Was seid ihr von Beruf?

Dieses Thema im Forum "Off Topic" wurde erstellt von ostfriesland_1, 28. Juni 2008.

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  1. Man die LOSGELASSEN? Mit Verlaub, aber spinnst du?

    Und nur so am Rande: Niemand zwingt euch Billigarbeiter einzustellen. Wenn ihr zwar händeringend Bedarf habt, aber euch die Leute nicht passen: Hey, es ist ein freies Land.

    Es ist ja nun keine Raketenwissenschaft....(keine Sorge, ich habe selbst viele Stunden in Lagern verbracht. Irgendwie musste man sich ja im Studium seinen Lebensunterhalt verdienen)
     
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  2. Ja, hat man einfach "losgelassen".
    Früher mussten Migranten, bevor sie Arbeitserlaubnis bekamen Sprachkenntnisse vorweisen. Ist heute anders.
    Und das Ergebnis sieht man.

    Und ja, natürlich "zwingt" uns niemand Niedriglohn zu zahlen.
    Die "Großen", Daimler, VW und Co. zahlen für Dienstleistung nämlich aber minimal drüber Mindestlohn, wenn überhaupt - würden alle Firmen 15€ die Stunde zahlen, wären die meisten Firmen bei uns in Deutschland pleite.
     
  3. Das Gefühl bekommst du heutzutage aber.
    Wie gesagt: wenn Menschen, die eben meistens aus Gründen eben nur Niedrigbezahlte Jobs machen,
    Leuten die wirklich gar kein Deutsch sprechen, die Arbeit am PC mit Scanner, wo man durchaus auch LESEN UND VERSTEHEN muss,
    versuchen müssen zu erklären - dann wirds haarig.
    Und genau das Problem haben viele in meiner Branche schon früh angesprochen, drauf gehört wurde nicht.
    Und das Ergebnis sieht man eben.

    Hier haben alle versagt.
    Politik, die aufgegeben hat und den Weg der normalen Abläufe was die Integration in den Arbeitsmarkt beschleunigt hat, da schlicht nicht ausreichend Sprachkurse verfügbar sind / waren und man die Leute aus den Containern raus haben musste weil die neuen schon da waren.

    Die Firmen, die nur aufs schnelle Geld gucken.

    Und fertig hast du einen wunderbaren Nährboden, auf dem Hass, Wut, Ablehnung nur so wachsen vor Freude.

    Bei der vorletzten Bundestagswahl z.B. haben viele Migranten, die schon länger in Deutschland sind und es zu ihrer Zeit deutlich schwieriger hatten eine Arbeit zu finden, die AFD gewählt.
    Ich kenne alleine ca. 50 davon in Bremen. Und das werden sicher nicht die einzigen gewesen sein.
     
  4. Ich denke hier passt es besser.

    Lass mich rekapitulieren: Deine Firma/Branche benötigt Personal, geht los und stellt Personal ein. Das betreffende Personal erfüllt aber nicht die notwendige Qualifikation. Und daran ist jetzt nicht die Firma schuld, die am Bedarf vorbei eingestellt hat, sondern der Staat? Leben wir in einer Planwirtschaft oder was?

    Das haben die Firmen schon vor Einführung des Minsteslohns exakt so behauptet und passiert ist in dieser Hinsicht...nichts. Was bleibt, ist offenbar: Ihr seit nicht bereit vernünftige Löhne zu bezahlen, deswegen bekommt ihr kein Personal mit einer Mindestqualifikation und deswegen stellt ihr jeden ein der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und schuld daran ist nicht das eigene Geschäftsmodell sondern der Staat.
     
  5. Stimmt :tnx:

    Nicht alleine. Im Post darunter kam die Ergänzung.
    Versagt haben in der Flüchtlingswelle alle.
    Angefangen beim Staat, der es nicht geschafft hat, obwohl man wusste was kommen würde,
    entsprechende Kurse auf die Beine zu stellen.
    Die Damen und Herren hat man größtenteils, jedenfalls die die ich kenne,
    die Arbeitserlaubnis gegeben ohne Deutschkenntnisse.

    Hier haben wir Fehler Nr. 1.

