Wer liesst denn noch heutzutage?

Dieses Thema im Forum "Off Topic" wurde erstellt von Schmolle, 24. Juni 2008.

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  1. "Wo die wilden Kerle wohnen" sollte man vor allem nicht mit "Die wilden(Fußball) Kerle" verwechseln! :tnx:

    Michael Ende Bücher habe ich nie gelesen. Und würde ich jetzt auch nicht nachholen wollen. Astrid Lindgrens Bücher habe ich auch nie gelesen. Die Fernsehserien waren schon "geil". Am liebsten mochte ich Michel und Ferien auf Saltkrokan und Kalle Blomquist.
    Die beste Folge von Pippi Langstrumpf fand ich "Pippi im Taka Tuka Land" und die mit der Spunkfalle.
    Bis auf die Übertragungen aus der Augsburger Puppenkiste kenne ich auch keine Ende`schen Adaptionen.
    Der Film "Die unendliche Geschichte" ging mir wegen des Limahl Liedes schon auf den Geist. Ich war 13, da mußte und konnte man solche "Spackos" nur uncool finden. Und dann kam 2-3 jahre später Momo und die Thematik war schon so dermaßen "ausgelutscht" (obwohl ich erst 15-16 war, aber da kam man ja schon an "die richtige Umsetzung" solcher Thematik "ran"), so daß man sich "das" nicht geben brauchte.

    Außerdem - welcher Junge mit 15/16 glaubt, ein Mädchen könne die "Welt retten"? In dem Alter waren Mädchen für alles wichtig und richtig - aber nicht zum Welt retten? Und ich glaube, das haben meine Kumpels alle genauso gesehen damals!
    :lol:
     
  2. Habe den ersten Band des neuen wohl auch über 5 Bände gehenden neuen Zyklus zum Dunkler Turm (Graphic Novel Reihe) mit Namen "Die Reise beginnt" heute gelesen.

    Er erzählt, wie sich Roland nach der Schlacht am Jericho Hill zur Reise zum Dunklen Turm aufmacht.
    Er erzählt es aus der Rückschau und mehr als in den Büchern wird deutlich, daß der Mann in schwarz nicht nur der Verfolgte war sondern diese Verfolgung auch Roland oktroyierte.
    Geschickt gemacht auch das ein Gros der Story in der Rückschau erzählt wird. Wer den ersten Roman der "dunkler Turm" roman-Reihe, "schwarz", kennt, weiß, daß Roland auf einen Farmer trifft, der einen sprechenden Raben hält. Diesem Farmer erzählt er die Story, die in dieser Graphic Novel beschrieben ist.

    Wie die vorigen 5 Bände Top gezeichnet!
    Sie erscheinen allerdings nun bei Panini. Die vorigen Bände wurden von Heyne herausgegeben.
     
  3. Mit Mockingjay, Teil 3 der Panem- Trilogie ist mir etwas passiert, was ich schon lange nicht mehr hatte:

    ich konnte das Buch nicht mehr weg legen und habe sogar in zwei Vorlesungen weiter gelesen, weil ich einfach nicht mehr aufhören konnte :)

    Sonntag begonnen, Montag um 13.31 beendet :D

    Bester Band von allen, einfach nur klasse :applaus::applaus::applaus::applaus::applaus:

    Jetzt liegt von Peter May The Lewis Man auf dem Nachtisch. Der zweite Band einer Schottland- Trilogie; nachdem der erste Teil schon richtig stark war, bin ich jetzt mal auf Band 2 gespannt :)

    http://www.amazon.de/Lewis-Man-Tril...2209/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1337106607&sr=8-1
     
  4. @loozy
    Ging mir im Studium öfter mal so. Schon ewig her. Kann mich noch erinnern, wie ich ne Steuern Vorlesung mit Nordkurve überbrückt habe!
     
  5. Ich hab sonst immer Spiegel, Elle oder Vogue (manchmal auch Kicker oder Grazia) dabei, aber schon lange kein Buch mehr :D

    Manche Vorlesungen kann man nur lesend verbringen (oder schlafen ;))
     
  6. Zeitschriften sind natürlich auch gut. In der Schule wars Mad und im Fachabi und Studium dann Rock Hard oder Spiegel.
    Im Englisch Untericht an der Realschule auch gerne nen Edgar Wallace hinter dem Buch geklemmt gelesen.
     
