Robert Enke

Dieses Thema im Forum "Vereinsfußball" wurde erstellt von MagicHB, 10. November 2009.

Diese Seite empfehlen

  1. Lese momentan ebenfalls das Buch. Bin inzwischen bei seiner Benfica Zeit angelangt. Schon heftig, wie sich seine Angstzustände schon zu der Zeit angedeutet haben.
     
  2. Ich bewundere diese Frau auch. Teresa Enke hat meinen vollsten Respekt.
     
  3. Dimar

    Dimar

    Ort:
    Kiel
    Ja, aber anscheinend aber nur für einen Tag bzw. heute mit eingerechnet für zwei Tage.
    Denn noch immer sind Depressionen als Krankheit so dermaßen verschrien, wie sonst kann es sein, dass sich außer Biermann keiner weiter "geoutet" hat?!
    Und selbst Biermann, der dadurch wieder auf eine gute psychische Spur kam anderen Fußballern rät, die Krankheit geheim zu halten...
    Und an sich unterstütze ich auch Chefkochs Zitat zum Thema Trauern vollkommen, jedoch finde ich es absolut heuchlerisch, wie so viele Menschen(ich möchte jetzt nicht verallgemeinern) um Enke trauern und wenn auf der Straße die Sprache auf psychische Probleme kommt, dann sich darüber lustig gemacht wird und Betroffene "in die Klapse gehören".
    Blöder Vergleich, aber genauso ist es doch auch mit schwulen Fußballern, die genauso wenig akzeptiert sind und auch einen immensen Druck ertragen müssen.
    Klar scheint dem ein oder anderen durch Enke klar geworden zu sein, wie tiefgreifend Depressionen wirklich sind, nur leider ist der Prozentsatz viel zu gering. Und nach den ersten Wochen wurde das Thema ja auch schnell wieder fallen gelassen, deswegen finde ich es auch schade, dass die Sendung heute Abend erst so spät kommt.
    Denn ab und zu fällt ja auch der Spruch von wegen er hätte seine Familie im Stich gelassen und solche Sachen. Und ja, auch depressive Menschen wissen und sagen, dass es immer einen Ausweg gibt, jedoch wenn man einen bestimmten Punkt erreicht hat, kann ein Mensch mit dieser Krankheit diesen klare Gedanken nicht mehr fassen. Deswegen gibt es ja auch so heftigdosierte Antidepressiva mit denen die Betroffenen solche Phasen "überstehen", um erstmal wieder klar denken zu können.

    Nun ja, die ganzen Medien haben ihren Anteil ja auch daran. Gestern wird noch ein junger Spieler beleidigt, Tatsachen verdreht und es lassen sich ja nun mal auch genug Leute von so etwas beeinflussen und heute wird wieder geheuchelt, dass man ja an Enke denken soll und auch an den Menschen im Spieldress denken...:(:wall:

    Nja ich könnte mich jetzt noch ewig äußern...
    Gerade auch was den Zugfahrer betrifft. Der macht sich wahrscheinlich sein Leben lang Vorwürfe, kann nichts dafür und bekommt dann auch noch Morddrohungen.

    @JuLi
    Ich kann deine Ansicht irgendwo teilen. Denn, wenn man bedenkt, wieviel Menschen pro Jahr sterben (alleine rund 10000 durch Selbstmord) und dass diese auch eigene Persönlichkeiten waren. Um die wird auch nicht öffentlich getrauert, jedoch weiß man da, dass die Menschen, denen sie was bedeutet haben, an sie denken.
    Und genau da sehe ich das Problem. Für das Aufmerksammachen auf Depressionen war dieser "Hype" ganz gut, auch wenn nur wenige etwas daraus gelernt haben, jedoch ist auch die Frage ob Robert so etwas gewollt hätte.
    Tausende, die um ihn getrauert haben, jedoch kann man Trauer auch anders bekunden und muss dafür nicht so ein Riesenbrimborium/Show machen. Und nur weil man zu Hause geblieben ist, heißt das nicht, dass man hat nicht an ihn gedacht. Aber wieviele haben ehrlich getrauert und nicht nur aus Sensationslust und wegen seinem Bekanntheitsgrad?

    Insgesamt ein sehr schwieriges Thema...
     
