Seit der Saison 2013/2014 schreibt die Lizensierungsordnung der DFL Deutsche Fußball Liga ihren Clubs vor, dass sie einen turnusmäßigen Dialog mit ihren Fans führen sollen. Tatsächlich bestanden diese Dialoge zwischen Fans und ihren Bezugsvereinen vielerorts schon in den Jahren davor. Auch bei Werder Bremen haben institutionalisierte Gesprächsformate eine deutlich längere Historie: Im Jahr 2011 tagte der Fanbeirat das erste Mal.
Die seinerzeit in die Lizensierungsordnung aufgenommene Vorgabe war jedoch sehr allgemein gehalten. Sie enthielt keine konkreten Vorgaben oder Hinweise, wie diese Dialoge zu führen sein sollen. Schon wenige Jahre nach der Einführung, äußerten Fanorganisationen in der damaligen AG Fanbelange (heute AG Fankulturen) den Wunsch nach einer Konkretisierung: Es soll erhoben werden, in welcher Form die Clubs mit ihren Fans in den Dialog treten und außerdem dafür gesorgt werden, dass die Dialoge nachhaltig, ernst gemeint und verbindlich sind.
Mit diesen und weitergehenden Fragen hat sich die DFL seit 2015 verstärkt beschäftigt. Im Rahmen des seinerzeit gegründeten Arbeitskreises „Club-Fan-Dialog“ wurde zunächst eine Online-Abfrage entwickelt. Hiermit wurde seitdem erhoben, was bewährte Praxis in der Dialogarbeit mit Fans an den jeweiligen Standorten ist. Die Ergebnisse wurden im Arbeitskreis wiederholt diskutiert, wobei auch Erkenntnisse aus der Wissenschaft bezüglich Dialog- und Beteiligungsverfahren miteinbezogen wurden. Ergänzend dazu wurden immer wieder Stimmen aus der Praxis der Fanarbeit und Fans eingeholt, etwa in Rahmen der Veranstaltungen des „Forum Club-Fan-Dialog“. Ziel war es, eine genauere Vorstellung zu erhalten, was einen gelingenden Dialog auszeichnet.
Aus den gesammelten Erkenntnissen wurden Gütekriterien für einen gelingenden Club-Fan-Dialog herausgearbeitet, die nach Beschlussvorlage zur Anpassung der Lizensierungsordnung im Dezember 2021 angenommen und damit beschlossen wurde, dass ab der Spielzeit 2022/2023 konkrete Vorgaben zur Gestaltung der örtlichen Club-Fan-Dialoge gelten.
Werder Bremen erfüllt diese seit Jahren. Der Verein steht in unterschiedlichen Dialogformaten zu verschiedenen Themen mit den jeweiligen Stakeholder*innen im institutionalisierten Austausch. Diese Formate werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Der Fanbeirat tagt seit 2011 alle drei Monate (sowie anlassbezogen) unter dem Vorsitz der für den Bereich „Fans“ zuständigen Geschäftsführung. Hier werden die Themen zusammengeführt, die in den verschiedenen Dialogformaten (siehe unten) erarbeitet und besprochen werden.
Zu diesem Zweck können folgende Instanzen Vertreter*innen entsenden:
Des Weiteren gibt es flexible Teilnahmemöglichkeiten für interessierte Fanclubs und nicht organisierte Fans. Darüber hinaus werden bei Bedarf Vereinsvertreter*innen aus den jeweiligen Fachbereichen zur Teilnahme eingeladen. Die zu besprechenden Themen werden vorab eingereicht und im in Form einer Tagesordnung an die Teilnehmenden digital versendet. Der Zweck des Fanbeirats ist die Schaffung einer vertrauten Diskussionskultur und eine ziel- und lösungsorientierte Themenbearbeitung. Die Ergebnisse werden in Protokollen festgehalten und im Nachgang an die Teilnehmenden gesendet. Diese werden nach der Entscheidung des Fanbeirats im Jahr 2015 nicht veröffentlicht.