  7. la_mariposa

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    In der Schule hab ich auch immer heimlich unterm Tisch gelesen, aber in die Uni kaem mir das nie in den Sinn. Versteh' auch nicht die, die in den Vorlesungen auf Facebook haengen, obwohl das meistens nur so 2-3 Leute sind. Der Grossteil passt schon auf.
    Mag auch daran liegen, dass Vorlesungen bei uns bis auf bestimme Module freiwillig sind und wie Studiengebuehren bezahlen. Mir ist da das Geld echt zu schade und wenn ich nicht aufnahmefaehig bin (weil ich krank bin) bleibe ich halt zu Hause. ;)

    Vielleicht ist aber auch der Unterschied, dass man bei uns einfach wirklich was lernt, wenn man in der Vorlesung aufpasst :p


    Was ist Nordkurve eigentlich fuer ein Buch? Sieht nach Fussballfan-Klischee aus ^^
     
  8. "Nordkurve" ist die Adaption aus dem gleichnamigen Film, beides von Michael Klaus der Film ist von 1993 glaube ich - da wird an einem fiktiven Verein im Ruhrpott gezeigt, was alles so im Stadion, bei den Fans, den Präsidenten und vorstandleuten und den Spielern und so weiter abgeht. Klar "klischeebeladen", fängt aber das Geschehen im Fußball anfang der Neunziger recht genau ein (letztlich haben die Klischees ja auch ihren Background und der ist halt wahr, so peinlich das auch ist)
    Da wirken ein paar bekannte Leute mit: Stefan Jürgens und Piet KLocke.

    Kann Buch und Film uneingeschränkt empfehlen.
     
  9. la_mariposa

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    Der Film sagt mir auch nichts, aber 1993 hab ich mich auch noch mehr fuer Waldo interessiert, als fuer Fussball... (Ich war kein grosser Pixibuchfan, aber Waldo war toll :grinsen: )

    Ich werd's mir aber merken, in der Sommerpause schiesst der Fussballbuch-Bedarf absolut unproportional in die Hoehe. Hab aber gestern schon mal vorgesorgt und eine Amazon-Bestellung aufgegeben. :D
     
  10. Den Film gibts in der elf Freunde Cinemathek. Der ist wirklich sehenswert, wie ich finde.

    Habe "2012" von Brian D`Amato durchgelesen und war nach anfänglicher Skepsis sehr begeistert (den Plot, den Schätzing in "Limit" anreißt hätte ich gerne in der D`Amato Version). Coole Schreibe und viel wissenswert über die maya bzw. prä-kolumbianische Kultur mittelamerikas.
    Ist n büschen komisch zu beschreiben, doch ich versuchs mal:

    Der mayastämmige Jed De Landa kennt das sog. "Opferspiel", mit dem die Maya von Anbeginn ihrer Kultur ihre Zukunft vorhersagten. Dieses Wissen sichert sich eine Firma, um den 21.12.2012 zu verhindern - im Plot deutet alles daraufhin, daß dann wirklich mit der Erde/der Menschheit finito ist. Als im Disneyworld ein Polonium-Anschlag passiert und daraufhin die totale Hysterie aufkommt wird die Zeit knapp. Zudem hat Jed in einem Probespiel mit einem für dieses Spiel entworfenen Programm dieses Ereignis "vorhergesagt".
    So gehts ab nach Belize und dort werden seine Gedanken in das Gehirn eines Maya Kriegers um das Jahr 644 n.Chr. "gebeamt" (D`Amato erklärt höchstwissentschaftlich aber auch sehr unterhaltend gleichzeitig wie das von statten geht; auch was es mit dem "Opferspiel" auf sich hat!).
    Dort in der Vergangenheit beginnt seine eigentliche Mission: Alles über das Opferspiel heruaszufinden, wenn es mit 9 Steinen gespielt wird (Sehr hohe Anforderung da es 9! (9x8x7x6x5x4x3x2) Kombinationsmöglichkeiten mehr gibt als wenn es nur um 8 Steine ginge! )
    Die Spieler die das beherrschen sind im Maya Land rar gesät und fast immer ausschließlich für einen lokalen oder regionalen Großfürsten tätig.
    Jed aka 1. Schakal muß sich gegen eine feindliche Sippe durchsetzen und von der Stadt Ix in Ferne Teothithcuan (quasi Hauptstadt aller Maya-Kulturen, vorläufer von mexico City und schon damals die größte Stadt der Welt), um einen 9-Steine Spieler zu treffen, der ihm beibringt, wie man das Spiel mit 9 Steinen spielt!
     
