Psychische Erkrankungen im Profifußball

Dieses Thema im Forum "Vereinsfußball" wurde erstellt von gelöscht, 26. November 2011.

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  1. *Eisbaer*

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    Ich kann da zwar nicht zu 100% mitreden, weil ich keine chronischen Depressionen habe, sondern nur eine ziemlich depressive Phase, aber ich würde das so nicht unterzeichnen. Man muss sich bewusst werden, dass man in einer solchen Situation wohl sowieso der Meinung ist, dass man alleine auf der Welt ist und niemand einen versteht. Die Gefühle anderer gehen einem da eher am Ups, ich muss meine Wortwahl ändern ;) vorbei. So ging es mir jedenfalls. Das ist schon eine komische Situation, die man schwer beschreiben kann. Es dürfte jedenfalls schwer sein, einen davon zu überzeugen, dass man damit anderen Menschen wehtut. Das merken die Betroffenen ja meist erst, wenn sie es versucht haben und der Versuch scheiterte.
     
  2. gelöscht

    gelöscht Guest

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    Umso wichtiger dass man es ihnen sagt.
     
  3. *Eisbaer*

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    Schon...ja. Aber weißt du wie oft ich in den letzten Wochen/Monaten von meinen Freunden und Bekannten gesagt bekommen habe, wie toll ich doch wäre und dass ich mich nicht so hängen lassen soll? Kann ich gar nicht mehr zählen. Und weißt du, wie sehr mich das interessiert hat und wie ernst ich ihre Worte genommen habe? Gar nicht. Ich war mir zu 100% sicher, dass die mir eh nicht die Wahrheit sagen, weil sie nur nett sein wollten. Es ist echt schwierig, zu so jemandem durchzudringen. Versuchen muss man es, keine Frage. Aber man sollte einen Selbstmörder nicht pauschal zum Egoisten erklären. Er sieht es ja nicht zwingend so. Das ist alles ziemlich paradox, aber es ist so.
     
  4. gelöscht

    gelöscht Guest

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    Es ist aber doch bezeichnend, was Theresa Enke gesagt hat im Zusammenhang mit Robert Enkes Tod. Dass eben Enke sich nicht in die Klinik einweisen lassen wollte, dass er dachte, so verliert er alles und so weiter. Er hat also zu Zeitpunkten, als er noch in der Lage war, zu entscheiden, abgeblockt. Ich habe auch kein Mitleid mit Robert Enke, mich interessiert Theresa. Das ist eine Person, die sich wirklich aufgeopfert hat und alles versucht hat. Und der das alles vor die Füße zu schmeißen und sich vom Zug vollkommen zerfetzen zu lassen, ist eine Bösartigkeit. Denn Robert enke mag einiges gewesen sein, aber nicht allein.

    Depression ist sicherlich eine Krnakheit, für die man nicht verantwortlich ist. Aber sich in die Depression zu ergeben und im Selbstmitleid zu baden, bis es nicht mehr weiter geht, das ist eben ein Verhalten, das nicht alle Depresionskranken an den Tag legen, sondern nur einige. Viele andere ziehen die Notbremse, steigen aus ihrem Leben, das sie kaputtmacht, aus. Diese Perspektive muss man ihnen aufzeigen. Enke hätte sein Leben als unter massivem Druck stehender PRofitorwart nicht weiterführen müssen. Es gab andere Optionen. Und sie wurden ihm aufgezeigt, von Angehörigen, Partnerin, Therapeuten. Aber er hat diese Optionen nicht wahrgenommen, sich verbarrikadiert, bis zum point of no return. Das liegt eben nicht nur an der Krankheit.
     
  5. *Eisbaer*

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    Und das ist dein Denkfehler. Es ist einfach abhängig vom Stärkegrad der Depression und wie tief jemand schon in dieses Loch gefallen ist. Dazu kommt sicher noch die grundsätzliche eigene mentale Stärke.
     
  6. flava05

    flava05

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    Ich kann dich auf jeden Fall auch verstehen, wenn man zwar mit Leuten darüber redet, aber man eigentlich gar nicht zuhört bzw. zuhören will. Das ist ein Problem, welches allerdings auch Personenabhängig ist.

    So und nicht anders!