    Firmen, die aufs schnelle Geld schauen (Leiharbeitsfirmen :kotz: der größte Fehler unser Politik, Leiharbeit als Dauerlösung zuzulassen)
    Die dann an Firmen wir uns z.B. Personal ausleihen.
    Bei uns "gehts" auch halbwegs ohne Sprache, da "nur" Handarbeit. Trotzdem ist es nervig, wenn die Chefetage da Geld sparen will und eben nicht auf Mindeststandards wert legt in der Spache.

    Und wo suchen die frustrierten Mitarbeiter dann die Schuld?
    Wer clever ist, beim Chef.
    Der Rest: beim Staat / bei den Neuen.

    Das wäre dann Fehler Nr. 2.


    Und wenn man noch ganz fies den Finger ist, kommt Fehler Nr. 3 hinzu:
    Fehlende Eigeninitiative der Migranten. Oft jedenfalls, denen wird ja vom Amt fast alles abgenommen.; und da hab ich dann das Gefühl!! Wirtschaftsflüchtling (nicht verwerflich um Gotteswillen kann das absolut nachvollziehen) aber eben keine Kriegsflüchtlinge, die man ja nur aufnehmen wolle - anderes Thema und gehört hier nicht her.

    Gibt Ausnahmen, wir hatten einen wirklich feinen Kerl dabei, der hat nebenbei Deutsch gelernt, war fleißig und höflich, wär ich Chef, den hätte ich eingestellt.


    Der Mindestlohn ist klasse und auch wichtig - noch viel zu niedrig. Die geplanten 12€ wären ein schöner Schritt.
    Dann steigen die Kosten nämlich überall und die "Großen" und Reichen können sich davor nicht drücken.
    Denn das Problem aktuell dabei ist:
    Wenn Firma A, als Beispiel, entsprechend höhere Lohnkosten hat, weil die Mitarbeiter entsprechend bezahlt werden.
    Firma B zahlt genau am Minimum.

    Jetzt wird ein Angebot für Dienstleistung Z abgegeben.
    Firma A kalkuliert mit höheren, fairen Löhnen.
    Firma B entsprechend niedriger.

    Und jetzt rate mal, wer den Zuschlag bekommt. Und die Antwort lautet in der Logistik wie auch sonst in der Wirtschaft überwiegend: Firma B.
    Da den großen nur die eigene Bilanz wichtig ist, nicht das die Zulieferer entsprechend fair ihre Mitarbeiter bezahlen können.

    Was meinst du, was das aktuell für ein Kampf ist, die außer planmäßigen höheren Rohstoffpreise an die Kunden weiter zu geben, das man nicht mit ner dicken roten Zahl aus dem Auftrag geht?
    Die stellen sich alle quer soweit sie können. Rechnen das selbst 30x gegen, lassen sich selbst Angebote der Holzlieferanten zukommen etc, um ja nicht nur einen Cent mehr zu bezahlen.
    Holzpreise innerhalb von 12 Monaten verdreifacht. Metall ebenfalls.
     
  6. Lübecker

    Lübecker

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    OK, das Gewerk XY nehmen wir raus, wird bauseits gestellt. Manch einer war so dumm, darauf einzugehen. Dumm deshalb, wehe es hat nicht funktioniert, dann hatte man einen guten Hebel zur positiven Ausgestaltung des Auftrags.
    Ich habe meine Lieferanten verdienen lassen, nur so habe ich sie bei der Stange gehalten. Aber grundsätzlich hast Du recht, es ist ein unredliches Geschacher.
     
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  7. Das sehe ich nicht so. Vorweg, ich halte den Begriff "Welle" für fürchterlich. In Deutschland haben sich zig tausende Menschen für MigrantInnen engagiert, geholfen, aufgenommen, etc. Es ist eine Frechheit ihnen Versagen zu unterstellen. Und das tust du mit "alle". Dann gibt es zig tausende MigrantInnen die heute sauberes Deutsch sprechen und arbeiten. Es ist, erneut, eine Frechheit, die Leistung dieser Menschen und derer die ihnen dabei geholfen haben derart durch den Schmutz zu ziehen. Und das tust du mit "alle".

