Nationalstolz oder: Muss man bei WM als Deutscher für Deutschland sein?

Dieses Thema im Forum "Fußball Weltmeisterschaft 2010" wurde erstellt von big fish, 28. Mai 2010.

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  1. Frage 1 beantwortet sich durch Frage 2: FREUD lesen! Wo? Ist egal!

    Frage 2: Freud lesen! Wo ist egal!

    ... und das mach ich ganz ohne Scham publik
     
  2. Werdiknight

    Werdiknight Guest

    1. Ich persönlich schaue mir die deutschen Spiele mit distanziertem Interesse vor dem Fernseher an, wie die viele anderer Nationen. Nicht mehr, nicht weniger.

    2. Naja, dies ist nun schon ein sehr unwahrscheinliches Szenario, aber sei es drum. Käme es dazu, würde ich es hinnehmen wie jeden Titel für eine Nation, die ich nicht unterstütze... und freue mich höchstens für die Bremer Fraktion (so sie denn relevante Spielanteile erhält) - das wäre bei Almeida bspw. aber auch nicht anders.

    Jau, korrekt. Die Nationalmannschaft kann nichts für ihren Trainer... dennoch steht in Südafrika im Ergebnis ein Team auf dem Platz, mit dem ich mich genauso wenig wie viele andere hier identifizieren kann. Was genau ändert daran denn die Tatsache, dass die Spieler nichts dazu können? Und was soll daran die zufällige Tatsache ändern, dass sie die gleiche Nationalität wie meine Person haben? Genau, rein gar nichts, denn ich mag sie dennoch nicht.

    Und zu Deiner abschließenden Bemerkung: Schön, freut mich für Dich... aber dies muss ja nun nicht jeder so sehen? Ich jedenfalls kann mit diesem aufoktroyiertem Patriotismus nichts anfangen. Weder im Fussball noch anderenorts. Und ganz davon ab kann ich diesen gerade in Deutschland und gerade als Deutscher nicht wirklich nachvollziehen, aber dies ist ein anderes Thema.

    Als also zwanghaft an irgendwas festzuhalten, zu dem ich keinen Bezug habe, freue ich mich lieber auf einen Monat Fussball auf (hoffentlich) höchstem Niveau und suche mir die Nationen, die ich unterstützen möchte, selbst aus.
     
  3. Kurz, knackig, korrekt.
     
  4. Muß ich als Hamburger HSV-Fan sein? Nein, ich kann auch Ahnung vom Fußball haben und Werder-Fan werden...
    Ich drücke Spanien die Daumen. Und hab dabei nicht mal ein schlechtes Gewissen.
     
  5. In Spanien gab es übrigens eine grosse Fraktion gegen Luis Aragones vor der EM. Gerade der Ausschluss von Raúl war vergleichbar mit Frings-Jogi. Trotzdem rannte hier niemand rum(ausser Katalanen und Basken aus Prinzip) der gegen die NM war bzw. ihr nicht den Erfolg gönnten.

    Ich bin, ehrlich gesagt, richtig wütend über die Entscheidungen des Bundestrainers und die Kaderzusammenstellung löst keine Euphorie in mir aus, aber verdammt, es entzieht sich mir einfach a) die WM zu ignorieren oder b)gar gegen die deutsche Auswahl zu sein und das sage ich als Deutsch-Türke der vor 8 Jahren ausgewandert ist. Motiv? Gibt kein logisch-erklärbares. Eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Liebe kann ich diese Entscheidung nicht logisch erklären.
    Wenn ich hier mitlese, bin ich ehrlich gesagt auch richtig froh, dass ich dieses Gefühl in mir bewahre. Es markiert mich egal wo ich lebe und ich bin auch froh wenn es zur Sprache kommt. Meine Herkunft macht mich stolz.
    Genau wie Mick666 kann ich sogar stolz auf deutsche Tugenden sein und muss nicht zwanghaft falsch verstehen, wenn er über positive Eigenschaften redet, die vielen Ländern gut tun würden.
    Das hat übrigens nicht Mick erfunden, sondern, dass ist schon seit Jahrzehnten beispielhaft in vielen Ländern und nicht zuletzt Ursprung einer starken Wirtschaft.
     