  4. Sehr schöner Beitrag, der zeigt wie nah Freude und Trauer im Leben beieinander liegen können.
    Deiner Kleinen alles Liebe zum Geburtstag! :beer:
     

  5. das ist für mich der kernpunkt der ganzen dramatik um enke gewesen. ich werde niemandem vorschreiben, wer warum wann über wen trauert oder nicht, aber ist es nicht brutal, wie sehr sich die tragödie enke hochgeschaukelt hat? ist es nicht pervers, dass millionen über einen wildfremden menschen trauern und seine trauerfeier im tv sehen?
    dieser fall hat mir vor allem eines gezeigt: bild dir deine meinung ist mittlerweile kein dummer spruch mehr, sondern bittere realität und zeigt auf der anderen seite die ganze grausamkeit unserer gesellschaft und unseres lebens.
    beispiel diese dsds-sängerin: die is seit wochen in den schlagzeilen - über die anderen opfer in dem hubschrauber interessiert sich (notgedrungen) keine müde sau! das gleiche passiert mit den betroffenen der enke-sache. du wirst mittlerweile so gelenkt, dass du kaum die möglichkeit hast, deine gedanken konträr zu medien und gesellschaft sprießen zu lassen. das muss nicht gleichbedeutend mit einer anderen meinung sein, sondern eher mit einer ergänzenden.
    und das größte problem: alle plappern das nach, was sie aufschnappen, ohne ahnung davon zu haben. mehr menschlichkeit im profisport, die schwäche anderer erkennen und berücksichtigen usw. das ist ja schön und gut, nur wissen wir hier alle, das es schlichtweg nicht umsetzbar ist! dann kannst du den laden nämlich dicht machen und nicht mehr um titel und pokale, sondern des spaßes wegen spielen. das erkennt jeder, der SELBSTSTÄNDIG sich gedanken macht, auch seine eigenen reaktionen und aktion überdenkt und schnell feststellen wird, dass es nicht möglich ist.


    r.i.p robert enke
     
  6. Ich habe mir die Doku angesehen. Nicht schlecht, Andreas Biermann's Geschichte zeigt das wahre Gesicht. Nach den Bestürzungen der Verantwortlichen letztes Jahr und was alles anders werden soll, auch wenn Zwanziger davon spricht nicht von heute auf morgen – verständlich-, so empfinde ich die ganzen Aussagen als Lippenbekenntnisse. Siehe Biermann geheilt, aber kein Verein nimmt ihn. Den Druck hält DER doch nicht aus. Was für ein Blödsinn.
    Auch wenn der Sportpsychologe Dr. Herman eine kleine Besserung sieht. Sportpsychologen und Trainer sensibilisieren, finde ich zu wenig. Für einen Zeitraum von einem Jahr.
    Geändert hat sich in meinen Augen nicht viel.

    Wenn ich schon lese „Volkskrankheit“ Depression, darüber müsse „man“ reden und helfen. Wird mir immer schlecht.

    Als Betroffener habe ich leider etwas anderes erlebt. Meine Mutter hat das Ganze einfach totgeschwiegen. Ausser einer Freundin und einem Freund wusste keiner wie er/sie sich mir gegenüber verhalten soll. Klar ist das für einen Nicht-Betroffenen schwierig, aber die Klapse in der ich war, bot Abende für Familienangehörige und Freunde an. Unter den Gesichtspunkten -Was muss ich tun, Wie verhalte ich mich, etc.. Leider wurden diese Abende spärlich besucht. „Man“ wollte sich nicht damit auseinandersetzen.

    Das war 4 Jahre vor Robert Enkes Tod.

    So leid es mir für Robert und vorallem Teresa Enke tat, hatte ich gehofft, dass endlich über diese Krankheit gesprochen wird und Aufklärung betrieben. Nur verschwand das Thema „Volkskrankheit Depression“ schnell wieder im Medienkeller.
    Natürlich verkaufen mehrere aufreisserische Berichte über Volkskrankheit Krebs die Zeitungen besser. Vorallem wenn ein Promi geheilt wird. „XY bekämpft erfolgreich den hinterhältigen Krebs“ .
    Aber leider konnte ich nirgends die Schlagzeile lesen

    „YX bekämpft erfolgreich seine hinterhältigen Depressionen.“

    Schade, DEN Zeitpunkt verpasst.

    Viele können sich unter Depressionen nicht viel vorstellen. Ich habe es immer versucht mit einem Bild. Der Boden schwarz, die Decke schwarz, die Wände an beiden Seiten schwarz, unendlich lang und am Ende vielleicht ein kleines dunkles Licht. Ein Glimmern.
    Ein Glimmern das Robert leider nicht mehr gesehen hat.
    Ruhe in Frieden Robert.
     
  7. gelöscht

    gelöscht Guest

    Ort:
    NULL
    Zum zweiten Mal lese ich hier nen Vergleich zu Krebs. Ich denke man sollte diese Krankheiten nicht miteinander vergleichen, da beide sicherlich niemanden zu wünschen sind. Und man könnte hier leicht den Verdacht bekommen, dass Krebs gegenüber den Depressionen verharmlost wird, da über Depressionen nur selten etwas zu hören ist.

