Wer liesst denn noch heutzutage?

Naja, trivial nicht. Fällt halt in die Kategorie der unterhaltsamen Sachliteratur.

Was man als theologisch Interessierter, aber auch als Christ aus Kontroverse lesen sollte ist Dawkins' "Der Gotteswahn". Eine Breitseite eines bekennenden Atheisten, das aber über Stammtischparolen hinausgeht (wenn auch nicht überall), und religionskritisch ist, aber auch argumentativ fundiert ist. Natürlich geht es auch viel um die Evolutionstheorie, da Dawkins von Haus aus Evolutionsbiologe ist - und zwar ein international ziemlich renommierter. Es gibt von Theologen einen Band verschiedener Schriften mit Reaktionen und Wiederlegungen auf den Gotteswahn.

Gut ist auch Manfred Lütz "Gott", quasi ein Crashkurs durch Christentum bishin zu Marx, Freud und Feuerbach.

Sehr gut ist Jeffrey Burton Russels "Die Biographie des Bösen", was sich damit beschäftigt, wie sich Teufelsbilder durch die Geschichte verändern - und wo sie überhaupt her kommen. Gleichzeitig werden auch Dinge wie die Ambivalenz Gottes oder die Theodizee erläutert. Das hatte ich angefangen und es aus Gründen, die ich nicht mehr weiß, nicht zu Ende gelesen. Das ist klasse, sehr interessant, aber im Gegensatz zu Lütz keine Gute-Nacht-Literatur.

Was wiederum zum Wach bleiben gut ist, ist eher was Lustiges. "Die Bibel und Ich" von A.J. Jacobs, der in Selbstexperimenten abstruse Dinge durchprobiert. Nach seinem Versuch, die komplette Enzyclopädia Britannica zu lesen um der klügste Mensch der Welt zu lesen (um am Ende beim Pendant zu "Wer wird Millionär" nur mittelgut abzuschneiden -> "Britannica und Ich"), versucht er als nicht-religiöser Jude ein Jahr lang nach der Bibel zu leben und die merkwrüdigsten Alttestamentarischen Verse aus dem historischen Kontext zu reißen. Der wandert dann mit Bart durch's Leben und steht kurz davor, seinen eigenen Sohn zu steinigen.


Ansonsten steht hier noch "Das Kapital" von Reinhard Marx, katholischer Bischof, der sich für ein Umdenken in der Gesellschaft und Wirtschaft einsetzt. Mittlerweile hat Benedetto den zum Kardinal ernannt. Das möchte ich noch lesen.

 

"Mein" Erzbischof, soweit ich das beurteilen kann, sehr umsichtig und gut in der Amtsführung.
Das werd ich mir wohl demnächst zulegen, ich les zur Zeit eh recht viel über Gesellschafts/Kapitalismus/Konsumkritik.

 

Ohja, danke. Die Buecher hab ich mal im Buchladen gesehen und wollte sie gerne lesen. War aber zu dem Zeitpunkt entweder zu geizig oder zu pleite und hab es danach wieder voellig vergessen.

Das von Dawkin ist auch notiert, ich mag kontroverse Buecher, auch wenn die schnell zur Einsietigkeit neigen, wie bei Michael Moore zum Beispiel, und daher nicht als einzige Lektuere zu einem bestimmten Thema ausreichen.

 

Wenn du bei Fever Pitch (gott sei dank, richtig geschrieben, ansonsten wäre ich wieder zum Gespott des Forums geworden ) so eine Art Autobiografie sagen würdest, würde ich dir zustimmen. Denn Nick Hornby stellt seine Liebe zum Fußball und zu Arsenal in den Vordergrund und erzählt sein Leben anhand dessen. Typische Autobiografien sehen schon etwas anders aus. Bei Dieter Schneider ist zumindest der Anfang ähnlich.

 

Das Dawkins`Buch ist ja quasi zu einer Bibel gemacht worden. Wer heute die Bibel gelesen hat muß sich ja gleich und unbegründet den vorwurf gefallen lassen, er wäre ein Evolutionsleugner.
Wo habe ich und bei wem habe ich neulich erst wieder gelesen, daß Agnostiker in ihrer "Anti Gnosis" sich selber wiederlegen? War sehr interessant zu lesen. Ich komm noch drauf, dann schreib ichs.


@the sheep
Joseph Heath/Andrew Potter "Konsumrebellen", Verlag Rogner & Bernhard würde ich Dir da bei deinen Themen ans Herz legen wollen.

 

Ist in der Tat so, dass manche Atheismusströmungen deutlich radikaler sind als die Mehrheit gemäßigter Christen.