Im Jahr 2019 hat die Fanbetreuung eine Umfrage durchgeführt, welche die Zufriedenheit des Stadionbesuchs von Zuschauer*innen mit Behinderungen untersuchte. Nach der Auswertung wurde ersichtlich, dass sich 79% der Befragten ein regelmäßiges Treffen zwischen den Fans mit Behinderung und den Inklusionsbeauftragten wünschen. Auf dieser Basis dieser Rückmeldung wurde im Jahr 2020 der Inklusive Fanbeirat von der Fanbetreuung initiiert.
Einmal pro Hin- und Rückrunde werden alle Dauerkarteninhaber*innen aus dem Rollstuhl-, Gehörlosen-, und Sehbehindertenbereich, inklusive Fanclubs sowie weitere interessierte Zuschauer*innen mit und ohne Behinderungen, die regelmäßig oder auch unregelmäßig im Stadion sind, zum Beirat eingeladen. Außerdem erhalten Vertreter*innen aus den Fachabteilungen des SV Werder Bremen bei Bedarf/themenbezogen ebenfalls eine Einladung zum Inklusiven Fanbeirat. Geleitet werden die Sitzungen von der Fanbetreuung.
Die zu besprechenden Themen werden vorab von den Teilnehmenden eingereicht. Die Ergebnisse werden in Protokollen festgehalten und im Nachhinein an den gesamten Verteiler gesendet.
Seit dem Jahr 2021 werden gewählte Vertreter*innen aus dem Inklusiven Fanbeirat in den Fanbeirat entsendet, um dort die Interessen von Menschen mit Behinderungen zu vertreten.
Der Inklusive Fanbeirat bietet eine Plattform für Fans mit und ohne Behinderungen, um sich über mögliche Probleme und Wünsche in Bezug auf ein inklusives Stadionerlebnis auszutauschen und gemeinsam Lösungsansätze zu erarbeiten.
Das Beratungsgremium der Aufmerksamkeit tagt seit 2019 einmal monatlich und wird von der Fanbetreuung des SV Werder Bremen geleitet.
Teilnehmende Parteien sind:
Aus dem Umfeld der hier versammelten Gruppen kam 2019 der Impuls zur Etablierung einer Awareness-Struktur beim SVW. Diese bieten Personen niedrigschwellig Hilfe an, die sich am Spieltag bedroht, belästigt oder bedrängt fühlen. Die Awareness-Arbeit des Vereins wird in der BG der Aufmerksamkeit evaluiert. Bei Verbesserungsbedarf wird gemeinsam nach Lösungswegen gesucht. Darüber hinaus werden hier Themen diskutiert, die das Ziel haben, ein rücksichtsvolles Miteinander im Umfeld des Vereins zu fördern und somit das Wohlbefinden und Gefühl der Sicherheit aller Personen am Spieltag zu steigern.
In der im Dezember 2016 eingeführten AG-Ostkurve werden mit verschiedenen Fanvertreter*innen stadionrelevante Themen besprochen. Diese können u.a. die folgenden Aspekte umfassen:
Die AG soll nach längerer Pause vierteljährlich tagen und kann bei Bedarf auch kurzfristig abgehalten werden.
Folgende Abteilungen/Institutionen sind hierbei eingebunden:
Einige der Vertreter*innen (z.B. Levy Restaurants, Spieltags-AG) werden nur bei entsprechender thematischer Notwendigkeit hinzugeladen. Die zu besprechenden Themen werden vorab eingereicht und im in Form einer Tagesordnung an die Teilnehmenden digital versendet.
Eine Arbeitsgruppe, die sich um die Nachhaltigkeitsdimensionen mit Fanbezug mit dem Fokus auf ökologische Themen kümmert, ist in Planung und wird sich in den kommenden Monaten konstituieren. Ein*e Vertreter*in wird ebenfalls im einen Sitz im Fanbeirat erhalten.