  11. Wer liesst denn noch heutzutage?

    Ganz egal ob es irgendwelche gibt, die heutzutage nicht mehr lesen, ein bestimmtes Buch sollten sie alle in die Hand nehmen. Und das ganz unabhängig davon ob man Fußballfan ist oder nicht.
    Robert Enke-Ein allzu kurzes Leben. Dieses Buch wollte ich schon lange gelesen haben. Aber irgendwie kam doch immer etwas dazwischen.
    Die letzten Tage habe ich neben dem normalen Alltag genau dieses Buch gelesen. Und plötzlich fand ich mich in einer anderen, mir völlig fremden Welt wieder. Eine Welt die so schwer zu beschreiben ist und doch so leicht. Eine Welt aus Hoffnung, Trauer, Angst, Wut, Freundschaft und Liebe. Eine Welt hinter der Öffentlichkeit, die doch so verborgen lag, das es unmöglich war etwas davon zu erfahren. Als Aussenstehender und auch für viele Menschen mittendrin. Ob für die Spielerkollegen von Robert Enke, oder die Freunde. In vielen Momenten waren sie ihm so nah- und gleichzeitig doch so weit entfernt.
    Es ist ein Buch über die Schönheit des Fußballs und gleichzeitig über die Abgründe, die der Fußball entstehen lässt. Der Spaß an einem Spiel, die Angst vor einem Spiel. So viele Unterschiede sind in diesem Buch vorzufinden, dass die Frage wie weit Gegensetzte von einander entfernt sind, so leicht beantwortbar ist. Es ist eine Millimeterentscheidung zwischen der einen Seite und der anderen. So schnell kann es von gut in schlecht gehen, oder von schlecht in gut. Heute bist du der Held, morgen der Looser. Machst du heute ein gutes Spiel, bist du morgen der Messias, die große Hoffnung, die Zukunft.
    Aber es darf nicht der Fehler gemacht werden es nur auf den Sport, nur auf Fußball zu fixieren. Dieser gesellschaftliche Drang der entsteht, dieser häufige Wechsel von gut zu schlecht oder andersrum, den findet man überall in unserer Gesellschaft. Ob bei der Arbeit, in der Schule, bei Freunden, oder in der Öffentlichkeit, die Gesellschaft drängt. Auf Leistung, nichts anderes als auf Leistung und Erfolg. Auf der Arbeit musst du Leistung vollbringen, Spitzenleistung, in der Schule sollen die Noten klasse sein, sonst bist du im späteren Leben oft ein nichts, für deine Freunde musst du darsein, du musst etwas beweisen, etwas darstellen, jemand sein. Ein Niemand ist ein Außenseiter. Du darfst dir keine Fehler leisten.
    Ein Fehler bestraft dein Leben. So wie es das Buch über Robert Enke aufzeigt. Ein Fehler, in Barcelona, in Novelda gegen einen spanischen Drittligisten, führte zu der Bestrafung in Robert Enkes Leben. Ein Fehler, der einen zweiten zur Folge hatte und Roberts Leben veränderte.
    Die Frage die sich gestellt werden muss ist jedoch die, wäre sein Leben nicht trotzdem gekommen wie es gekommen ist? Hätten ihn die Depressionen auch dann eingeholt, wenn er in Novelda nicht gepatzt hätte?
    Sagen kann man es nicht zu 100% und doch kann man sich, wenn man sein Buch gelesen hat, sicher sein, dass er keine Chance hatte dem Teufelskreis Depression zu entkommen. Wenn er nicht in Novelda gepatzt hätte, dann vielleicht beim Spiel darauf. Es wäre das gleiche herausgekommen, der Trainer hätte ihn trotzdem nicht als Nummer 1 gesehen, hätte den Torwart der schon öfter gepatzt hatte, weiter spielen lassen. Es war wohl einfach egal wie oft Valdez patzte, Roberts Chance wäre weiter so geringfügig wie sie war.