    Was nun eure nervige Situation angeht: Wenn ihr nicht bereit seit genug Geld zu bezahlen und dann eben zurück greifen müsst auf Menschen ohne Ausbildung, dann ist die Konsequenz sehr einfach: IHR bildet euer eigenes Personal aus. Wenn ihr auch dazu nicht oder nur unter Protest (genervt) bereit seit, dann stellt sich erneut die Frage nach dem Geschäftsmodell. Fachkräftemangel betrifft nicht nur eure Branche, es betrifft alle. Es ist also ein Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte. Und nach dem was du so berichtest, stellt sich deine Branche in diesem Wettbewerb nicht gerade geschickt an.

    Ja nun, das ist ganz normales Marktgeschehen. Wenn die Logistikbranche, obwohl sie glänzend da steht, nicht als attraktiver Arbeitnehmer wahrgenommen wird, dann liegt das einzig und allein an den beteiligten Unternehmen. Firma B wird übrigens mittelfristig vom Markt verschwinden, weil das qualifizierte Personal sich nach und nach zu Firma A verabschieden wird, die händeringend Leute sucht und(!) faire Löhne zahlt.

    Ich bekomme immer etwas Pickel wenn Firmen ihr eigenes Unvermögen auf den Staat abwälzen....

    Ich bezweifle überhaupt nicht, dass das alles nicht einfach ist. Gibt aber ja hochbezahlte Manager um das zu lösen. Nur ausgerechnet über jene zu sprechen die wirklich GAR NICHTS dafür können, ja die sogar eine Hilfe sind, das ist das berühmte nach unten treten. Wenn ihr die Hilfe nicht braucht, ja mei, dann halt nicht. Zwingt die Firmen doch niemand...

    P.S.: Aus "eurer" Zeitung:

    Das alles überstrahlende Thema in 2022 wird allerdings der Fachkräftemangel sein.
    ...
    Ein modernes Einwanderungsrecht zu schaffen, sollte daher ein zentrales Projekt der Ampel schon in den ersten Monaten der neuen Legislaturperiode sein.

    Davon geht die Konkurrenz aber auch nicht weg, im Gegenteil, bei einem modernen Einwanderungsrecht können die Firmen ganz gezielt um Arbeitskräfte im Ausland werben. Und müssen entsprechend was bieten.
     
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  8. Cyril Sneer

    Cyril Sneer

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    Duisburg WVSC-Sieger #228
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    Schwieriges Thema, ich halte generell nix davon unkontrolliert Alles reinzulassen.
    Sicher muss man als Staat wie Deutschland helfen, wo die Not durch Kriege, Hungersnöte o.Ä. groß ist, natürlich auch mit Aufnahme hier.
    Ich halte es aber für deutlich zielführender Fluchtursachen zu bekämpfen, so einfach das auch klingen mag.
    Merkel hat es sich da mit "wir schaffen das" auch viel zu einfach gemacht.
    Integration ist auch sicher kein Leichtes, in Einzelfällen sicher auch deutlich einfacher (z.B. wenn ein einzelner Flüchtling in einer deutschen Familie aufgenommen wird, als wenn du Leute in Flüchtlingsheimen aufeinander hocken lässt).
     
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  9. Bremen

    Bremen Moderator

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    :tnx:
    Zumal der branchenübergreifende Fachkräftemangel ja nicht aus heiterem Himmel fiel, sondern dieser anhand der demoskopischen Entwicklung abzusehen war. Unternehmerische Weitsicht? Fehlanzeige.

    Aber der Mangel an Bereitschaft zur Ausbildung eigenes Personals ist nun wahrlich kein Neuland. So erinnere ich mich z.B. daran, dass ein Mitspieler aus meiner Jugend-Fußballmannschaft sich bei Zweirad Schröder in der Langemarckstr. / Ecke Pappelstraße (wo heute subway ist) um einen Ausbildungsplatz als Zweiradmechaniker bewarb. Er von dem Geschäft (zu der Zeit einer der führenden Fahrrad-Fachhändler in Bremen) mit der Begründung eine Absage, dass der Betrieb nicht (mehr) ausbilden würde. Jahre später wurde in einem kurzen Einspieler bei buten & binnen der Inhaber gefragt, warum denn das Geschäft schließen müsste. Seine Antwort war, dass er keinen qualifizierten Nachwuchs findet...
     