  6. Für die Themenfrage würde man in Spanien oder England nur ungläubige Blicke ernten, da ist es ganz normal, daß die eigene Mannschaft bedingungslos unterstützt wird. Hierzulande ist es auf Grund der jüngeren Geschichte etwas differenzierter, was ich persönlich auch ganz ok finde, wie der alte Fritz schon sagte "ein jeder nach seiner Fasson".
    Nur wie man als Deutscher z.B. Italien die Daumen drücken kann, wird mir immer ein Rätsel bleiben.:lol:
     
  7. Zur Threadfrage: Ein absolut klares Nein! Ich hab's schon in einigen anderen Threads geschrieben - warum sollte ich für D sein? Ich bin es meistens, weil einige Werderaner dabei sind und man eben da mit seinen Kumpels mehr als bei anderen Ländern oft einen gemeinsamen Nenner hat und jubeln kann.

    Aber davon ab? Ich kann doch nichts dafür, dass ich hier geboren wurde. Ich freue mich immer mindestens genauso sehr auf andere Teams, sei es England, Frankreich, Argentinien oder diesmal auch Neuseeland :applaus: Die WM ist nur so interessant, weil Teilnehmer von überall her dabei sind. Darum hinkt die Euro ja auch so hinterher.
     
  8. Karrash

    Karrash

    Ort:
    NULL
    So ist es. Man hat ja noch die freie Entscheidungsfreiheit, was man gut finden möchte.

    Ich selber drücke trotz allem der Nati die Daumen, allerdings weniger aus Patriotismus. Ich mache das schon seit 1982. Damals war ich 11 und es war mir gänzlich egal, welcher Nation ich entsprungen war.
    Aber ich kannte nunmal Breitner, Rummenigge und Co. und war dann halt für "unsere" Nati. Das habe ich dann einfach im Laufe der Zeit so beibehalten. ;)

    Ich behalte mir aber durchaus auch vor, andere Nationalmannschaften sympathisch zu finden, wie damal Jamaika z.B.
    Genauso wie ich es mir nicht nehmen lasse, das ich Holland und Italien nichts abgewinnen kann. Einfach so. Ganz ohne nationalistische Hintergedanken. :D
     
  9. ich freue mich auf möglichst ansehnlichen fußball - von welchem team der dann kommt, ist fast schon egal. vorbehalte habe ich versuche ich grundsätzlich niedrig zu halten (auch wenn mir das bei italien aus eigener erfahrung manchmal schwer fällt :D )

    @karrash: mir ist unbekannt, dass breitner etc. jemals für die schweiz gespielt
    hätten!
     
  10. Werdiknight

    Werdiknight Guest

    @ Karrash: Ich wollte gerade schon fragen, ob Du Methusalem bist und wie der Fussball damals so war, als Du Dich korrigiert hast... :D
     
  11. Niemand muss singen.
    Ich habe es schon oft gesagt: Ich für meinen Teil werde mitsingen, genauso wie ich die dt. NM unterstütze, egal ob der Trainer JL oder TS heisst.
    Außerdem werde ich solche Aussagen wie die von Werderknight oder 5vor12 (nur als Beispiel genannt) nicht verstehen können... das heisst aber nicht, dass ich sie nicht akzeptiere. Jedem das seine! Nur sollte das auch in die andere Richtung gehen und nicht gleich jeder der die Hymne singt mit erschrockenen Blicken gestraft werden. Nur weil ich die Hymne singe und stolz darauf bin (ja, ich bin stolz darauf) Deutscher zu sein heisst es nicht, dass ich ein Rassist oder Ausländerfeind im Allgemeinen bin. Der Vergleich mit anderen Ländern ist dabei keineswegs eine Legitmation, sondern einzig und allein als Vergleich zu verstehen, wie entspannt in anderen Ländern damit umgegangen wird. Und schliesslich hat jedes Land einen (oder mehrere) schwarze Fleck(en) in seiner Geschichte.

    dkbs hat in seinem Beitrag geschrieben (und viele andere zugestimmt), dass man nur auf etwas stolz sein kann, was man selber erreicht hat. Also nicht bspw. auf eine Erfindung oder im allgemeinen auf eine Leistung anderer. Seh ich grundsätzlich ähnlich... Warum denn dann dieses Denken nicht auch in die andere Richtung? Warum fühlen sich noch heute so viele dafür verantwortlich, was vor 70 Jahren passiert ist, obwohl wohl der Großteil in Deutschland rein gar nichts damit zu tun hatte? Warum reicht dies so weit, dass nur der Gedanke als stolz auf Deutschland zu gelten so vielen Menschen Unbehagen bereitet?