    Das wäre demnach auch eine "Pauschalisierung", Pur. Ich hoffe nicht, dass du schon einmal in dieser Lage warst bzw. iwann sein wirst, aber es trifft nicht auf jeden Menschen zu.

    Edit: Man kann auch wirklich nur hoffen, dass es die Personen merken, welche mit dem betroffenen tagtäglich zusammenleben und es somit gar nicht bis zu dieser Situation kommen lassen.
     
  7. gelöscht

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    Er ist dort aber nicht reingefallen, sondern Stück für Stück für Stück reingekrochen.
     
  8. Entscheidend ist aber nicht, was der Mensch tatsächlich ist, sondern was er zu sein glaubt.
    Das Selbstbild taucht in der Psychologie permanent auf, das Image in der Kommunikation, und jeder, der sich diesbezüglich mal selbst reflektiert erkennt auch bei sich wie er permanent subjektiv-emotional handelt und eben deutlich weniger rational als er es sich wünschen würde.

    Du hast Theresa Enke angesprochen. Ebendiese meinte einige Tage nach den Beileidsbekundungen, der Trauerfeier und dem tiefistzenden Schock der Öffentleichkeit, dass sie sich für das Beileid und die Anerkennung bedankt, aber auch, dass sie sich wünschte, Robert Enke hätte diese Anerkennung vor seinem Tod erfahren.
     
  9. *Eisbaer*

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    Ja, aber du unterstellst da Absicht. Ich glaube, niemand will sich freiwillig seinem Schicksal ergeben. Es sind einfach paradoxe Denkmuster, die für dich als Außenstehenden nicht unbedingt logisch nachvollziehbar sein müssen.
     
  10. gelöscht

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    Was tun Menschen schon absichtsvoll? Sie geraten dort rein, weil sie es nicht unterlassen, weiterzukriechen.
     
  11. gelöscht

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    Ich zitiere deinen Post bewusst nur auszugsweise. Mit dem einen oder anderen hast du ja Recht, ok. Anderes kann weniger nachvollziehen.
    Beim zitierten Bereich musste ich mehrfach lesen und auch mal schlucken.

    Hatte jetzt bereits einen umfangreichen Teil getippt, den ich jetzt gerade zu gunsten dieser Zeilen wieder weggemacht habe. Nur soviel: habe mir schon meinen Teil gedacht bei der Eröffnung dieses Threads. Den einen oder anderen Post hier lese ich mit gemischten Gefühlen, Beklemmung und was weiß ich.
     
  12. *Eisbaer*

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    Du siehst das dennoch zu sehr aus deiner eigenen Sicht. Ich habe das auch lange Zeit überhaupt nicht verstehen können, weil ich auch jemand bin, der immer wieder aufsteht und nach vorne schaut. Aber nun bin ich vor ein paar Monaten selbst in eine solche Phase geraten und jetzt wo ich langsam wieder zurück ins normale Denkmuster finde, wird mir ziemlich viel klar.
     
  13. gelöscht

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    Nun kenne ich mich nicht nur aus dem privaten Umfeld mit Depressionskranken aus, sondern ich bin auch studierter Psychologe (kein Therapeut). Und wie richtig angemerkt wurde, geht es darum, den Depressionskranken seine Verantwortlichkeit und Entscheidungsfreiheit wiedergewinnen zu lassen, was eben nicht nur durch Mitleid und Mitgefühl geht. Sondern eben nur, wenn man ihn für sein Handeln, wie jeden anderen Menschen auch, verantwortlich macht. Wer depressiv ist, sich keine Hilfe holt und Stück für Stück für Stück in die Katastrophe schliddert, handelt verantwortungslos. Und seine Ausreden sind "Mich versteht keiner!" und "Mir kann sowieso keiner helfen!" Bullshit!
     
  14. *Eisbaer*

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    Wenn du das studiert hast, verstehe ich deine Sichtweise noch weniger. Du hast Recht damit, dass man den Betroffenen klarmachen muss, dass sie falsch denken und handeln. Es ist aber völliger Unsinn, da pauschal die Ego-Keule auszupacken. Es sind keine Ausreden, sondern die tatsächliche Denkweise. Und das kann sogar von Tag zu Tag hin und her schwanken. Am einen Tag gehts bergauf und man merkt, dass einen alle ganz doll liebhaben und einen Tag später fühlt man sich wieder komplett alleine und schmeißt sich vor einen Zug. Ich glaub, du müsstest echt selbst mal in einer solchen Lage gewesen sein, um das anders zu sehen. War bei mir eben auch so. Noch vor ein paar Monaten hab ich wie du geredet.