    Inhaltlich stimme ich aber zu, dass man ganz anders mit der Krankheit Depressionen umgehen sollte und es nicht als Tabuthema abtut. Aber solche Lippenbekenntnisse nach schlimmen Tragödien sind ja allzu bekannt, welche nach ein paar Tagen/Wochen jedoch direkt wieder in Vergessenheit geraten.
     
  8. Werder_Forever69

    Werder_Forever69

    Ort:
    Fishtown
    Kartenverkäufe:
    +2
  9. Wird die Doku von Sky nochmal wiederholt? Kann nach wie vor nicht nachvollziehen, warum sie zu so einem späten Zeitpunkt ausgestrahlt wurde.
     
  10. Andreas Biermann, Ex-Profi von St. Pauli, litt auch an Depressionen.

    Auszüge aus dem Stern vom 04.11.

    "Ich erlitt einen Knorpelschaden im rechten Knie und saß monatelang auf der Bank. Ich versank in Grübeleien, schlief schlecht. Ich unterdrückte mein ständiges Gähnen. Mit den Teamkollegen sprach ich nicht darüber. Unter Spielern geht es meist nur um Fußball, Frauen, Computerspiele. Auch vor Freunden und Familie wurde ich ein hervorragender Schauspieler.
    Als ich endlich mal wieder spielen konnte, habe ich weder Aufregung noch Freude gespürt. Meine Verzweiflung wuchs, ich schlief kaum noch.

    ...

    Drei Wochen später hörte ich Teresa Enke bei der PK über ihren Mann sprechen und dachte: Sie beschreibt ja mich! Da begriff ich, das ich seit Jahren depressiv war. Meine Frau und ich fuhren in eine Klinik. Ich blieb 58 Tage dort. Danach erklärte ich der Mannschaft, was passiert war. Fragt mich alles, was ihr wollt, habe ich den Kollegen gesagt. Kein Einziger hat gefragt. Es war, als existierte dieser Teil von mir nicht. Mein Vertrag bei St.Pauli wurde nicht verlängert.
    Danach wollte mich kein Verein mehr verpflichten. Begründung: Man könne nicht einschätzen, ob ich noch belastbar sei und dem Druck standhalten würde. Daran sehe ich, dass Schwäche und Überforderung im Fussball immer noch tabu sind.

    ..."
     
  11. Werder_Forever69

    Werder_Forever69

    Ort:
    Fishtown
    Kartenverkäufe:
    +2
    auf der sky mediathek kann man sich die sendung nochmal ansehen... ;)

    http://www.sky.de/web/cms/de/Robert-Enke-Sky-Dokumentation.jsp

    Wiederholung(en) auf sky
    Datum Uhrzeit Kanal
    12.11.10 23:00 - 23:45 Uhr Sky Fußball Bundesliga
    13.11.10 22:00 - 22:45 Uhr Sky Sport 2
    14.11.10 21:00 - 21:45 Uhr Sky Fußball Bundesliga
    14.11.10 22:45 - 23:30 Uhr Sky Fußball Bundesliga
     
  12. Hallo Wächter,

    nein ich wollte Krebs nicht verharmlosen, das ist leider das falsche Signal. ich habe aber Krebs bewusst gewählt, weil vor 15 - 20 Jahren auch keiner darüber gesprochen hat. Erst als ein paar Artikel von Promis in den Zeitungen erschienen, wurde darüber gesprochen. Das hätte ich mir im abgelaufenen Jahr auch gewünscht.
     
  13. gelöscht

    gelöscht Guest

    Ort:
    NULL
    Ich habe dich schon richtig verstanden, wollte es auch nur mal gesagt haben um gar nicht erst Missverständnisse aufkommen zu lassen. ;)
     
  14. dann ist ja gut

    :beer:
     
  15. petter

    petter

    Kartenverkäufe:
    +90
    Mehr Menschlichkeit, Fairplay, Respekt - davon hatte Zwanziger im Fußball gesprochen. Das Thema Depression enttabuisieren - klingt gut, nur muss man eben auch sehen, dass wir uns hier im Bereich des Spitzensports, Spitzenfußballs, befinden. Da lässt sich Leistungsdruck nicht ausklammern.

    Was hätte zB Zwanziger anders machen können?
    Nichts sagen? Dann wäre auch wieder Kritik aufgekommen, warum man auf das Thema Depression in dieser Situation nicht aufmerksam macht. Man könne doch nicht so weitermachen.
    Also mussten diese Worte her. Dass danach aber kaum Veränderungen eintreten, war doch zu erwarten. Aber das ist doch auch klar, es geht eben im Profifußball darum, die Schwächen des Gegners aufzuzeigen, sie zu nutzen, und keine eigenen zu offenbaren - damit man gewinnt. Und bei sportlichem "Versagen" gibt es nun mal Kritik von den Fans und Medien, bei dauerhaftem Misserfolg auch harte und auf Personen fixierte. Nur, man stelle sich vor, nach dem 0:6 hätten Zeitungen geschrieben, das war ganz gut, kann mal passieren, dann wäre das Gemecker über Hofberichterstattung auch wieder groß gewesen - Kritik gehört dazu.