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  10. Richtig, seit gefühlt 10 Jahren ist das ein Thema, und jetzt "auf einmal" wird es zum Problem? Glückwunsch ma sagen, da haben wohl einige so richtig gepennt. Und anstatt jetzt zu jammern, sollte man ggf. das Angebot an Arbeitskräften aus dem Ausland (seit 2015) gezielt nutzen und aktiv fördern.

    Kenne ich. Der Laden in dem ich seinerzeit für 6 Monate ein Praktikum während des Studiums absolviert habe, war ähnlich eingestellt. Ausbildung sei die Sache anderer, sie würden "höheres" machen. Da war für mich klar, dass ich für so einen Arbeitgeber nicht arbeiten möchte.
     
  11. Mir gefällt der Begriff "Welle" in dem Zusammenhang auch nicht, aber so war der Sprachgebrauch unserer Politik und Presse.
    Ebenso die Bezeichnungen Flüchtlingswelle, Flüchtlingskrise. War ständig zu lesen und zu hören, rauf und runter. Gefallen? Tuts mir nicht wirklich.


    Mit dem "alle" war ausschließlich die Politik, wie auch Firmen gemeint, daher im Kontext mit Politik und Firmen genannt.

    Nicht die, auch teilweise hier im Forum aktiven, Ehrenamtlichen Helfer-/ innen.
    Beim besten Willen nicht. Das, was diese Menschen getan haben und immer noch tun - Hochachtung und unbezahlbar.
    Ebenso das Pflegepersonal aktuell.

    Ja, es gibt sie. Natürlich. Noch besteht unsere Gesellschaft ja nicht komplett aus Unmenschen.
    Die ehrenamtlichen Helfer - die, die man auch nicht hoch genug loben kann und die seitens Politik teils komplett alleine gelassen hat, teilweise das Helfen sogar verboten hat.
    Diese Leute gehören in die Kategorie lobenswerte und bewundernswerte Menschen, nicht in die Politik.

    Diese hat in dieser "Krise" mMn vollständig versagt. Viele Dinge einfach ausgesessen und die Kleinen einfach machen lassen.
    Das es keine Vollkatastrophe wurde, ist einzelnen Menschen zu verdanken.


    .

    Nochmal: wer aktuell, in unserem Bereich der Logistik, deutlich drüber (über Mindestlohn) zahlt, schreibt entweder rote Zahlen oder nutzt das Geschäft für was anderes, da die großen Abnehmer halt nicht mehr bezahlen wollen.
    Ein neues Luxusfahrzeug von Daimler sagen wir AMG, kostet um die 240.000.
    Die Verpackungs- und Transportkosten für ein Exemplar liegen da bei maximal 4% - und das erscheint mir eigentlich noch zu hoch, wenn ich sehe was Daimler zu zahlen bereit ist..
    Will man, als in Deutschland ansässiges Unternehmen, am Markt bleiben, muss man sich dem, was die großen zahlen wollen, beugen.
    Konkurrenz / Mitbewerber, insbesondere aus dem östlichen / südöstlichen europäischen Raum gibts mehr als genug.
    Qualität und Nachhaltigkeit? Werden propagiert, aber nicht gelebt, nicht von den Riesen jedenfalls.
    Selbst schon erlebt, wir haben genug Aufträge in diese Richtung verloren, weil wir schlicht zu teuer sind.


    Logistik ungleich Logistik. gibt Zweige, die regional laufen und welche, die überregional / weltweit laufen.
    Je regionaler, desto spezialisierter und desto besser das Geld für alle.
    Je weiter der Bereich, desto größer die Konkurrenz aus anderen Ländern zu anderen Preisen. Für Gesetze des Marktes kann eben keiner.
    Angebot, Nachfrage und das, was der Kunde am Ende bereit ist zu zahlen. Quantität / Qualität?
    Gerade bei Daimler wird mehr auf Quantität denn Qualität Wert gelegt, sehr zum Ärger der Zwischenfirmen, die lieber Qualität statt Quantität haben.
    Aber sind nun mal alle dran gebunden, was der Geldbeutel von oben hergibt.

    Firma B in meinem Bereich wird auch mittelfristig am Markt bleiben.
    Da Firma A gar nicht viel teurer werden kann, aufgrund des Geldes, das vom Kunden fließt.
    Steigt hingegen der Mindestlohn, kann Firma A trotz ursprünglich "zu teuer" auf "ok akzeptabel" springen und neben Firma B existieren.
    Jedoch ohne groß Personal aufbauen zu können, da der Abnehmer schön dafür sorgt, das immer ausreichend Mitbewerber und damit der Preis möglichst tief liegt.


