Robert Enke

Dieses Thema im Forum "Vereinsfußball" wurde erstellt von MagicHB, 10. November 2009.

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  1. Sorry...
     
  2. dani

    dani

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    ich bin total schockiert und sprachlos...
     
  3. einfach ich

    einfach ich

    Kartenverkäufe:
    +64
    Für mich klingt das nicht nach bedauern .... sie schieben das nächste ja gleich nach! :roll:
     
  4. Neasy

    Neasy

    Ort:
    Lingen
    Ich habe gelesen, das in der Sonderbeilage insgesamt 230 (!!!) Traueranzeigen stehen.
     
  5. Christian Günther

    Christian Günther Moderator

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    Bonn
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    :tnx:
     
  6. ich habe jetzt 2, 3 tage die finger still gehalten, wollte mir die ganze sache mal ansehen, meine schlüsse daraus ziehen und dann vllt. meinen unwichtigen senf dazu geben, der manche vllt. interessiert, manche nicht:

    was seit dienstag abend passiert ist, ist eigentlich unbegreiflich: ein sportler sieht keinen ausweg mehr und bringt sich um. die anteilnahme ist, alleine in den ersten stunden, mehr als gewaltig, wird aber in den folgestunden und -tagen noch getoppt: innerhalb von wenigen stunden wird ein gottesdienst auf die beine gestellt (natürlich mit mindestens 6 kameras, ü-wagen und allem, was sonst noch so dazu gehört). dieser gottesdienst wird zur besten sendezeit live mit kommentar übertragen, stunden vorher gibt es 2 pressekonferenzen in einem rechtlich noch nicht abgeschlossenen todesfall. wiederum ein paar stunden später bitten die kollegen von rtl (stern-tv) und sat.1 (kerner-spezial) zum plausch und wiederholen zum 100. mal an diesem tag die bilder der beiden pks. auf dem dsf wird 5 stunden lang nichts anderes gezeigt als enke hier, enke da, das ist jedoch kein grund, 2 minuten nach der übertragung seine nackedeis in gewohnten art und weise zu zeigen.

    tags drauf werden unzählige politiker, die mit enke wohl nie irgendwas zu tun hatten, interviewt und danach befragt. dass onlineportale selbstgedrehte videos ins netz stellen, die unbeteiligte menschen am dienstag abend auf deutschen straßen zeigen, die man unmittelbar vorher mit der tragödie konfrontiert hat, ist nicht mal die spitze des eisberges: nein, es werden bereits neue pläne herausgeholt, um dies alles noch pompöser zu machen: in bester Michael Jackson-Tradition wird eine Trauerfeier in einem rappelvollen Fußballstadion am Sonntag zur Mittagszeit abgehalten, die natürlich auch in unzähligen tv-sendern zu sehen sein wird. es wird die größte trauerfeier in deutschland nach der beerdigung von konrad adenauer vor über 40 jahren.


    wer mir dabei leid tut, sind die leute, die sich wirklich und aufrichtig von robert enke verabschieden wollen: das sind fußballkollegen, trainer, enke-fans, hannover-fans, freunde, bekannte, die familie - aber nicht 81 millionen deutsche, denen in den letzten tagen ihre trauer aufoktroiert wurde. bestes beispiel sehe ich sogar in meiner familie: meine mutter gibt selber zu, den namen robert enke noch nie vorher gehört zu haben geschweige denn dass sie sich für ihn bzw. seine arbeit nur im entferntesten interessiert hat - dennoch trauert sie mit: "ach, ist das schrecklich... ach ist das furchtbar."

    Die Leute, die wirklich, auch ohne medialen Hype, um robert trauern, nämlich seine fans und die oben genannten personenkreise, dürften sich ob des gewaltigen ausmaßes wohl ein wenig veräppelt vorkommen. das, was seit dienstag im medialen deutschland passiert ist, sollte sehr zum nachdenken anregen: mittlerweile unterhalten sich im deutschen tv schon moderatoren untereinander, die konsequenzen im fußball fordern, ohne eine ahnung davon zu haben. enkes vater, christoph daum (ausgerechnet :roll:) und andere "neunmalkluge" mischen jetzt auch noch munter mit - dass sie enke aber vor diesem suizid hätten schützen können, weil sie davon wussten, interessiert dann nicht mehr. alle medienwelt fordert nun einen anderen umgang mit der krankheit "depression", weil ein prominenter deswegen den tod gewählt hat - die anderen tausenden fälle im jahr, die aus ähnlichen gründen ähnlich ablaufen, fallen da lieber unter den tisch. nein, um dies noch zu verstärken, werden alte geschichten von ähnlichen fällen aufgewärmt (siehe der bruder von babbel oder der eine buli-profi von 1860 und mainz, erhard hieß der glaub), um den forderungen noch mehr ausdruck zu verleihen. dass der fußball in deutschland bereits solche fälle hinter sich hat und in meinen augen gut darauf reagiert hat und gut daraus hervorgegangen ist, wird dann lieber auch aus den augen gelassen - die story muss doch für aufsehen sorgen.

