Corona - generelle Diskussion

Dieses Thema im Forum "Archiv - Off Topic" wurde erstellt von mezzo19742, 13. Februar 2021.

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  1. Bremen

    Bremen Moderator

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    Dass 5000 Intensivbetten abgebaut wurden, ist gemäß des nachstehenden Artikels nicht richtig:
    https://www.aerzteblatt.de/nachrich...ehr-Intensivbetten-aufgebaut-weniger-belegbar
    In dem selben Artikel steht jedoch auch:
    Losgelöst von den Zahlen Ich teile deine Ansicht, dass eine Verringerung der Intensivbetten in Pandemiezeiten ein Unding sind. Doch das ist die Folge dessen, dass vor der Pandemie im Gesundheitswesen gravierende Fehler gemacht worden sind. Allen voran die Privatisierungen im Gesundheitswesen, weil dadurch Jahresbilanzen über eine höhere Priorität verfügen als die Gesundheit von Menschen. Mit der Folge, dass Pflegeberufe gemessen u.a. an der zu tragenden Verantwortung, der physischen wie psychischen Belastungen durch den Beruf an sich als auch durch den 3-Schicht-Dienst unterbezahlt sind.
     
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  2. Lübecker

    Lübecker

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    :tnx: Nichts anderes wollte ich sagen.
     
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  3. Purgy

    Purgy

    Ort:
    Bremen
  4. James_19

    James_19 Guest

    Lag doch nur daran, dass es an Pflegepersonal fehlte....
    Es gibt zu wenig (Intensiv) Pflegekräfte. Im Vergleich zu einer normalen Station in der du als Pfleger 6 bis 8 Patienten versorgst, hast du auf der ITS 2 Patienten. Bei einer Covidstation mit Beatmung kommt erschwerend dazu, dass diese Patienten aufwändig gelagert werden müssen. Dafür brauchst du teilweise bis zu 5 Mann.
    Wir haben kein Problem mit Intensivbetten, es fehlt eindeutig an (Fach) Personal.
    Da wäre der Staat gefordert! Mitarbeiter der Charité Berlin und Vivantes haben vor kurzem gestreikt, um für bessere Personalschlüssel zu kämpfen. Ging nicht mal ums Geld (auch das ist im Vergleich von Arbeit und Verantwortung zum Lohn lächerlich), es ging um bessere Bedingungen.
    Neues Problem : nicht alle Pflegekräfte sind bereit sich impfen zu lassen. Während meines Praktikums im Krankenhaus waren von ca 30 Mitarbeitern von meiner Station 27 geimpft und bekamen Ende November ihre Booster Impfung.
    3 lehnten diese Impfungen prinzipiell ab.
    In meiner Pflegestation sind von ca 50 Mitarbeitern 47 geimpft und alle bekommen oder bekamen die Booster Impfung.
    3 sind nicht zu bewegen sich impfen zu lassen.
    Einer, der bislang absolut dagegen war hat sich seine 1 Impfung geholt.
     
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  5. Da rennst du bei mir offene Türen ein.
     
  6. Lübecker

    Lübecker

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    53° 52´01´´N 10°40´08´´E
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    Wenn ich schrieb, es wurden Betten abgebaut, dann meinte ich nicht, sie wurden verschrottet :D. Es gab im Regional-TV mal eine kurze Reportage, wo der Klinikchef herumführte und Zimmer zeigte, nahezu vollständig aufgerüstet. Das, was felht, ist Personal und hier ist eindeutig der Staat in der Pflicht.
     
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  7. Nicole

    Nicole

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    Naja, alle haben eines gemeinsam: sie liegen unnötigerweise auf der Intensivstation.

    Ich finde die Diskussion so oder so sehr scheinheilig. Wir zB war die Intensivstation überlastet, weil ganz genau 1 Coronakranker dort beatmet werden musste.

    Dass Operationen abgesagt werden müssen, könnte übrigens daran liegen, dass sogar in Pandemiezeiten unser Gesundheitssystem kaputtgespart wird.
     
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  8. Nicole

    Nicole

    Ort:
    Block 50
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    :tnx::tnx::tnx:
     
  9. Es ist leicht, (plötzlich) nach 'dem Staat' zu rufen, der jetzt - mal eben so - die Fehlentwicklungen der letzten circa 30 Jahre korrigieren soll.
    Neben dem, dass der Beruf schon länger nicht mehr attraktiv ist, brauchst du auch Menschen, die einerseits die Fähigkeit und andererseits die Bereitschaft mitbringen, sich im krankenpflegerischen Bereich beruflich zu engagieren. Wenn du die nicht findest, kannst du als 'der Staat' nicht sehr viel machen, oder? Wie wäre denn dein finanzierbares Anwerbe- und Qualifizierungskonzept?
     
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  10. Nicole

    Nicole

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    Wäre es nicht wertschätzend, wenn der Staat bei 300 Euro mehr Geld nicht so Sachen wie „nicht realisierbar“ sagen würde. In der Pandemie kann man als Staat auch einfach mal allen Pflegekräften einen Bonus zahlen, egal ob aus privaten oder staatlichen Institutionen. Sollte über die Steuererklärung kein Problem darstellen.

