Das Ergebnis ihres Vorlaufes um kurz nach sechs Uhr am Nachmittag bei immer noch 37 Grad im Innenraum stellte sowohl die Athletin selbst als auch ihren Trainer Andrei Fabrizius auf den ersten Blick nicht ganz zufrieden. Auf den zweiten Blick dann aber doch, jedenfalls so einigermaßen. Eine Analyse, die ins Bild passt, – in dieser Saison ist wirklich nichts mit normalen Maßstäben zu messen. Zunächst zu den Fakten: Sandra Dinkeldein lief bei nahezu Windstille im ersten von drei Halbfinals als Fünfte in 11,76 Sekunden über den Zielstrich. Das bedeutete Saisonbestleistung für die Bremerin, diese stand zuvor bei 11,78 Sekunden. „Ich hätte gedacht, Sandra könnte Dritte in ihrem Lauf werden. Beim Aufwärmen sah es bei ihr noch besser aus“, bilanzierte Andrei Fabrizius, der auch Sportwart des SV Werder ist und als einziger Bremer Trainer bei der DM zugelassen ist. „Saisonbestzeit ist natürlich okay“, meinte Sandra Dinkeldein, „ich wäre aber gerne schneller gewesen. Beim Training lief es noch besser.“ Da ihr insgesamt 13. Platz nicht für das Finale der besten Acht gereicht hat, hofft die Werderanerin nun, dass sie ihre Trainingsleistungen über die 200 Meter ein wenig besser umsetzen kann.
Nach der ersten Analyse betrachteten Sandra Dinkeldein und Andrei Fabrizius die Geschehnisse im Eintracht-Stadion dann ein zweites Mal und etwas differenzierter. „Die Bahn hier in Braunschweig wurde für die Deutschen Meisterschaften komplett neu gemacht und ist sehr weich. Viele Sprinterinnen sind heute zwei bis zweieinhalb Zehntelsekunden langsamer gelaufen als zuvor noch in dieser Saison. Damit ist Sandra gar nicht so weit weg von den Anderen wie noch vor drei Wochen“, wusste Andrei Fabrizius zu berichten. Außerdem spielten die extremen Temperaturen natürlich eine Rolle. „Ich mag es kühler schon lieber“, so Sandra Dinkeldein, die am Sonntag über die doppelte Distanz aber nochmals mit Hitze auf der Bahn rechnen muss. Und mit wenig Schatten auf dem Aufwärmplatz. Was sich die letztjährige DM-Finalistin unter diesen Bedingungen als Ziel gesetzt hat? „Ganz einfach, schneller laufen“, lautete die klare Ansage der Werderanerin.
Beide Bremer Vertreter zeigten sich mit der Organisation der Deutschen Meisterschaften unter den Hygieneschutz-Bestimmungen und Zutrittsbeschränkungen überdies sehr zufrieden. „Es ist schade für eine Deutsche Meisterschaft, dass die Zuschauer nicht da sind. Andererseits hat der Deutsche Leichtathletik-Verband das hier gut organisiert und gezeigt, dass man so etwas kann“, sagte Werders Sportwart. Sandra Dinkeldein stellte nur wenig Beeinträchtigungen fest: „Es ist ein bisschen anders als sonst mit den Masken und im Callroom. Aber wir Sprinter haben es ja ohnehin besser als viele Andere. Wir sind schneller fertig.“