    Aber verstehe mich nicht falsch. Suizid ist für mich dennoch feige. Auch mit starken Depressionen würde ich mich nicht umbringen, weil meine Sichtweise die ist, nicht vor Problemen davonzulaufen. Es ist eine Charakterschwäche, sich umzubringen, aber sicher kein Egoismus, jedenfalls nicht in jedem Fall.
     
  15. gelöscht

    gelöscht Guest

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    Eine falsche Denkweise bei Menschen bricht man aber nur durch Widerspruch auf, nicht durch ein pseudoverständnisvolles "ach Du armer Hutzliputzli"
     
  16. *Eisbaer*

    *Eisbaer*

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    Ja, das ist ja auch richtig.
     
  17. Pauschalisierung - mal wieder. Du kannst durch Widerspruch genauso beispielsweise auch eine Trotzreaktion auslösen.
     
  18. Felissilvestris

    Felissilvestris

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    Etwas aus Lehrbüchern heraus zu lesen und das selbst zu erleben sind doch zwei völlig unterschiedliche Dinge. Und ich habe auch viele Psychotherapeuten kennengelernt, die sich schwer getan haben im Umgang mit der Krankheit.

    Man kann bestimmte Dinge nur sehr schwer in Worte fassen. Das Gefühl der Antriebslosigkeit ist so eines. Du blockst obwohl du willst. Ich kann das sehr gut eben festmachen daran, wenn ich in solchen Phasen an meinen Schreibtisch gehe und dennoch arbeiten will. Der Geist blockt. Du kannst dagegen kaum etwas machen. Du bist nicht bewusst lustlos oder lethargisch, weil du lieber irgendwas anderes machen willst. Du kannst einfach nicht. Bei mir war es häufig so, dass dann mit dem zwang dem ich mich selbst ausgesetzt habe, Kopfschmerzen einsetzten. Genauso ist das in diesen Situationen, in denen man plötzlich, aus einer objektiv völlig unbegründeten Panik heraus, ein Blackout hat.
    Und da kommen dann gerne so Sprüche wie "Raff dich auf", "Musst deinen inneren Schweinehund besiegen" etc.. Dann denkt man sich irgendwann auch nur noch: "Was meinst du was ich probieren?"
    Das ist so ähnlich wie es Eisbaer schildert mit dem gute Zuspruch den man erhält. Man hat in dem Moment eine ganz andere Selbswahrnehmung.
    Ich mache das niemanden zum Vorwurf, der noch nie in der Situation war, wenn er es nicht versteht. Aber jeder sollte sich vielleicht mit einem Urteil über andere auch zurückhalten.
     
  19. big fish

    big fish

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    Natürlich muss man denen aufzeigen, dass die Welt/sie selbst/ihre Mitmenschen anders sind, als sie es selbst sehen. Aber maddin, genau das übergehst du meiner Meinung nach, wenn du jemandem, der Suizid begeht, Böshaftigkeit vorwirfst, denn das würde ja heißen, die bringen sich absichtlich um, um ihre Angehörigen zu ärgern. Das ist ein ziemlich harter Vorwurf, findest du nicht? Man kann ihnen sicher Fehler und Verantwortungslosigkeit im Umgang mit ihrer Krankheit aufzeigen. Außerdem: vielleicht braucht ja auch jeder was anderes? Manche Widerspruch, manche Verständnis und Unterstützung? Du machst es dir da meiner Meinung nach viel zu einfach, indem du unterstellst, alle müssten die Welt so sehen, wie du es tust - was definitiv nicht der Fall ist.
     
  20. *Eisbaer*

    *Eisbaer*

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    Ich kenne das nur zu gut durch mein ADHS. Diese Blockaden machen einen regelrecht wahnsinnig. Ist also nicht unbedingt ein reines Problem der Depressionen. In dem Fall sind es halt keine Schweinehunde, sondern Schweinehöllenhunde.