    was bleibt übrig? hätte robert enke seine krankheit öffentlich gemacht, und das traue ich mich fast wetten, wären schmierenblätter wie die bild nicht auf die idee gekommen, ihn zu unterstützten bzw. in zu stützten, nein, sie hätten sich eher auf ihn gestürzt. die leute, die wahrscheinlich am meisten mitgefühl und verständnis dafür gehabt hätten, nämlich die fans des fußballs und die fußballgesellschaft an sich, wird jetzt in die ecke gedrängt, solche dinge anders zu beurteilen. hätte z.b. beim fall "deisler" damals einer in einem fußballstadion irgendwas à la "heulsuse deisler" o.ä. geäußert, der wäre nicht gut aus der sache rausgekommen... die fans haben ein gutes näschen dafür, deswegen finde ich ihre trauer auch völlig aufrichtig und berechtigt! an UNS scheitert es sicherlich seit jahren nicht, dass depressionen zu harmlos behandelt werden! so ähnlich sehe ich das übrigens bei der diskussion um ein "outing" von schwulen fußballern: die fans, zumindest die anständigen und denkenden, wären nicht das problem in der öffentlichen diskussion.


    meine worte allerdings können daran wenig ändern: hat sich die mediendampfwalze einmal in gang gesetzt, ist sie kaum mehr aufzuhalten bzw. kann man ihre richtung nicht mehr kontrollieren. Beispiel gefällig? Seit Dienstag Abend wird vereinzelt das Schicksal der beiden Lokführer, der Passagiere bzw. der Einsatzkräfte vor Ort in die Runde geworfen... die breite Masse interessiert dies aber nicht!
    so werden wir morgen "unsere" beerdigung 2009 vor 45.000 zuschauern in einer ausverkaufen fußballarena in einem mehr als unpassenden rahmen erleben und gegenüber den amis mit jacko nachziehen, dann werden die medienfuzzies sicherlich die worte von teresa enke nicht berücksichtigen und die private beisetzung stören, dann werden alle leute, auch wenn sie keine ahnung haben, in den kommenden 1, 2 spieltagen ihren senf zu robert enke abgeben, und dann ist das thema auch wieder durch. was übrig bleibt ist ein viel zu kurzes leben eines 32-jährigen, der stellvertretend für tausende tote pro jahr steht. schon paradox, dass ein mensch, der seit 2003 in schüben depressiv war und die lasten seiner umwelt kaum tragen konnte, nach seinem tod noch hundert mal mehr an lasten auf die schulter geladen bekommt...
     
  7. baumi6

    baumi6

    Ort:
    1,1km von unserem Wohnzimmer entfernt
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    Nun wundert es mich nicht mehr, dass beide Zeitungen in den drei Presseläden im Bremer Hbf ausverkauft sind...
     
  8. danke für diesen beitrag! ich finds auch äußert fragwürdig, was zur zeit abgeht...
     
  9. also ich gehe auch hin mit 2 freundinnen und alle im werder trikot
     
  10. Micoud21

    Micoud21

    Ort:
    Bremen
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    Kugelblitz, wenn ich mich recht entsinne hast du oft Dinge geschrieben die mir nicht gefallen habe und wo unsere Meinungen deutlich divergierten. Diesem Post ist allerdings in jedem Punkt zuzustimmen und man merkt das du dir gute Gedanken gemacht hast, mehr kann man dem kaum hinzufügen.

    Ein Wort allerdings noch zu Titanic:
    Ich bin ein Freund von schwarzem Humor und auch von Satire, aber dennoch gibt es einfach Grenzen die man nicht überschreiten darf, oder besser gesagt nicht überschreiten muss, auch nicht wenn es satirisch gedacht ist.
    Ich denke mal die meisten hier können die Titanicsatire richtig einordnen und es als schwarzen Humor abstempeln. Ob man es dann "lustig" findet oder nicht ist relativ irrelevant. Auch Argumente wie, "Das ist geschmacklos gegenüber Frau Enke" ziehen meiner Meinung nach nicht, da die nun wahrlich mit anderen Dingen beschäftigt ist und die Bilder vermutlich nicht mal zu Gesicht bekommen wird.
    Trotzdem ist die Titanic zu weit gegangen, da sich diese Bildern vermutlich auch andere Depressive anschauen werden und es schwer zu sagen ist, wie sie in ihrer recht labilen Art auf diese Zeilen reagieren.
    Ich denke es wäre am Besten möglichst wenig Öl ins Feuer zu gießen (Stichwort Werther-Effekt) und wenn das schon die normalen Medien nicht gönnen, sollte es doch zumindestens die Satire können?
    Wenn man die Titanic dann so rechtfertigt, dass es eine Kritik an dem Schweinejournalismus ist, würde ich sagen, dass alle die die Satire in dem Sinne verstehen, sich dessen vermutlich ohnehin bewusst sind. Außerdem kann man die Medien auch an anderen Beispielen kritisieren, Anhaltspunkte dafür liefern sie ja fast täglich (bildblog.de).
    Satire geht also meiner Meinung dann zu weit wenn sie in erster Linie dazu gedacht ist die Auflage zu steigern und die Konsequenzen nicht positiv (im Sinne des Wachrüttelns), sondern eher negativer Natur sind.
    Ein Beispiel hierfür sind die Mohammed-Karikaturen. Ich fand die Karikaturen nicht sonderlich lustig (einfach weil sie nicht besonders gut gemacht waren) und auch nicht sonderlich empörend. Wenn das allerdings Anhänger dieses Glaubens derart aufregt und es deswegen zu gewalttätigen Ausschreitungen kommt, darf ich solch eine Karikatur nicht veröffentlichen.
     