    Für die menschliche Komponente bleibt bei all dem Erfolgsstreben im Sport eben kaum Platz. Absolut wäre es gut, wenn die Krankheit Depression dauerhaft präsenter wäre in der Öffentlichkeit. Aber jetzt die Keule schwingen, dass sich im Fußball nichts geändert hat, ist mir zu einfach. Denn um dieses Thema hoch zu halten, ist der Spitzensport, und gerade der Fußball, der am meisten im Rampenlicht steht, mit seinem Leistungsdenken eher nicht der richtige Raum. Da müssten Projekte/Kampagnen/Aktionen/Informationen/Diskussionen (oder was auch immer möglich ist) außerhalb des Sports für Sorgen - oder hätten eben im Anschluss an die Tragödie um Enke sorgen müssen.
    Wenn in den Vereinen intern mehr auf die Spieler als Menschen geachtet wird, ist das schon ein kleiner Fortschritt. Für mehr, das schrieb hier jemand, müssten wohl eben nur noch aus Spaß und nicht um Titel und Erfolge gespielt werden.

    Und zum Thema Biermann: auch hier finde ich es schwierig, auf die "bösen" Vereine zu verweisen. Ich stelle es mir auch schwierig vor, wie jemand in einer solchen Situation im Profifußball wieder Fuß fassen kann. Weil genau das Thema "Kann er mit dem Druck stand halten" kommt doch sofort nach einer schlechten Leistung auf. Druck von Medien, Druck (oder gar Hohn a la "geh doch zurück in die Klapse") von den Fans - und vor allem der Druck, dem sich der Spieler dann doch selbst aussetzt. Ich frage mich - und das ist wirklich eine Frage, weil ich keine Fachkenntnisse über Depressionen habe - ob Profifußball dem Spieler daher psychisch nicht mehr schaden als nutzen würde bzw. die Gefahr zu groß wäre? Im Gegensatz dazu steht natürlich, wenn wie bei Enke Fußball ein großer, vielleicht der einzige Halt ist...
     
  16. :tnx:

    aber eine kleine anmerkung: natürlich gehört druck auch zum Fußball, aber müssen die Medien denn aus jedem Fehlgriff eine riesen-Schlagzeile machen? ich denke da nur an letzte saison: da hat ein junger Hertha-keeper mit 2 abschlägen 2 gegentore eingeleitet... und die zeitungen haben ihn zerfetzt - sorry, aber kann man so einem jungen spieler nicht ein paar fehler zugestehen? Natürlich sollen die Medien die spieler/mannschaften bei schlechten Leistungen kritisieren, aber dieser "Schlagzeilen-Wahn" (nicht nur von BILD) hat mittlerweile eine viel zu große Dimension angenommen
     
  17. zu der sache will ich noch sagen dass er mMn gar nicht an den gegentoren schuld war
    er hat ja beide bälle außerhalb des 16ers mit ner grätsche in richtung mittellinie geklärt, und zweimal hat den ball nen gegenspieler abgefangen und aus 30 metern oder so reingeschossen
     
  18. Habe das Buch nun durch.

    Schon krass. Das Buch lässt einen verstehen, wie Schlimm es um Robert Enke stand. Und vor allem nimmt man zur Kenntnis, wie sehr seine Frau Teresa um ihn gekämpft hat. Dafür hat sie allergrößten Respekt verdient.

    Die Gedichte von Enke sind übrigens sehr schön. Selbst ich hatte da ein flaues Gefühl im Magen bei seinem Gedicht für Teresa zu ihrem Geburtstag.
     
  19. gelöscht

    gelöscht Guest

    Ort:
    NULL
    Ich bin jetzt auch fast am Schluss des Buches, wo die Depression nach dem Kahnbeinbruch wieder kurz vorm Ausbruch ist...

    Schlimm zu sehen, dass er sie eigentlich schon fast besiegt hatte... :( bevor sie wieder ausgebrochen ist...
     
  20. habe das thema nun länger nicht verfolgt

    aber mal ne frage : Enke hatte doch vor seinem Tod so eine komische Krankheit oder ? irgendwas mitm Bauch oder Infektion oder so. Hatte er die wirklich oder war das nur ein Vorwand weil seine Depressionen schwerer wurden ? o.ä ?