    Für Depressionen kann weder ein Trainer, der einen Spieler nicht spielen lässt, noch ein Mitspieler der böses über einen anderen sagt, etwas, für Depressionen kann nur die Krankheit selbst, etwas. Wenn ein Trainer oder Kollgege nicht wissen ob ein Spieler im Team labil ist, denken sie sich nichts bei ihrem Handeln. Das ist verständlich. Die Frage, die sie sich jedoch stellen sollten, ist die, ob sie nicht von Anfang an falsch mit der betroffenen Person umgegangen ist, ob sie nicht auch falsch gehandelt haben, ganz egal ob ein Mensche gesund oder krank ist?
    Stellt man als Mensch einen anderen Menschen an den Pranger, um von sich und seiner Leistung, von seinen Taten, abzulenken? Ist das fair? Kann man sich als Mensch nicht fair und repektvoll einem anderen Menschen gegenüber verhalten, auch wenn man selbst andere Pläne als der andere Mensch hat? Wieso wollen Menschen aus anderen Menschen andere Menschen machen, nur weil sie den Menschen als den anderen Menschen als besser, Leistungsfähiger, ansehen?
    Warum wollte man einen Robert Enke so ausbilden, dass er hält wie ein van der Saar, wenn der Torhüter sich in dieser Situation unsicher fühlt? Wieso wollte man aus einem Robert Enke einen Tim Wiese machen, weil das moderne Torwartspiel radikal, spektakulär sein soll. Warum verglich man ihn mit Rene Adler, der eine andere Spielweise hat, als ein Robert Enke. Warum ließ man Robert Enke nicht Robert Enke sein, so wie er sich am wohlsten fühlte? Warum lässt man einen Menschen, nicht sich selbst sein, wenn er sich so am wohlsten fühlt.Will man selbst auch verändert werden, so wie man selbst andere verändern will?
    In der Biographie über Robert Enke kann man etwas über einen Menschen nachlesen, wie er sich von einem Jungen zu einem erwachsenen Mann entwickelt. Welche Probleme und Glücksmomente ihm entgegenschlagen, welch Schicksalsschläge das Leben doch so oft bereit hält. Dieses Buch hat mich vom ersten Wort, bis zum letzten Wort begeistert. Nicht die Geschichte, das Schicksal, das Robert Enke traf, sondern die Person um die es ging. Der Mensch, Robert Enke. Als er noch lebte hatte ich in keinerlei Hinsicht irgendeinen Bezug zu diesem Torwart, er war eben der Torwart von Hannover 96. Viel wusste ich nicht über ihn. Eigentlich gar nichts, außer das er bei Hannover spielte und Nationaltorhüter war. Als am Tag nach seinem Selbstmord im Radio ein Beitrag über ihn kam, ging ich aus der Küche, mit einem ungefähren Wortlaut:" Warum berichten sie denn bitte über Robert Enke? Warum nicht über Tim Wiese. Er ist der Torwart von Werder, nicht Robert Enke." Ich wohne in Achim, in der nähe von Bremen und habe Bremen 1 gehört. Mich ärgerte es, dass sie über Robert sprachen, wo Tim Wiese doch unser Torhüter war. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nichts über Enkes Selbstmord. Davon erfuhr ich erst in der Schule, als wir im Deutschunterricht, in der ersten Stunde, darüber sprachen. Als ich davon erfuhr, war ich schokiert. Zu hause weinte ich. Obwohl ich ihn nicht kannte, nur aus dem Fernserhr, nur dieses bisschen über ihn wusste.