    Hatte mit @Bremen gerade das Thema Mangel bei den LKW-Fahrerern. Ähnliches Problem.
    Die Osterweiterung der EU inklusive Karbotageregelung haben u.A. (nicht alleine, klar) zu einem Preisverfall im Transportwesen geführt.
    Denn das Geld, was man vor 15 Jahren für nen Transport bezahlt hat, war schon deutlich über dem aktuellen Markt. Auch wenn der dank Corona lustigerweise wieder ansteigend ist vom Preis her, aber bei Transporten fährt man oft +-0, mal kleines + mal kleines -, gerade bei Schwankungen im Preis wie aktuell vor Feiertagen, da viele Firmen aus dem Südosten / Osten ihre Fahrer früher nach Hause holen als üblich.
    Da sagt der Kunde dann: Pech, entweder du fährst zu deinen Kosten oder ich streich dir die Aufträge also greift man halt in die Tasche.

    Fahrer, die vor 20 Jahren noch ihre 4.500 / 5000 brutto verdient haben (alte Verträge) findest du heute in Deutschland nur noch selten und das in Spezialbereichen, wo Qualität halt ihren Preis auch wert ist und die Unternehmen dafür bezahlen.




    Ja, wenn Fachkräfte gesucht werden, da gibts nen Mangel, gar keine Frage, wird auch entsprechend was angeschoben an Ideen

    Das Thema war aber explizit der Niedriglohnsektor. Und da gibts beileibe keinen Mangel der Quantität, aber eben der Qualität.
    Und da sind wir wieder beim Ausgangsthema: Versagen der Politik auf der einen, wie auch der Firmen auf der anderen.

    Dieses Schiff ist derart in Schieflage, da helfen nicht "nur" 1-2 Stellschrauben, aber die (geplant kräftige) Erhöhung des Mindestlohns würde da seinen Teil zur positiven Entwicklung beitragen - da würden nämlich dann alle von profitieren.
     
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  12. Das ist für mich ein Widerspruch. Nur weil es Niedriglohnsektor ist, muss es nicht frei von Qualität sein. Ihr benötigt Qualität, dann ist es per Definition ein Facharbeiter. Das muss ja nicht ein Meister oder Ingenieur sein. Ich habe früher in einem Sägewerk Balken nach Länge sortiert (ich habe NIE verstanden, warum die Dinger immer in gemischen Gedecken ankamen und hinterher sortiert werden mussten). Dafür brauchte man wirklich keine Qualifikation sondern musste einfach nur gesund sein. Ein Kumpel hat in der Tanke Autos gewaschen. Dito, dafür muss man nichts können, außer nen Kärcher halten und Seife auftragen (auftragen, polieren). Aber sobald du etwas gelernt haben musst, und sei es nur per Dreisatz (6. oder 7. Klasse Mathe) einen Winkel berechnen damit man beim Beton gießen (Mischverhältnis im Kopf haben) die Steigung der Rampe richtig hinbekommt, handelt es sich um einen Facharbeiter. Oder nimm die Friseurin, die ist unzweifelhaft a) im Niedriglohnsektor und b) eine Fachkraft (und in der Corona Zeit sogar zur Systemrelevanz aufgestiegen).

    :tnx:

    Man dabei aber auch nie die "Feedback Effekte" vergessen. Steigt der Mindestlohn, steigen auch alle anderen Löhne. Aber ich weiß was du meinst und bin da auch ganz deiner Meinung.

    Ich habe bewusst zu deiner Branche weiter nichts geschrieben weil ich nicht als Blinder deine Farben erklären möchte ;) Ich weiß was du meinst, mir ging es ander Stelle einfach nur um die mMn. selbstverschuldeten Probleme nicht nur deiner Branche.
     
  13. Bremen

    Bremen Moderator

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    Grundsätzlich Zustimmung. Allerdings nahm der Preisverfall im Transportwesen schon vor der EU-Osterweiterung seinen Beginn. Ich hatte 1989 meine kfm. Ausbildung im Großhandel begonnen und nach der Deutschen Einheit bzw. mit dem damit einhergehenden Zerfall der UdSSR waren auf dem Hof meines Ausbildungsbetriebs anfangs vermehrt ostdeutsche bzw. wenige Monate später auch vermehrt osteuropäische LKW zu sehen.

