Psychische Erkrankungen im Profifußball

Dieses Thema im Forum "Vereinsfußball" wurde erstellt von gelöscht, 26. November 2011.

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  1. gelöscht

    gelöscht Guest

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    Erneute kleine Anekdote zum Thema. Nicht aus dem Bereich Profifußball sondern aus meinem Erlebten:

    In meiner Freizeit bin ich in meiner Heimatstadt in der Freiwilligen Feuerwehr tätig. Das liefert gleich zwei Denkansätze:
    1. Oft haben wir mit belastenden Einsätzen zu tun. Bis vor garnicht allzu langer Zeit gab es sowas wie Unfallnachsorge, Notfallseelsorger oder ähnliches nicht. Polizisten gehen zu hausinternen Psychologen, der dumme Feuerwehrmann wird im Regen stehen gelassen. Wie auch immer, das ist zum Glück Vergangenheit. Nun haben wir also diese Angebot der Hilfe. Jetzt kommt es zu einem unschönen Einsatz, die Kräfte rücken ein. Unser Wehrführer fragt in die Runde, ob jemand Hilfe benötigt. KEINER meldet sich. Viele haben aber eine weiße Gesichtsfarbe und schauen verstört zu Boden. Oft genug schämen sich einzelne, "Schwächen" zuzugeben. Und das ist traurig, dass es so ist. Aus falscher Scham fressen sie alles in sich rein.
    2. Hin und wieder sind Menschen mit psychischen Erkrankungen auch der Auslöser. Erinnere mich an Durchsagen der Leistelle aus meinem Funkmeldeempfänger wie "Person droht zu springen" oder "Notfalltüröffnung nach vermutetem Suizid". Auch hier beklemmende Einsätze mit oft unschönen Bildern. Die Tatsache, dass es sowas schon früher gab und auch die zahlenmäßige Häufigkeit sprechen für mich persönlich gegen die These der Modekrankheit, wie von Mezzo angesprochen.

    Es freut mich außerordentlich, dass es hier zu einer produktiven und facettenreichen Diskussion kommt. Die Posts zeigen, dass die Wahrnehmung hierüber zum Teil sehr auseinander geht, wenn auch unter dem Strich die Meinungen vielleicht ähnlich sind.

    Nochmal konkreter zum Bereich Profifußball:
    Das Thema Benotung ist ein sehr guter Punkt. Man kann das ganze aber noch viel, viel weiter beleuchten. Ablösesummen zum Beispiel und Gehälter. Desto höher die Summen, desto höher das Anspruchsdenken von Fans, Medien und Vereinsverantwortlichen. Der Weg, den der Profifußball derzeit ist kein guter und der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht.

    Leider Gottes bin ich mir sehr, sehr sicher, dass sich die Liste prominenter Beispiele mit "Outings" schon sehr bald erweitern lässt.
     
  2. la_mariposa

    la_mariposa

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    Ich denke schon, dass das im Einklang miteinander geht. Klar erkenne ich, dass es in Deutschland eben in dieser Beziehung ein bisschen rueckstaendig ist, denn anders kann man das einfach nicht nennen. Und ich denke da habe ich auch das Recht das zu kritisieren. Dass es in anderen Laendern weniger nachhaltig oder nur oberflaechlich ist, kann ich nicht bestaetigen, ich kann aber auch konkret nur von Grossbritannien und den USA reden, woanders war ich noch nicht ueber laengeren Zeitraum. Das einzige Land, in dem ich bisher weniger generelle Akzeptanz und Aufgeklaertheit erlebt habe, als in Deutschland, gehoert zu den aermsten Laendern der Welt. Und ich denke daher, dass ich sehr wohl das Recht habe, das peinlich zu nennen und den Zustand in Deutschland zu kritisieren. ;) Dass sich dadurch nichts aendern wird, wenn wir das hier kritisieren ist mir genauso klar. Das heisst nicht, dass ich die ersten Babyschritte, die in Deutschland so langsam getan werden nicht anerkenne, aber sie kommen eben auch 20-30 Jahre spaeter als anderswo. Ueber die Ursachen kann man streiten, aber ich denke nicht, dass das bedeutet, dass die Schritte in Deutschland nachhaltiger sein werden, wenn es in anderen Laendern doch mMn sehr nachhaltige Systeme bereits schon viel laenger gibt. Aber wer weiss, vielleicht tue ich da auch den Leuten unrecht und wir haben zu einem Zeitpunkt, den wir vermutlich nicht mehr erleben werden das tollste System ueberhaupt. ;) Ich glaube aber auch, dass bis dahin in anderen Laendern auch kein Stillstand herrschen wird und die sich in dieser Richtung ebenfalls weiterentwickeln werden.