    Nochmals ich werde es wohl nie verstehen aber akzeptieren, dass man nciht für sein Land - egal ob deutsch, türkisch, englisch oder weiss der Geier - ist (um das ganze mal etwas plakativ auszudrücken) allerdings werde ich für meinen Teil am 13.06. um ca. 20.25 mit meinen Kumpels vor dem Fernseher stehen, die Hymne mitsingen und einen Khedira oder Lahm genauso unterstützen wie einen Marin oder Mertesacker.
    Und ja... ich hoffe, dass Weltmeister am 11.07. Deutschland heisst und nicht England, Italien oder Holland...
     
  12. Super Beitrag. Danke!
     
  13. Werdiknight

    Werdiknight Guest

    :confused:

    Also, wenn Du Dich auf mich bezogen haben solltest, hast Du mich definitiv falsch verstanden. Selbstverständlich akzeptiere und respektiere ich es, wenn jemand anderer Ansicht ist und mit der Mannschaft mitfiebert (und meinetwegen gerne auch die Nationalhymne mitsingt uswusf). Ich habe lediglich zum Ausdruck bringen wollen, dass ich persönlich generell kein besonders patriotischer Mensch bin (sondern, wie jemand zuvor so schön äußerte, mich als Weltbürger empfinde) und ich ganz besonders in Bezug auf diese konkrete Nationalmannschaft keinerlei Stolz mehr empfinden kann (was für Werder bspw. auf einem völlig anderem Blatt steht).

    Das einzige, was ich in dem Zusammenhang kritisch angemerkt habe ist, dass ich nicht nachvollziehen kann, wenn Nationalstolz im Sinne der WM nun von manchen Seiten von jedem Deutschen "eingefordert" (bzw medientechnisch gar fast ausgezwungen) wird... selbstverständlich gilt gleiches aber auch umgekehrt. Wie Du schon sagtest: Jedem das Seine. :tnx:
     
  14. michus

    michus

    Ort:
    Dresden
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    +4
    Was ich sehr seltsam finde ist, dass einige hier, die Aussagen der Leuten, die sich nicht mit NAtionalstolz schmücken, in Zusammenhang mit dem dritten Reich bringen, obwohl diese nicht einmal davon gesprochen haben.
    So viele haben hier so verständlich und ausführlich dargestellt, warum sie keinen Nationalstolz entwickeln, warum reduziert ihr das dann immer auf die Geschichte, obwohl nicht ein einziges mal von irgendeinem, der hier seinen Beitrag contra Nationalstolz geliefert hat, etwas davon erwähnt wurde.
    Dass wir keinen Nationalstolz in uns tragen liegt nicht zuerst daran, dass hier vor 70 Jahren ein Größenwahnsinniger regiert hat, sondern aus rational erklärbaren GRünden, die sich nahezu ausschließlich auf die Gegenwart beziehen, beziehungsweise allgemein gültig sind (also auch nicht nur für Deutschland -> ich könnte auch in anderen Ländern keinen Nationalstolz entwickeln, eben weil ich einfach keinen Sinn darin sehe).
    Es scheint da ein grobes Verständnisproblem vorzuliegen, denn gerade weil ich mich nicht mit Deutschland identifiziere (was ja wie ich in einem früheren Beitrag ausgeführt habe, nicht wirklich möglich ist, da "Deutschland" ein relativ inhaltsleerer Begriff ist), spielt das, was vor 70 Jahren an diesem Ort passiert ist, für mich keine große Rolle. Zumindest keine größere als zum Beispiel der Stalinismus in Russland, Franco in Spanien, Mussolini in Italien, etc.
     
  15. Raynor

    Raynor Guest


    Bitte:

    Ich denke das dürfte genug Beispiele sein oder? Natürlich wird in Deutschland der Begriff Nationalstolz von vielen sofort mit dem 3. Reich in Verbindung gebracht. Ich denke damit sollten gerade wir als jüngere Generation lockerer umgehen können. Gedenken und erinnern ja und immer, aber das sonstige Leben lasse ich mir davon nicht mehr beeinflussen.

    zu Werdiknight: Ich fühle mich auch als Weltbürger, aber wenn es um kleine Dinge wie Fußball geht, dann bin ich eindeutig für Deutschland, weil hier ein lockerer Raum geschaffen wird, in dem man Sympathien und Antipathien verteilen und Emotionen zeigen kann, die es in anderen Bereichen nicht gibt. Diese Emotionen entwickeln sich nunmal bei mir nur für mein Heimatland, genauso wie es beim nationalen Fußball nur für meinen regionalen Verein Werder ist. Wenn wir eine Weltallmeisterschaft hätten, wäre ich auch für unsere Erde und würde mich nicht anderen Planeten zuwenden. Das ist einfach der letzte Rest regionaler oder nationaler Bezug, der mir in der heutigen Zeit geblieben ist.
     