Dawkins ist da aber auch amerikansich geprägt und erlebt die fundamentalen christlichen Konfessionen dort aktiv mit. Gemäßigtes Christentum kommt in dem Buch zu kurz. Ebenfalls berücksichtigt er noch nicht genug, aus welchem Zusammenhang die Bücher der Bibel stammen. Genau da setzt aber eine Schiene der Wissenschaft, die er so lobt, an.

 

Nicht wer die Bibel gelesen hat, nur wer dran glaubt, was er da gelesen hat Es ist doch aber auch so, dass das oft Hand in Hand geht. Ich kenne nur sehr wenige (Bibel-)glaeubige Christen, die glauben, dass es eine Evolution gegeben hat.
Aber dann sind wiederrum auch die meisten glaeubigen Christen, die ich kenne Amerikaner.

 

Nach der amazon-Zusammenfassung hört sich das sehr nach einem Catch-22 an.
So was will ich gar nicht so genau wissen!
Passt sicher gut in die Adventszeit...

 

@la mariposa
Auch als gläubiger Christ kann man die Evolution als gegeben ansehen. Als "Geschichtsbuch" ist das Alte Testament nicht das schlechteste, wenn man es auf die Geschichte des jüdischen Volkes bezieht zum Beispiel. Aber auch andere Bücher des alten Testament beinhalten viele Dinge, die man unabhängig von seiner Auffassung als bereichernd sehen kann.

@the sheep
Nö catch-22 nicht. Eher eine Beschreibung des Zustandes der Konsumkritik. Bei KapitalismusKritik empfehle ich dir Stiglitz ("Im Schatten der Globalisierung"), Jeffrey D. Sachs "Das Ende Deer Armut", Michail Chossudowsky "Global Brutal" (n bißchen "reißerisch"), und "Armutszeugnis - Warum Schulden die Welt gefährden" Noreena Hertz, die Bücher von Max Otte (Investieren statt sparen; Der Crash kommt) sowie von Dirk Müller (Cashkurs und Crashkurs).

 

Geht noch etwas weiter. Die Mehrheit der nicht-fundamentalen oder nicht-kreationistischen Christen glauben gar nicht an die Schöpfungsgeschichte.

 

Na ja ich selber stelle mir es auch ziemlich blöde vor von einem Paar abzustammen, daß aus einem Klumpen Lehm bzw. aus einer Rippe "geformt" wurde bzw. das der ganze Prozess in 7 Tagen abgelaufen sein soll.

 

Und selbst wenn müsstest du noch erklären, wie die Beschreibung dessen in die Bibel kommt.

Laut deiner eben von dir angerissenen Fassung stammst du sogar aus 2 Schöpfungsgeschichten. Glückwunsch! :cool:

Manche verkaufen es halt immer noch für antichristlich-revolutionär, dass sie aufgeklärt durchschaut haben, dass an der Schöpfungsgeschichte tendenziell irgendwas faul ist.

 

Ach Zoggg :cool:
Diese Parts findet man, glaube ich, sogar in etlichen Shöpfungsgeschichten/Schöpfungsmythen etc. pp. Wußte garnicht das wenn man "das weiß" das sogar antichristlich-revolutionär sein kann. Hut ab vor denen, die das "geblickt" haben!

 

Ich wollte hier jetzt keine Grundsatzdiskussion losbrechen. Mir ist das alles durchaus bewusst, und wenn du meinen Beitrag genau gelesen haettest, wuesstest du das auch.
Trotzdem glauben nun mal die meisten Christen, die ich persoenlich kenne und mit denen ich ueber Religion gesprochen habe, dass die Erde erschaffen wurde, so wie es in der Bibel steht, das einzige, was da debattierbar ist, ob es nun 7 Tage gedauert hat, oder laenger (wegen moeglicher Fehlubersetzung). Dass es reichlich Christen gibt, deren Glauben davon abweicht ist mir durchaus bewusst, und das mag (in Europa!) auch der Grossteil sein.

Ich weiss, dass du das nicht so meinst - aber ich will nochmal erwaehnt haben, dass nicht alle, die an die Schoepfungsgeschichte glauben gleich fundamentalistisch veranlagt sind, und selbst bei Kreationisten gibt es deutliche Unterschiede, nicht alle lehnen wissenschaftliche Funde von Grund auf ab. Leider wird das viel zu oft so interpretiert.
Ich kenne keine Zahlen, aber ich wuerde behaupten im Sueden der USA glaubt die Mehrheit der Christen an die Schoepfungsgeschichte. Und davon sprach ich ja in meinem vorherigen Post. Genauso denek ich, dass in Westeruopa eher die Tendenz dazu geht, dass glaeubige Christen sich an dier Evolutionstheorie orientieren. Die meisten Leute mit denen ich mich bisher so ueber Religion unterhalten habe kommen aber nun mal aus dem Bible Belt der USA, da Religion in meinem Umfeld in Deutschland eine sehr untergeordnete Rolle spielt und die Leute da auch nicht so gerne darueber reden.

