Turbulentes Schach-Wochenende

Höhen und Tiefen ausgeprägten Kampfschachs
Schach
Mittwoch, 08.02.2012 / 09:04 Uhr

Ende gut, alles gut, so könnte das Fazit für den deutschen Schach-Vizemeister Werder Bremen am letzten Bundesliga-Wochenende in Emsdetten lauten. Mit zwei satten 5,5:2,5-Siegen in der 8. und 9. Runde über die Ruhrgebietteams von Katernberg und Mülheim haben die grün-weissen Brettkünstler ihren zweiten Tabellenplatz behauptet und bleiben damit dem Ligaprimus Baden-Baden weiter dicht auf den Fersen.

Allerdings muss eingeräumt werden, dass Werders Samstags-Match, wo alles andere als ein Erfolg über die ohne ihre Spitzenmänner Volokitin und Kryvoruchko nominell klar unterlegenen Sportfreunde Katernberg eine große Überraschung gewesen wäre, überaus turbulent und letztendlich sehr glücklich verlief. Geradezu haarsträubende Partien boten Laurent Fressinet (gegen Klaus Bischoff) und „lucky“ Luke McShane (gegen Nazar Firman). Auch Tomi Nybäck hatte gegen (den über 150 Elo-Punkte schwächeren) IM Ilja Zaragatski) nach günstigem Auftakt plötzlich völlig den Faden verloren und sich ein verlorenes Endspiel eingehandelt. An diesen Brettern waren alle Bremer Partien total verkorkst, und dass hier am Ende statt 0 gar 2,5 Zähler (!) für Werder heraussprangen, stellt den Kampf auf den Kopf. Andererseits haben Alexander Areshchenko, der gegen Sebastian Siebrecht im späten Mittelspiel den Gewinn ausließ, und Richard Rapport, der ein remisiges Turmendspiel verdarb, halbe Punkte liegen gelassen. Schließlich gehen die Triumphe von Vugar Gashimov (über Parimarjan Negi) und von Zbynek Hracek (über Jens Kotainy) sowie das Remis von Vlastimil Babula (gegen Matthias Thesing) in Ordnung, so dass alles in allem für die dargebotenen „Höhen und Tiefen ausgeprägten Kampfschachs“ eher ein 4:4 „gerecht“ gewesen sein mag.

Werder Bremen 5,5 : 2,5 SF Katernberg
1 Gashimov 1 : 0 Negi, 2 Fressinet 1 : 0 Bischoff, 3 McShane 1 : 0 Firman, 4 Areshchenko remis Siebrecht, 5 Nybäck remis Zaragatski, 6 Hracek 1 : 0 Kotainy, 7 Rapport 0 : 1 Glek, 8 Babula remis Thesing

Am Sonntag erwartete Werder das Spitzenspiel des Wochenendes gegen die fast in Bestbesetzung und nominell auf Augenhöhe angetretenen Mülheimer (Elo-Schnitt beider Teams etwa 2645). Doch wie in der Saison zuvor sahen manch enttäuschte Fans eine erstaunlich einseitige Begegnung. Nachdem sich die Elo-Riesen an den beiden Spitzenbrettern, Gashimov vs Vachier-Lagrave und Motylev vs Fressinet, bald neutralisiert hatten und „die Friedenspfeife schmauchten“, verdichteteten sich an den Brettern von McShane (vs Vladimir Potkin), Nybäck (vs Daniel Fridman) und Areshchenko (vs Boris Grachev) die Bremer Vorteile.

Überdies stand Babulas Sizilianer (vs Michael Feygin) nach einem verfehlten Bauernopfer seines Gegners klar besser, und auch beim jungen Rapport (vs Pavel Tregubov) zeichnete sich ein günstiges Endspiel ab. Als dann Hracek (mit Schwarz vs Konstantin Landa) in der Slawischen Abtauschvariante trotz mangelhafter Defensivarbeit (21...f6?) glimpflich davonkam, war nur noch die Höhe des Werder-Sieges ungewiß.

Erfolge feierten nun Nybäck (verdient, trotz beiderseitiger Aussetzer vor der Zeitkontrolle zwischen dem 31. und 33. Zug) und Areshchenko, letzterer in einem instruktiven Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern. Nachdem Rapport, der beinahe den erfahreneren Tregubov überspielt hatte (26.Sb3! statt Se6?!), schließlich die zähe Verteidigung (in einem reinen Läuferendspiel) doch nicht knacken konnte, und – völlig überraschend – Babula (nach verbaselter haushoher Gewinnstellung) beide nicht über Punkteteilungen hinauskamen, rang McShane (mit Qualitätsplus im Endspiel) nach 74 Zügen seinen russischen Widersacher routiniert und geduldig nieder.

Mülheim Nord 2,5 : 5,5 Werder Bremen
1 Vachier-Lagrave remis Gashimov, 2 Motylev remis Fressinet, 3 Potkin 0:1 Mc Shane, 4 Grachev 0:1 Areshchenko, 5 Fridman 0:1 Nybäck, 6 Landa remis Hracek, 7 Tregubov remis Rapport, 8 Feygin remis Babula

C.D. Meyer

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