    Das Problem war aber, dass Peggy so weit ich das verstanden habe von einer Veraenderung im Umfeld und im Alltag auf zwischenmenschlicher Ebene sprach und du von den Behoerden. Daher habt ihr total aneinander vorbei geredet. So wie deine letzten 2 Beitraege klingen, seht ihr das was die zwischenmenschliche Ebene angeht sogart aehnlich.

    Alles was man nicht selber nachempfinden oder mit eigenen Augen sehen kann wird leider haeufig als simluieren dargestellt. Diese Probleme haben Rollstuhlfahrer (nur als Beispiel) sicher nicht, aber dafuer haben diese dennoch andere Probleme, z.B. fehlende Rampen etc. Ich denke jede Erkrankung und Behinderung bringt halt andere Nachteile mit sich.
     
  3. Felissilvestris

    Felissilvestris

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    Die "Behörde" war ein Beispiel. Und da habe ich es auch mit einer "zwischenmenschlichen Beziehung" zu tun, denn ich sitze da ja keiner annonymen Behörde gegenüber sondern einem Menschen. Und das ist bei weitem eben nicht nur bei Behördenmitarbeitern so. Sie waren halt ein Beispiel.
    Mir ging es darum, dass ich die Veränderungen nicht so spüre. Ich habe wie gesagt von Beginn an aus meine Umfeld, also Familie, Freunde und auch Bekanntenkreis immer Unterstützung erfahren. Im Bekanntenkreis überwog natürlich ein gewisses Maß an Neugierde über das Krankheitsbild und die Behandlung. Bei fremenden Menschen, also zB. Mitarbeitern von Behörden und Geschäftsstellen, kommt es eben immer drauf an. Und das war "früher" so und ist "heute" leider nichts anders.
     
  4. mola23

    mola23

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    In diesem Punkt kommen wir nicht überein, denn gerade die von Dir angeführten angelsächsischen Beispiele teile ich nicht.
    Was ich aber viel wichtiger finde ist, daß in Deutschland etwas passiert. Ob es nun zu langsam, zu spät, zu irgendetwas ist, kann trefflich diskutiert werden. Aber immerhin passiert etwas. Und das ist ja zunächst mal was Gutes. :)
     
  5. Danke felis. Ich wollte es nöämlich grade schreiben, dass es eine Form der Depressionen gibt, die rein biologisch bedingt ist, genetisch vererbbar und auch nur medizinisch behandelbar ist. Oft sind das sogar die, deren Ausmaße am Extremsten sind. Viele wissen das aber gar nicht.

    Ansonsten ist die Floskel der Modekrankheit Depression in viel Ausmaß eine Floskel. Was aber nicht verkehrt ist, ist, dass unsere heutige Umwelt in den Strukturen per se leichter die menschliche Psyche angreifen kann als vorher. Psychisch bedingre Depressionen sind Sicherheitsverluste. In irgendeiner Form spielen da oftmals Sicherheiten mit rein. Sicherheit ist nämlich auch etwas, was den Transmitterpegel im Gehirn abtreiben kann. Natürlich sind deswegen auch berufsgruppen gefährdeter als Andere. Das schnellebige Fussballgeschäft bietet kaum Sicherheit.
     
  6. :tnx: @darkut

    Ist deswegen heikel weil ich glaube das zumindest, jeder jemanden im näheren Bekanntenkreis hat, der mit einer solchen Krankheit lebt. Und ich denke auch das die Dunkelziffer derer ist, die das aus Scham oder gerade wegen der "Stigma": Leistungsgesellschaft, Funktionieren müssen nach außen ein anderes Gesicht zeigen - und manche eben dann solange, bis es nicht mehr geht. "Druck" haben wir letztlich alle - jeder empfindet Situationen anders - und nicht jeder kann alles/vieles einfach so "wegstecken".
    Ich kann mit jeder Person mitempfinden und es nur gratulieren wenn sie die Kraft und Stärke findet, seine/ihre Krankheit behandeln zu lassen und sich in ärztliche Behandlung gibt.
     
  7. la_mariposa

    la_mariposa

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    Die Behörde ist ein wirklich ungünstiges Beispiel. Es handelt sich nämlich hier eben nicht um eine zwischenmenschliche (private) Beziehung, sondern um eine (von deren Seite aus) berufliche Beziehung, und innerhalb dieser gelten die Regeln und Vorschriften vom Arbeitgeber, in diesem Falle der Behörden. So lange da "von oben" nichts kommt, sind dem Individuum, dem du gegenüber sitzt, die Hände gebunden.