    Heute weiß ich mehr über ihn. Nur aus Erzählungen, aus Berichten, aus Videos. Aber ich weiß mehr über ihn. Denn aus all dem oben aufgezählten, konnte ich IMMER heraushören, lesen, sehen, was für ein toller Mensch er gewesen sein musste.
    Fasziniert hat mich an seinem Buch alles. Wie er war, was er tat, wie er reagierte, wie sien Leben verlief. Wie er stark war, wie er liebte, wie höflich er war. Er war Robert Enke. Ließ sich nicht verbiegen. Wurde gemocht weil er so war wie er war.
    Mich hat es gefangen genommen, wie die Depression auftauchte und was schreckliches sie mit einem Menschen anrichtet. Es ist noch immer schwer vorstellbar für mich, wie diese Depression einen Menschen einnehmen muss, aber das Buch half mir, mehr zu verstehen. Es irgendwie ein Stückchen mehr nachzuempfinden. Ich litt beim Lesen wirklich mit, ich war wütend wenn ungerechtigkeiten auftraten, wenn ich lesen konnte, wie man mit Robert Enke umgegangen war. Sowohl die Presse, als auch die Fans, als auch Menschen in seinem Umfeld wie Trainer, Torwarttrainer, und auch Spieler. Es tat weh, als die Stelle kam, in der es um seine Tochter ging, als sie starb. Er am Bett lag, eingeschlafen war, aufwachte und miterleben musste, das seine Tochter plötzlich verstorben war.
    Wie sehr er und seine Familie gelitten haben, wie er es besonders mit Thersa gemeinsam aus der Trauer irgendwie herausgeschafft haben. Wie sie anfingen, nach vorne zu schauen, wie er kämpfte. Wie Theresa kämpfte. Einer Frau, der ich ein unfassbar großes Kompliment aussprechen möchte. Wenn ihr das Buch lest, oder es schon gelesen habt, dann werdet ihr wissen wieso. Wie stark sie gewesen ist, wie stark sie noch ist. Robert Enke hatte eine Frau wie sie verdient und ich bin froh, dass sie an seiner Seite war, denn sie hat viel geleistet. Und nie aufgegeben. Sie hat daran geglaubt es zu schaffen. Und Robert nie im Stich gelassen. Genauso wie seine Familie, andere Freunde auch, ob nun Marco Villa, Jörg Neblung, später Hanno Balitsch oder seine anderen engsten Vertrauten die er mit einbezog. Freundschaft spielt, wie ihr in diesem Buch bemerken werdet, eine sehr große, eine übermäßig bedeutende Rolle.
    Mich fasziniert wie er zu seinen Mitmenschen war, so freundlich, hilfsbereit, höflich. Solche gesten wie, als er Sven Ulreich, damals 19 Jahre anrief, um ihm Mut zuzusprechen nachdem er öffentlich von seinem Trainer kritisiert wurde, das machen wenige. Wohl in dieser Form nur er.
    Zu seinen Konkurrenten war er immer gerecht, hat sich mit vielen sogar wirklich gut verstanden. Selbst zu denen, von denen er es am Anfand vielleicht nicht so gedacht hatte.
    Das Buch spiegelt seine Verzweiflung, seinen Kampfgeist, den Kampf gegen Depressionen sehr gut wieder. Wie die Depression sich ranschleicht, einen plötzlich einnimmt, wie man sie besiegen kann, und wie sie doch so unerwartet wiederkommen kann und einen zerstören, besiegen kann. Zum Teil wird Robert hier zitiert, bzw. seine Worte (etwas umschrieben) wurden ins Buch geschrieben, so wie Zitate aus einem bestimmten Tagebuch, andere Dinge die er noch geschrieben hat. Man kann sich also schon irgendwie in ihn reinfühlen, auch wenn es unmöglich ist, alles was er fühlte, zu fühlen. Das ist ein Ding absoluter Unmöglichkeit.
    In diesem Buch werden auch ehemalige Mitspieler und verschiedene Trainer, Freunde, Bekannte und Theresa zitiert.