  16. Möglicherweise werden in der Diskussion auch Begriffe in Bezug gebracht, die nicht notwendigerweise etwas miteinander zu tun haben.

    Den Bundestrainer halte ich auch für eine Wurst, weil ich viele seiner Entscheidungen falsch finde. Trotzdem käme es mir nie in den Sinn, einer anderen Nationalmannschaft aus Protest die Daumen zu drücken - ich kann auch überhaupt nicht nachvollziehen, wie sich jemand eine Werder-Niederlage wünschen kann, nur damit der Trainer gefeuert wird...

    Das ist aber keinesfalls ein Ausdruck von Nationalstolz oder Patriotismus. Stolz kommt für mich nicht in Betracht, weil ich Stolz nur für Dinge empfinden kann, die ich selbst geleistet habe, und auch der Begriff Patriotismus hängt mir zu hoch. Vielmehr empfinde ich ein Gefühl der Verbundenheit zu diesem Land, in dem ich aufgewachsen bin, in dem ich lebe und den Großteil meiner Freunde habe. Dieses Gefühl lässt mich bei internationalen Ereignissen mitfiebern und mich für die Teilnehmer mitfreuen - egal, ob nun eine Weltmeisterschaft, die Olympischen Spiele oder der Eurovision Song Contest der Anlass ist.
     
  17. michus

    michus

    Ort:
    Dresden
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    +4
    Ups, danke!
    Sorry, hab ich schlecht gelesen.
    DEnnoch finde ich das unnötig.
     
  18. Werdiknight

    Werdiknight Guest

    Kein Problem, wie gesagt, akzeptiere und respektiere eine solche Vorgehensweise natürlich vorbehaltlos.

    Nun komme ich allerdings aus dem Kölner Raum (auch gebürtig). Darf ich daher dann nur FC oder Bayer-Fan sein? Ich denke doch wohl nicht, denn ich denke und hoffe, dass es mein gutes Recht ist, meine Sympathien auch unabhängig lokaler Aspekte auszusuchen, wenn es im Norden eben jenen einen Verein gibt, der meiner Person, warum auch immer, eher entspricht. Und analog gilt dies in meinem Fall eben auch für die nationale Ebene... gerade weil es "nur" um Fussball geht, gibt es für mich keinen rational vertretbaren Grund, warum hier ein Deutscher nicht auch die Mannschaften anderer nationaler Verbände unterstützen darf. Sowas nennt man dann schlicht Meinungsfreiheit. ;)
     
  19. :applaus::tnx:
     
  20. slemke

    slemke

    Ort:
    Bremen, 500m vom Stadion
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    ...und mir wird ein Rätsel bleiben, wieso Dir das ein Rätsel ist :lol: Ich bin aber wie bereits beschrieben, in erster Linie wegen des Landes und der Leute Italien Fan, nicht wegen der Mannschaft. Ich fühle mich halt, nach so vielen Jahren im Ausland nicht als Deutscher, auch wenn in meinem Perso steht, dass ich Deutscher bin. Wieso muss ich für Deutschland sein, wenn ich mich viel mehr mit Italien als Land verbunden fühle? :zweifeln:Ich verstehe übrigens nicht, warum Italien so verhasst ist, hier in Deutschland, umgekehrt gibt es sehr viele Sympathisanten für den deutschen Fußball in Italien. Die Italiener haben sich 1990 richtig gefreut für Deutschland, was man ja 2006 umgekehrt nicht sagen kann. Ist es immer noch die Frings Sache:wall::stirn:...ok die Italiener spielen meist nicht besonders offensiv, aber man muss auch mal die taktisch versierten Italiener loben...ich wäre manches Mal froh gewesen, wenn Werder ein bisschen "italienischer" gespielt hätte, dann wäre der eine oder andere Titel mehr rausgesprungen...:svw_schal: