Und zwar von der Werder-Läuferin Carolin Kirtzel. Im Oktober hatte sie im Rahmen des München-Marathons einen Landesrekord im Zehn-Kilometer-Straßenlauf aufgestellt. Nach 34:03 Minuten war sie im Ziel, von knapp 700 Läuferinnen die Zweitschnellste.
2022 sollen schnelle Zeiten auf der Bahn hinzukommen, das nächste Mal am Sonnabend in Leipzig. Carolin Kirtzel, 27 Jahre alt und im Referendariat als Mathe- und Physiklehrerin in Blumenthal angestellt, gehört zum fünfköpfigen Bremer Aufgebot bei den deutschen Hallenmeisterschaften. Qualifiziert hat sich Kirtzel als Zwölfte von zwölf zugelassenen Läuferinnen mit einer Zeit von 9:30,88 Minuten über 3000 Meter, gelaufen als Siegerin der norddeutschen Meisterschaften in Berlin-Hohenschönhausen. Das jedoch muss nicht bedeuten, dass sie in Leipzig dem Feld hinterherhecheln wird. Zwischen Platz vier und zwölf auf der Meldeliste liegen sechs Sekunden. An verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeitpunkten gelaufen, bedeutet das: eigentlich gar nichts. Kirtzel selbst schätzt, dass in Leipzig zwar die ersten drei Plätze unerreichbar erscheinen, ab Rang vier aber alles und nichts drin ist für sie. Das wiederum ist aus mehreren Gründen äußerst bemerkenswert.
Erstens, weil es in Hohenschönhausen ihr erstes Hallen-Rennen seit 2014 war, und ihr letztes Rennen auf der Bahn im Freien rund viereinhalb Jahre zurückliegt. Als ehemalige deutsche Jugendmeisterin hatte sie nach diversen Verletzungen 2020 ein Comeback versucht. Doch 2020 kam Corona, und 2021 kam der Krebs. Sie wurde im Frühjahr mehrfach operiert, es musste der halbe Dickdarm entfernt werden. Wenigstens um die Chemotherapie kam sie herum. An schnelles Laufen war erst im Herbst wieder zu denken, als die Bahnsaison längst vorbei war. Zweitens legt Carolin Kirtzel pro Woche ungefähr so viele Trainingskilometer zurück, wie die meisten Spitzenläuferinnen schon am Dienstagnachmittag zusammengerannt haben. „Ich gehe da vergleichsweise nach dem Prinzip Minimalismus vor“, sagt sie. Mehr als 40, 50 Kilometer beziehungsweise zwei intensive Lauf-Einheiten pro Woche sind es nicht. Sie fahre gut damit, sagt sie. So wie sie auch gut damit fährt, dass sie sich quasi selbst trainiert. Das passe zu ihrem Berufsalltag und schützt vor Verletzungen. Und könnte sie im Juni zum Start über 5000 Meter bei den deutschen Meisterschaften in Berlin führen. Ihre Bestzeit, noch aus Hamburger Zeiten, liegt bei 16:01 Minuten. Der Bremer Rekord aus dem Jahr 1993 ist mehr als 50 Sekunden langsamer.
Neben Carolin Kirtzel sind am Wochenende vier weitere Leichtathleten des SV Werder bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig dabei. Sandra Dinkeldein startet über 60 und 200 m. Aus der Trainingsgruppe von Roman Fricke haben sich Hochspringerin Mareike Max sowie die Dreispringer Finja Damaschke und Keno Krieger qualifiziert.