  11. opalo

    opalo

    Ort:
    Wo die Ruhr einen großen Bogen macht...
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    +221
    Was ich mir wirklich wünsche, ist, dass jeder, der hier oder anderswo geschrieben hat, der beim Trauermarsch dabei war oder zur Trauerfeier geht, der eine Anzeige schaltet oder eine Spende macht, oder der in irgendeiner Weise an Robert Enke und seine Familie denkt, aus dem Geschehenen für sich etwas mitnimmt - nämlich mehr Verständnis nicht nur für Menschen mit Depressionen, sondern generell für Menschen, denen es an Selbstbewusstsein fehlt und die Ängste haben. Wir leben in einer Gesellschaft, die geprägt ist von Stärke zeigen, Leistung bringen und Cool sein. Da ist für Zweifel, Zögern und Unsicherheit kein Platz. Und gerade das macht es vielen Menschen schwer, offen mit ihren Ängsten umzugehen, weil sie Angst haben als "Weicheier" abgestempelt zu werden... Mir geht es jedenfalls manchmal so, dass ich mir erst rückblickend überlege, wie verletzend einer meiner leicht dahingeworfenen flapsigen Sprüche sein kann - und wenn es mir gelingen würde, erst nachzudenken und dann den Mund aufzumachen, wäre das schon ein guter Anfang...
     
  12. :tnx:
    Schön gesagt. Ich werde versuchen mich daran zu halten.
     
  13. :tnx: Schön gesagt, genau meine Meinung

    Aber ich ahne es: Lass alle den Schock von Enkes Tod verdaut haben, und alles läuft weiter wie immer.
     
  14. Werdiknight

    Werdiknight Guest

    Wahre Worte, opalo. Mögen wir uns alle jeden Tag aufs Neue daran erinnern. :tnx:
     
  15. @opalo

    :tnx:

    Ich sehe es mal positiv und du meinst: "Das Leben geht weiter".

    Das Leben geht weiter, und das ist auch ganz gut so.

    Was mich traurig und wütend macht, sind die (zum Glück wenigen) User hier im Forum, die nahezu zynisch reagieren, dass es Menschen gibt, die ehrliche Trauer und Anteilnahme zeigen.

    Damit meine ich nicht diejenigen, die sich zum aktuellen Anlass auch kritisch mit den Medien auseinandersetzen.
     
  16. Jarvis

    Jarvis Guest

    Brauchst du dich nicht drüber aufregen. Eine Feier muss nicht unbedingt ein positives Ereignis sein.

    wiki schreibt:

    Das Fest (v. lat. festum für das Feiern vorgesehener Zeitabschnitt; hebr. Moed fest-gesetzter Zeitpunkt für die Begegnung mit Gott) ist ursprünglich ein besonderer herausgehobener, vom Alltag unterschiedener, Zeitraum. Verwandt ist Feier (v. lat. feriae, urspr. fesiae). Beide Begriffe wurzeln in fanum: das Religiöse. Während des Festes ruhen profane Tätigkeiten. Feste und Feiern gliedern die Zeit in Zyklen, Perioden und Rhythmen, womit die Menschen sich Zeit und Leben handhabbar zu machen suchen (vgl. Feiertag und Feierabend).

    Feste wirken - soziologisch gewendet - gemeinschaftsstiftend und gemeinschaftserhaltend. Bestimmte Rituale (z. B. das Festmahl) festigen den Zusammenhalt.

    Feste heben sich durch besondere Bräuche, die auch hohe Emotionalität (Freude, Begeisterung, Anteilnahme) bis hin zur Ekstase erlauben können, aus dem Alltag heraus. Ihnen kann also ein wildes, anarchisches oder destruktives Moment zugrunde liegen, wie im Karneval. Es kann aber auch sehr gemessen und getragen zugehen. So folgten Feste in der Barockzeit strengen Regeln, die sich in Abwandlung z. T. bis in unsere Tage erhalten haben (Gastgeber, Gast, Festprogramm).

    Feste haben einen repräsentativen, bzw. demonstrativen Aspekt, der sie nach außen hin erkennbar macht. (etwa in: Prozession, Tanz, Schauspiel, Wettbewerbe).

    Man kann sie ggf. als Pilger oder Tourist aufsuchen und sich beteiligen.
     
  17. Ich meine es aber so, dass ich davon ausgehe, dass sich durch Enkes Tod nichts ändert. Sowas verändert Teresa Enke, sowas verändert Enkes Familie, aber das verändert keine Außenstehenden im Umgang miteinander und der Toleranz solcher Ängste.