„Zu viel Handball gibt es für mich nicht“, lacht Karla Frank. Die junge Werder-Handballerin besucht die Oberschule Ronzelenstraße, eine Sportbetonte Schule, und kann so Leistungssport und Lernen bestmöglich miteinander verbinden.
„Zu viel Handball gibt es für mich nicht“, lacht Karla Frank. Die junge Werder-Handballerin besucht die Oberschule Ronzelenstraße, eine Sportbetonte Schule, und kann so Leistungssport und Lernen bestmöglich miteinander verbinden.
Wenn morgens um 6.15 Uhr der Wecker klingelt, dann weiß Karla Frank, dass mal wieder ein langer Tag vor ihr liegt. 45 Minuten bleiben ihr, um sich auf diesen Tag vorzubereiten. Denn um 7.00 Uhr geht es mit dem Fahrrad los – von Bremen-Habenhausen über die Weser bis in den Nordosten der Hansestadt, wo die 14-Jährige die neunte Klasse der Oberschule Ronzelenstraße besucht. Vier Mal pro Woche, von Montag bis Donnerstag, geht es für Karla Frank dabei allerdings nicht in den Klassenraum, sondern zunächst in die Sporthalle. Auf dem Stundenplan stehen dann Handball-, Kraft- oder Athletiktraining.
Vor zwei Jahren wechselte Karla Frank zur Sportbetonten Schule, im vergangenen Jahr dann auch von ihrem Stammverein TuS Komet Arsten zum SV Werder, um „meinem Traum von der Bundesliga in den nächsten Jahren Stück für Stück näherzukommen“. Die Zusammenarbeit von Schule und Verein bietet ihr dafür ideale Rahmenbedingungen. Schließlich leitet Svenja Schultz, Jugendkoordinatorin der Grün-Weißen und in der B-Jugend Trainerin von Karla Frank, auch das Frühtraining in der Schule und kann so in der gesamten Woche die Trainingsbelastung bestmöglich steuern. „Natürlich musste ich in Arsten Freundinnen zurücklassen. Aber echte Freundschaften halten auch, wenn man nicht mehr zusammen in einer Mannschaft spielt“, sagt die ehrgeizige Handballerin. „Ich habe mich für den Leistungssport entschieden und möchte deshalb konsequent den Weg gehen, der der beste für meine handballerische Zukunft ist.“
Karla Frank wurde der Sport in die Wiege gelegt. Vater Dirk ist Handballer, Mutter Katrin Volleyballerin, und ihre beiden älteren Schwestern Hannah und Pia waren ebenfalls im Handball aktiv – also verbrachte auch das Nesthäkchen der Familie schon als kleines Kind viel Zeit in der Sporthalle. „Ich habe immer gedacht: Wie meine Schwestern möchte ich auch mal spielen“, lacht Karla Frank. Also begann sie früh bei den Minis des TuS Komet Arsten und merkte schnell: „Handball spielt eine sehr wichtige Rolle in meinem Leben.“
Klar, dass dabei die Schule nicht zu kurz kommen darf. Daher geht es für Karla Frank nach dem Frühtraining direkt in den Unterricht. Und am Nachmittag von der Schule, die häufig erst um 16.00 Uhr endet, mit dem Fahrrad direkt zur Klaus-Dieter-Fischer-Halle, wo um 17.00 Uhr das Vereinstraining beginnt. Danach nach Hause, Abendessen, Lernen, Schlafen. „Wenn ich für Arbeiten lernen muss, ist es schon stressig, aber ich kriege das bisher gut unter einen Hut“, verrät sie. Auch weil die Lehrkräfte auf die Bedürfnisse des Leistungssports Rücksicht nehmen: „Wir sind eine Ganztagsschule, dadurch gibt es nicht so viele Hauaufgaben. Und wenn am Wochenende ein Turnier ist, dann kann man den Lehrern sagen, dass man gerade nicht so viel für die Schule schafft.“
Karla Frank ist nicht die erste Werder-Spielerin, die von der guten Zusammenarbeit der Grün-Weißen mit der Oberschule in der Ronzelenstraße und dem Bremer Handball-Verband profitiert. Junioren-Nationalspielerin Naomi Conze, Bremens „Nachwuchssportlerin des Jahres 2019“, gehört ebenfalls zu den Talenten, die diesen Weg gegangen sind, und dient den nachfolgenden Spielerinnen-Generationen als Vorbild. Auch Karla Frank wurde bereits zu einem Sichtungslehrgang des Deutschen Handball-Bunds eingeladen und reiste dafür in die Sportschule Warendorf. „Das war cool“, strahlt sie. „Es hat jede Menge Spaß gemacht, mit ganz unterschiedlichen Spielerinnen zu spielen, die das gleiche Ziel haben wie ich.“
Teamgeist, Schnelligkeit, Körperkontakt – all das liebt die junge Handballerin an ihrem Sport. „Handball schweißt zusammen“, findet die Rückraumspielerin, die ihre Stärken und Schwächen sehr gut einschätzen kann: „Mein Spielverständnis wird immer besser. Das Zusammenspiel mit Außen und Kreis ist auch ok. Aber ich will im Wurf noch variabler werden und auf jeden Fall meine Chancenverwertung verbessern.“ Dass es dabei auch immer mal einen Tipp von Papa Dirk gibt, liegt auf der Hand: „Wir unterhalten uns nach jedem Spiel. Meine Eltern stehen voll hinter mir, unterstützen mich, sprechen mir Mut zu. Ich bin froh, dass sie so sportbegeistert sind“, strahlt Karla Frank.
Dabei ist es ganz im Sinne der Eltern, dass sie ihre Tochter auch schulisch bestens betreut wissen. Und die Entscheidung für die Oberschule in der Ronzelenstraße genau so wenig bereut haben wie Karla Frank selbst. Sie sagt: „Ich würde diesen Weg auf jeden Fall weiterempfehlen, wenn mich eine andere Spielerin fragt. Aber ich würde ihr auch bewusstmachen, dass es um Leistungssport geht und dementsprechend anstrengend werden kann – für den Körper und für den Kopf. Wenn man sich im Sport auf hohem Niveau weiterentwickeln will, ist es auf jeden Fall eine gute Entscheidung.“