    Ich weiß ja nicht, inwiefern du dich da auf Erfahrung beziehst, aber ich denke, das muss dann auch jeder Betroffene für sich entscheiden, wo er sich am besten aufgehoben fühlt :)

    Ja, da stimme ich dir natürlich zu, denn zu spät ist es meiner Meinung nach nie. Es ist schade, dass es jetzt erst passiert, wo es sicher für Einzelfälle durchaus zu spät ist, aber besser jetzt als nie ;)




    Eigentlich wollte ich aber noch diesen Twitterbeitrag von Stan Collymore hier posten.
     
  8. wenn du das noch übersetzen würdest :D
     
  9. svwmarius96

    svwmarius96

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    Habs mal in den Google-Übersetzer gehauen.

    Ist zwar grammatikalich nicht korrekt, aber ich war auch zu faul. :D

     
  10. Übrigens hat der walisische Nationaltrainer (Gary Speed) heute Selbstmord begangen. :( Ich denke mal die Gründe sind auch Depressionen, so ist es ja meistens.
     
  11. Bremen

    Bremen Moderator

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    Ein ziemlicher Schock. Noch am Vorabend hat Gery Speed (nach außen hin) gut gelaunt in einem TV-Studio noch über Fußball gefachsimpled.

    Mein Beileid an die Angehörigen.

    R.I.P. Gary Speed
     
  12. rwdm

    rwdm

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  13. flava05

    flava05

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    Bei aller Liebe, aber er ist es, der seine Frau und zwei Kinder hinterlässt. Sie sind es, die nun leiden werden. Ich möchte nicht Wissen, wie sie sich jetzt fühlen. Ich glaube der Zeitpunkt hätte zudem (auch wenn es dafür wahrscheinlich nie den richtigen Zeitpunkt gibt) auch nicht beschissener sein können. Frohe Weihnachten sag ich da nur...
     
  14. ya=kult

    ya=kult

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    es wurde hier den angehörigen beileid bekundet, nicht mehr nicht weniger. also entweder beteilige dich dran, oder erspare uns deinen mist.

    @ günstiger zeitpunkt:

    in großbritannien wird um die weihnachtszeit eh viel fußball gespielt, also komm runter!
     
  15. gelöscht

    gelöscht Guest

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    Jedenfalls ist es eine große sauerei von Speed, seine Familie im Stich zu lassen.
     
  16. Wenn das mal so einfach wäre.
     
  17. Dimar

    Dimar

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    Hast du dich schon jemals mit Depressionen beschäftigt? Wahrscheinlich nicht, sonst würdest du nicht so urteilen...

    Viele Depressive werden dir sagen, dass Selbstmord keine Lösung ist und trotzdem machen es so viele. Es ist eine Krankheit, aber das verstehen immer noch viele nicht. Und da weißt du noch so sehr, dass es kein Ausweg ist, aber wenn es einen Depressiven in seiner heftigsten Phase "überfällt", so denkt er daran nicht mehr, da er nicht mehr wirklich klar denken kann. Er sieht sich als Belastung für seine Angehörigen.

    Und klar gilt mein Beileid Frau und Kindern, aber auch dem Mann, der keinen Ausweg mehr gesehen hat.
     
  18. gelöscht

    gelöscht Guest

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    :tnx: @ zoggg & Dimiar
     
  19. Ich bin mir sehr sicher, dass Speed sich dieser Tatsache wohl bewusst war. Wie verzweifelt muss er denn gewesen sein, wenn er mit diesem Wissen den Suizid gewählt hat? Ich finde, dass man genau daran erkennen kann, wie schlimm diese Krankheit ist. Ich habe selbst Frau und zwei Kinder und könnte mir im Leben nicht vorstellen, diese "im Stich" zu lassen. Aber gerade das macht diese Krankheit doch so schrecklich, wenn Leute keinen Ausweg mehr sehen und wirklich alles buchstäblich hinter sich lassen.

    Mein Beileid natürlich an seine Hinterbliebenen.
     
  20. flava05

    flava05

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    Ich hätte nicht das Zitat nehmen sollen, sondern einfach einen neuen Beitrag schreiben sollen. War auch ehrlich gesagt gar nicht so auf seinen Beitrag bezogen. Mein Fehler.

    Trotzdem gehst du mir aufen sack.