    Richtig, wobei durch den Mangel an Fahren hier mittlerweile eine leichte Kehrtwende eingetreten ist. d.h. gut qualifizierte Fahrer können sich durchaus ihren Arbeitgeber aussuchen.
     
  14. Nicole

    Nicole

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    Block 50
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    +23
    Ich war von Nov. 2015 bis Juli 2016 abgeordnet und habe Flüchtlinge registriert, die Taschengelder ausgezahlt und mich um ihre Verteilung gekümmert. Ich habe quasi „an der Front gearbeitet“.

    2015/16 hat die Politik, was die Aufnahme der Flüchtlinge anging, richtig gehandelt. Es wäre natürlich besser gewesen, wäre das System besser. Aber hinsichtlich der IT in Behörden bin ich „Mittelalterliches“ gewohnt.

    Wir mussten leider auch in der Aufnahmestelle rechtsradikale Angriffe erleben. Hier hätte ich mir mehr Schutz gewünscht. Als man mich dann persönlich bedrohte, wäre es schön gewesen, hätte man auch da irgendwie geeigneten Schutz erfahren. Ich hätte mir gewünscht, dass allgemein hart gegen solche Leute vorgegangen wäre. Aber der Datenschutz ist ja wichtiger und die Polizei ist manchmal schlecht, manchmal fragwürdig besetzt.

    Als meine Abordnung vorbei war und ich in meinen normalen Beruf zurückkehrte, habe ich in meiner Freizeit auch weiterhin Flüchtlinge betreut, was ich bis heute noch mache.

    Menschen, die sich in der kurzen Zeit gute Sprachkenntnisse erarbeiteten und arbeitswillig waren, durften nicht arbeiten, weil die aus Afghanistan oder dem Irak kamen. Es hat lange gedauert, bis man da was erreichen konnte. Unsere Bürokratie ist fürchterlich. Und überall dort, wo man eigentlich was erreichen konnte, wurden Steine in den Weg gelegt. Selbst bei Jobzusage wurde ein Umzug nicht erlaubt.

    Die Behörden, mit denen ich zu tun hatte, haben sich da nicht gekümmert. Der Deutschkurs wurde angesetzt, aber danach? Da wurde sich einfach darauf verlassen, dass andere helfen. Gefühlt ist das heute auch noch so. Da die meisten Sachen ja nun geregelt sind, fällt aber immer weniger an.

    Ich kann nicht bestätigen, dass sich das Amt um alles kümmert. Das hätte mir zumindest mehr Freizeit gebracht.

    Hier hat der Staat versagt. Warum in Notsituationen immer noch so viel Bürokratie? Die Flüchtlinge, die ich betreue (bzw betreut habe) sind heute weitestgehend in Arbeit. Ich hätte mir gewünscht, dass das Jobcenter mit ihnen Bewerbungen geschrieben hätte. Naja, zum Glück war mein Bewerbungsstil von vor 20 Jahren noch ok.

    Ich habe @Fliegenfänger nicht so verstanden, als hätte er allen die Schuld gegeben. Nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.

    Und statt sich zu Geburtstagen sich über die passende Anzahl an Abschiebungen zu freuen, hätte ich mir mehr kluges Handeln gewünscht. Statt regelmäßig die abzuschieben, die integriert sind, könnte man besser jene abschieben, die sich nicht integrieren lassen. Andersherum ist es halt einfacher. Und da versagt der Staat täglich. Die Schlagzeilen, dass voll integrierte Fachkräfte abgeschoben werden, reißen nicht ab. Da muss viel mehr getan werden. Und gerade in der Pflege: fordern und fördern. Man hätte in den 6 Jahren so viele Probleme lösen bzw gar nicht erst zum Problem entwickeln lassen können.

    Dass heute Fachkräftemangel herrscht, hat mehrere Gründe:

    Zunächst wurde mögliches Personal im Rahmen der Flüchtlingskrise nicht genutzt. Qualifikationen wurden nicht anerkannt, der Einstieg in den Beruf nicht erleichtert. Hier spreche ich aus meiner Erfahrung vor Ort. Ich vermute, nicht nur hier in Niedersachsen ist es so gelaufen.