    Der Staat könnte längst ausbilden. Wie viele Flüchtlinge würden jede Chance nutzen, um hier Fuß zu fassen?! Dann die Ausbildung direkt super attraktiv machen. Betrieben beim Lohn für zusätzliche Azubis unterstützen.

    Dann braucht es ein Arbeitszeitgesetz. Pflegekräfte dürfen nicht ausgenutzt und ausgebrannt werden. Es braucht Mindestanforderungen. Je nach Klinikgröße/Heimgröße muss ein Anzahl Mindestpersonal Pflicht sein.

    Die Politik bzw. der Staat muss eingreifen. Viele Pflegekräfte machen den Beruf sehr gerne, nur nicht wenn ihre eigene Gesundheit leidet. Bei besseren Vorgaben und guten gesetzlichen Regelungen sowie mehrere Geld kann man mMn viele Pflegekräfte zurückholen.
     
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  11. Mir war so, als wenn ein Bonus ausbezahlt wurde...
    (Zumindest bei der Caritas und Diakonie, ohne Gegenfinanzierung vom Staat...)
    Also bitte nicht alle über einen Kamm scheren
     
    Zuletzt bearbeitet: 23. Dezember 2021
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  12. Nach wir vor bezweifle ich, dass wir hier im Forum realisierbare Lösungen für die Problematik des heruntergewirtschafteten Gesundheitssystems finden. Egal, wie blöd wir die Situation finden. Und selbst wenn, fehlt es uns an der gesetzgeberischen Kompetenz, diese umzusetzen.
    Also ist es - wie im Thread vom GF S - brotlose Kunst.
    Es wird an den real existierenden Verhältnissen nichts ändern, wenn hier eine (An)Klagemauer diesbezüglich errichtet wird.
    Und politische Basisarbeit, Micro-Targeting für Unzufriedene? Vermutlich auch der falsche Ort.
     
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  13. James_19

    James_19 Guest

    Klar.... Aber ich will ehrlich sein. Ich wollte nicht auf einer Corona- oder ITS arbeiten.
    Ich bewundere die Kolleginnen und Kollegen, die das tun.
    Wir hatten im Krankenhaus auch an Corona erkrankte Patienten, die isoliert wurden.
    Im Vollschutz arbeiten zwängt einen enorm ein. Und wir waren immer nur Minuten im Zimmer.
    Du brauchst nicht nur mehr Personal, du brauchst auch Personal, die dort arbeiten wollen.
    Gibt's ja auch.
     
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  14. James_19

    James_19 Guest

    Wenn du dich für den Beruf in der Pflege entschieden hast, egal ob stationär oder ambulant, dann machst du es mit Leib und Seele.
    Ich bereue es nicht! Bin 10 Jahre dabei. Werde, wenn alles glatt geht, nächstes Jahr mein Examen bauen und bin dann Pflegefachkraft.
    Ich habe gewusst, was auf mich zukommt.
    Der Mangel an Pflegepersonal bestand schon vor der Pandemie.
    Der Staat hat auch nur dahin reagiert, dass auf den Agenturen für Arbeit die Leute in die Pflege geschickt werden.
    Attraktiver gemacht hat er den Beruf jedoch nicht.
    Und viele Menschen hatten die Wahl zwischen einem Job in der Pflege (als Pflegehelfer, den 320 Stunden Pflegebasiskurs bezahlte die Agentur für Arbeit) oder die Drohung, keine ALG mehr zu bekommen.
    Die sind auch "super motiviert", kann man sich vorstellen.
    Die Pflege, speziell die Altenpflege ist seit Jahren personell unterbesetzt. Corona war nur der letzte Auslöser, dass es für jedermann ersichtlich war.
    Wer aber beschäftigt sich mit dem Thema, bevor er damit konfrontiert wird??? Wenn Oma, Opa, Vater oder Mutter pflegebedürftig werden!!!! Vorher ist das Thema uninteressant!!!
    Ob viele Pflegekräfte zurück kämen, wenn der Job und die Bedingungen sich verbessern würden?
    Kenne viele, die aufgehört haben.
    Denke aber nicht, dass die zurück kommen würden
    Weil sie körperlich fertig sind. 10 Jahre im Heim oder in der ambulanten Hauspflege geht gewaltig auf die Knochen. Du wirst aber auch seelisch enorm beansprucht. Menschen sterben, und ein Teil des Altenpflegers ist auch die Sterbebegleitung.. Die letzten 4 Wochen durfte ich es 3x erleben. Du lernst zwar mit den Jahren und auch in der Ausbildung, damit umzugehen.
    Trotzdem ist man auch nur ein Mensch und du hattest ein, wenn auch professionelles Verhältnis.
    Auch deswegen hören viele Leute auf.
    Und wir sind ein multikulturelles Team mit Kollegen von allen Kontinenten.
    Was ich unheimlich mag. Kolleginnen und Kollegen aus Africa, den Philippinen, China, Südamerika, Osteuropa wie Russland, Polen, der Ukraine.
    Es ist bunt gemischt und man ergänzt sich und hilft sich
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 24. Dezember 2021
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  15. opalo

    opalo

    Ort:
    Wo die Ruhr einen großen Bogen macht...
    Kartenverkäufe:
    +221
    Vom "Staat", wie auch immer definiert, kann man sich so manches wünschen. Forderungen stellen und Wünsche äußern ist einfach.

