeitnot aber Panik in der weiße Königsstellung ausbrach.
Tom Peters gelang mit zwei Siegen sein Comeback und auch Julian lieferte mit zwei Remisen gegen IM Adrian Gschnitzer und GM Andrei Maksimenko gut ab.
In Runde 6 kam es dann zum wohnungsinternen Duell zwischen Spartak und Julian. Beide wollten nicht zu viel riskieren, da für beide eine IM-Norm in mehr als greifbarer Nähe war. So endete die Partie remis und die Stimmung in unseren vier Wänden blieb friedlich.
Spartak hatte in Runde 7 ein gewisses Losglück, denn er kam gegen einen nominell deutlich unterlegenen FM aus Österreich. Mit seinem Sieg machte unser Bundesligaspieler seine zweite IM-Norm quasi schon perfekt, und es benötigte nur noch die geforderten Titelträger in den letzten beiden Runden.
In der vorletzten Runde wurde der junge Bremer vom Ersten der Setzrangliste - GM Nikita Meshkovs aus Lettland - zerpflückt, doch war der Ausgang der Partie sowieso nur noch Nebensache. Spartak hatte das ganze Turnier dermaßen abgeliefert, sodass ihm eine Niederlage gegen einen Hochkaräter keinen Strich durch die Performance machen konnte.
Als am Abend dann die Losung gegen IM Mark Kvetny amtlich war, machte die Reisetruppe die Mathematik und schnell stand fest, dass die IM Norm für Spartak feststand – egal wie Runde 9 ausgehen würde.
Am freien Tag vor der letzten Runde gingen die Jungs im umliegenden Gebirge wandern. Das Wetter war zwar grauenhaft, doch die gute Luft und die Bewegung war eine fantastische Auszeit vom ständigen Rechnen und Vorbereiten. Auf der Alm angekommen gab es ein "Ziller" und deftiges Essen. Das in einem Regal erspähte Schachbrett war vor den Vieren nicht lange sicher und schon bald im Zentrum unserer Mittagspause.
Der Abstieg war aufgrund der Witterungsbedingungen und unserem Schuhwerk nicht ganz unproblematisch, aber bis auf eine schmutzige Hose und ein leichter Schrecken blieben wir unversehrt.
In Runde neun hofften wir allesamt auf ein Remis von Julian, der damit ebenfalls eine IM-Norm perfekt machen würde. Spartak remisierte nach langem Kampf gegen IM Kvetny in einem Turmendspiel, David gewann als Favorit mit den schwarzen Steinen und landete im Wertungsplus und auch Tom gewann mit den weißen Steinen gegen einen "Local".
Da Julian's frühes Remisgebot vom nominell schwächeren IM mit den schwarzen Steinen abgelehnt worden war, zitterten wir eine ganze Weile. Julian jedoch baute seinen Vorteil völlig sachlich aus, sodass sein Gegner in langsam fragwürdiger Stellung selber das Remis anbot. Somit war auch Julians Norm unter Dach und Fach.
Nach über einer Woche trennten sich unsere Wege dann in Innsbruck. David und Spartak fahren zum nächsten Schachturnier nach Ungarn, während sich die anderen wieder in den Norden Deutschlands begeben. Bei einem gut organisierten Schachturnier konnten Spartak und Julian jeweils eine IM-Norm erzielen, Spartak landete sogar auf einem fabelhaften zweiten Platz. Tom und David blieben ein wenig hinter ihren Vorsätzen, konnten die Zeit aber genauso genießen.
Für Julian könnte diese Norm bereits zum IM-Titel reichen, sollte die Saison 19/20 in der zweiten Bundesliga eine Fortsetzung finden. Dort ist die Norm nur noch eine Formalität, die letzten beiden Runden dürfte er sogar verlieren.
Herzlichen Glückwunsch an Spartak Grigorian und Julian Kramer zu dem hervorragenden Abschneiden!