 

Liebe la mariposa, keinen Grund zur "Sorge", ich weiß schon wie dus meintest
Ich glaube während meines Studiums hatten wir jemanden "dabei" der fest an das glaubte, was in der bibel stand. Das war n ganz unkomplizierter Typ. Wenn man sich n Stück weit einlässt, kommen ganz interessante Ansichten dabei rum. Vorangestellt wurde aber immer das man den anderen nicht persönlich meine, wenn man jetzt anderer Meinung ist.

Ich fand "so richtig" trat das Thema Kreationismus hierzulande erst auf seitdem es jenes buch gibt, daß uns auf diese Diskussion brachte. Leute aus dem bible-Belt kenne ich leider nicht, so daß ich nicht mit amerikanischen und deutschen kreationisten vergleichen kann. Aber mit Mormonen aus Amerika hab ich mich mal unterhalten. Die waren überrascht, daß ich ihnen einen Umriß über die Entstehung ihrer Bewegung erzählen konnte

 

Interessante Diskussion hier ... wenn ich mal mehr Zeit und Nerven habe, klinke ich mich vielleicht noch ein... Was ich auch schon hinter mir habe, sind Diskussionen (naja als Diskussion kann man das kaum bezeichnen, eher als Überschüttung mit Bibelstellen für alle Lebenslagen ) mit amerikanischen bibeltreuen Christen...Das fängt ja schon damit an, dass die mit der Taufe nichts anfangen konnten, ich dafür nichts mit der Erweckung...

Außerdem habe ich in den letzten 2 Wochen wieder ein paar empfehlenswerte Bücher gelesen, da schreibe ich bald auch noch was dazu .

 

You`re definitly welcome, oceandreamer

 

Ok, dann ist gut. Ich denke naemlich wir befinden uns eigentlich auf dem selben Nenner.

Ja, genau das meine ich ja auch. Natuerlich gehoert da ein gewisser gegenseitiger Respekt dazu, und das heisst, dass ich die Meinung des anderen genauso respektiere, als auch umgekehrt. Ich interessiere mich generell sehr fuer andere Religionen, speziell auch Hinduismus und Buddhismus, und genauso interessiere ich mich auch fuer verschiedene Stroemungen im Christentum. Ich hab das Glueck eine gute Freundin zu haben, die sehr glaeubig ist, die aber sehr gerne mit mir diskutiert und auch die ein oder andere vielleicht sogar provokante Frage mit Bravour meistert, das finde ich sehr spannend und sie umgekehrt glaube ich genauso.

Ich kenne auch nur ganz weniger deutsche, die wirklich an die Schoepfungsgeschichte glauben, dehalb kann ich das auch nur insofern vergleichen, als dass das 'drueben' eben ganz normal ist und zum Alltag gehoert. Deshalb finde ich Formulierungen wie "die meisten Christen glauben inzwischen auch an die Evolution" und aehnliches etwas schwierig, weil das hierzulande zutreffen mag, aber anderswo eben nicht. Obwohl ich dort auch nie bloed angemacht worden bin, wenn ich gesagt habe, dass ich nicht daran glaube. Was man schon tun sollte, ist in den USA ein bisschen diplomatischer umzugehen, d.h. ihnen nicht das Gefuehl zu geben sie seien ein bisschen naiv wenn sie glauben die ganze Naturwissenschaft is Humbug Aber das gilt hierzulande ja genauso.

 

Es gibt bestimmte Motive, die in mehreren Schöpgungsgeschichten auftreten, das stimmt. Im Grunde sind das ganze ja auch nur große Aitions, was erklärt, warum sich vieles doppelt. Gut-Böse kommt öfter vor, genauso irgendeine Art, auf die Godfather himself den Mensch auf die Erde gehext hat. Ist ja auch gut fürs anthropologische Selbstverständnis, sich darauf was einzubilden.

 

Hat hier eigentlich jemand 'Ein Lied von Eis und Feuer' gelesen?
Mir scheint es so, als waere die Chance, dass das was fuer mich ist, wenn ich Herr der Ringe mochte, sehr hoch, ist dem so? Aber auf der anderen Seite habe ich ein bisschen Bedenken so eine lange Serie anzufangen, das geht dauert immer ewig, bis man durch ist und geht auch ins Geld, deshalb bin ich ein bisschen unschluessig