    Dann wird Schülern der Weg in einigen Bereichen zu schwer gemacht. Warum braucht es einen erweiterten Realschulabschluss für einen handwerklichen Beruf (Friseur, Elektronik, Mechanik usw)? So stand es zumindest in vielen Stellenausschreibungen, die ich gelesen habe. Und warum wird immer Mühe auf Abitur gesetzt? Damit stehen sich Firmen selbst im Weg.

    Und wenn man nun tatsächlich kein geeignetes Personal hier findet, macht den Weg für Menschen aus dem Ausland frei. Und zwar reell. Hier arbeiten und hier für immer leben, ganz ohne Angst vor Abschiebung oder dem Auslaufen der Duldung.

    Und um Himmelswillen: der Mindestlohn muss angehoben werden. 12,00 Euro reichen da nicht. Vollzeitarbeit muss auch vernünftig bezahlt werden - man muss gut davon leben können und darf nicht im Armutsbereich liegen…



    Edit: zu mangelnden Deutschkenntnissen: B1 kannte ich als Mindestanforderung (kann aber auch B2 sein, ist zu lange her).
     
    Zuletzt bearbeitet: 5. Januar 2022
  15. Cyril Sneer

    Cyril Sneer

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    Interessanter Einblick.:top:
     
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  16. Bremen

    Bremen Moderator

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    Richtig, aber es kann durchaus .. ich will nicht sagen frei, aber von spürbar geringerer Qualität sein. Und zwar von so minderer Qualität, dass man sich damit Kunden dermaßen verprellt, dass es unterm Strich teurer wird. Sprichwort "Billig kauft zweimal" So hat mein letzter Arbeitgeber mit einem täglich sehr hohen Sendungsaufkommen vor mehreren Jahren aus Kostengründen zu einem neuen Spediteur gewechselt, dessen Dumpingpreise dadurch möglich waren, dass (fast) alle Fahrer und Lageristen aus dem Niedriglohnsektor stammten. Mit der Folge dass wir uns mit wesentlich mehr Beschwerden von Kunden u.a. über Lieferverzögerungen und beschädigten Paletten anhören mussten.
     
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  17. Das ist der Umkehrschluss, ja ;)
     
  18. "Qualität" brauchst du immer, egal in welcher Lohn/ Gehaltgruppe.
    Den Begriff "Facharbeiter" würde ich für mich mit einer Ausbildung oder wenigstens einer entsprechenden Einarbeitungszeit gleichsetzen.
    Bei uns, abgesehen von den Staplerfahrern und Büro, braucht es keine riesen Einarbeitungszeit - zeigen und nachmachen.
    Da gehts schlicht um Stückzahl (ohne Akkord, also ohne komplett zu übertreiben) aber die "Benchmark" bei manchen Dingen bei uns bin ich, der Sack ausm Büro :D
    Und man muss zumindest den "Zug in der Arbeit" sehen - also das man durchaus auf Tempo aus ist - immerhin will die Arbeit ja erledigt werden.

    Was da teilweise an Hölzern ankommt, ist aber wirklich der Wahnsinn.
    Nicht zu verstehen. Und auch völlig egal, ob man "Ramsch" oder "Luxus" einkauft - da bekommste immer die gleiche nämlich miese Qualität.
    Durcheinander, Maße passen nicht...


    Klar steigt dann alles andere auch, logisch.
    Hab damit aber kein Problem, im Restaurant statt 20 eben 22 Euro fürn Hauptgang zu bezahlen, solange die Qualität auch weiter passt. :tnx:

    Was aber passiert: der Abstand vom unteren Gehalt zurr unteren Mitte wird sinken, denn klar werden andere Gehälter, meiner, auch ein wenig angepasst, aber eben nicht komplett.
     
  19. Lübecker

    Lübecker

    Ort:
    53° 52´01´´N 10°40´08´´E
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    Aus diesem Fundus an Erfahrungen können hier bestimmt nicht viele Schöpfen. :top:
     
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  20. Dennis81

    Dennis81 WVSC Sieger 287

    Respekt für den Job. Ist mit Sicherheit nicht immer leicht. Und frustrierend, wenn einem da Steine in den Weg gelegt werden.
     
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