    Mir stellen sich dann direkt zwei Fragen:

    1. Ist "der Staat", wie auch immer definiert, der richtige Adressat?

    2. Sind diejenigen, die sich etwas wünschen, auch bereit, höhere Steuern bzw. Sozialabgaben zu zahlen? Denn irgendwoher muss das Geld ja kommen....

    Seien wir doch mal jeder für sich ehrlich zu uns selbst bei der Abwägung. Höherer Mindestlohn - super. Aber wer hat dann nicht den Impuls "Mist, dann wird manches teurer". Faire Löhne in den insbesondere asiatischen Textilfabriken - super. Aber wie konsequent versuchen wir beim Einkauf, da, wo es geht, auf entsprechende Artikel zu achten? Höhere Löhne in der Pflege - super. Aber bei höheren Sozialversicherungsbeiträgen wird nicht gemotzt? Daran glaube ich jedenfalls nicht... ;)
     
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  16. James_19

    James_19 Guest

    Genau das Problem ist es!!!!
    Eine große Rolle in dem Dilemma spielen die Pflegekassen.
    Du hast in den ambulanten Diensten Zeiten vorgegeben.
    28 min für eine Große Körperpflege
    14 min für eine kleine Körperpflege
    06 min für eine Darm/Blasenentleerung
    14 min für eine Darm/Blasenentleerung mit Intimpflege nur mal als Beispiele
    Völlig unabhängig, ob der Patient mobil ist oder nicht.
    Teilweise, wenn man mobilisieren und einen Transfer in den Rollstuhl vornehmen muß, hat man die Leistung Erweitert. Damit hat man ein paar Minuten (6)mehr Zeit.
    Aber verdienen tun in erster Linie die Einrichtung!
    Weil es mehr als genug Patienten gibt, die abzüglich des Pflegegrad, den der MDK(Medizinische Dienst der Krankenkassen) festlegt noch trotz des Pflegegelds ordentlich drauf zahlen!
    Bei uns Pflegekräften bleibt wenig hängen bzw kommt zu wenig an.
    Wir haben auch keine Gewerkschaften, die uns da pushen könnten.
    ver.Di unterstützte jetzt den Streik der Charité Mitarbeiter..... Immerhin....
     
  17. Wieso kann man da nichts machen? Wurde wirklich alles getan, um Pflegekräfte zu halten oder weitere zu qualifizieren? Gab es finanzielle Anreize? Jeder Beamte im Land erhält zB eine Einmalzahlung von 1300 Euro wegen der Belastungen durch Corona, wofür weiß ich bis heute nicht. Vielleicht hätte man so manche Pflegekraft gehalten, wenn man jedem, der als Pfleger von Oktober bis April (danach hat man wahrscheinlich wegen der Saisonalität von Coronaviren wieder etwas Zeit gewonnen für weitere Qualifizierubgsmaßnahmen)arbeitet, eine Einmahlzahlung steuerfrei von zB 10.000 Euro garantiert hätte? Gab es solche Pläne? Immer noch billiger als ein umfassender Lockdown.
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Dezember 2021
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  18. Das ist wirklich Unsinn. Denn mit gleichem Recht kann man ja sagen, dass jeder sich aussuchen kann, wie lange und ob überhaupt man seinen Job machen möchte.
     
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  19. Aber sorry... das passiert doch eh schon jetzt das alles teurer wird. Lebensmittelkosten steigen kontinuierlich, über spritpreise müssen wir nicht reden, mieten werden höher. Die Lebenserhaltungskosten steigen, die Löhne steigen da aber kaum mit. Die DB hat auch grade erst wieder nebenbei ihre Preise für Fahrkarten erhöht.
    Wir Steuerzahler werden gar nicht gefragt ob wir bereit sind mehr zu zahlen, das tun wir doch schon. Allein mehr verdienen tut die Mehrheit jedoch nicht. Daher ja, bitte einen anständigen Mindestlohn von dem man wirklich leben kann und der sich abhebt vom ALG II.
     
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  20. James_19

    James_19 Guest

    Als ich vor 10 Jahren als Pflegehelfer anfing, bekam ich 8,50 € brutto....
    Da verdiente eine Reinigungskraft oder Babysitter mehr.
    Immerhin hat sich in der Hinsicht vieles verändert und gebessert.
    Nur verdienen wir für die, geleistete Arbeit natürlich immer noch zu wenig!
     
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