    Zudem zeigt dieses Buch auch wie es im Profifußball auch oft hinter den Kulissen zugänge geht.

    Ich wollte euch jetzt nicht das ganze Buch erläutern, hab ich auch nicht, also wenn ich so vieles schon gesagt habe, es tut mir Leid. Aber lest es trotzdem.
    Ich hoffe ihr seit nicht so angenervt, dass ich hier jetzt so einen Roman geschrieben habe. Mir war bloß wichtig, diese Worte loszuwerden. Ich könnte noch so vieles darüber sagen, schreiben und meine Meinung darstellen, aber ich denke ihr solltet das Buch einfach lesen.
    Was ich eigentlich die ganze Zeit bloß sagen will ist, dieses Buch zu lesen lohnt sich, es ist es mehr als wert gelesen zu werden. Ihr werdet es nicht bereuen, denn dieses Buch zeigt so viel auf, vom echten Leben und gleichzeitig von einem Leben wie es nicht üblich ist. Als Fußballprofi. Doch Robert Enke war ein Fußballprofi, aber er war, ist noch mehr. Robert Enke war, ist ein Mensch, wie wir alle auch. Mit Freunden, Träumen, Ängsten, Selbstzweifeln, ein Mensch voller Liebe. Mit einem so großen Herz.

    R.I.P
     
  12. @werdergirl100

    Vielen, vielen Dank!
    Auf so eindrucksvolle Weise, wie Du es getan hast, hat bislang niemand ein Buch hier vorgestellt, möchte ich meinen.

    Robert Enkes Tod hat viele dazu bewogen einmal "dahinter" zu gucken, wie viele im persönlichen Umfeld eines jeden haben und erleiden Ähnliches wie er? die dunkelziffer wird hoch sein. In Leistungsgesellschaften ist es verpönt Schwäche zu zeigen und insbesondere die Krankheite Depression gilt als Schwäche (Standardmeinung: "Die Leiden an Dingen, die gar nicht da sind!").
    Dabei ist Depression eine so facettenreiche Krankheit, die nicht ein bestimmtes Krankheitsbild hat oder kennt.
    Es gibt viele M3nschen die an unterschiedlichen schmerzen leiden, denen nicht geholfen werden kann und die aufgrund dessen: Keine HIlfe zu bekommen und trotzdem Schmerzen zu haben depressiv werden. Dies ist nur ein Beispiel.
    Es ist nicht immer die Krankheit der Leistungsträger - auch wenn es ns durch die Berichterstattung manchmal so dargestellt wird. Viel eher ist es eine Krankheit, die jeden treffen kann und auch jederzeit. Unabhängig von Alter, Beruf, relativem Wohlstand oder relativer Armut und überhaupt unabhängig von den Lebensverhältnissen.

    Das Du dieses buch noch einmal so ausführlich dargestellt hast, ist gut. Gerade am Selbstmordversuch des Schiedsrichters Babak Rafati sehen wir, daß dieses Thema immer aktuell ist und sein wird.

    :tnx: werdergirl100
     
  13. Dankeschön. Freut mich das ich das Buch gut rüberbringen konnte. Nach den letzten Tagen, in denen ich das Buch gelesen habe, hatte ich einfach das Bedürfnis meine Gedanken niederzuschreiben.

    Ich sehe es genauso wie du, die Dunkelziffer der Depressiven in der Welt, liegt höchstwahrscheinlich wirklich hoch. Und das ist sehr traurig. Die Krankeit kommt, ohne das man es wirklich verhindern kann. Und das herauskommen aus diesem Teufelskreis, ich kann mir nicht vorstellen wie hart es sein muss, wie stark man sein muss. Ein starkes Umfeld ist da sehr wichtig, aber man muss auch erst den Mut aufbringen die Krankheit selbst zu akzeptieren, das andere sie akzeptieren und das man sich helfen lässt.
    Und das immer noch so viele sagen, man ist schwach wenn man depressiv ist und auch da nicht herauskommt, ist schlichtweg traurig. Die Gesellschaft hat die Krankeit Depression zum Glück etwas mehr in ihren Wortschatz und in ihr Wissen aufgenommen, aber leider gibt es eben noch eine doch ziemlich große Masse, die nicht versteht, was wirklich Depressionen sind. Sicherlich, nicht alle sind depressiv und können es deswegen wissen, aber gerade darum sind solche Bücher wie das von Robert Enke sehr wichtig. Ob es jetzt eine Person aus dem öffentlichen Leben ist oder von Person xy sollte nicht gewichten. Wobei man mit Menschen aus der Öffentlichkeit sicherlich eine breitere Masse erreicht.
     
  14. Ich habe das Buch über Robert Enke auch vor ein paar Wochen gelesen und kann mich den Worten von werdergirl100 nur anschließen.
    Auch ich wusste von ihm vor seinem Tod so gut wie nichts und hatte mich auch noch nicht näher mit dem Thema Depressionen befasst.

    Mich hat das Buch tief beeindruckt. Es hat mir gezeigt, was für ein toller, außergewöhnlicher Mensch er war und was für eine starke Frau er hatte.

    Und es hat mir ein Stück weit geholfen, diese Krankheit zu verstehen. Mich hat es schockiert, zu sehen, wie antriebslos man dadurch werden kann und dass man dann nicht mehr die kleinste Alltagsentscheidung mehr treffen kann.

    Ich habe kurz darauf auch noch das Buch über Sebastian Deisler gelesen, weil ich dachte, dass es zum Thema Depressionen auch hilfreich wäre. Allerdings muss ich sagen, dass ich es diesbezüglich nicht wirklich aufschlussreich fand. Es war zwar sehr interessant, die Hintergründe zu manchen Dingen zu erfahren, die man bis dahin nur über die Medien mitbekommen hatte, z.B. sein Wechsel von der Hertha zum FCB, insgesamt fand ich es aber nicht so tiefgründig. Und zum Thema Depression und was diese Krankheit aus einem Menschen machen kann fand ich es nicht halb so informativ wie das Buch über Robert Enke. Aber es ist sicherlich auch lesenswert. Und nachdem es über einen längeren Zeitraum hinweg geschrieben wurde, war es schön zu sehen, wie es Sebastian Deisler mit der Zeit wieder besser ging.
     
  15. la_mariposa

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    Ich hab meine Pruefungen rum, dass heisst ich darf endlich auch wieder Dinge lesen, die normale Menschen auch lesen wuerden. :applaus: :D ;) Aber dazu dann in Kuerze mehr.


    @Werdergirl: Eine sehr ausfuehrliche Rezi, die diesem Buch aber nur gerecht wird. :tnx: Ich habe vor ein paar Monaten eine Hausarbeit zum Thema Depression im Profisport geschrieben und dazu einiges an Material gelesen (an Biografien die von Robert Enke, Sebastian Deisler, Andreas Biermann und Marcus Trescothick, einem Cricketspieler) und das Buch von Ronald Reng ist mMn der beste und beeindruckendeste Text den es zu diesem Thema sowohl im akademischen als auch im 'populaerliterarischen' Bereich gibt. Das Thema hat mich auf jeden Fall sehr interessiert, auch wenn es sicherlich keine ganz normale Hausarbeit war, da es mir oft sehr nahe gegangen ist.

    Kann mich was dem was erdnuss sagt nur anschliessen, obwohl ich aus dem Buch auch einiges zitiert habe. Man lernt bei diesem Buch aber glaube ich nur etwas ueber die Krankheit, wenn man gleichzeitig noch Sekundaerliteratur liest. Im Prinzip ist es aber schon ein lesenswertes Buch, man muss es aber in erster Linie als Fussballerbiografie lesen, nicht als Buch ueber einen depressiven Fussballer.

    Ganz furchtbar ist aber das Buch ueber Andreas Biermann, obwohl ich das sicherlich auch auf den Autor schiebe. Klischeebeladener geht es kaum, die Fussballwelt ist so kalt und boese und duernd wurden Parallelen zum Fussball und Homosexualitaet gezogen, obwohl das ein voellig anderes Thema ist und so wie es angewendet wurde einfach Fehl am Platz war. Man hat ausserdem das Gefuehl die einzelnen Kapitel wurden einfach durcheinander gewuerfelt und halten keine sinnvolle Reihenfolge ein und ausserdem wiederholen sich viele Apsekte und sogar Formulierungen. Schade, denn Biermann war so weit ich weiss der erste, der sich als noch aktiver Profi 'geoutet' hat und er haette eine bessere Schilderung seiner Geschichte verdient. Interessant fand ich lediglich den Aspekt des Gluecksspiels, was ja bei St. Pauli ein Problem war, und die Reaktionen auf das Outing (dicke Pluspunkte fuer Stanislawksi :thumb: ), aber auch hier kam leider vieles sehr klischeehaft und verbittert rueber.

    Wer ein Buch lesen moechte, dass an das von Enke herankommt, dem kann ich nur 'Coming Back to me' ans Herz legen. Da es sich um einen Cricketer handelt ist das Buch leider nur auf englisch erschienen, was sehr schade ist. Das Buch werde ich auch nochmal ganz lesen, denn aus Zeitmangel habe ich nur die fuer meine Arbeit relevanten Kapitel gruendlich gelesen und den Rest ueberflogen. Das Buch ist aber gut geschrieben, logisch aufgebaut, liefert sehr interessante Einblicke, speziell auch wenn man vergleichen moechte wie in anderen Sportarten mit dem Thema umgegangen wird. Trescothick wurde auch nach dem Outing noch zum Cricketer des Jahres un Kapitaen seiner Mannschaft ernannt und spielt noch immer. Depression muss eben nicht immer ein Versteckspiel oder das automatische Karriereende fuer einenn Sportler bedeuten.
     
  16. Von dem Buch hab ich schon gehört, das steht auch auf meiner Liste von books to read :) Und jetzt noch mehr, nach dem Du es so empfohlen hast :beer:

    In das Biermann- Buch habe ich mal beim Thalia reingelesen und es dann ganz schnell wieder weggelegt, das hat mir schon gereicht.

    Rengs Buch habe ich mir damals bei der Frankfurter Buchmesse gekauft und schon im Zug damit angefangen und konnte es danach so gut wie nicht mehr weg legen. Meine Mutter leidet auch unter Depressionen und vieles, was in dem Buch stand konnte ich nachvollziehen. Es ist nicht so reißerisch geschrieben (im Vgl zu Biermann), sondern achtet mehr auf die leisen Töne, und das ist angenehm.
     
  17. Das Buch habe ich mir spaßeshalber damals im Studium für 1.- DM auf einem Grabbeltisch in einem Kieler Supermarkt gekauft und fand es ebenfalls sensationell. Kann man so in einem Rutsch weglesen, habe dafür nur einen Nachmittag inklusive Kaffeepause gebraucht. Die eine Mark war gut investiert!!
     
  18. la_mariposa

    la_mariposa

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    Freut mich ja immer, wenn ich ein Schaetzchen erfolgreich vermitteln kann :D
    Wie gesagt, ich muss es auch noch von Vorne bis Hinten 'richtig' lesen, denn es ist durchaus als Biografie mit netten Anekdoten zu lesen, nicht nur als Buch ueber Depression. Als netten Nebeneffekt habe ich uebrigens nebenbei auch noch einiges ueber Cricket gelernt, hatte mich vorher mit der Sportart auch noch nie so recht beschaeftigt.

    Gut so. Wie gesagt ich wollte halt moeglichst viele verschiedene Beispiele lesen, aber das Buch ist einfach furchtbar schlecht geschrieben. Mal abgesehen von den "reisserischen Toenen" (danke so schoen konnte ich es irgendwie nicht ausdruecken) hatte man auch wieder mal das Gefuehl der Verlag hat am Lektor gespart, obwohl keine Schreibfehler drin waren, aber der Aufbau. :stirn: Leider kommt das bei Biografien oefter mal vor.

    Apropos Biografien, habe gestern die von Steve Jobs zum Schnaeppchenpreis ergattert. Leider ist das Buch so unhandlich, dass es nicht mehr in den Koffer fuer die Sommermonate passt. :zweifeln:
    Ist uebrigens das erste Teil, was ich von Apple habe. :D Aber mich interessiert das Buch auch weniger als Applefan, sondern eher weil ich gerne mal wissen moechte, was bzw wer hinter so eine Marke steckt. Aber bis hier berichten kann wird es dann wohl noch etwas dauern.
     
  19. Ich find Cricket klasse, auch wenn ich es nicht verstehe, hab mir in Irland jedes Jahr The Ashes angeschaut :D

    Meine Mutter ist erklärtes Apfelkind und ja auch begeisterte Leserin, und sie fand das Buch richtig gut :)